Sachverhalte: Das Heuseil
Was?
Noch während die Obduktion auf dem Hof stattfand, wurden die Särge im Stadel aufgereiht. Dabei fiel den Ermittlern auf, dass von einem Balken ein Heuseil herabhing.
Über dieses Seil gibt es verschiedene Aussagen. Es ist nicht geklärt, ob es schon vor der Tat dort angebracht war, oder ob die Täter es evtl. sogar zur Flucht benutzt haben. Auch ist nicht klar, ob das Seil zum Zeitpunkt der Auffindung bereits an dieser Stelle herabhing oder ob es aufgerollt oben auf dem Balken lag.
Aktenfundstücke
Hinweis: Die Aktenfundstücke sind chronologisch in aufsteigender Reihenfolge angegeben. Je höher die Quellennummer, umso weiter ist diese Aussage zeitlich gesehen vom Tatgeschehen entfernt. Bitte beachten Sie dies bei der Einschätzung der Glaubwürdigkeit/Belastbarkeit der jeweiligen Quelle/Information.
- "Auf der Planskizze ist im Stadel, nahe beim nördlichen Scheunentor ein rotes Kreuz eingezeichnet. Dort hing vom Dachboden herunter bis auf den Fußboden ein etwa fingerdickes Seil, das oben so fest angeknüpft war, daß sich eine erwachsene männliche Person an ihm herunter lassen konnte." [1]
- "Größer wurde das Erstaunen, als man unter einem Dachsparren ein Seil gewickelt vorfand, das auf dem Boden zusammengelegt, jedenfalls dazu bestimmt war, den Mordbuben bei ev. Überraschung leichter zur Flucht zu verhelfen." [2]
- "auch war ein Seil angebracht, mit Hilfe dessen man sich in den Stadel herablassen konnte, anscheinend um im Falle des vorzeitigen Entdecktwerdens verschiedene Wege zur Flucht zu haben." [3]
- "auch war ein Seil angebracht, mit dessen Hilfe man sich in den Stadel herablassen konnte." [4]
- "Auf dem Boden über dem Maschinenhaus lagerte Stroh, in welchem Vertiefungen ersichtlich waren, als wenn jemand im Stroh gelegen hätte. Von diesem Boden hing ein am Dachboden festgeknüpftes fingerdickes Seil in das Maschinenhaus herunter; diese sollte offenbar dazu dienen, daß man sich von dem oberen Boden in den unteren Raum des Stadels herablassen konnte." [6]
- "daß vor dem Scheunentürl – innen – ein Seil herunterhing. Es machte den Eindruck, als wenn sich der Täter an diesem Seil heruntergelassen hat." [7]
- "Im Wagenhaus ist ein Seil von oben heruntergehängt und ich glaube, daß die Mörder oben im Heuboden bis zur Wagenremise gegangen sind, man konnte nämlich oben durchgehen, und sich dann an diesem Seil heruntergelassen haben." [8]
- "Außerdem war in der Mitte eines Querbalkens ein längeres Heuseil befestigt. Ich vermutete, dass dies zu dem Zwecke war, um im Bedarfsfalle möglichst rasch herunter auf den Tennenboden zu gelangen. Ich bin der Meinung, dass dieses Seil natürlich nicht ständig heruntergehangen hat, sondern eben hochgezogen war, damit es niemandem auffällt." [9]
- "Weiter habe ich noch nie etwas von einem herunterhängenden Heuseil und von Sassen im Heu gehört" [10]
- "Von einem Heuseil weiß ich auch nichts" [11]
- "Das Seil, welches von einem Balken zur Tenne herunterging, ist mir bekannt. Es hing fast bis zum Boden und zwar in unmittelbarer Nähe des Scheunentores links von der Hofseite aus betrachtet." [12]
- "Ich könnte mich aber nicht entsinnen, ob in der Scheune ein Heuseil gehangen hat" [13]
- "Ich glaube mich noch entsinnen zu können, daß auf dem Querbalken in der Scheune noch ein Heuseil gehangen hat. Es ging seinerzeit das Gespräch um, daß dieses Seil durch den Täter angebracht worden sei, um besser auf den Strohboden zu kommen, andererseits sich aber auch eine bessere Fluchtmöglichkeit zu schaffen." [14]
- "Als ich der Gerichtskommission meine tags zuvor gemachten Wahrnehmungen an Ort und Stelle schilderte, fiel mir auf, dass plötzlich ein Heuseil in der Tenne, unmittelbar bei den Toren, vom Gebälk herunterhing. Ich weiß bestimmt, dass dieses Seil am Tag zuvor nicht an diesem Ort gehangen hat. Dies weiß ich deshalb so genau, weil wir beim Durchschreiten der Tenne noch keine Leichen gesehen hatten und ich dachte, dass sie irgendwo oben hängen. Aus diesem Grunde habe ich die Tenne genau besichtigt. Auch Pöll konnte sich an das Heuseil von tags zuvor nicht erinnern. " [15]
- "Als wir den alten Gruber, dessen Ehefrau, die Frau Gabriel bereits in die Tenne zurückgebracht hatten, und anschließend das 11jährige Kind hineintrugen, bemerkten sowohl ich als auch die 2 Träger, deren Namen mir momentan unbekannt sind, dass plötzlich von der Tenne (Querbalken) ein daumenstarkes Heuseil, das vorher nicht da war, herabhing. Die Träger waren derart erschrocken, dass sie die Bahr fallen ließen und ganz erschreckt ausriefen, woher denn plötzlich dieses Seil komme. Wir haben uns sofort gedacht, dass sich jemand in der Zwischenzeit vom Heuboden heruntergelassen hat, nachdem das Seil nicht in Schlangenlinien, sondern vollkommen straff herunterhing. Oben an dem Querbalken sah man noch die Abdrücke der Hände, die derjenige, der sich an dem Seil heruntergelassen hatte, hinterlassen hat. Außerdem war der Knoten, der das Heuseil mit dem Querbalken verband, sehr fest zugezogen, so dass wir sofort bemerkten, dass sich eine erhebliche Last an dem Seil heruntergelassen hat." [16]
- "Als sie den alten Gruber, dessen Ehefrau und die Frau Gabriel bereits in die Tenne gebracht hatten und anschließend das 11jährige Kind hineintrugen, bemerkten die zwei Träger und ich, dass von dem Tennenboden ein daumenstarkes Heuseil, das vorher nicht da war, herabhing. Die Träger waren derart erschrocken, dass sie die Bahre beinahe fallen liessen und ganz erschreckt riefen, woher denn plötzlich dieses Seil komme. Wir haben uns sofort gedacht, dass sich jemand in der Zwischenzeit vom Heuseil heruntergelassen hat, weil das Seil nicht in Schlangenlinie, sondern vollkommen straff herunterhing. Oben an dem verstaubten Querbalken, an dem das Seil befestigt war, sah man noch zwei Handabdrücke. Der Knoten, der das Seil mit dem Querbalken verband, war fest zugezogen." [17]
Offene Fragen/Bemerkungen
Das Heuseil ging zusammen mit den Schädeln an die Nürnberger Hellseherinnen. Der Protokollist schreibt von dem "Paket mit dem Seil" [5].
Im Besitz von der Familie Gruber-Gabriel befanden sich nach Pielmayer "zich Posten Heuseile, Stricke, Strange" [6].
Quellen/Herkunft
1922:
[1] Bericht Wiessner 06.04.1922
[2] Augsburger Zeitung 08.04.1922
[3] Schrobenhausener Wochenblatt 13.04.1922
[4] Freie Presse Ingolstadt 15.04.1922
[5] Spiritistische Sitzung Frl. Jü 02.05.1922
1926:
[6] Bericht Pielmayer 06.11.1926
1930:
[7] Aussage Bley 08.08.1930
1931:
[8] Aussage Schlittenbauer 30.03.1931
1951:
[9] Aussage Kerner 27.11.1951
[10] Aussage Freundl 17.12.1951
[11] Aussage Schlittenbauer J. 17.12.1951
[12] Aussage Schrätzenstaller 17.12.1951
[13] Aussage Schrittenlocher 17.12.1951
[14] Aussage Schwaiger 17.12.1951
1952:
[15] Aussage Sigl 10.01.1952
1953:
[16] Aussage Ney 19.01.1953
[17] Aussage Ney 20.03.1953