Aussagen: 1931-04-26 Maier Sebastian: Unterschied zwischen den Versionen

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Der verh. Säger Sebastian Maier in [[Orte: Wangen | Wangen]], B.A. Schrobenhausen, teilte diesseits unterm 18.4.1931 folgendes mit:<br><br>
Der verh. Säger Sebastian Maier in [[Orte: Wangen | Wangen]], B.A. Schrobenhausen, teilte diesseits unterm 18.4.1931 folgendes mit:<br><br>


Ich bin am 13.3.30 mit meiner Familie von Nandlstadt aus, wo ich längere Zeit wohnte, nach Wangen, B.A. Schrobenhausen verzogen und bewohne hier ein kleines Häuschen. Ich bin im Sägewerk des Mühlenbesitzers Georg Frank in Wangen unständig als Säger beschäftigt. Seit meinem Aufenthalt in Wangen, habe ich mich mit meiner Ehefrau Rosa für die Klärung des Raubmordes in Hinterkaifeck befaßt und bin nun nach meiner Überzeugung zu der bestimmten Anschauung gekommen, daß als Täter dieses Raubmordes nur der ohnehin schon viel verdächtigte Landwirt [[Personen: Schlittenbauer Lorenz | Lorenz Schlittenbauer]] in Gröbern, Gde. Wangen, in Frage kommen kann. Von meinem Nachbarn, dem verh. Landwirt  [[Personen: Greger Georg | Georg Greger]] in Wangen, der um die Mordzeit Bürgermeister der Gde. Wangen war, habe ich erfahren, daß dieser nach Bekanntwerden des Mordes, mit Schlittenbauer, als erster zum Tatort kam. Schlittenbauer hat sich dabei sehr wichtig gemacht, sofort das Scheunentor geöffnet und dabei gesagt,“gebt obacht, daß keiner darüber fällt, wenn vielleicht gar alle erschlagen wären“. Schlittenbauer hat als erster die Scheune, in welcher die Leichen der [[Personen: Ehepaar Gruber | Eheleute Gruber]] und deren Tochter [[Personen: Gabriel Viktoria | Viktoria Gabriel]] lagen, betreten und dabei gesagt,“da reckt der Alte schon die Hacksen (Füße) raus“. Zugleich hat Schlittenbauer mit den Händen einen Fuß des alten Gruber gepackt, etwas hervorgezogen und gesagt,“da liegen ja allesamt drinnen, da muß ich schon gleich schauen, ob [[Personen: Gruber Josef | mein Bub]] auch erschlagen ist“. In demselben Augenblick sprang Schlittenbauer über die Leichen hinweg in den Stall, wo er noch schnell Heu in den Viehbarren warf und rannte dann weiter in das Haus, aus welchem er schnell wieder zurück kam und unter Jammern erzählte, daß auch sein Bub erschlagen ist. Als dann später die Mordkommission aus Neuburg kam und auch Greger befragt wurde, ob dieser den Schlittenbauer für die Ausführung des Mordes fähig halte, hat Greger diese Frage verneint. Greger hat mir gesagt, daß er sich diese Frage nicht bejahend beantworten habe getraut, weil er den Schlittenbauer fürchte. Heute dagegen ist Greger anderer Ansicht und hält den Schlittenbauer dieses Mordes für fähig. Vorstehendes hat mir Greger in meiner Wohnstube, wo sich auch meine Ehefrau befand, erzählt.
Ich bin am 13.3.30 mit meiner Familie von Nandlstadt aus, wo ich längere Zeit wohnte, nach Wangen, B.A. Schrobenhausen verzogen und bewohne hier ein kleines Häuschen. Ich bin im Sägewerk des Mühlenbesitzers Georg Frank in Wangen unständig als Säger beschäftigt. Seit meinem Aufenthalt in Wangen, habe ich mich mit meiner Ehefrau Rosa für die Klärung des Raubmordes in Hinterkaifeck befaßt und bin nun nach meiner Überzeugung zu der bestimmten Anschauung gekommen, daß als Täter dieses Raubmordes nur der ohnehin schon viel verdächtigte Landwirt [[Personen: Schlittenbauer Lorenz | Lorenz Schlittenbauer]] in [[Orte: Gröbern|Gröbern]], Gde. Wangen, in Frage kommen kann. Von meinem Nachbarn, dem verh. Landwirt  [[Personen: Greger Georg | Georg Greger]] in Wangen, der um die Mordzeit Bürgermeister der Gde. Wangen war, habe ich erfahren, daß dieser nach Bekanntwerden des Mordes, mit Schlittenbauer, als erster zum Tatort kam. Schlittenbauer hat sich dabei sehr wichtig gemacht, sofort das Scheunentor geöffnet und dabei gesagt,“gebt obacht, daß keiner darüber fällt, wenn vielleicht gar alle erschlagen wären“. Schlittenbauer hat als erster die Scheune, in welcher die Leichen der [[Personen: Ehepaar Gruber | Eheleute Gruber]] und deren Tochter [[Personen: Gabriel Viktoria | Viktoria Gabriel]] lagen, betreten und dabei gesagt,“da reckt der Alte schon die Hacksen (Füße) raus“. Zugleich hat Schlittenbauer mit den Händen einen Fuß des alten Gruber gepackt, etwas hervorgezogen und gesagt,“da liegen ja allesamt drinnen, da muß ich schon gleich schauen, ob [[Personen: Gruber Josef | mein Bub]] auch erschlagen ist“. In demselben Augenblick sprang Schlittenbauer über die Leichen hinweg in den Stall, wo er noch schnell Heu in den Viehbarren warf und rannte dann weiter in das Haus, aus welchem er schnell wieder zurück kam und unter Jammern erzählte, daß auch sein Bub erschlagen ist. Als dann später die Mordkommission aus Neuburg kam und auch Greger befragt wurde, ob dieser den Schlittenbauer für die Ausführung des Mordes fähig halte, hat Greger diese Frage verneint. Greger hat mir gesagt, daß er sich diese Frage nicht bejahend beantworten habe getraut, weil er den Schlittenbauer fürchte. Heute dagegen ist Greger anderer Ansicht und hält den Schlittenbauer dieses Mordes für fähig. Vorstehendes hat mir Greger in meiner Wohnstube, wo sich auch meine Ehefrau befand, erzählt.


Von dem Gütler und nunmehrigen Gemeindediener Michael Plöckl in Wangen habe ich erfahren, daß derselbe um die Zeit des Mordes tagtäglich am Morgen und am Abend, als dieser von und zur Arbeitsstelle ging, stets am [[Sonstiges: Der Hof Hinterkaifeck | Anwesen]] des Hinterkaifeckers vorbeigegangen ist. Eines Abends gegen 9:00 Uhr, als Plöckl wieder von der Arbeit heimging, ist dieser in der Nähe von Hinterkaifeck von einer Mannsperson, die aus einem Acker heraus auf ihn zukam, mit einer Taschenlaterne angeleuchtet worden. Diese Mannsperson, die er nicht genau kannte, ist dann ohne etwas zu sagen wieder in den Acker zurückgesprungen. Wie Plöckl zu mir sagte, paßt die Gestalt dieser Mannsperson auf Schlittenbauer. Bei seinem Weitergang hat Plöckl die Wahrnehmung gemacht, daß im Backofen des Hinterkaifeckers, ein Feuer sein mußte, weil er Rauch aufsteigen sah. Dieser Rauch hatte einen widerlichen Geruch und zwar so, als wenn alte Lumpen verbrannt würden. Plöckl hat mir weiters erzählt, daß an diesem Abend, bzw. in dieser Nacht, die Bewohner von Kaifeck umgebracht wurden, wenigstens wurde diese Nacht von der Mordkommission als Mordnacht bezeichnet. Ich bin überzeugt, daß Schlittenbauer an diesem Abend im Backofen seine blutbefleckten Kleider verbrannte.
Von dem Gütler und nunmehrigen Gemeindediener Michael Plöckl in Wangen habe ich erfahren, daß derselbe um die Zeit des Mordes tagtäglich am Morgen und am Abend, als dieser von und zur Arbeitsstelle ging, stets am [[Sonstiges: Der Hof Hinterkaifeck | Anwesen]] des Hinterkaifeckers vorbeigegangen ist. Eines Abends gegen 9:00 Uhr, als Plöckl wieder von der Arbeit heimging, ist dieser in der Nähe von Hinterkaifeck von einer Mannsperson, die aus einem Acker heraus auf ihn zukam, mit einer Taschenlaterne angeleuchtet worden. Diese Mannsperson, die er nicht genau kannte, ist dann ohne etwas zu sagen wieder in den Acker zurückgesprungen. Wie Plöckl zu mir sagte, paßt die Gestalt dieser Mannsperson auf Schlittenbauer. Bei seinem Weitergang hat Plöckl die Wahrnehmung gemacht, daß im Backofen des Hinterkaifeckers, ein Feuer sein mußte, weil er Rauch aufsteigen sah. Dieser Rauch hatte einen widerlichen Geruch und zwar so, als wenn alte Lumpen verbrannt würden. Plöckl hat mir weiters erzählt, daß an diesem Abend, bzw. in dieser Nacht, die Bewohner von Kaifeck umgebracht wurden, wenigstens wurde diese Nacht von der Mordkommission als Mordnacht bezeichnet. Ich bin überzeugt, daß Schlittenbauer an diesem Abend im Backofen seine blutbefleckten Kleider verbrannte.
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