Aussagen: 1953-03-20 Ney Heinrich: Unterschied zwischen den Versionen
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Die anwesenden Gendarmeriebeamten erzählten uns, dass bei ihrem Eintreffen ein Jungrind im Stall losgelegt war. Wir schlossen daraus, dass die Täter das Tier loslegten, um die Familie Gruber zu veranlassen, im Stalle Nachschau zu halten. Vermutlich hat zunächst der alte Herr Gruber vom Stall aus die Tenne betreten. Wahrscheinlich sind dann die anderen Familienmitglieder nachgefolgt, nachdem Herr Gruber nicht aus dem Stall zurückkam. Aus der Tatsache, dass alle getöteten Personen Verletzungen an der rechten Gesichtshälfte aufwiesen, schlossen wir, dass die Täter hinter der Tür zur Tenne, die nach rechts in den Tennenraum hinein geöffnet wird, auf ihre Opfer lauerten.<br><br> | Die anwesenden Gendarmeriebeamten erzählten uns, dass bei ihrem Eintreffen ein Jungrind im Stall losgelegt war. Wir schlossen daraus, dass die Täter das Tier loslegten, um die Familie Gruber zu veranlassen, im Stalle Nachschau zu halten. Vermutlich hat zunächst der alte Herr Gruber vom Stall aus die Tenne betreten. Wahrscheinlich sind dann die anderen Familienmitglieder nachgefolgt, nachdem Herr Gruber nicht aus dem Stall zurückkam. Aus der Tatsache, dass alle getöteten Personen Verletzungen an der rechten Gesichtshälfte aufwiesen, schlossen wir, dass die Täter hinter der Tür zur Tenne, die nach rechts in den Tennenraum hinein geöffnet wird, auf ihre Opfer lauerten.<br><br> | ||
Wir gingen dann in das Magdzimmer im Erdgeschoss des Wohnhauses. Dort sahen wir, dass [[Personen: Baumgartner Maria | die Magd]] auf dem Boden vor dem Bett mit dem Gesicht nach unten lag. Ihr Hinterkopf wies ein Loch auf, das durch das Blut verkrustet war. Der Gerichtsarzt stellte am nächsten Tage fest, dass das Loch etwa 4 cm tief war und vermutlich von einer spitzen Hacke herrührte. Anschließend gingen wir in das Schlafzimmer und fanden dort in der Ecke einen Kinderwagen, in welchem der [[Personen: Gabriel Josef | 3jährige Bub]] der Frau Gabriel mit zerschmettertem Schädel lag. Das Dach über dem Kopf des Kindes war ebenfalls zerschlagen. Der Schlag wurde also wohl so ausgeführt, dass die Täter mit einem Werkzeug mitten in das Gesicht des Kindes geschlagen haben.<br><br> | Wir gingen dann in das Magdzimmer im Erdgeschoss des Wohnhauses. Dort sahen wir, dass [[Personen: Baumgartner Maria | die Magd]] auf dem Boden vor dem Bett mit dem Gesicht nach unten lag. Ihr Hinterkopf wies ein Loch auf, das durch das Blut verkrustet war. Der Gerichtsarzt stellte am nächsten Tage fest, dass das Loch etwa 4 cm tief war und vermutlich von einer spitzen Hacke herrührte. Anschließend gingen wir in das Schlafzimmer und fanden dort in der Ecke einen Kinderwagen, in welchem der [[Personen: Gabriel Josef | 3jährige Bub]] der Frau Gabriel mit zerschmettertem Schädel lag. Das Dach über dem Kopf des Kindes war ebenfalls zerschlagen. Der Schlag wurde also wohl so ausgeführt, dass die Täter mit einem Werkzeug mitten in das Gesicht des Kindes geschlagen haben.<br><br> | ||
Am nächsten Tag wurden die Leichen auf dem Hof des Anwesens seziert. Herr Landgerichtsarzt Dr. Aumüller erklärte bei dieser [[Sachverhalte: | Am nächsten Tag wurden die Leichen auf dem Hof des Anwesens seziert. Herr Landgerichtsarzt Dr. Aumüller erklärte bei dieser [[Sachverhalte: Ergebnisse der Obduktion | Sektion]], dass die 11jährige Viktoria [Cilli] Gabriel erst 2-3 Stunden nach der Verletzung gestorben sei.<br><br> | ||
Die sezierten Leichen wurden in die offenstehende Tenne zurückverbracht. Als sie den alten Gruber, dessen Ehefrau und die Frau Gabriel bereits in die Tenne gebracht hatten und anschließend das 11jährige Kind hineintrugen, bemerkten die zwei Träger und ich, dass von dem Tennenboden ein daumenstarkes [[Sachverhalte: Das Heuseil | Heuseil]], das vorher nicht da war, herabhing. Die Träger waren derart erschrocken, dass sie die Bahre beinahe fallen liessen und ganz erschreckt riefen, woher denn plötzlich dieses Seil komme. Wir haben uns sofort gedacht, dass sich jemand in der Zwischenzeit vom Heuseil heruntergelassen hat, weil das Seil nicht in Schlangenlinie, sondern vollkommen straff herunterhing. Oben an dem verstaubten Querbalken, an dem das Seil befestigt war, sah man noch zwei Handabdrücke. Der Knoten, der das Seil mit dem Querbalken verband, war fest zugezogen. Wir teilten unsere Beobachtung der Kommission mit. Trotz Ansetzung des Hundes konnte jedoch keine Spur von den Tätern gefunden werden. An jenem Tage lag Neuschnee.<br><br> | Die sezierten Leichen wurden in die offenstehende Tenne zurückverbracht. Als sie den alten Gruber, dessen Ehefrau und die Frau Gabriel bereits in die Tenne gebracht hatten und anschließend das 11jährige Kind hineintrugen, bemerkten die zwei Träger und ich, dass von dem Tennenboden ein daumenstarkes [[Sachverhalte: Das Heuseil | Heuseil]], das vorher nicht da war, herabhing. Die Träger waren derart erschrocken, dass sie die Bahre beinahe fallen liessen und ganz erschreckt riefen, woher denn plötzlich dieses Seil komme. Wir haben uns sofort gedacht, dass sich jemand in der Zwischenzeit vom Heuseil heruntergelassen hat, weil das Seil nicht in Schlangenlinie, sondern vollkommen straff herunterhing. Oben an dem verstaubten Querbalken, an dem das Seil befestigt war, sah man noch zwei Handabdrücke. Der Knoten, der das Seil mit dem Querbalken verband, war fest zugezogen. Wir teilten unsere Beobachtung der Kommission mit. Trotz Ansetzung des Hundes konnte jedoch keine Spur von den Tätern gefunden werden. An jenem Tage lag Neuschnee.<br><br> | ||
Auf dem Tennenboden fanden wir [[Sachverhalte:_Fremde_immer_nur_Fremde#Heukuhlen.2F_Notdurft_im_Heu.2F_Verschobene_Dachziegel.2FSpeckschwarten | im Heu zwei Vertiefungen]], die darauf schliessen liessen, dass hier die Liegestätte von zwei Personen war. In der Nähe dieser Liegestätte lag Menschenkot.<br><br> | Auf dem Tennenboden fanden wir [[Sachverhalte:_Fremde_immer_nur_Fremde#Heukuhlen.2F_Notdurft_im_Heu.2F_Verschobene_Dachziegel.2FSpeckschwarten | im Heu zwei Vertiefungen]], die darauf schliessen liessen, dass hier die Liegestätte von zwei Personen war. In der Nähe dieser Liegestätte lag Menschenkot.<br><br> |
Version vom 22. Juni 2017, 18:59 Uhr
Quelle
Staatsarchiv München
Detailinformationen
Datum
20. März 1953
Ort
Kaufbeuren
Zugegen
Heinrich Ney
David, Justizangestellter
Schuster, Gerichtsassistent
Inhalt
Zeugen-Vernehmung Kaufbeuren, den 20. März 1953
Ger. Ass. Schuster, 1. Zeuge:
Zur Person: |
Verbindung zum Mordfall Hinterkaifeck
Fragen/Bemerkungen
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