Sonstiges: Andachtsstätte Hinterkaifeck

Aus Das Hinterkaifeck-Wiki
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Erste Ausgestaltung: Das Marterl

Was ist ein Marterl?

Ein Marterl ist laut Wikipedia ein Kleinaltar, der errichtet wird/wurde, um Menschen die Gelegenheit zu geben, inne zu halten und zu beten.

Der Bildstock von Hinterkaifeck

Die Gestaltung

Das einfache Marterl war zum

Schutz vor Witterung mit Dachziegeln versehen. Unter einer Nische für eine Kerze ist eine Gedenktafel angebracht mit der folgenden Inschrift:

Anfänglich war zusätzlich noch ein Kniebänkchen am Marterl aufgestellt, das Marterl selbst war von einem kleinen Drahtzaun umgeben und bepflanzt.

Die Inschrifttafel

Die Tafel enthält die Namen der Opfer, teilweise sind Abweichungen gegenüber den Akten und Dokumenten zu sehen, was die Schreibweise der Namen und die Geburtsdaten betrifft.

Textbeispiel:


Gottloser Mörderhand
fiel am 31. März 1922 die
Familie Gabriel Gruber
von hier zum Opfer
Andreas Gruber geb. 1857
Cezilia Gruber geb. 1849
Viktoria Gabriel geb. 1887
geb. Gruber deren Kinder
Cezilia geb. 1915
Josef geb. 1919
Maria Baumgartner Dienstmagd geb. 1877


Frühere Inschrift-Tafeln

Die Tafel wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt angebracht. Es gab in der Vergangenheit gleich mehrere Versionen:

Viel Bewegung in fast 100 Jahren Geschichte

Zustand des Marterls nach einem Unfall mit einem Traktor
© Donaukurier 2003

Der Bildstock von Hinterkaifeck wurde zum Gedenken an die schreckliche Tat und an die Opfer von Hinterkaifeck errichtet. Die Errichtung fand nach dem vollständigen Abriss des Hofes 1923 statt, aber noch vor Herbst 1926. Das Marterl befand sich damals genau an der Hofstelle, ca. 15 Meter vom Wegrand entfernt. Da die Ackerflächen von Hinterkaifeck nach und nach wieder der kompletten landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt wurden, stand das Marterl schon bald im Wege und wurde am ersten Standort einige Male beschädigt.

Daraufhin versetzte man es vermutlich zu Beginn der 60er Jahre direkt an den Wegesrand, immer noch jedoch in Höhe der ehemaligen Hofstelle. Jahrelang war es der Witterung schutzlos ausgesetzt und in 1977 schon stark mit Patina überzogen, wie auch das Titelbild von Peter Leuschners erstem Hinterkaifeck-Buch zeigt. Aufgrund des daraufhin wieder einsetzenden Hinterkaifeck-Interesses wurde das Marterl notdürftig und „auf die Schnelle“ renoviert. Da der Standort nach wie vor für landwirtschaftliche Maschinen ein „Hindernis“ darstellte, versetzte man das Marterl im Januar 1984 direkt an die Wetterfichte, die zugleich auch das spitze Ende der Hinterkaifecker Felder (Parzellen) markierte. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch die Inschrifttafel renoviert und eine kleine Einfriedung um das Marterl angelegt. Bis zu den Filmaufnahmen von K. Hieber im Jahr 1991 wurde am Marterl auch nichts mehr groß verändert. In den folgenden Jahren erneuerte man mehrfach die Einfriedung, zeitweise war das Marterl von einem Efeubogen überspannt und einem Zaun umgeben. Die Einfriedung mit Dekorationssteinen wie sie auch heute noch vorhanden ist, wurde zwischen 1998 und 2000 vorgenommen. Ebenso wurde das Marterl erneut renoviert und auch mit Dachziegeln ausgestattet.


Im August 2003 wurde das Hinterkaifecker-Marterl durch einen Traktor versehentlich zerstört. An eine Reparatur war nicht mehr zu denken. Aus diesem Grunde wurde ein neuer Gedenkstein aus Beton sowie eine neue Inschrifttafel, jeweils originalgetreu nachgebildet, dort gesetzt.
Dank fleissiger und uneigennütziger Helfer vor Ort konnte das Marterl im Herbst 2011 restauriert werden.
Eine weitere Komplettbearbeitung erfuhr das Marterl im Jahr 2020. Danke dafür an alle, die sich vor Ort darum kümmerten.


Abtragung im August 2022

Leerer ehemaliger Standort
© hinterkaifeck.net

Das Marterl steht nicht mehr.
Ohne Ankündigung fehlte das Marterl von heute auf morgen. Die Verwunderung war groß. In einem Bezahlartikel des Donaukurier wird auf zu viel touristischen Verkehr am Marterl hingewiesen und auf beständige Unruhe.

Kurze Zeit später entschied sich der Gemeinderat von Waidhofen zum einen gegen einen Wiederaufbau an anderer Stelle.
Im Windschatten dieser Entscheidung wurde zeitnah auch die Informationstafel zum Fall von der Gemeinde entfernt, so dass an der Wetterfichte plötzlich nichts mehr an Hinterkaifeck erinnerte.

Während viele Menschen die Entscheidung nicht verstehen konnten und das Marterl vermissten, kamen auch Rufe nach der rechtlichen Grundlage auf, aufgrund der eine Beseitigung möglich war. Zum Einen spielte hier natürlich eine Rolle, dass das Marterl auf privatem Grund stand. Aber es war auch nie von der Gemeinde als Kleindenkmal offiziell eingetragen worden und hatte deshalb nie unter einem besonderen Schutz gestanden.





Bilder des Marterls

Ein kleiner Ersatz von November 2022 bis Januar 2023

Das kleine Gedenk-Marterl an der Wetterfichte
©Bastian Fuchs

In der Nacht vom 26. auf den 27. November 2022 brachten Unbekannte an der Wetterfichte ein Miniaturmarterl an. Dieses war in der Form dem großen Marterl nachempfunden.
Die Inschrift beinhaltete die Namen, Geburts- und Todesdaten der 6 Mordopfer sowie den Satz "In stillem Gedenken an die Opfer von Hinterkaifeck".
Verziert war das kleine metallene Marterl mit Blumenornamenten und einem Kreuz.


Seit Mitte Januar fehlt auch dieses Ersatzmarterl. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Wetterfichte als Naturdenkmal anerkannt und wahrscheinlich störte das kleine Schild die Feierlichkeiten. Über den Verbleib ist nichts bekannt.


Komplettansicht Gedenkstelle 6. April 2025

Neue Gedenkstelle seit 31. März 2025

Nachdem das alte Marterl nicht nur vom Grundstücksbesitzer entfernt, sondern auch die zugehörige Infotafel von der Gemeinde entfernt worden war, gab es 2,5 Jahre lang vor Ort nichts, was an den Sechsfachmord erinnerte. Umso schöner, dass es pünktlich zum 103. Gedenktag ein neues Mahnmal gibt, das an die sechs Opfer erinnert.

Segnung der neuen Gedenkstelle am 5. April 2025

Aufstellung und Einweihung

Seit 31. März 2025 ist bei der Wetterfichte wieder eine Gedenkstelle zu finden. Sie wurde am 05. April 2025 von Pfarrer Roy Augustine geweiht im Rahmen einer gediegenen Einweihungsfeier des Gartenbauvereins Waidhofen .

Standort

Die neue Gedenkstelle liegt nur wenige Meter vom letzten Standort entfernt. Direkt in der Nähe der Wetterfichte kam zusätzlich noch eine Sitzgelegenheit hinzu.

Initiatoren und Motivation

Im Auftrag des Gartenbauvereins Waidhofen fertigte der Kühbacher Steinmetz Kress ein aus 5 Stelen bestehendes Mahnmal, das an die Opfer von Hinterkaifeck erinnern soll. Das vorige Marterl war vom Gartenbauverein in Auftrag gegeben und liebevoll gepflegt worden. Zu Ehren der Opfer wollte man nicht dauerhaft auf eine Gedenkstelle verzichten und suchte nach einer Lösung, die Bestand haben soll.

Aufbau und Bedeutung

Das 3D-Kunstwerk zeigt auf 4 Steinstelen Beschriftungen, die aus allen Richtungen dem Betrachter Anregungen und Informationen geben. So repräsentieren die drei grauen, äußeren Steine nicht nur die Opfer (das Ehepaar Gruber, Viktoria Gabriel und ihre 2 Kinder sowie die Magd Maria Baumgartner). Der mittlere Stein verbindet sie alle.

Der Steinmetz René Kress sagt dazu im Donaukurier:

Ein vierter, ein heller Stein musste noch dazu. „So konnte ich den verschneiten Weg darstellen“, sagt Kress.
Und die gesamte Installation bekommt zusätzliche Intensität.
Der große Stein steht für Victoria Gabriel und ihre beiden Kinder,
der mittlere für ihre Eltern, Cäzilie und Andreas Gruber,
der kleine für die Dienstmagd, Maria Baumgartner, die zur falschen Zeit am falschen Ort war.

Quelle: Donaukurier

Die einzelnen Stelen und ihre Beschriftung

Wie der Künstler im o.g. Zeitungsartikel bereits sagte, bietet das Steinarragement immer neue Ansichten, je nach Blickwinkel. Wir haben die Beschriftungen, sofern sie sich auf den Fotos ergeben, als kleine Übersicht aufgelistet:

Element       Größte Stele (grau)       Mittelgroße Stele (grau)       Kleinste Stele (grau)       Weisse Stele, Zentrum
Beschriftungen       Ansicht 1:
Gottloser
Mörderhand
fiel am
31.3.1922
Familie
Gabriel
Gruber
zum Opfer



Ansicht 2:
Hinterkaifeck


Ansicht 3:
Victoria Gabriel
6.2.1887
geb. Gruber
deren Kinder
Cäcilie
9.1.1915
Josef
7.9.1919

      Ansicht 1:
Cäzilie Gruber
27.11.1849
Andreas Gruber
9.11.1858



      Ansicht 1:
Maria
Baumgartner
Dienstmagd
1.10.1877



      Ansicht 1:
Leid
Tod
Angst

Bildergalerie neue Gedenkstelle

Persönliche Anmerkung


Ein großes Dankeschön an den Gartenbauverein Waidhofen und auch an Herrn Kress für Ihr Engagement und ein wenig auch für Ihren Mut, entgegen der Gemeinderatsentscheidung das Gedenken an die 6 Opfer von Hinterkaifeck aufrecht zu erhalten.