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Aussagen: 1952-05-30 Sigl Jakob: Unterschied zwischen den Versionen
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Aussagen: 1952-05-30 Sigl Jakob (Quelltext anzeigen)
Version vom 2. Mai 2011, 17:39 Uhr
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=== Zugegen === | === Zugegen === | ||
[[Personen: Sigl Jakob | Jakob Sigl]]<br> | [[Personen: Sigl Jakob | Jakob Sigl]]<br> | ||
[[Ermittler: Hawelka | Dr. Hawelka]], Richter AGR. <br> | |||
Schenk, Justizangestellter | [[Ermittler: Schenk | Schenk]], Justizangestellter | ||
== Inhalt == | == Inhalt == | ||
{|border="2" cellpadding="0" width="700" | {|class="docs" border="2" cellpadding="0" width="700" | ||
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<tt> | <tt> | ||
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Amtsgericht Aichach<br> | Amtsgericht Aichach<br> | ||
Gs 49/52<br> | Gs 49/52<br> | ||
Niederschrift<br><br><br> | |||
Aufgenommen in nichtöffentlicher Sitzung des Amtsgerichts Aichach am 30.Mai 1952<br> | Aufgenommen in nichtöffentlicher Sitzung des Amtsgerichts Aichach am 30.Mai 1952<br><br> | ||
Gegenwärtig:<br> | Gegenwärtig:<br> | ||
AGR. Dr. Hawelka als Richter<br> | AGR. Dr. Hawelka als Richter<br> | ||
Just. Ang. Schenk als stv. UB<br> | Just. Ang. Schenk als stv. UB<br><br><br> | ||
In Sachen<br> | In Sachen<br> | ||
Gegen | Gegen Unbekannte<br> | ||
wegen Verbrechens des Mordes<br> | wegen Verbrechens des Mordes<br> | ||
erschien auf Ladung der nachbenannte Zeuge Jakob Sigl.<br> | erschien auf Ladung der nachbenannte Zeuge Jakob Sigl.<br><br> | ||
Der Zeuge wurde nach Ermahnung zur Angabe der Wahrheit und nach Belehrung über die Bedeutung des Eides und die strafrechtlichen Folgen jeder falschen eidlichen oder uneidlichen Aussage vor Gericht vernommen wie folgt:<br> | Der Zeuge wurde nach Ermahnung zur Angabe der Wahrheit und nach Belehrung über die Bedeutung des Eides und die strafrechtlichen Folgen jeder falschen eidlichen oder uneidlichen Aussage vor Gericht vernommen wie folgt:<br> | ||
Zur Person: | Zur Person: Sigl Jakob, 60 Jahre alt, verheiratet, Landwirt in<br> | ||
Schiltberg Hs.Nr. 41, Lkrs. Aichach<br><br> | Schiltberg Hs.Nr. 41, Lkrs. Aichach<br><br> | ||
Zur Sache:<br> | Zur Sache:<br> | ||
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Daraufhin wurden dem Zeugen diese Angaben soweit sie nicht mit [ -- ] versehen sind, satzweise und wortwörtlich vorgelesen. Hierauf erklärt der Zeuge:<br> | Daraufhin wurden dem Zeugen diese Angaben soweit sie nicht mit [ -- ] versehen sind, satzweise und wortwörtlich vorgelesen. Hierauf erklärt der Zeuge:<br> | ||
Wenn ich gesagt habe, dass ich alle Ermordeten gut gekannt habe, so meine ich darunter alle Bewohner des Anwesens bis auf die [[Personen: Baumgartner Maria | Magd]]. Diese dürfte erst kurz vor der Mordtat den Dienst angetreten haben, was auch aus allen Umständen, wie sie nach Aufdeckung der Straftat erhoben wurden, festgestellt wurden.<br> | Wenn ich gesagt habe, dass ich alle Ermordeten gut gekannt habe, so meine ich darunter alle Bewohner des Anwesens bis auf die [[Personen: Baumgartner Maria | Magd]]. Diese dürfte erst kurz vor der Mordtat den Dienst angetreten haben, was auch aus allen Umständen, wie sie nach Aufdeckung der Straftat erhoben wurden, festgestellt wurden.<br> | ||
Von dem blutschänderischen Verhältnis des [[Personen: Gruber Andreas | Andreas Gruber]] mit seiner leiblichen Tochter [[Personen: Gabriel Viktoria | Viktoria]], habe ich erst erfahren u. zwar von meinen Eltern, als Gruber das erste Mal eingesperrt war. Damals war seine Tochter mit [[Personen: Gabriel Karl | Karl Gabriel]] schon verheiratet. Die Tochter heiratete meiner Erinnerung nach vor Ausbruch des ersten Weltkriegs, etwa im Jahre 1913. Ob auch die Tochter Viktoria damals eingesperrt war, weiss ich nicht. Ich weiss aber, dass sich dieser Vorfall etwa in den Jahren 1913 oder 1914 zugetragen hat. Ich war wohl damals nicht daheim, sondern in Hohenwart als Knecht im Dienst. Meine Eltern haben mir das aber alles erzählt. Sie sagten mir auch, dass der Mann von der Viktoria im Zusammenhang mit der Festnahme seines Schwiegervaters eine Zeitlang vom Hof Hinterkaifeck weg war und am elterlichen Hof weilte. Erst auf Zureden | Von dem [[Sachverhalte: Der Inzest | blutschänderischen Verhältnis]] des [[Personen: Gruber Andreas | Andreas Gruber]] mit seiner leiblichen Tochter [[Personen: Gabriel Viktoria | Viktoria]], habe ich erst erfahren u. zwar von meinen Eltern, als Gruber das erste Mal eingesperrt war. Damals war seine Tochter mit [[Personen: Gabriel Karl | Karl Gabriel]] schon verheiratet. Die Tochter heiratete meiner Erinnerung nach vor Ausbruch des ersten Weltkriegs, etwa im Jahre 1913. Ob auch die Tochter Viktoria damals eingesperrt war, weiss ich nicht. Ich weiss aber, dass sich dieser Vorfall etwa in den Jahren 1913 oder 1914 zugetragen hat. Ich war wohl damals nicht daheim, sondern in [[Orte: Hohenwart | Hohenwart]] als Knecht im Dienst. Meine Eltern haben mir das aber alles erzählt. Sie sagten mir auch, dass der Mann von der Viktoria im Zusammenhang mit der Festnahme seines Schwiegervaters eine Zeitlang vom [[Der Hof Hinterkaifeck | Hof Hinterkaifeck]] weg war und am elterlichen Hof weilte. Erst auf Zureden [Anm.: handschriftlich: "seiner Eltern"] soll er auf den Hof seiner Schwiegereltern) zurückgegangen sein.<br> | ||
Als der Landwirt [[Personen: Schlittenbauer Lorenz | Schlittenbauer]] zu mir kam und sagte, dass er nicht der Erzeuger des [[Personen: Gruber Josef | von der Viktoria erwartenden Kindes]] sei, sondern ihr Vater, war ich schon aus dem ersten Weltkrieg daheim und bereits verheiratet. Ich habe im Frühjahr 1919 geheiratet.<br> | Als der Landwirt [[Personen: Schlittenbauer Lorenz | Schlittenbauer]] zu mir kam und sagte, dass er nicht der Erzeuger des [[Personen: Gruber Josef | von der Viktoria erwartenden Kindes]] sei, sondern ihr Vater, war ich schon aus dem ersten Weltkrieg daheim und bereits verheiratet. Ich habe im Frühjahr 1919 geheiratet.<br> | ||
Meine Angaben in der polizeilichen Niederschrift, dass ich zu meiner Rückkehr aus dem ersten Weltkrieg erfahren hätte, dass Andreas Gruber wieder wegen Blutschande eingesperrt war, sind nicht richtig festgehalten. Ich habe diese Angaben nicht gemacht. Gruber wurde nur zweimal wegen des Verdachts der Blutschande eingesperrt. Das erste Mal in den Jahren 1913 oder 1914 und das zweite Mal auf die Anzeige des Schlittenbauer nach meiner Verheiratung. Das nähere Datum , wann der Gruber das zweite Mal eingesperrt wurde kann ich nicht mehr angeben.<br> | Meine Angaben in der polizeilichen Niederschrift, dass ich zu meiner Rückkehr aus dem ersten Weltkrieg erfahren hätte, dass Andreas Gruber wieder wegen Blutschande eingesperrt war, sind nicht richtig festgehalten. Ich habe diese Angaben nicht gemacht. Gruber wurde nur zweimal wegen des Verdachts der Blutschande eingesperrt. Das erste Mal in den Jahren 1913 oder 1914 und das zweite Mal auf die Anzeige des Schlittenbauer nach meiner Verheiratung. Das nähere Datum , wann der Gruber das zweite Mal eingesperrt wurde kann ich nicht mehr angeben.<br> | ||
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a.D.g.<br> | a.D.g.<br> | ||
[Jakob Sigl]<br> | [Jakob Sigl]<br> | ||
Hierauf wurde der Zeuge gesetzlich beeidigt.<br> | Hierauf wurde der Zeuge gesetzlich beeidigt.<br><br> | ||
Verfügung<br> | |||
1. Abtragen im Gs.<br> | 1. Abtragen im Gs.<br> | ||
2. Nach Erledigung zurück an die<br> | 2. Nach Erledigung zurück an die<br> | ||
Staatsanwaltschaft Augsburg<br> | Staatsanwaltschaft Augsburg<br> | ||
<br><br> | |||
Aichach, den 30. Mai 1952<br> | Aichach, den 30. Mai 1952<br> | ||
(Dr. Hawelka)<br> | (Dr. Hawelka)<br> | ||
Amtsgerichtsrat<br> | Amtsgerichtsrat<br> | ||