Zeitungsartikel: 1953-01-19 Abendzeitung: Unterschied zwischen den Versionen

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So gehen die Monate und Jahre ins Land. Die kleine Cäcilie ist schon sieben und besucht fleißig die Dorfschule und auch der kleine Josef ist schon wieder zweieinhalb Jahre alt.<br>
So gehen die Monate und Jahre ins Land. Die kleine Cäcilie ist schon sieben und besucht fleißig die Dorfschule und auch der kleine Josef ist schon wieder zweieinhalb Jahre alt.<br>
Es kommen die letzten Tage des [[Wissen: Das Wetter und die Lichtverhältnisse rund um die Tat|März 1922]]. Seit kurzem wütet ein heftiger Sturm über die Höhen um Schrobenhausen. <br>
Es kommen die letzten Tage des [[Wissen: Das Wetter und die Lichtverhältnisse rund um die Tat|März 1922]]. Seit kurzem wütet ein heftiger Sturm über die Höhen um Schrobenhausen. <br>
Irgend etwas liegt in der Luft, etwas Rätselhaftes, Unheimliches. Am späten Nachmittag geht Andreas Gruber noch einmal über den Hof. Er hat irgendwo seinen Schlüsselbund verloren und kann ihn einfach nicht mehr finden. Und dabei bildet er sich ganz fest ein, daß er ihn selbst an der Stadltür stecken gelassen hat. Das ist am Donnerstag.<br>
Irgend etwas liegt in der Luft, etwas Rätselhaftes, Unheimliches. Am späten Nachmittag geht Andreas Gruber noch einmal über den Hof. Er hat irgendwo seinen [[Sachverhalte: Vorkommnisse vor der Tat|Schlüsselbund]] verloren und kann ihn einfach nicht mehr finden. Und dabei bildet er sich ganz fest ein, daß er ihn selbst an der Stadltür stecken gelassen hat. Das ist am Donnerstag.<br>
Abends steht Andreas am Fenster und starrt in den Sturm hinaus. Auf einmal sieht er, vielleicht hundert Meter vom Haus entfernt, zwischen den drei Tannen einen Mann stehen. Was will dieser Kerl, jetzt mitten in der Nacht und bei diesem Hundewetter? Ohne Grund läßt sich keiner bis auf die Haut naß werden.<br>
Abends steht Andreas am Fenster und starrt in den Sturm hinaus. Auf einmal sieht er, vielleicht hundert Meter vom Haus entfernt, zwischen den drei Tannen einen Mann stehen. Was will dieser Kerl, jetzt mitten in der Nacht und bei diesem Hundewetter? Ohne Grund läßt sich keiner bis auf die Haut naß werden.<br>
Am nächsten Morgen liegt Schnee auf den Feldern rings um Hinterkaifeck. Der alte Gruber schaut sich sorgfältig um. Und er macht eine erschreckende Entdeckung. Verwischte, schon halbverschneite Spuren führen zum Hof. Aber sie führen nicht mehr zurück. Mittags kommt der Postbote aus Waidhofen und reicht die Zeitung herein. Man wechselt ein paar Worte. Am Nachmittag schaut kurz eine siebzehnjährige Magd vorbei, die auf einem der Nachbarhöfe dient, und mit der Viktoria oft gemeinsam in. die Kirche geht. Und dann kommt noch ein Bekannter vom alten Gruber. Es ist der Schwiegervater des Bauern Jakob Sigl, der heute noch in der Nähe von Gröbern lebt. Andreas Gruber ist ziemlich. einsilbig zu seinem Nachbarn. „San Spitzbuben umeinand", brummt er. „Heut nacht müss' ma aufpassen. Mein Hausschlüssel geht mir auch schon seit zwei Tagen ab.“ Der andere bietet seine Hilfe an, als der Gruber ihm das mit den Spuren im Schnee erzählt. Aber da lacht der Bauer nur. „Dank' schön, mit dene werd' i scho fertig!"<br>
Am nächsten Morgen liegt Schnee auf den Feldern rings um Hinterkaifeck. Der alte Gruber schaut sich sorgfältig um. Und er macht eine erschreckende Entdeckung. Verwischte, schon halbverschneite Spuren führen zum Hof. Aber sie führen nicht mehr zurück. Mittags kommt der Postbote aus Waidhofen und reicht die Zeitung herein. Man wechselt ein paar Worte. Am Nachmittag schaut kurz eine siebzehnjährige Magd vorbei, die auf einem der Nachbarhöfe dient, und mit der Viktoria oft gemeinsam in. die Kirche geht. Und dann kommt noch ein Bekannter vom alten Gruber. Es ist der Schwiegervater des Bauern Jakob Sigl, der heute noch in der Nähe von Gröbern lebt. Andreas Gruber ist ziemlich. einsilbig zu seinem Nachbarn. „San Spitzbuben umeinand", brummt er. „Heut nacht müss' ma aufpassen. Mein Hausschlüssel geht mir auch schon seit zwei Tagen ab.“ Der andere bietet seine Hilfe an, als der Gruber ihm das mit den Spuren im Schnee erzählt. Aber da lacht der Bauer nur. „Dank' schön, mit dene werd' i scho fertig!"<br>
Das war der letzte Gast, der noch einen von den Hinterkaifeckern gesprochen hat, bevor das Unglück geschah.<br><br>
Das war der letzte Gast, der noch einen von den Hinterkaifeckern gesprochen hat, bevor das Unglück geschah.<br><br>
Im Lauf des Nachmittags trifft - mit Regenschirm und Rucksack - die neue Magd ein. „Ich hab's noch laufen sehn", schnauft heut der Jakob Sigi aufgeregt. „Grad gerannt ist sie, die Marie Baumgartner", „als wenn sie's nicht hätt' abwarten können, auch mit umgebracht zu werden!"<br>
Im Lauf des Nachmittags trifft - mit Regenschirm und Rucksack - die neue Magd ein. „Ich hab's noch laufen sehn", schnauft heut der [[Personen: Sigl Jakob|Jakob Sigl]] aufgeregt. „Grad gerannt ist sie, die [[Personen: Baumgartner Maria|Marie Baumgartner]]", „als wenn sie's nicht hätt' abwarten können, auch mit umgebracht zu werden!"<br>
Der Schlußakt der Tragödie von Hinterkaifeck spielt sich in den Abendstunden des 31. März ab, zwischen sieben und neun Uhr.<br>
Der Schlußakt der Tragödie von Hinterkaifeck spielt sich in den Abendstunden des 31. März ab, zwischen sieben und neun Uhr.<br>
Die neue Magd wird mit Handschlag begrüßt und in ihre Kammer geführt. Dort stellt sie nur ihren Rucksack nieder und macht sich sofort an ihre Arbeit. Sie ist eine kräftige, etwa 45jährige Frau und versteht was von der Stallarbeit. Das stellt die Vik zufrieden fest. Als die Kühe gefüttert und gemolken sind, setzt man sich in die Küche. Schließlich wünscht die Magd gute Nacht. Sie ist müde und außerdem erscheinen ihr die wortkargen Fremden, ihre neuen Brotherrn, ein wenig unfreundlich. – Immer noch heult der Sturm um den Hof. Der alte Gruber und die Viktoria schließen alle Fensterläden. Dabei fällt ihnen auf, daß ihr kleiner Hund, ein Spitz, seltsam unruhig ist, ständig bellt und jault er. Mag wohl das Wetter sein.<br>
Die neue Magd wird mit Handschlag begrüßt und in ihre Kammer geführt. Dort stellt sie nur ihren Rucksack nieder und macht sich sofort an ihre Arbeit. Sie ist eine kräftige, etwa 45jährige Frau und versteht was von der Stallarbeit. Das stellt die Vik zufrieden fest. Als die Kühe gefüttert und gemolken sind, setzt man sich in die Küche. Schließlich wünscht die Magd gute Nacht. Sie ist müde und außerdem erscheinen ihr die wortkargen Fremden, ihre neuen Brotherrn, ein wenig unfreundlich. – Immer noch heult der Sturm um den Hof. Der alte Gruber und die Viktoria schließen alle Fensterläden. Dabei fällt ihnen auf, daß ihr kleiner Hund, ein Spitz, seltsam unruhig ist, ständig bellt und jault er. Mag wohl das Wetter sein.<br>
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