Zeitungsartikel: 1996-06-05 Zum Tod von Viktoria Baum: Unterschied zwischen den Versionen

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Letzte Zeitzeugin beigesetzt [[Personen: Baum Viktoria|Viktoria Baum]], geborene Schlittenbauer, war über 94 Jahre alt geworden  
Letzte Zeitzeugin beigesetzt [[Personen: Baum Viktoria|Viktoria Baum]], geborene Schlittenbauer, war über 94 Jahre alt geworden  


[[Schrobenhausen]] (mpy)<br>  
[[Orte: Schrobenhausen|Schrobenhausen]] (mpy)<br>  
Die Todesanzeige unterschied sich auf den ersten Blick nicht von vielen anderen: Eine 94 jährige Frau ist nach einem erfüllten Leben gestorben. Doch im Leben der Viktoria Baum, geborene Schlittenbauer gab es ein Ereignis, das sie fast ständig begleitete, und sie zu einer Person des öffentlichen Interesses machte: Sie war die letzte Zeitzeugin des heute ungeklärten Mordes in [[Hinterkaifeck|Hinterkaifeck]]. Am Mittwoch wurde sie am neuen Friedhof beigesetzt.
Die Todesanzeige unterschied sich auf den ersten Blick nicht von vielen anderen: Eine 94 jährige Frau ist nach einem erfüllten Leben gestorben. Doch im Leben der Viktoria Baum, geborene Schlittenbauer gab es ein Ereignis, das sie fast ständig begleitete, und sie zu einer Person des öffentlichen Interesses machte: Sie war die letzte Zeitzeugin des heute ungeklärten Mordes in [[Hinterkaifeck|Hinterkaifeck]]. Am Mittwoch wurde sie am neuen Friedhof beigesetzt.
   
   
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Es ist 15.30 Uhr, als sich der Gröberner Ortsführer [[Personen: Schlittenbauer Lorenz|Lorenz Schlittenbauer]] mit seinen Kindern (Viktoria Baum, damals 21) [[Personen: Dick Josef|Josef]] und [[Personen: Schlittenbauer Johann|Johann]] sowie dem Landwirt [[Personen: Sigl Jakob|Jakob Siegl]] und dem Gütler [[Personen: Pöll Michael|Michael Pröll]] auf die Suche nach den Grubers gemacht hat.  
Es ist 15.30 Uhr, als sich der Gröberner Ortsführer [[Personen: Schlittenbauer Lorenz|Lorenz Schlittenbauer]] mit seinen Kindern (Viktoria Baum, damals 21) [[Personen: Dick Josef|Josef]] und [[Personen: Schlittenbauer Johann|Johann]] sowie dem Landwirt [[Personen: Sigl Jakob|Jakob Siegl]] und dem Gütler [[Personen: Pöll Michael|Michael Pröll]] auf die Suche nach den Grubers gemacht hat.  
Ich bin von hinten in den Stall nei, hat Viktoria Baum dem Journalisten Köchl erzählt und da bin i über an Fuß g`stolpert, der mit Heu zugedeckt war. Und dann war da noch ona. Die Männer entdeckten zwei weitere im Stadel und zwei im Haus. „Wenn mal sechs Tote daliegen, was meinen`s was da los is, in so oana Gemeinde. Mir ham uns alle a so g`forcht`n“ erzählte Viktoria Baum.  
Ich bin von hinten in den Stall nei, hat Viktoria Baum dem Journalisten Köchl erzählt und da bin i über an Fuß g`stolpert, der mit Heu zugedeckt war. Und dann war da noch ona. Die Männer entdeckten zwei weitere im Stadel und zwei im Haus. „Wenn mal sechs Tote daliegen, was meinen`s was da los is, in so oana Gemeinde. Mir ham uns alle a so g`forcht`n“ erzählte Viktoria Baum.  
Auch ihre vor zwei Jahren verstorbene jüngere Schwester [[Personen: Böck Maria|Maria]], die bis zu ihrem Tod in [[Koppenbach]] lebte, hatte immer wieder von der schrecklichen Angst gesprochen, die die Kinder damals hatten. Sie seien daheim nicht mehr auf den Speicher gegangen, weil die Mörder sich nachweislich mehrere Tage lang auf dem Dach des Hinterkaifecker Hofes aufgehalten hatten. Und sie hätten sich nicht getraut, draußen allein zu spielen, viele Monate lang.  
Auch ihre vor zwei Jahren verstorbene jüngere Schwester [[Personen: Böck Maria|Maria]], die bis zu ihrem Tod in [[Orte: Koppenbach|Koppenbach]] lebte, hatte immer wieder von der schrecklichen Angst gesprochen, die die Kinder damals hatten. Sie seien daheim nicht mehr auf den Speicher gegangen, weil die Mörder sich nachweislich mehrere Tage lang auf dem Dach des Hinterkaifecker Hofes aufgehalten hatten. Und sie hätten sich nicht getraut, draußen allein zu spielen, viele Monate lang.  


Erst allmählich erschlossen sich damals den Ermittlungsbeamten der Kriminalpolizei die Abgründe der [[Familie Gruber|Familie Gruber]] und die Vielzahl von [[Tatmotive|Motiven]] und [[Tatverdächtige|Tatverdächtigen]]. Als sie nämlich feststellten, dass Vater Andreas mit Tochter Viktoria über Jahre hinweg nach ihrem 19. Geburtstag [[Sachverhalte: Strafprozess wegen Blutschande gegen Andreas Gruber und Viktoria Gabriel 1915|Inzest]] betrieben hatte, wofür er ein Jahr, sie einen Monat im Gefängnis verbracht hatte (Viktoria Gabriel war zu diesem Zeitpunkt schon Witwe, ihr Mann [[Personen: Gabriel Karl|Karl]] war 1914 gefallen), dass aus dieser Beziehung möglicherweise Sohn Josef hervorgegangen ist, den dann aber Lorenz Schlittenbauer, der in dieser Zeit um die Hand Viktorias angehalten hat, anerkannte.  
Erst allmählich erschlossen sich damals den Ermittlungsbeamten der Kriminalpolizei die Abgründe der [[Familie Gruber|Familie Gruber]] und die Vielzahl von [[Tatmotive|Motiven]] und [[Tatverdächtige|Tatverdächtigen]]. Als sie nämlich feststellten, dass Vater Andreas mit Tochter Viktoria über Jahre hinweg nach ihrem 19. Geburtstag [[Sachverhalte: Strafprozess wegen Blutschande gegen Andreas Gruber und Viktoria Gabriel 1915|Inzest]] betrieben hatte, wofür er ein Jahr, sie einen Monat im Gefängnis verbracht hatte (Viktoria Gabriel war zu diesem Zeitpunkt schon Witwe, ihr Mann [[Personen: Gabriel Karl|Karl]] war 1914 gefallen), dass aus dieser Beziehung möglicherweise Sohn Josef hervorgegangen ist, den dann aber Lorenz Schlittenbauer, der in dieser Zeit um die Hand Viktorias angehalten hat, anerkannte.  
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