Sonstiges: Tatmotive: Unterschied zwischen den Versionen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 17: Zeile 17:
Diese Varianten wurden polizeilich überprüft und konnten nie bewiesen werden.
Diese Varianten wurden polizeilich überprüft und konnten nie bewiesen werden.
=== Unsteter Lebenswandel der Familie Gruber/Gabriel ===
=== Unsteter Lebenswandel der Familie Gruber/Gabriel ===
"Die [[Personen: Familie Gruber | Familie Gruber-Gabriel]] waren komische Leute" - so ähnlich lauten viele Beschreibungen. Die Familie hatte kaum je Besuch, ging schon mal ins Haus, wenn Jemand vorbeikam. Sie waren verschlossen und beschränkten den Kontakt zu anderen Menschen auf ein Minimum. Trotzdem gab es zahlreiche Kontakte, die für die Organisation des Alltags ausreichten und die sie v.a. zu einem gern gesehenen weil stets hilfsbereiten und fleissigen Bestandteil der Dorfgemeinschaft machten. Dass sie über Geldangelegenheiten schwiegen, verhältnismäßig geizig waren und gerne mal ein gutes Geschäft machten -manchmal auch zu überteuerten Preisen-, das mag damals ebenfalls nicht außergewöhnlich gewesen sein. Es fällt eben auf, dass diese Eigenarten besonders häufig herausgestrichen werden. Zusammen mit dem mindestens bis 1915 stattfindenden Inzest ergibt sich so ein Bild der Familie, das sie ausgrenzt und zum "Schandfleck" der Gemeinde macht.
"Die [[Familie Gruber | Familie Gruber-Gabriel]] waren komische Leute" - so ähnlich lauten viele Beschreibungen. Die Familie hatte kaum je Besuch, ging schon mal ins Haus, wenn Jemand vorbeikam. Sie waren verschlossen und beschränkten den Kontakt zu anderen Menschen auf ein Minimum. Trotzdem gab es zahlreiche Kontakte, die für die Organisation des Alltags ausreichten und die sie v.a. zu einem gern gesehenen weil stets hilfsbereiten und fleissigen Bestandteil der Dorfgemeinschaft machten. Dass sie über Geldangelegenheiten schwiegen, verhältnismäßig geizig waren und gerne mal ein gutes Geschäft machten -manchmal auch zu überteuerten Preisen-, das mag damals ebenfalls nicht außergewöhnlich gewesen sein. Es fällt eben auf, dass diese Eigenarten besonders häufig herausgestrichen werden. Zusammen mit dem mindestens bis 1915 stattfindenden Inzest ergibt sich so ein Bild der Familie, das sie ausgrenzt und zum "Schandfleck" der Gemeinde macht.
<br>
<br>
=== Krumme Geschäfte ===
=== Krumme Geschäfte ===
Zeile 55: Zeile 55:


== Raubmord ==
== Raubmord ==
=== Fremde Täter ===
Durch geschicktes Geschäftemachen, durch Sparsamkeit und Fleiss konnten die Bauern während des Ersten Weltkrieges und in den Nachkriegsjahren Wohlstand aufbauen und die Inflation erleichterte den Schuldenabbau. Nicht Wenige wurden damals schuldenfrei. Dass die Hinterkaifecker Einiges an Bargeld und Münzgeld hatten, war wohl bekannt. In den Akten tauchen mehrere derartige Hinweise auf.<br>
=== Bekannte ===
Bot der [[Der Hof Hinterkaifeck | Einödhof]] mit nur einem erwachsenen alten Mann eine Aussicht auf reiche Beute und zog deshalb Diebe an, die auch vor Mord nicht zurückschreckten?
== Affekthandlung ==
=== Fremde Täter/Affekthandlung  ===
Der Winter war im März 1922 noch einmal zurückgekehrt. Draußen war es zu kalt, um dort zu übernachten. Die [[Sachverhalte: Vorkommnisse vor der Tat | Einbruchsspuren]] vor der Tat belegen, dass Jemand versucht hat, in den Hof einzudringen.<br>
War es in der Nacht zum 1. April 1922 den Tätern gelungen, ins Innere zu gelangen und stiessen sie dort überraschend auf einen der Hausbewohner? Ist die Situation eskaliert bei dem Versuch, für Ruhe zu sorgen?
=== Bekannte/Affekthandlun ===
Immer wieder gibt es Hinweise darauf, dass auch ehemalige Knechte auf Hinterkaifeck schon eingebrochen sind bzw. bei offener Tür/Fenster Lebensmittel und Kleidung mitgenommen haben.<br>
War es ein Bekannter der Hinterkaifecker, der im Stadel erwischt wurde? Musste er befürchten, angezeigt und eingesperrt zu werden und hat ob dieses Risikos überreagiert?
== Politische Hintergründe ==
== Politische Hintergründe ==
Die neue Weimarer Republik hatte vor allem in Bayern viele innenpolitische Probleme. Die durch den Versailler Vertrag aufgebürdeten Auflagen wurden hier als Zumutung empfunden und nicht zuletzt war dies auch die Geburtsstunde des Nationalsozialismus.<br>
Der Versailler Vertrag verlangte von Deutschland und seinen Verbündeten -grob vereinfacht- die Bezahlung von riesigen Entschädigungen sowie die Entmilitarisierung. Gegen diese Punkte wurde in Bayern verstoßen, teilweise waren diese Verstöße sogar gut organisiert und wurden durch die Reichswehr und die Polizei gedeckt oder gar gefördert. Solche Verstöße anzuzeigen oder seine Teilnahme zu verweigern, hatte für viele Menschen, drastische Konsequenzen.
<br>
Der Hof von Hinterkaifeck bot sich durch seine entlegene [[Hinterkaifeck | Lage]] als geheimer Lager- und Treffpunkt geradezu an. Mit einer Familie, die gutes Geld zu schätzen wußte und vielleicht kein allzu gutes Verhältnis zur Obrigkeit hatte, hätten man verlässliche Geschäftspartner gehabt.
<br>
Hatten die Gruber-Gabriels durch Wucher oder falsche Geschäfte die Aufmerksamkeit einer politisch extremen Gruppe auf sich gelenkt und wurden als Vaterlandsverräter gebrandmarkt?<br>
Oder haben sie gar damit gedroht, Verstöße gegen die Auflagen des Versailler Vertrages an die Entente oder an die Preußische Regierung zu melden? Ist eine Erpressung aus dem Ruder gelaufen und der Sechsfachmord von Hinterkaifeck war in Wirklichkeit einer von vielen unentdeckten Fememorde?
8.529

Bearbeitungen

Navigationsmenü