Sonstiges: Andachtsstätte Hinterkaifeck: Unterschied zwischen den Versionen
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== Erste Ausgestaltung: Das Marterl == | |||
=== Was ist ein Marterl? === | === Was ist ein Marterl? === | ||
Ein Marterl ist laut [http://de.wikipedia.org/wiki/Bildstock Wikipedia] ein Kleinaltar, der errichtet wird/wurde, um Menschen die Gelegenheit zu geben, inne zu halten und zu beten. | Ein Marterl ist laut [http://de.wikipedia.org/wiki/Bildstock Wikipedia] ein Kleinaltar, der errichtet wird/wurde, um Menschen die Gelegenheit zu geben, inne zu halten und zu beten. | ||
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Schutz vor Witterung mit Dachziegeln versehen. Unter einer Nische für eine Kerze ist eine Gedenktafel angebracht mit der folgenden Inschrift:<br><br> | Schutz vor Witterung mit Dachziegeln versehen. Unter einer Nische für eine Kerze ist eine Gedenktafel angebracht mit der folgenden Inschrift:<br><br> | ||
Anfänglich war zusätzlich noch ein Kniebänkchen am Marterl aufgestellt, das Marterl selbst war von einem kleinen Drahtzaun umgeben und bepflanzt. | |||
===== Die Inschrifttafel ===== | |||
Die Tafel enthält die Namen der Opfer, teilweise sind Abweichungen gegenüber den Akten und Dokumenten zu sehen, was die Schreibweise der Namen und die Geburtsdaten betrifft. | |||
Textbeispiel: | |||
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''Gottloser Mörderhand<br>fiel am 31. März 1922 die<br>Familie Gabriel Gruber<br>von hier zum Opfer<br>Andreas Gruber geb. 1857<br>Cezilia Gruber geb. 1849<br>Viktoria Gabriel geb. 1887<br>geb. Gruber deren Kinder<br>Cezilia geb. 1915<br>Josef geb. 1919<br>Maria Baumgartner Dienstmagd geb. 1877'' | |||
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==== Viel Bewegung in fast 100 Jahren Geschichte | ===== Frühere Inschrift-Tafeln ===== | ||
Der Bildstock von Hinterkaifeck wurde zum Gedenken an die schreckliche Tat und an [[Personen: Die Opfer von Hinterkaifeck | die Opfer von Hinterkaifeck]] errichtet. Die Errichtung fand nach dem vollständigen Abriss des Hofes 1923 statt, aber noch vor Herbst 1926. Das Marterl befand sich damals genau an der Hofstelle, ca. 15 Meter vom Wegrand entfernt. Da die Ackerflächen von Hinterkaifeck nach und nach wieder der kompletten landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt wurden, stand das Marterl schon bald im Wege und wurde am ersten Standort einige Male beschädigt. <br> | Die Tafel wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt angebracht. Es gab in der Vergangenheit gleich mehrere Versionen: | ||
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Inschrift1932.JPG|1932 | |||
Datei:Inschriftheute.jpg|2020 | |||
Datei:Tafel2022.jpg|2022 | |||
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=== Viel Bewegung in fast 100 Jahren Geschichte === | |||
[[Datei:2003 Donaukurier.jpg|thumb|400px|left|Zustand des Marterls nach einem Unfall mit einem Traktor<br>© Donaukurier 2003]]Der Bildstock von Hinterkaifeck wurde zum Gedenken an die schreckliche Tat und an [[Personen: Die Opfer von Hinterkaifeck | die Opfer von Hinterkaifeck]] errichtet. Die Errichtung fand nach dem vollständigen Abriss des Hofes 1923 statt, aber noch vor Herbst 1926. Das Marterl befand sich damals genau an der Hofstelle, ca. 15 Meter vom Wegrand entfernt. Da die Ackerflächen von Hinterkaifeck nach und nach wieder der kompletten landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt wurden, stand das Marterl schon bald im Wege und wurde am ersten Standort einige Male beschädigt. <br> | |||
Daraufhin versetzte man es vermutlich zu Beginn der 60er Jahre direkt an den Wegesrand, immer noch jedoch in Höhe der ehemaligen Hofstelle. Jahrelang war es der Witterung schutzlos ausgesetzt und in 1977 schon stark mit Patina überzogen, wie auch das Titelbild von Peter Leuschners erstem Hinterkaifeck-Buch zeigt. Aufgrund des daraufhin wieder einsetzenden Hinterkaifeck-Interesses wurde das Marterl notdürftig und „auf die Schnelle“ renoviert. Da der Standort nach wie vor für landwirtschaftliche Maschinen ein „Hindernis“ darstellte, versetzte man das Marterl im Januar 1984 direkt an die Wetterfichte, die zugleich auch das spitze Ende der Hinterkaifecker Felder (Parzellen) markierte. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch die Inschrifttafel renoviert und eine kleine Einfriedung um das Marterl angelegt. Bis zu den [http://www.hinterkaifeck.net/index.php?menuid=20&reporeid=53 Filmaufnahmen von K. Hieber im Jahr 1991] wurde am Marterl auch nichts mehr groß verändert. In den folgenden Jahren erneuerte man mehrfach die Einfriedung, zeitweise war das Marterl von einem Efeubogen überspannt und einem Zaun umgeben. Die Einfriedung mit Dekorationssteinen wie sie auch heute noch vorhanden ist, wurde zwischen 1998 und 2000 vorgenommen. Ebenso wurde das Marterl erneut renoviert und auch mit Dachziegeln ausgestattet. <br> | Daraufhin versetzte man es vermutlich zu Beginn der 60er Jahre direkt an den Wegesrand, immer noch jedoch in Höhe der ehemaligen Hofstelle. Jahrelang war es der Witterung schutzlos ausgesetzt und in 1977 schon stark mit Patina überzogen, wie auch das Titelbild von Peter Leuschners erstem Hinterkaifeck-Buch zeigt. Aufgrund des daraufhin wieder einsetzenden Hinterkaifeck-Interesses wurde das Marterl notdürftig und „auf die Schnelle“ renoviert. Da der Standort nach wie vor für landwirtschaftliche Maschinen ein „Hindernis“ darstellte, versetzte man das Marterl im Januar 1984 direkt an die Wetterfichte, die zugleich auch das spitze Ende der Hinterkaifecker Felder (Parzellen) markierte. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch die Inschrifttafel renoviert und eine kleine Einfriedung um das Marterl angelegt. Bis zu den [http://www.hinterkaifeck.net/index.php?menuid=20&reporeid=53 Filmaufnahmen von K. Hieber im Jahr 1991] wurde am Marterl auch nichts mehr groß verändert. In den folgenden Jahren erneuerte man mehrfach die Einfriedung, zeitweise war das Marterl von einem Efeubogen überspannt und einem Zaun umgeben. Die Einfriedung mit Dekorationssteinen wie sie auch heute noch vorhanden ist, wurde zwischen 1998 und 2000 vorgenommen. Ebenso wurde das Marterl erneut renoviert und auch mit Dachziegeln ausgestattet. <br> | ||
Im August 2003 wurde das Hinterkaifecker-Marterl durch einen Traktor versehentlich zerstört. An eine Reparatur war nicht mehr zu denken. Aus diesem Grunde wurde ein neuer Gedenkstein aus Beton sowie eine neue Inschrifttafel, jeweils originalgetreu nachgebildet, dort gesetzt. <br> | Im August 2003 wurde das Hinterkaifecker-Marterl durch einen Traktor versehentlich zerstört. An eine Reparatur war nicht mehr zu denken. Aus diesem Grunde wurde ein neuer Gedenkstein aus Beton sowie eine neue Inschrifttafel, jeweils originalgetreu nachgebildet, dort gesetzt. <br> | ||
Dank fleissiger und uneigennütziger Helfer vor Ort konnte das Marterl im Herbst 2011 restauriert werden. <br> | Dank fleissiger und uneigennütziger Helfer vor Ort konnte das Marterl im Herbst 2011 restauriert werden. <br> | ||
Eine weitere Komplettbearbeitung erfuhr das Marterl im Jahr 2020. Danke dafür an alle, die sich vor Ort darum kümmerten.<br> | Eine weitere Komplettbearbeitung erfuhr das Marterl im Jahr 2020. Danke dafür an alle, die sich vor Ort darum kümmerten.<br> | ||
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=== | === Abtragung im August 2022 === | ||
[[Datei:2022 August Abbruch Marterl.jpg|thumb|400px|left|Leerer ehemaliger Standort<br>© hinterkaifeck.net]] | |||
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Das Marterl steht nicht mehr.<br> | |||
Ohne Ankündigung fehlte das Marterl von heute auf morgen. Die Verwunderung war groß. | |||
In einem [https://www.donaukurier.de/lokales/landkreis-neuburg-schrobenhausen/hinterkaifeck-das-marterl-ist-begraben-6686550 Bezahlartikel des Donaukurier] wird auf zu viel touristischen Verkehr am Marterl hingewiesen und auf beständige Unruhe. | |||
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Kurze Zeit später entschied sich der Gemeinderat von Waidhofen zum einen gegen einen Wiederaufbau an anderer Stelle.<br> | |||
Im Windschatten dieser Entscheidung wurde zeitnah auch die Informationstafel zum Fall von der Gemeinde entfernt, so dass an der Wetterfichte plötzlich nichts mehr an Hinterkaifeck erinnerte. | |||
<br><br> | |||
Während viele Menschen die Entscheidung nicht verstehen konnten und das Marterl vermissten, kamen auch Rufe nach der rechtlichen Grundlage auf, aufgrund der eine Beseitigung möglich war. Zum Einen spielte hier natürlich eine Rolle, dass das Marterl auf privatem Grund stand. Aber es war auch nie von der Gemeinde als Kleindenkmal offiziell eingetragen worden und hatte deshalb nie unter einem besonderen Schutz gestanden. | |||
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== | === Bilder des Marterls === | ||
<gallery widths=400> | |||
Marterl2.jpg|Marterl im Jahr 1932<br>(©Neue Augsburger Zeitung) | |||
1952 Marterl Weltbild.png|Marterl im Jahr 1952<br>(©Weltbild Illustrierte) | |||
Marterl.jpg|Marterl wahrscheinlich 50er/60er<br>(Quelle unbekannt) | |||
Marterl 1980.JPG|Marterl vor 1980<br>(©BR) | |||
Marterl3.jpg|Marterl im Jahr 1989<br>(©Paartalgraf) | |||
Datei:2007 Donaukurier.JPG|Marterl im Jahr 2007<br>(©Donaukurier) | |||
Datei:2007 Donaukurier-2.JPG|Marterl im Jahr 2007<br>(©Donaukurier) | |||
7a5b01a2-5832-4fe2-8208-5c4feda338ac.JPG|Marterl im Jahr 2022<br>(©scte) | |||
F43e73a4-bd35-425c-a7c3-176da16cda78.JPG|Marterl im Jahr 2022<br>(©scte) | |||
DasMarterl2.jpg|Mit Wetterfichte und Blumenschmuck<br>(©Paartalgraf) | |||
DasMarterl1.jpg|Inschrift<br>(©Paartalgraf) | |||
MarterlStandorte.gif|bisherige Standorte des Marterls<br>(©hinterkaifeck.net) | |||
</gallery> | |||
== Ein kleiner Ersatz von November 2022 bis Januar 2023 == | == Ein kleiner Ersatz von November 2022 bis Januar 2023 == | ||
[[Datei:Miniaturmarterl2022.jpg|thumb|150px|rechts|Das kleine Gedenk-Marterl an der Wetterfichte<br>©Bastian Fuchs]] | |||
In der Nacht vom 26. auf den 27. November 2022 brachten Unbekannte an der Wetterfichte ein Miniaturmarterl an. Dieses war in der Form dem großen Marterl nachempfunden. | |||
<br> | |||
Die Inschrift beinhaltete die Namen, Geburts- und Todesdaten der 6 Mordopfer sowie den Satz ''"In stillem Gedenken an die Opfer von Hinterkaifeck"''.<br> | |||
Verziert war das kleine metallene Marterl mit Blumenornamenten und einem Kreuz.<br><br> | |||
In der Nacht vom 26. auf den 27. November 2022 brachten Unbekannte an der Wetterfichte ein Miniaturmarterl an. Dieses | |||
Die Inschrift | |||
Verziert | |||
Seit Mitte Januar fehlt auch dieses Ersatzmarterl. | Seit Mitte Januar fehlt auch dieses Ersatzmarterl. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Wetterfichte als Naturdenkmal anerkannt und wahrscheinlich störte das kleine Schild die Feierlichkeiten. Über den Verbleib ist nichts bekannt. | ||
[[Datei:20250406 Gedenkstaette-HK-Doro-1.jpg|thumb|300px|links|Komplettansicht Gedenkstelle 6. April 2025]] | |||
== Neue Gedenkstelle seit 31. März 2025 == | |||
== Neue Gedenkstelle | |||
Nachdem das alte Marterl nicht nur vom Grundstücksbesitzer entfernt, sondern auch die zugehörige Infotafel von der Gemeinde entfernt worden war, gab es 2,5 Jahre lang vor Ort nichts, was an den Sechsfachmord erinnerte. | Nachdem das alte Marterl nicht nur vom Grundstücksbesitzer entfernt, sondern auch die zugehörige Infotafel von der Gemeinde entfernt worden war, gab es 2,5 Jahre lang vor Ort nichts, was an den Sechsfachmord erinnerte. | ||
Umso schöner, dass es pünktlich zum 103. Gedenktag ein neues Mahnmal gibt, das an die sechs Opfer erinnert. | Umso schöner, dass es pünktlich zum 103. Gedenktag ein neues Mahnmal gibt, das an die sechs Opfer erinnert. | ||
[[Datei:20250405 Gedenkstelle winsider 2 Weihe.png|thumb|300px|rechts|Segnung der neuen Gedenkstelle am 5. April 2025]] | |||
=== Aufstellung und Einweihung === | === Aufstellung und Einweihung === | ||
Seit 31. März 2025 ist bei der Wetterfichte wieder eine Gedenkstelle zu finden. Sie wurde am 05. April 2025 von Pfarrer Roy Augustine geweiht im Rahmen einer gediegenen Einweihungsfeier des [https://www.waidhofen.de/vereine-waidhofen?vid=268&literal=G Gartenbauvereins Waidhofen] . | Seit 31. März 2025 ist bei der Wetterfichte wieder eine Gedenkstelle zu finden. Sie wurde am 05. April 2025 von Pfarrer Roy Augustine geweiht im Rahmen einer gediegenen Einweihungsfeier des [https://www.waidhofen.de/vereine-waidhofen?vid=268&literal=G Gartenbauvereins Waidhofen] . | ||
=== Standort === | === Standort === | ||
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<div align="center" width="200px">''Ein vierter, ein heller Stein musste noch dazu. „So konnte ich den verschneiten Weg darstellen“, sagt Kress.<br>Und die gesamte Installation bekommt zusätzliche Intensität.<br>Der große Stein steht für Victoria Gabriel und ihre beiden Kinder,<br>der mittlere für ihre Eltern, Cäzilie und Andreas Gruber,<br>der kleine für die Dienstmagd, Maria Baumgartner, die zur falschen Zeit am falschen Ort war.''<br>Quelle: [https://www.donaukurier.de/lokales/landkreis-neuburg-schrobenhausen/eine-neue-gedenkstaette-fuer-hinterkaifeck-18325307 Donaukurier]</div> | <div align="center" width="200px">''Ein vierter, ein heller Stein musste noch dazu. „So konnte ich den verschneiten Weg darstellen“, sagt Kress.<br>Und die gesamte Installation bekommt zusätzliche Intensität.<br>Der große Stein steht für Victoria Gabriel und ihre beiden Kinder,<br>der mittlere für ihre Eltern, Cäzilie und Andreas Gruber,<br>der kleine für die Dienstmagd, Maria Baumgartner, die zur falschen Zeit am falschen Ort war.''<br>Quelle: [https://www.donaukurier.de/lokales/landkreis-neuburg-schrobenhausen/eine-neue-gedenkstaette-fuer-hinterkaifeck-18325307 Donaukurier]</div> | ||
==== Die einzelnen Stelen und ihre Beschriftung ==== | ==== Die einzelnen Stelen und ihre Beschriftung ==== | ||
Wie der Künstler im o.g. Zeitungsartikel bereits sagte, bietet das Steinarragement immer neue Ansichten, je nach Blickwinkel. Wir haben die Beschriftungen, sofern sie sich auf den Fotos ergeben, als kleine Übersicht aufgelistet: | |||
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!Element | !Element | ||
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! | !valign="top"|Größte Stele (grau) | ||
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!valign="top"|Mittelgroße Stele (grau) | |||
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!valign="top"|Kleinste Stele (grau) | |||
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!valign="top"|Weisse Stele, Zentrum | |||
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!valign="top"|Beschriftungen | |||
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|valign="top | |valign="top"|'''Ansicht 1:'''<br>''Gottloser<br>Mörderhand<br>fiel am<br>31.3.1922<br>Familie<br>Gabriel<br>Gruber<br>zum Opfer''<br><br><br> | ||
'''Ansicht 2:'''<br>''Hinterkaifeck''<br><br><br> | |||
'''Ansicht 3:'''<br>''Victoria Gabriel<br>6.2.1887<br>geb. Gruber<br>deren Kinder<br>Cäcilie<br>9.1.1915<br>Josef<br>7.9.1919'' | |||
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|valign="top"|'''Ansicht 1:'''<br>''Cäzilie Gruber<br>27.11.1849<br>Andreas Gruber<br>9.11.1858''<br><br><br> | |||
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|valign="top"|'''Ansicht 1:'''<br>''Maria <br>Baumgartner<br>Dienstmagd<br>1.10.1877''<br><br><br> | |||
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|valign="top"|'''Ansicht 1:'''<br>''Leid<br>Tod<br>Angst'' | |||
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=== Bildergalerie === | === Bildergalerie neue Gedenkstelle === | ||
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20250405 Gedenkstelle winsider.jpg|Draufschau auf die neue Gedenkstelle in Richtung Wetterfichte<br>@winsider | 20250405 Gedenkstelle winsider.jpg|Draufschau auf die neue Gedenkstelle in Richtung Wetterfichte<br>@winsider | ||
20250405 Gedenkstelle Holzfuchs.jpg|Ansicht in Richtung Südwesten (Schrobenhausen)<br>@Holzfuchs | 20250405 Gedenkstelle Holzfuchs.jpg|Ansicht in Richtung Südwesten (Schrobenhausen)<br>@Holzfuchs | ||
20250405 Gedenkstelle Holzfuchs 2.jpg|Einzelstein Maria Baumgartner<br>@Holzfuchs | 20250405 Gedenkstelle Holzfuchs 2.jpg|Einzelstein Maria Baumgartner<br>@Holzfuchs | ||
20250405 Gedenkstelle Holzfuchs 3.jpg|Einzelstein Viktoria Gabriel mit ihren beiden Kindern<br>@Holzfuchs | 20250405 Gedenkstelle Holzfuchs 3.jpg|Einzelstein Viktoria Gabriel mit ihren beiden Kindern<br>@Holzfuchs | ||
Datei:20250406 Gedenkstaette-HK-Doro-1.jpg|Blick nach Westen auf die neue Gedenkstelle<br>@Doro | |||
Datei:20250406 Gedenkstaette-HK-Doro-2.jpg|Blick nach Osten auf die neue Gedenkstelle<br>@Doro | |||
Datei:20250406 Gedenkstaette-HK-Doro-3.jpg|Darstellung der Hofgebäude in Stein<br>@Doro | |||
Datei:20250406 Gedenkstaette-HK-Doro-4.jpg|Weiße Zentrumsstele mit den steinernen Gebäuden<br>@Doro | |||
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=== Persönliche Anmerkung === | === Persönliche Anmerkung === | ||
<br> | <br> | ||
Ein großes Dankeschön an den Gartenbauverein Waidhofen und auch an Herrn Kress für Ihr Engagement und ein wenig auch für Ihren Mut, entgegen der Gemeinderatsentscheidung das Gedenken an die 6 Opfer von Hinterkaifeck aufrecht zu erhalten. | Ein großes Dankeschön an den Gartenbauverein Waidhofen und auch an Herrn Kress für Ihr Engagement und ein wenig auch für Ihren Mut, entgegen der Gemeinderatsentscheidung das Gedenken an die 6 Opfer von Hinterkaifeck aufrecht zu erhalten. |
Aktuelle Version vom 10. April 2025, 22:08 Uhr

Erste Ausgestaltung: Das Marterl
Was ist ein Marterl?
Ein Marterl ist laut Wikipedia ein Kleinaltar, der errichtet wird/wurde, um Menschen die Gelegenheit zu geben, inne zu halten und zu beten.
Der Bildstock von Hinterkaifeck
Die Gestaltung
Das einfache Marterl war zum
Schutz vor Witterung mit Dachziegeln versehen. Unter einer Nische für eine Kerze ist eine Gedenktafel angebracht mit der folgenden Inschrift:
Anfänglich war zusätzlich noch ein Kniebänkchen am Marterl aufgestellt, das Marterl selbst war von einem kleinen Drahtzaun umgeben und bepflanzt.
Die Inschrifttafel
Die Tafel enthält die Namen der Opfer, teilweise sind Abweichungen gegenüber den Akten und Dokumenten zu sehen, was die Schreibweise der Namen und die Geburtsdaten betrifft.
Textbeispiel:
Gottloser Mörderhand
fiel am 31. März 1922 die
Familie Gabriel Gruber
von hier zum Opfer
Andreas Gruber geb. 1857
Cezilia Gruber geb. 1849
Viktoria Gabriel geb. 1887
geb. Gruber deren Kinder
Cezilia geb. 1915
Josef geb. 1919
Maria Baumgartner Dienstmagd geb. 1877
Frühere Inschrift-Tafeln
Die Tafel wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt angebracht. Es gab in der Vergangenheit gleich mehrere Versionen:
-
1932
-
2020
-
2022
Viel Bewegung in fast 100 Jahren Geschichte

© Donaukurier 2003
Der Bildstock von Hinterkaifeck wurde zum Gedenken an die schreckliche Tat und an die Opfer von Hinterkaifeck errichtet. Die Errichtung fand nach dem vollständigen Abriss des Hofes 1923 statt, aber noch vor Herbst 1926. Das Marterl befand sich damals genau an der Hofstelle, ca. 15 Meter vom Wegrand entfernt. Da die Ackerflächen von Hinterkaifeck nach und nach wieder der kompletten landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt wurden, stand das Marterl schon bald im Wege und wurde am ersten Standort einige Male beschädigt.
Daraufhin versetzte man es vermutlich zu Beginn der 60er Jahre direkt an den Wegesrand, immer noch jedoch in Höhe der ehemaligen Hofstelle. Jahrelang war es der Witterung schutzlos ausgesetzt und in 1977 schon stark mit Patina überzogen, wie auch das Titelbild von Peter Leuschners erstem Hinterkaifeck-Buch zeigt. Aufgrund des daraufhin wieder einsetzenden Hinterkaifeck-Interesses wurde das Marterl notdürftig und „auf die Schnelle“ renoviert. Da der Standort nach wie vor für landwirtschaftliche Maschinen ein „Hindernis“ darstellte, versetzte man das Marterl im Januar 1984 direkt an die Wetterfichte, die zugleich auch das spitze Ende der Hinterkaifecker Felder (Parzellen) markierte. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch die Inschrifttafel renoviert und eine kleine Einfriedung um das Marterl angelegt. Bis zu den Filmaufnahmen von K. Hieber im Jahr 1991 wurde am Marterl auch nichts mehr groß verändert. In den folgenden Jahren erneuerte man mehrfach die Einfriedung, zeitweise war das Marterl von einem Efeubogen überspannt und einem Zaun umgeben. Die Einfriedung mit Dekorationssteinen wie sie auch heute noch vorhanden ist, wurde zwischen 1998 und 2000 vorgenommen. Ebenso wurde das Marterl erneut renoviert und auch mit Dachziegeln ausgestattet.
Im August 2003 wurde das Hinterkaifecker-Marterl durch einen Traktor versehentlich zerstört. An eine Reparatur war nicht mehr zu denken. Aus diesem Grunde wurde ein neuer Gedenkstein aus Beton sowie eine neue Inschrifttafel, jeweils originalgetreu nachgebildet, dort gesetzt.
Dank fleissiger und uneigennütziger Helfer vor Ort konnte das Marterl im Herbst 2011 restauriert werden.
Eine weitere Komplettbearbeitung erfuhr das Marterl im Jahr 2020. Danke dafür an alle, die sich vor Ort darum kümmerten.
Abtragung im August 2022

© hinterkaifeck.net
Das Marterl steht nicht mehr.
Ohne Ankündigung fehlte das Marterl von heute auf morgen. Die Verwunderung war groß.
In einem Bezahlartikel des Donaukurier wird auf zu viel touristischen Verkehr am Marterl hingewiesen und auf beständige Unruhe.
Kurze Zeit später entschied sich der Gemeinderat von Waidhofen zum einen gegen einen Wiederaufbau an anderer Stelle.
Im Windschatten dieser Entscheidung wurde zeitnah auch die Informationstafel zum Fall von der Gemeinde entfernt, so dass an der Wetterfichte plötzlich nichts mehr an Hinterkaifeck erinnerte.
Während viele Menschen die Entscheidung nicht verstehen konnten und das Marterl vermissten, kamen auch Rufe nach der rechtlichen Grundlage auf, aufgrund der eine Beseitigung möglich war. Zum Einen spielte hier natürlich eine Rolle, dass das Marterl auf privatem Grund stand. Aber es war auch nie von der Gemeinde als Kleindenkmal offiziell eingetragen worden und hatte deshalb nie unter einem besonderen Schutz gestanden.
Bilder des Marterls
-
Marterl im Jahr 1932
(©Neue Augsburger Zeitung) -
Marterl im Jahr 1952
(©Weltbild Illustrierte) -
Marterl wahrscheinlich 50er/60er
(Quelle unbekannt) -
Marterl vor 1980
(©BR) -
Marterl im Jahr 1989
(©Paartalgraf) -
Marterl im Jahr 2007
(©Donaukurier) -
Marterl im Jahr 2007
(©Donaukurier) -
Marterl im Jahr 2022
(©scte) -
Marterl im Jahr 2022
(©scte) -
Mit Wetterfichte und Blumenschmuck
(©Paartalgraf) -
Inschrift
(©Paartalgraf) -
bisherige Standorte des Marterls
(©hinterkaifeck.net)
Ein kleiner Ersatz von November 2022 bis Januar 2023

©Bastian Fuchs
In der Nacht vom 26. auf den 27. November 2022 brachten Unbekannte an der Wetterfichte ein Miniaturmarterl an. Dieses war in der Form dem großen Marterl nachempfunden.
Die Inschrift beinhaltete die Namen, Geburts- und Todesdaten der 6 Mordopfer sowie den Satz "In stillem Gedenken an die Opfer von Hinterkaifeck".
Verziert war das kleine metallene Marterl mit Blumenornamenten und einem Kreuz.
Seit Mitte Januar fehlt auch dieses Ersatzmarterl. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Wetterfichte als Naturdenkmal anerkannt und wahrscheinlich störte das kleine Schild die Feierlichkeiten. Über den Verbleib ist nichts bekannt.

Neue Gedenkstelle seit 31. März 2025
Nachdem das alte Marterl nicht nur vom Grundstücksbesitzer entfernt, sondern auch die zugehörige Infotafel von der Gemeinde entfernt worden war, gab es 2,5 Jahre lang vor Ort nichts, was an den Sechsfachmord erinnerte. Umso schöner, dass es pünktlich zum 103. Gedenktag ein neues Mahnmal gibt, das an die sechs Opfer erinnert.

Aufstellung und Einweihung
Seit 31. März 2025 ist bei der Wetterfichte wieder eine Gedenkstelle zu finden. Sie wurde am 05. April 2025 von Pfarrer Roy Augustine geweiht im Rahmen einer gediegenen Einweihungsfeier des Gartenbauvereins Waidhofen .
Standort
Die neue Gedenkstelle liegt nur wenige Meter vom letzten Standort entfernt. Direkt in der Nähe der Wetterfichte kam zusätzlich noch eine Sitzgelegenheit hinzu.
Initiatoren und Motivation
Im Auftrag des Gartenbauvereins Waidhofen fertigte der Kühbacher Steinmetz Kress ein aus 5 Stelen bestehendes Mahnmal, das an die Opfer von Hinterkaifeck erinnern soll. Das vorige Marterl war vom Gartenbauverein in Auftrag gegeben und liebevoll gepflegt worden. Zu Ehren der Opfer wollte man nicht dauerhaft auf eine Gedenkstelle verzichten und suchte nach einer Lösung, die Bestand haben soll.
Aufbau und Bedeutung
Das 3D-Kunstwerk zeigt auf 4 Steinstelen Beschriftungen, die aus allen Richtungen dem Betrachter Anregungen und Informationen geben. So repräsentieren die drei grauen, äußeren Steine nicht nur die Opfer (das Ehepaar Gruber, Viktoria Gabriel und ihre 2 Kinder sowie die Magd Maria Baumgartner). Der mittlere Stein verbindet sie alle.
Der Steinmetz René Kress sagt dazu im Donaukurier:
Und die gesamte Installation bekommt zusätzliche Intensität.
Der große Stein steht für Victoria Gabriel und ihre beiden Kinder,
der mittlere für ihre Eltern, Cäzilie und Andreas Gruber,
der kleine für die Dienstmagd, Maria Baumgartner, die zur falschen Zeit am falschen Ort war.
Quelle: Donaukurier
Die einzelnen Stelen und ihre Beschriftung
Wie der Künstler im o.g. Zeitungsartikel bereits sagte, bietet das Steinarragement immer neue Ansichten, je nach Blickwinkel. Wir haben die Beschriftungen, sofern sie sich auf den Fotos ergeben, als kleine Übersicht aufgelistet:
Element | Größte Stele (grau) | Mittelgroße Stele (grau) | Kleinste Stele (grau) | Weisse Stele, Zentrum | ||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Beschriftungen | Ansicht 1: Gottloser Mörderhand fiel am 31.3.1922 Familie Gabriel Gruber zum Opfer Ansicht 2: |
Ansicht 1: Cäzilie Gruber 27.11.1849 Andreas Gruber 9.11.1858 |
Ansicht 1: Maria Baumgartner Dienstmagd 1.10.1877 |
Ansicht 1: Leid Tod Angst |
Bildergalerie neue Gedenkstelle
-
Draufschau auf die neue Gedenkstelle in Richtung Wetterfichte
@winsider -
Ansicht in Richtung Südwesten (Schrobenhausen)
@Holzfuchs -
Einzelstein Maria Baumgartner
@Holzfuchs -
Einzelstein Viktoria Gabriel mit ihren beiden Kindern
@Holzfuchs -
Blick nach Westen auf die neue Gedenkstelle
@Doro -
Blick nach Osten auf die neue Gedenkstelle
@Doro -
Darstellung der Hofgebäude in Stein
@Doro -
Weiße Zentrumsstele mit den steinernen Gebäuden
@Doro
Persönliche Anmerkung
Ein großes Dankeschön an den Gartenbauverein Waidhofen und auch an Herrn Kress für Ihr Engagement und ein wenig auch für Ihren Mut, entgegen der Gemeinderatsentscheidung das Gedenken an die 6 Opfer von Hinterkaifeck aufrecht zu erhalten.