Auch wenn die technischen Methoden nicht mit den heutigen vergleichbar waren, so waren doch die Grundsätze der Tatortsicherung ähnlich: der Tatort sollte möglichst unberührt und in Ruhe vom Erkennungsdienst untersucht werden können, nachträgliche Spurenlegung durch Schaulustige oder die Ermittler selbst waren zu vermeiden und wo man die Untersuchung nicht vor Ort durchführen konnte, sollten die zu untersuchenden Gegenstände gesichert und zu den Experten transportiert werden.
Viele dieser Methoden waren den Ermittlern vor Ort gar nicht oder nur unzureichend bekannt. Zeitnot und finanzieller Druck taten ihr Übriges dazu, warum zuweilen manche theoretisch bekannten Maßnahmen in der Praxis nicht angewandt wurden. Erfahren Sie hier mehr über die Möglichkeiten und Grenzen der Sicherung von Spuren an einem Tatort im Jahr 1922.

Inhaltsverzeichnis Spurensicherung

Tatortbeschreibung

Zur späteren Zuordnung der gesicherten Spuren und ihrer Auswertung war schon damals die Tatortbeschreibung unersetzlich.

Tatortbegehung (Inaugenscheinnahme)

Nichts konnte den Tatort so genau beschreiben, als ihn mit eigenen Augen gesehen zu haben. Um diese Eindrücke festzuhalten und auch anderen Personen Informationen über den Tatort zu vermitteln war der Lokalaugenschein von größter Wichtigkeit.

Worauf zu achten war:

  • Kontamination durch Zeugen und Polizisten verhindern
  • Dokumentation des Tatortes (Temperatur, Belüftung, Wärmequellen...) in Skizzen und beschreibendem Protokoll
  • Identifizierung von Auffälligkeiten, die genauer untersucht werden mussten:
    • Opfer/ Einzeltatorte
    • Einbruchspuren
    • Blutspuren
    • Fingerabdrücke/Fußabdrücke
    • Auffälligkeiten wie Beschädigungen, Spuren von Durchsuchungen
    • Indizien zum Tatzeitpunkt
    • Indizien zum Tathergang

Dokumentation des Tatortes

Für die spätere Nachvollziehbarkeit war die sorgfältige Beschreibung und Abbildung eines Tatortes wichtig. Es gab keine zweite Gelegenheit, den Tatort genauso wieder vorzufinden und zu beschreiben.

  Augenscheinsprotokoll (aus der Tatortbegehung)      Tatortskizzen      Tatortfotografie
  Detailskizzen bei Auffälligkeiten      Anfertigung einer Umgebungskarte      Befragung von Zeugen über den Zustand des Tatortes

Tatortskizzen

Für die Dokumentation eines Tatortes war es wichtig, sämtliche Details in einer Tatortskizze festzuhalten. Vor der routinemäßig verwendeten Tatortfotografie war dies die einzige Möglichkeit, in der Zeit nach dem Verbrechen, immer wieder die Situation vor Ort nachzuvollziehen. Selbst mit der Tatortfotografie verlor die Tatortskizze nicht an Wichtigkeit, immerhin bot sie die Gesamtübersicht und diente bei Betrachtung der Fotos auch als Informationsquelle, worauf der Betrachter sein Augenmerk lenken musste.

Tatortfotografie

Spuren

Die Ermittler suchten aktiv nach Spuren und setzten auch Polizeihunde ein.

Spurensicherung

Mechanische Sicherung von relevanten Gegenständen

Mögliche Tatwaffen
Sonstige

Spuren menschlicher Herkunft

Blutspuren
Fingerabdrücke/Handabdrücke
Exkremente und Erbrochenes
Haarspuren
Fußabdrücke/ - eindrücke
Obduktion
Sonstiges

Überdies konnten folgende menschliche Spuren untersucht werden und Rückschlüsse auf die Opfer und den Tathergang liefern: Urin, Speichel, Sperma, Frauenmilch...

Andere Spuren

Verunreinigungen
Schießspuren und Munition
Reifenspuren

Ähnliches wie für Fußeindrücke galt auch für Reifenspuren, bei denen die Spurensicherer sehr genau unterscheiden konnten, ob ein Fuhrwerk oder ein Handwagen, ein Automobil oder ein Motorrad für die Spuren ursächlich war. Bei auffälligen Merkmalen wie Beschädigungen konnte eventuell eine Identifizierung eines einzelnen Fahrzeuges gelingen.

Stoffe und Gewebe
Schriftfälschungen