Berichte: 1922-05-02 Bericht Neuss: Unterschied zwischen den Versionen

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Am 5.April 1922 habe ich im Schlafzimmer der Ermordeten unter anderem die anliegende Beitragsaufstellung der Ortskrankenkasse Schrobenhausen vorgefunden. Nach dieser war mindestens in den Monaten Juli oder August 1921 bei Frau Viktoria Gabriel eine Kreszenz R i e g e r in Arbeit gestanden.
Am 5.April 1922 habe ich im Schlafzimmer der Ermordeten unter anderem die anliegende Beitragsaufstellung der Ortskrankenkasse Schrobenhausen vorgefunden. Nach dieser war mindestens in den Monaten Juli oder August 1921 bei Frau Viktoria Gabriel eine Kreszenz [[Personen: Rieger Kreszenz | Rieger]] in Arbeit gestanden.


Ich habe deshalb nach Auffindung dieser Beitragsaufstellung, also am 5.April 22 dieselbe mit noch anderen Notizen zwecks unmittelbarer sofortiger Einleitung weiterer Erhebungen dem Sicherheitskommissär Goldhofer der Gend. Stat. Hohenwart in Hinterkaifeck übergeben. Insbesondere hatte ich ihn ersucht wegen Wichtigkeit der Sache umgehend dahin Erhebungen einzuleiten, wie lange die Rieger bei Gabriel beschäftigt war, und um welche Person es sich hier handelt, mit welchen Personen sie im Verkehr stand u.s.w.. Wie nun aus der mir vom Staats-anwalt Neuburg a.D. zwecks Vornahme entsprechender Erhebungen übergebenen Anzeige der Gend. Station Schrobenhausen vom 10.April hervorgeht, wäre die Rieger vom 9.Oktober 21 bis 2.Februar 22 bei Gabriel als Dienstmagd bei der Ortskrankenkasse Schrobenhausen in Stellung gemeldet gewesen. Deren Jetziger Aufenthalt sollte in Adelshausen sein und dort beim Wirt erfragt werden können.
Ich habe deshalb nach Auffindung dieser Beitragsaufstellung, also am 5.April 22 dieselbe mit noch anderen Notizen zwecks unmittelbarer sofortiger Einleitung weiterer Erhebungen dem Sicherheitskommissär Goldhofer der Gend. Stat. Hohenwart in Hinterkaifeck übergeben. Insbesondere hatte ich ihn ersucht wegen Wichtigkeit der Sache umgehend dahin Erhebungen einzuleiten, wie lange die Rieger bei Gabriel beschäftigt war, und um welche Person es sich hier handelt, mit welchen Personen sie im Verkehr stand u.s.w.. Wie nun aus der mir vom Staats-anwalt Neuburg a.D. zwecks Vornahme entsprechender Erhebungen übergebenen Anzeige der Gend. Station Schrobenhausen vom 10.April hervorgeht, wäre die Rieger vom 9.Oktober 21 bis 2.Februar 22 bei Gabriel als Dienstmagd bei der Ortskrankenkasse Schrobenhausen in Stellung gemeldet gewesen. Deren Jetziger Aufenthalt sollte in Adelshausen sein und dort beim Wirt erfragt werden können.
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Durch diese Angaben und die verschiedenen vernommenen Zeugen ist zweifellos festgestellt, daß der led. Fabrikarbeiter
Durch diese Angaben und die verschiedenen vernommenen Zeugen ist zweifellos festgestellt, daß der led. Fabrikarbeiter
Anton B i c h l e r
Anton Bichler
Geboren am 12.IV.91 in Waidhofen mit der Rieger ein Liebesverhältnis unterhalten hat und öfters zur Nachtzeit zu ihr ans Kammerfenster gekommen ist. Weiter will sich die Rieger mit Bichler nicht eingelassen haben, weil er von den Ermordeten als Dieb bezeichnet worden ist.
Geboren am 12.IV.91 in Waidhofen mit der Rieger ein Liebesverhältnis unterhalten hat und öfters zur Nachtzeit zu ihr ans Kammerfenster gekommen ist. Weiter will sich die Rieger mit Bichler nicht eingelassen haben, weil er von den Ermordeten als Dieb bezeichnet worden ist.


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Das sich die Rieger mit Bichler nicht weiter eingelassen hat, soll dieser auf die Ermordeten zurückgeführt haben. Er soll auch die Rieger mit dem Durchlassen bedroht und sich selbst dahin geäußert haben: “Die Kaifecker gehören alle erschlagen“ s. Anl.1
Das sich die Rieger mit Bichler nicht weiter eingelassen hat, soll dieser auf die Ermordeten zurückgeführt haben. Er soll auch die Rieger mit dem Durchlassen bedroht und sich selbst dahin geäußert haben: “Die Kaifecker gehören alle erschlagen“ s. Anl.1


Wie mir von zuverlässiger Seite mitgeteilt worden ist, hat Anton Bichler in den letzten Jahren im Jagdgebiet des Rechtsanwalts S c h n e i d e r in Schrobenhausen und zwar im Gemeindebezirk Wangen gewildert. Ich werde in dieser Anzeige am Schlusse näher darauf eingehen. S. Anl.18
Wie mir von zuverlässiger Seite mitgeteilt worden ist, hat Anton Bichler in den letzten Jahren im Jagdgebiet des Rechtsanwalts Schneider in Schrobenhausen und zwar im Gemeindebezirk Wangen gewildert. Ich werde in dieser Anzeige am Schlusse näher darauf eingehen. S. Anl.18


Was den Mord betrifft, so muß hier noch insbesondere angeführt werden, daß nach den Angaben der Rieger –Anl.1- der Hofhund der Ermordeten, der sonst als allgemein sehr bissig und wachsam bezeichnet wird, gerade bei Anton Bichler nichts gemacht hat, d.h. bei Betreten des Hofraumes sich ganz ruhig verhalten und nicht gebellt hat.
Was den Mord betrifft, so muß hier noch insbesondere angeführt werden, daß nach den Angaben der Rieger –Anl.1- der Hofhund der Ermordeten, der sonst als allgemein sehr bissig und wachsam bezeichnet wird, gerade bei Anton Bichler nichts gemacht hat, d.h. bei Betreten des Hofraumes sich ganz ruhig verhalten und nicht gebellt hat.


Sehr bezeichnet sind auch die Angaben des Wiedl –Anl.5- wonach dessen Bruder
Sehr bezeichnet sind auch die Angaben des Wiedl –Anl.5- wonach dessen Bruder
Karl B i c h l e r
Karl Bichler
Sich darauf interessiert hat, wie man einen wachsamen Hund lahmlegen könnte. Er soll sich in dieser Richtung an den Schäfer des Bauern Josef Greppmeier in Steinenkirch, der ein solches Mittel haben soll, gewandt haben.
Sich darauf interessiert hat, wie man einen wachsamen Hund lahmlegen könnte. Er soll sich in dieser Richtung an den Schäfer des Bauern Josef Greppmeier in Steinenkirch, der ein solches Mittel haben soll, gewandt haben.


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Es scheint aber, daß Bichler ein derartiges Mittel gefunden hat, denn nach Angabe des Beil –Anl. 9- hat er dessen sonst äußerst wachsamen Hunde soweit gebracht, daß sie jetzt keinen Laut mehr geben, wenn er dessen Hofraum betritt.
Es scheint aber, daß Bichler ein derartiges Mittel gefunden hat, denn nach Angabe des Beil –Anl. 9- hat er dessen sonst äußerst wachsamen Hunde soweit gebracht, daß sie jetzt keinen Laut mehr geben, wenn er dessen Hofraum betritt.


Was dem von der Rieger bezeichneten Diebstahl eines Pferdegeschirres durch Bichler bei dem Gastwirt Walter in Koppenbach betrifft, so fand dies durch die Angabe des Walter –Anl. 7- seine Aufklärung dahin, daß es damals beim Versuch geblieben ist und daß nicht Bichler, sondern die Gebrüder T h a l e r und zwar der led. Landwirtssohn Lorenz T h a l e r geb. 16.8.05 in Ilmenhof B.A. Pfaffenhofen a.I. und dessen Bruder Adam T h a l e r, geboren 21.10.06 dort, beide in Kaifeck Gde. Wangen wohnhaft, als Täter bei der Tat ertappt, zur Anzeige gebracht und beim Amtsgericht Schrobenhausen abgeurteilt und freigesprochen worden sind. (A.V. 123 ab/20)
Was dem von der Rieger bezeichneten Diebstahl eines Pferdegeschirres durch Bichler bei dem Gastwirt Walter in Koppenbach betrifft, so fand dies durch die Angabe des Walter –Anl. 7- seine Aufklärung dahin, daß es damals beim Versuch geblieben ist und daß nicht Bichler, sondern die Gebrüder Thaler und zwar der led. Landwirtssohn Lorenz Thaler geb. 16.8.05 in Ilmenhof B.A. Pfaffenhofen a.I. und dessen Bruder Adam Thaler, geboren 21.10.06 dort, beide in Kaifeck Gde. Wangen wohnhaft, als Täter bei der Tat ertappt, zur Anzeige gebracht und beim Amtsgericht Schrobenhausen abgeurteilt und freigesprochen worden sind. (A.V. 123 ab/20)


Wegen des von der Rieger – Anl. 1 – bezeichneten Einstiegdieb-stahls in Hinterkaifeck Ende Oktober Anfangs November 20 kommt nach den Angaben des Georg Siegl – Anl. 3 – als Täter der led. Dienstknecht Josef H a r t l, geb. 17.8.05 in Waidhofen in Betracht.
Wegen des von der Rieger – Anl. 1 – bezeichneten Einstiegdieb-stahls in Hinterkaifeck Ende Oktober Anfangs November 20 kommt nach den Angaben des Georg Siegl – Anl. 3 – als Täter der led. Dienstknecht Josef Hartl, geb. 17.8.05 in Waidhofen in Betracht.


Hartl ist seit 2.2.22 bei dem Bauern Johann Walter in Koppen-bach bedienstet. Derselbe erklärte mir, daß er glaublich im Jahre 19 bei Gabriel in Hinterkaifeck als Dienstbube in Stellung war. Wegen schlechter Behandlung sei er davongelaufen, habe aber nicht sich zu seinen Eltern nach Waidhofen begeben, sondern sei an der vorderen Frontseite des Hauses an einer Stange bis zum offenen Fenster im 1. Stock hinaufgeklettert und habe dann auf dem Stroh übernachtet und sei dann am nächsten Tage unter Mitnahme eines viertel Schinkens und etwas Brot davon. Richtig sei es, daß er damals gegen den Wald zugelaufen wäre. Kleidungs-stücke hätte er nicht entwendet.
Hartl ist seit 2.2.22 bei dem Bauern Johann Walter in Koppen-bach bedienstet. Derselbe erklärte mir, daß er glaublich im Jahre 19 bei Gabriel in Hinterkaifeck als Dienstbube in Stellung war. Wegen schlechter Behandlung sei er davongelaufen, habe aber nicht sich zu seinen Eltern nach Waidhofen begeben, sondern sei an der vorderen Frontseite des Hauses an einer Stange bis zum offenen Fenster im 1. Stock hinaufgeklettert und habe dann auf dem Stroh übernachtet und sei dann am nächsten Tage unter Mitnahme eines viertel Schinkens und etwas Brot davon. Richtig sei es, daß er damals gegen den Wald zugelaufen wäre. Kleidungs-stücke hätte er nicht entwendet.
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Siegl ist eine Person, der infolge seiner körperlichen Figur einer solchen Tat nicht gewachsen ist.
Siegl ist eine Person, der infolge seiner körperlichen Figur einer solchen Tat nicht gewachsen ist.


Was die Person der angeblichen “Bauern-Sepp“ von Gröbern betrifft, so kommt nur der led. Arbeiter Josef S c h r i t t e n l o c h e r, 20 Jahre alt, in Gröbern wohnhaft in Betracht. Schrittenlocher, gen. “Bauern-Sepp“ von Gröbern erklärte, daß er nie zu der Dienstmagd Rieger zum Kammerfensterln gekommen sei und könne auch nicht angeben, wer sich seines Namens dort bedient haben könnte. Bezüglich der Täterschaft des Mordes konnte auch dieser keine Angaben machen. Ebenso über den dort abgewickelten verkehr mit anderen.
Was die Person der angeblichen “Bauern-Sepp“ von Gröbern betrifft, so kommt nur der led. Arbeiter Josef Schrittenlocher, 20 Jahre alt, in Gröbern wohnhaft in Betracht. Schrittenlocher, gen. “Bauern-Sepp“ von Gröbern erklärte, daß er nie zu der Dienstmagd Rieger zum Kammerfensterln gekommen sei und könne auch nicht angeben, wer sich seines Namens dort bedient haben könnte. Bezüglich der Täterschaft des Mordes konnte auch dieser keine Angaben machen. Ebenso über den dort abgewickelten verkehr mit anderen.


Der jetzige Geliebte der Rieger ist der led. Taglöhner Johann E n g e l h a r d t, -Anl. 12- von Schrobenhausen. Derselbe ist zwar seit Januar 22 außer geregelter Beschäftigung, wird aber von seiner Schwester Magdalena Engelhardt von Schrobenhausen verpflegt und beherbergt. Als Täter dürfte er nach den gemachten Erhebungen nicht in Frage kommen.
Der jetzige Geliebte der Rieger ist der led. Taglöhner Johann Engelhardt, -Anl. 12- von Schrobenhausen. Derselbe ist zwar seit Januar 22 außer geregelter Beschäftigung, wird aber von seiner Schwester Magdalena Engelhardt von Schrobenhausen verpflegt und beherbergt. Als Täter dürfte er nach den gemachten Erhebungen nicht in Frage kommen.


Nach den Angaben der Gütlersfrau Magdalena Gärtner, 45 Jahre alt, in Gröbern Nr. 23 wohnhaft, hatte die Rieger ein weiteres Verhältnis mit einer Person von Kühbach, den sie heiraten wollte.
Nach den Angaben der Gütlersfrau Magdalena Gärtner, 45 Jahre alt, in Gröbern Nr. 23 wohnhaft, hatte die Rieger ein weiteres Verhältnis mit einer Person von Kühbach, den sie heiraten wollte.


Rieger gab unterm 27.4.22 –Anl. 1- hierzu an, daß es richtig sei, daß sie einen geliebten von Auerbach bei Aichach hatte. Es war dies der led. 28 jährige Taglöhner Josef H e i s s, den sie vor ihrer Einstellung im Einödhof Hinterkaifeck in Schrobenhausen kennen gelernt habe. Obwohl sie mit ihm Briefe gewechselt hat, sei er aber niemals nach Hinterkaifeck gekommen. Bezüglich Heiß werde ich Erhebungen einleiten und das Ergebnis dem Staatsanwalt mitteilen.
Rieger gab unterm 27.4.22 –Anl. 1- hierzu an, daß es richtig sei, daß sie einen geliebten von Auerbach bei Aichach hatte. Es war dies der led. 28 jährige Taglöhner Josef Heiss, den sie vor ihrer Einstellung im Einödhof Hinterkaifeck in Schrobenhausen kennen gelernt habe. Obwohl sie mit ihm Briefe gewechselt hat, sei er aber niemals nach Hinterkaifeck gekommen. Bezüglich Heiß werde ich Erhebungen einleiten und das Ergebnis dem Staatsanwalt mitteilen.


Der led. Metzger Michael B i c h l e r, -Anl. 2- im Gasthaus zum Unterbräu in Schrobenhausen beschäftigt und wohnhaft, bestätigt, daß die Rieger mit Anton Bichler ein Liebesverhältnis unterhalten hat. Es wird dies auch, wie aus den einzelnen Protokollen hervorgeht, noch von anderen Personen bestätigt. Bichler erklärte ferner noch, daß er vom Anton Bichler schon selbst gehört habe, wie er sich über die finanziellen guten Verhältnisse der Ermordeten geäußert hat.
Der led. Metzger Michael Bichler, -Anl. 2- im Gasthaus zum Unterbräu in Schrobenhausen beschäftigt und wohnhaft, bestätigt, daß die Rieger mit Anton Bichler ein Liebesverhältnis unterhalten hat. Es wird dies auch, wie aus den einzelnen Protokollen hervorgeht, noch von anderen Personen bestätigt. Bichler erklärte ferner noch, daß er vom Anton Bichler schon selbst gehört habe, wie er sich über die finanziellen guten Verhältnisse der Ermordeten geäußert hat.


Schwer belastende Angaben –Anl. 2- macht Bichler über Karl Bichler. So wollte dieser den Michael Bichler zu einem Einbruch im Einödhof Hinterkaifeck, wo er Goldgeld vermutete, bewegen. Bei dieser Gelegenheit hätte sich Karl Bichler dahin geäußert, daß man den alten Gruber w e g r ä u m e n müßte und von den Weibern würde man dann das Geld schon so bekommen.
Schwer belastende Angaben –Anl. 2- macht Bichler über Karl Bichler. So wollte dieser den Michael Bichler zu einem Einbruch im Einödhof Hinterkaifeck, wo er Goldgeld vermutete, bewegen. Bei dieser Gelegenheit hätte sich Karl Bichler dahin geäußert, daß man den alten Gruber w e g r ä u m e n müßte und von den Weibern würde man dann das Geld schon so bekommen.
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Die Annahme, daß bei dem Mord nur Papiergeld geraubt worden ist, dürfte nicht als einwandfrei feststehen. Bekanntlich habe ich mit Oberwachtmeister Kraus der Polizeidirektion München im Schlafzimmer der Ermordeten in einem Schrank eine Büchse mit Hartgeld, darunter 1880 M in Gold vorgefunden.
Die Annahme, daß bei dem Mord nur Papiergeld geraubt worden ist, dürfte nicht als einwandfrei feststehen. Bekanntlich habe ich mit Oberwachtmeister Kraus der Polizeidirektion München im Schlafzimmer der Ermordeten in einem Schrank eine Büchse mit Hartgeld, darunter 1880 M in Gold vorgefunden.


Nach den bestimmten Angaben des Simon S c h ö n e c k e r –Anl. 4- in Rachelsbach, Nr. 33 wohnhaft, hatte jedes von den drei Ermordeten und Gruber, dessen Frau und die Witwe Gabriel eine eigene Kasse. Nachdem aber bis jetzt nur eine Kasse (Büchse) mit Hartgeld vorgefunden worden ist, muß mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß die Täter auch Hartgeld geraubt haben könnten.
Nach den bestimmten Angaben des Simon Schönecker –Anl. 4- in Rachelsbach, Nr. 33 wohnhaft, hatte jedes von den drei Ermordeten und Gruber, dessen Frau und die Witwe Gabriel eine eigene Kasse. Nachdem aber bis jetzt nur eine Kasse (Büchse) mit Hartgeld vorgefunden worden ist, muß mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß die Täter auch Hartgeld geraubt haben könnten.


Wie fast durchwegs aus den anliegenden Vernehmungen hervorgeht, wird Karl Bichler, als des Mordes verdächtig bezeichnet. Er wird, wie aus den bisherigen Feststellungen ersichtlich ist als eine arbeitscheue, zu Eigentumsdelikten sehr geneigte Person geschildert. So hat er sich nach den Angaben des Schönecker im Sommer 21 zum Ärger der arbeitenden Bewohner in Waidhofen und in der Umgebung umhergetrieben, so daß der Antrag zwecks Einschaffung in ein Arbeitshaus bei der Gemeindeverwaltung Waidhofen einlief. Bei einem Zusammentreffen in der Wirtschaft zum Reger in Waidhofen, hat Karl Bichler sich dem Schönecker gegenüber, der ihn gefragt hatte, wie er ohne zu arbeiten so durchkäme, geäußert:“Ja, Simmerl, arbeiten tu ich nichts mehr, so dumm bin ich nicht, daß ich mir die Hände dreckig mache, es muß so auch gehen und wenn ich mir die Hände b l u t i g machen müßte“.
Wie fast durchwegs aus den anliegenden Vernehmungen hervorgeht, wird Karl Bichler, als des Mordes verdächtig bezeichnet. Er wird, wie aus den bisherigen Feststellungen ersichtlich ist als eine arbeitscheue, zu Eigentumsdelikten sehr geneigte Person geschildert. So hat er sich nach den Angaben des Schönecker im Sommer 21 zum Ärger der arbeitenden Bewohner in Waidhofen und in der Umgebung umhergetrieben, so daß der Antrag zwecks Einschaffung in ein Arbeitshaus bei der Gemeindeverwaltung Waidhofen einlief. Bei einem Zusammentreffen in der Wirtschaft zum Reger in Waidhofen, hat Karl Bichler sich dem Schönecker gegenüber, der ihn gefragt hatte, wie er ohne zu arbeiten so durchkäme, geäußert:“Ja, Simmerl, arbeiten tu ich nichts mehr, so dumm bin ich nicht, daß ich mir die Hände dreckig mache, es muß so auch gehen und wenn ich mir die Hände b l u t i g machen müßte“.
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Auch Anton Bichler wird vom Riedl –Anl. 5- als eine Person bezeichnet, die nur soviel arbeitet, als unbedingt zum Durchkommen nötig ist.
Auch Anton Bichler wird vom Riedl –Anl. 5- als eine Person bezeichnet, die nur soviel arbeitet, als unbedingt zum Durchkommen nötig ist.


Was die Arbeitsverhältnisse des Karl B i c h l e r betrifft, so war er, wie folgt bei der Ortskrankenkasse Schrobenhausen als in Arbeit stehend gemeldet:
Was die Arbeitsverhältnisse des Karl Bichler betrifft, so war er, wie folgt bei der Ortskrankenkasse Schrobenhausen als in Arbeit stehend gemeldet:


Vom 1.5.14 bis 2.2.16 bei Franz Preschl in Westerbach
Vom 1.5.14 bis 2.2.16 bei Franz Preschl in Westerbach
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Die Buchhändlerin Maria Hieber erklärte, daß sie sich nicht mehr entsinnen könne, ob an diesem Tage von einem Burschen nach einer Karte von der Oberpfalz gefragt wurde.
Die Buchhändlerin Maria Hieber erklärte, daß sie sich nicht mehr entsinnen könne, ob an diesem Tage von einem Burschen nach einer Karte von der Oberpfalz gefragt wurde.


Wie ich bereits in meiner Anzeige vom 28.4.22 angeführt habe und dies auch aus den Angaben des Greppmeier –Anl. 8- hervorgeht, verkehrte Karl Bichler sehr viel mit dem ehemal. Schmiedlehrling, späteren Gehilfen Georg M a d e r, geb. 20.12.03 in München. Außerdem brachte ich noch in Erfahrung, daß er mit einem Kulturarbeiter “Hugo“, näheres bis jetzt unbekannt, der von Amerika gekommen sein soll, Verkehr hatte.
Wie ich bereits in meiner Anzeige vom 28.4.22 angeführt habe und dies auch aus den Angaben des Greppmeier –Anl. 8- hervorgeht, verkehrte Karl Bichler sehr viel mit dem ehemal. Schmiedlehrling, späteren Gehilfen Georg Mader, geb. 20.12.03 in München. Außerdem brachte ich noch in Erfahrung, daß er mit einem Kulturarbeiter “Hugo“, näheres bis jetzt unbekannt, der von Amerika gekommen sein soll, Verkehr hatte.


Was den Verkehr des Anton Bichler betrifft, so verweise ich auf die Angaben des Rechtsanwalts Anton Schneider in Schrobenhausen. –Anl. 18- Nach diesen Angaben ist Bichler im Laufe des vorigen Jahres mit dem Schuster Kreitmeier von Laag, Gde. Waidhofen freundschaftlich verkehrt und hat außerdem noch mit ihm gewildert.
Was den Verkehr des Anton Bichler betrifft, so verweise ich auf die Angaben des Rechtsanwalts Anton Schneider in Schrobenhausen. –Anl. 18- Nach diesen Angaben ist Bichler im Laufe des vorigen Jahres mit dem Schuster Kreitmeier von Laag, Gde. Waidhofen freundschaftlich verkehrt und hat außerdem noch mit ihm gewildert.
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Auch in der Richtung Kreitmeier werden Erhebungen erst dann eingeleitet, sobald die Festnahme der beiden Bichler erfolgt ist. Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß dieser in irgend einer Weise mit am Morde beteiligt ist.
Auch in der Richtung Kreitmeier werden Erhebungen erst dann eingeleitet, sobald die Festnahme der beiden Bichler erfolgt ist. Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß dieser in irgend einer Weise mit am Morde beteiligt ist.


Nach den Angaben des Johann Walter –Anl. 7- ist Karl Bichler während seines Dienstes bei ihm mit einem gewissen H a m m e r l aus Ingolstadt verkehrt. Der genannte ist zweifellos personen-gleich mit Josef Hammerl, geb. 13.4.04 in Ingolstadt. In dieser Richtung werden Erhebungen eingeleitet und im Nachgange dem Herrn Staatsanwalt übermittelt.
Nach den Angaben des Johann Walter –Anl. 7- ist Karl Bichler während seines Dienstes bei ihm mit einem gewissen Hammerl aus Ingolstadt verkehrt. Der genannte ist zweifellos personen-gleich mit Josef Hammerl, geb. 13.4.04 in Ingolstadt. In dieser Richtung werden Erhebungen eingeleitet und im Nachgange dem Herrn Staatsanwalt übermittelt.


Sämtliche noch in den einzelnen Protokollen aufgeführten Personen wurden über ihr Wissen in der Mordangelegenheit befragt und konnten nichts wesentliches zur Sache angeben. Es würde zu weit führen alle Personen namentlich aufzuführen, die wir in dieser Sache bezgl. der Täterschaft gehört haben, da deren Wissen von keinerlei Bedeutung war.
Sämtliche noch in den einzelnen Protokollen aufgeführten Personen wurden über ihr Wissen in der Mordangelegenheit befragt und konnten nichts wesentliches zur Sache angeben. Es würde zu weit führen alle Personen namentlich aufzuführen, die wir in dieser Sache bezgl. der Täterschaft gehört haben, da deren Wissen von keinerlei Bedeutung war.


Wie ich noch ferner feststellen konnte, hätte der led. Dienstknecht Andreas S c h r e i e r, 41 Jahre alt, bei dem Bauern Johann Walter in Koppenbach mit 1 ¼ Jahre im Dienst, ein Verhältnis mit der ermordeten Witwe Gabriel anknüpfen wollen. Zu diesem Zwecke stattete er nach seinen Angaben im Januar 20 der Gabriel in ihrer Wohnung in Hinterkaifeck einen Besuch ab. Zu einem festen Verhältnis ist es jedoch nicht gekommen. Schreier erklärte, daß er die Absicht gehabt habe, die Gabriel zu heiraten und sei zu diesem Zwecke im Frühjahr d.J. an sie noch einmal herangetreten. Er glaubte, daß sein Schritt von Erfolg gewesen wäre nachdem sich der alte Gruber über ihn bei seinem Dienstherren erkundigt hatte. Er hätte 15 – 20000 M in die Ehe gebracht und dadurch wäre ein gutes Auskommen gesichert gewesen. Die Kunde von der Ermordung der Gabriel habe auf ihn schmerzlich gewirkt. Bei seinem Besuch habe er damals nur in der Wohnung der Gabriel die seinerzeit in anderen Umständen befindliche Dienstmagd, Name  unbekannt, in der Wohnung gesehen. Er selbst sei nur einmal und zwar wie bereits festgestellt im Januar 20 dort gewesen.
Wie ich noch ferner feststellen konnte, hätte der led. Dienstknecht Andreas Schreier, 41 Jahre alt, bei dem Bauern Johann Walter in Koppenbach mit 1 ¼ Jahre im Dienst, ein Verhältnis mit der ermordeten Witwe Gabriel anknüpfen wollen. Zu diesem Zwecke stattete er nach seinen Angaben im Januar 20 der Gabriel in ihrer Wohnung in Hinterkaifeck einen Besuch ab. Zu einem festen Verhältnis ist es jedoch nicht gekommen. Schreier erklärte, daß er die Absicht gehabt habe, die Gabriel zu heiraten und sei zu diesem Zwecke im Frühjahr d.J. an sie noch einmal herangetreten. Er glaubte, daß sein Schritt von Erfolg gewesen wäre nachdem sich der alte Gruber über ihn bei seinem Dienstherren erkundigt hatte. Er hätte 15 – 20000 M in die Ehe gebracht und dadurch wäre ein gutes Auskommen gesichert gewesen. Die Kunde von der Ermordung der Gabriel habe auf ihn schmerzlich gewirkt. Bei seinem Besuch habe er damals nur in der Wohnung der Gabriel die seinerzeit in anderen Umständen befindliche Dienstmagd, Name  unbekannt, in der Wohnung gesehen. Er selbst sei nur einmal und zwar wie bereits festgestellt im Januar 20 dort gewesen.


Ich möchte hierzu bemerken, daß und dessen Dienstherr, der Bauer Johann Walter erklärt hat, daß sein Knecht Schreier auf die Kunde der Ermordung der Gabriel hin geweint habe.
Ich möchte hierzu bemerken, daß und dessen Dienstherr, der Bauer Johann Walter erklärt hat, daß sein Knecht Schreier auf die Kunde der Ermordung der Gabriel hin geweint habe.
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Der des Mordes mitverdächtige Karl B i c h l e r, Bruder des Vorgenannten hat zweifellos in der –Anl. 8- näher bezeichneten Diebstähle zum Nachteile des Josef Greppmeier, seines Bruders Xaver und des Lehrlings Josef Kötzler verübt.
Der des Mordes mitverdächtige Karl Bichler, Bruder des Vorgenannten hat zweifellos in der –Anl. 8- näher bezeichneten Diebstähle zum Nachteile des Josef Greppmeier, seines Bruders Xaver und des Lehrlings Josef Kötzler verübt.


Der in dieser Sache als Zeuge notwendige Mühlbursche konnte noch nicht ermittelt werden. Zweifellos ist dieser mit dem led. Mühlgehilfen Michael oder August Winselmeier, geb. 29.7.00 in Velden a.V. oder Dingolfing personengleich.
Der in dieser Sache als Zeuge notwendige Mühlbursche konnte noch nicht ermittelt werden. Zweifellos ist dieser mit dem led. Mühlgehilfen Michael oder August Winselmeier, geb. 29.7.00 in Velden a.V. oder Dingolfing personengleich.
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