Editoren, Bürokraten
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Zur Zeit des Mordes in Kaifeck wohnte ich in Weichenried. Ich stand damals kurz vor der Heirat. Zwei Tage nach der Entdeckung des Mordes kam ich nach Waidhofen. Ich war beim SChreiner Schweiger in Waidhofen und dort habe ich von dem Mord erfahren. Ich habe damals noch niemand gekannt in dieser Gegend, insbesondere kannte ich die ermordete Familie nicht. Von der Affäre habe ich nichts besonderes erfahren. Im April 1922 habe ich mich verheiratet und wohnte weiter in Weichenried. Im November 1928 verzog ich nach Diepoltshofen. Dort ist mein Sohn Ewald am 17.1.29 geboren. Wir hatten die Hebamme Sigl von Waidhofen. Diese Hebamme hatte erst kurz vorher ausgelernt und war noch sehr jung. Etwa 8 Tage nach der Geburt des Kindes ließ ich es in Waidhofen taufer. Wir fuhren mit dem Gespann des Vaters der Hebamme (Einspännerschlitten)von Diepoltshofen nach Waidhofen zur Taufe. Der Vater der Hebamme hieß Wendelin S i g l und wohnte in Waidhofen.Ich kannte den Sigl nicht. Die Fahrt zur Taufe ist mir noch sehr gut in Erinnerung. Ein Sohn des Sigl hat das Schlittenfuhrwerk gelenkt. Den Namen von diesem Burschen weiß ich nicht mehr. Auf der Fahrt nach Waidhofen saßen die Hebamme und ich hinten im Schlitten. Der Fahrer saß vorne auf dem Bock. Es ging damals ein sehr kalter Wind. Wir beide redeten von der Taufe, weil der Pfarrer Angst hatte, das Kind könnte ohne Taufe sterben. Mitten in diesem Gespräch stellte die Sigl an mich folgende Frage: "Ostermeier was sagst Du, Du hörst doch auch, daß die Leute sagen, mein Vater soll die Kaifecker derschlagen haben." Ich bin nun sofort stutzig geworden,weil die Sigl mitten in einer anderen Unterhaltung und ohne jeden Anlaß mit dieser Frage an mich herangetreten ist. Ich sagte zu der Hebamme dem Sinne nach folgendes: "Ja gehört habe ichs schon aber was will ich dazu sagen." Sie sagte dann zu mir: "Ich hab nichts bemerkt." Soviel ich mich noch erinnere, sagte sie, daß sie zu dieser Zeit nicht zu Hause gewesen sei. Die Sigl sagte dann von der ganzen Sache nichts mehr und wir kamen auch auf dieses Gespräch nicht mehr zurück.<br> | Zur Zeit des Mordes in Kaifeck wohnte ich in Weichenried. Ich stand damals kurz vor der Heirat. Zwei Tage nach der Entdeckung des Mordes kam ich nach Waidhofen. Ich war beim SChreiner Schweiger in Waidhofen und dort habe ich von dem Mord erfahren. Ich habe damals noch niemand gekannt in dieser Gegend, insbesondere kannte ich die ermordete Familie nicht. Von der Affäre habe ich nichts besonderes erfahren. Im April 1922 habe ich mich verheiratet und wohnte weiter in Weichenried. Im November 1928 verzog ich nach Diepoltshofen. Dort ist mein Sohn Ewald am 17.1.29 geboren. Wir hatten die Hebamme Sigl von Waidhofen. Diese Hebamme hatte erst kurz vorher ausgelernt und war noch sehr jung. Etwa 8 Tage nach der Geburt des Kindes ließ ich es in Waidhofen taufer. Wir fuhren mit dem Gespann des Vaters der Hebamme (Einspännerschlitten)von Diepoltshofen nach Waidhofen zur Taufe. Der Vater der Hebamme hieß Wendelin S i g l und wohnte in Waidhofen.Ich kannte den Sigl nicht. Die Fahrt zur Taufe ist mir noch sehr gut in Erinnerung. Ein Sohn des Sigl hat das Schlittenfuhrwerk gelenkt. Den Namen von diesem Burschen weiß ich nicht mehr. Auf der Fahrt nach Waidhofen saßen die Hebamme und ich hinten im Schlitten. Der Fahrer saß vorne auf dem Bock. Es ging damals ein sehr kalter Wind. Wir beide redeten von der Taufe, weil der Pfarrer Angst hatte, das Kind könnte ohne Taufe sterben. Mitten in diesem Gespräch stellte die Sigl an mich folgende Frage: "Ostermeier was sagst Du, Du hörst doch auch, daß die Leute sagen, mein Vater soll die Kaifecker derschlagen haben." Ich bin nun sofort stutzig geworden,weil die Sigl mitten in einer anderen Unterhaltung und ohne jeden Anlaß mit dieser Frage an mich herangetreten ist. Ich sagte zu der Hebamme dem Sinne nach folgendes: "Ja gehört habe ichs schon aber was will ich dazu sagen." Sie sagte dann zu mir: "Ich hab nichts bemerkt." Soviel ich mich noch erinnere, sagte sie, daß sie zu dieser Zeit nicht zu Hause gewesen sei. Die Sigl sagte dann von der ganzen Sache nichts mehr und wir kamen auch auf dieses Gespräch nicht mehr zurück.<br> | ||
Ich habe noch leicht in Erinnerung, daß damals die Leute davon gesprochen haben, daß Sigl sein kleines Anwesen verkauft und ein größeres neues Anwesen baute. Die Leute konnten es nicht verstehen wo er dazu das Geld hergenommen hat,weil er als Lohnschlächter und Fleischbeschauer immer in ärmlichen Verhältnissen gelebt hat.<br> | Ich habe noch leicht in Erinnerung, daß damals die Leute davon gesprochen haben, daß Sigl sein kleines Anwesen verkauft und ein größeres neues Anwesen baute. Die Leute konnten es nicht verstehen wo er dazu das Geld hergenommen hat,weil er als Lohnschlächter und Fleischbeschauer immer in ärmlichen Verhältnissen gelebt hat.<br> | ||
Kurze Zeit später kam ich einmal zu der Tandlerin Maria | Kurze Zeit später kam ich einmal zu der Tandlerin [[Personen: Graßl Maria | Maria Graßl]] in Schrobenhausen. Ich kam öfters zu dieser Frau in den Heimgarten. <br>Auch an diesem fraglichen Tag saß ich bei ihr in der Küche. Es war ein Vormittag. Während ich in der Küche saß, kam dieser Sigl zu Frau Graßl. Was er dort wollte, weiß ich nicht mehr. Ich erinnere mich jedoch noch an ein Gespräch der Frau Graßl. U.a. sagte Frau Graßl zu Sigl folgendes dem Sinne nach: "Du Bazi, Du bist zu allem fähig, ich glaub schon, daß Du die Kaifecker umgebracht hast, sonst tatns die Leut nicht alleweil sagen." Er sagte darauf: "Du weißt an Dreck und Leut wissen auch an Dreck." Hierauf sagte die Graßl: "Geh einmal zum Beichten, sonst holt Dich der Teufel einmal und Du hast nicht gebeichtet, Dich kann der Pfarrer doch nicht absolvieren." Sigl sagte darauf: "Das geht Dich an Dreck an, der Pfarrer darf nichts sagen." Nun hat er die Küche verlassen. Als Sigl fort war, sagte die Frau Graßl: "Dem kann mans doch vom Gesicht herunterlesen." Ich meinte damals, daß man dies nicht so ohne weiteres sagen könne, ein solcher könne doch nicht mehr unter die Leut gehen.<br> | ||
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Während die genannte Hebamme noch lebt, ist Frau Graßl und ihr Mann, der die Sache auch gehört hatte, gestorben. | Während die genannte Hebamme noch lebt, ist Frau Graßl und ihr Mann, der die Sache auch gehört hatte, gestorben. |