Aussagen: 1951-12-17 Freundl Johann: Unterschied zwischen den Versionen
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Aussagen: 1951-12-17 Freundl Johann (Quelltext anzeigen)
Version vom 20. März 2011, 20:31 Uhr
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Ich bin seit meiner Geburt, mit Ausnahme meiner Militärzeit von 1914-1918, ständig hier wohnhaft und daher mit den örtlichen Verhältnissen vertraut. Der Bauer Andreas Gruber von Hinterkaifeck war mir gut bekannt. Er stammt glaublich von Gerolsbach und hat in das Anwesen Hinterkaifeck eingeheiratet. Die Hinterkaifecker Bäuerin war Witwe. Aus deren erster Ehe waren glaublich 2 Kinder vorhanden. Aus der 2. Ehe entstammte nur die ermordete Viktoria. Diese hatte sich kurz vor Kriegsausbruch mit dem Landwirtssohn Karl Gabriel verheiratet. Über die Familienverhältnisse bei Gruber ist mir nichts bekannt. Jedoch hörte man erzählen, dass Gruber mit seiner Frau nicht gut gelebt hat. Weiter erzählte man, dass Gruber mit seiner Tochter Blutschande getrieben hat. Außerdem muss ich die Leute von Hinterkaifeck als etwas sonderbar bezeichnen. Wenn man zum Beispiel am Haus vorbeiging, gingen die Bewohner lieber in das Haus zurück bevor sie mit jemandem gesprochen hätten. Wirtschaftlich waren die Hinterkaifecker sehr gut gestellt. Sie waren sehr arbeitsam. Wenige Jahre vor Kriegsausbruch ließ Gruber sein Haus baulich instandsetzen. Damals war ich als Handlanger beschäftigt. Die Tochter Viktoria hatte damals mit mir Mörtel und Steine getragen, genauso wie ein Mann, so dass sie als kräftige und arbeitsame Frau bezeichnet werden muss. Wie die Ehe Gabriel verlaufen ist, kann ich nicht sagen. Karl Gabriel musste bei Kriegsausbruch einrücken und ist alsbald in Frankreich gefallen. Aus dieser Ehe ging ein Kind (Cäcilie) hervor. Ob über den Todesfall des Karl Gabriel in Hinterkaifeck große Trauer herrschte, weiß ich nicht, weil ich zur damaligen Zeit nicht zuhause war. Am 18.12.1918 kam ich vom Krieg heim. Nach meiner Rückkehr aus dem Krieg bin ich nicht mehr so oft nach Hinterkaifeck gekommen. Ich half nur einige Male noch beim Dreschen mit. Wann ich das letzte Mal vor der Mordtat in Hinterkaifeck war, weiß ich heute nicht mehr. | Ich bin seit meiner Geburt, mit Ausnahme meiner Militärzeit von 1914-1918, ständig hier wohnhaft und daher mit den örtlichen Verhältnissen vertraut. Der Bauer Andreas Gruber von Hinterkaifeck war mir gut bekannt. Er stammt glaublich von Gerolsbach und hat in das Anwesen Hinterkaifeck eingeheiratet. Die Hinterkaifecker Bäuerin war Witwe. Aus deren erster Ehe waren glaublich 2 Kinder vorhanden. Aus der 2. Ehe entstammte nur die ermordete Viktoria. Diese hatte sich kurz vor Kriegsausbruch mit dem Landwirtssohn Karl Gabriel verheiratet. Über die Familienverhältnisse bei Gruber ist mir nichts bekannt. Jedoch hörte man erzählen, dass Gruber mit seiner Frau nicht gut gelebt hat. Weiter erzählte man, dass Gruber mit seiner Tochter Blutschande getrieben hat. Außerdem muss ich die Leute von Hinterkaifeck als etwas sonderbar bezeichnen. Wenn man zum Beispiel am Haus vorbeiging, gingen die Bewohner lieber in das Haus zurück bevor sie mit jemandem gesprochen hätten. Wirtschaftlich waren die Hinterkaifecker sehr gut gestellt. Sie waren sehr arbeitsam. Wenige Jahre vor Kriegsausbruch ließ Gruber sein Haus baulich instandsetzen. Damals war ich als Handlanger beschäftigt. Die Tochter Viktoria hatte damals mit mir Mörtel und Steine getragen, genauso wie ein Mann, so dass sie als kräftige und arbeitsame Frau bezeichnet werden muss. Wie die Ehe Gabriel verlaufen ist, kann ich nicht sagen. Karl Gabriel musste bei Kriegsausbruch einrücken und ist alsbald in Frankreich gefallen. Aus dieser Ehe ging ein Kind (Cäcilie) hervor. Ob über den Todesfall des Karl Gabriel in Hinterkaifeck große Trauer herrschte, weiß ich nicht, weil ich zur damaligen Zeit nicht zuhause war. Am 18.12.1918 kam ich vom Krieg heim. Nach meiner Rückkehr aus dem Krieg bin ich nicht mehr so oft nach Hinterkaifeck gekommen. Ich half nur einige Male noch beim Dreschen mit. Wann ich das letzte Mal vor der Mordtat in Hinterkaifeck war, weiß ich heute nicht mehr. | ||
An einem mir nicht mehr näher bekannten Tag im Frühjahr 1922 gegen 17.00 Uhr erhielt ich davon Kenntnis, dass man in Hinterkaifeck alle erschlagen habe. Wenn ich mich noch recht entsinne, war dies an einem Dienstag. Jedenfalls war es an dem Tag, als abends noch die Gerichtskommission aus Neuburg/Donau am Tatort eintraf. Von der Mordtat machte mir der Nachbar Stegmaier Mitteilung. Mit diesem begab ich mich sofort nach Hinterkaifeck. Wir liefen über die Wiesen und Äcker zum Anwesen. Bevor wir das Anwesen erreicht hatten, trafen wir mit den Landwirten [[Personen: Pöll Michael | Pöll]] Michael und Jakob Siegl zusammen. Diese waren bereits am Tatort gewesen und befanden sich auf dem Heimweg. Sie sagten uns, dass alle erschlagen sind. Im Anwesen Hinterkaifeck befand sich bei unserem Eintreffen nur der Landwirt und Bauernführer Lorenz Schlittenbauer. Das Anwesen Hinterkaifeck betraten wir durch die Haustüre und ich weiß heute nicht mehr genau wo wir mit Schlittenbauer zusammengetroffen sind. Schlittenbauer zeigte uns anschließend die Toten im Stadel. Es handelte sich dabei um die Eheleute Gruber, der Viktoria Gabriel und des Kindes Cäcilie. Die Leichen lagen auf einem Haufen beieinander. Über die Verletzungen der Leichen kann ich keine Angaben machen, weil ich nicht so genau hingeschaut habe. Sodann führte uns Schlittenbauer in die Magdkammer, wo die Dienstmagd Maria Baumgartner am Boden lag. Anschließend führte er uns in das Schlafzimmer und zeigte uns die Leiche des kleinen Buben. Dieser lag im Kinderwagen. Während wir die Räume durchgegangen sind, kamen immer mehr Leute auf den Hof und schließlich auch der Bürgermeister und die Gendarmerie von Hohenwart. Der Hund befand sich im Stall bei den Kühen. Das Vieh rührte sich nicht, weil es inzwischen von Schlittenbauer gefüttert worden war. Über den Leichen im Stadel lag eine alte Stalltüre und etwas Heu. Die Hühner waren im Kuhstall. Von der Flöz (Hausgang) aus gingen Treppen zum Dachboden hoch. Im Motorenhaus, welches im Stadel eingemauert war, stand ein Zuber eingesurtes Fleisch. Schlittenbauer forderte mich auf von dem Fleisch etwas wegzunehmen und zu essen. Wo im Anwesen Hinterkaifeck die Kartoffeln gestampft wurden, weiß ich nicht. Ich glaube nicht, dass man zur damaligen Zeit auf dem Hinterkaifecker Hof schon einen Kartoffeldämpfer hatte. | An einem mir nicht mehr näher bekannten Tag im Frühjahr 1922 gegen 17.00 Uhr erhielt ich davon Kenntnis, dass man in Hinterkaifeck alle erschlagen habe. Wenn ich mich noch recht entsinne, war dies an einem Dienstag. Jedenfalls war es an dem Tag, als abends noch die Gerichtskommission aus Neuburg/Donau am Tatort eintraf. Von der Mordtat machte mir der Nachbar Stegmaier Mitteilung. Mit diesem begab ich mich sofort nach Hinterkaifeck. Wir liefen über die Wiesen und Äcker zum Anwesen. Bevor wir das Anwesen erreicht hatten, trafen wir mit den Landwirten [[Personen: Pöll Michael | Pöll]] Michael und Jakob Siegl zusammen. Diese waren bereits am Tatort gewesen und befanden sich auf dem Heimweg. Sie sagten uns, dass alle erschlagen sind. Im Anwesen Hinterkaifeck befand sich bei unserem Eintreffen nur der Landwirt und Bauernführer Lorenz Schlittenbauer. Das Anwesen Hinterkaifeck betraten wir durch die Haustüre und ich weiß heute nicht mehr genau wo wir mit Schlittenbauer zusammengetroffen sind. Schlittenbauer zeigte uns anschließend die Toten im Stadel. Es handelte sich dabei um die Eheleute Gruber, der Viktoria Gabriel und des Kindes Cäcilie. Die Leichen lagen auf einem Haufen beieinander. Über die Verletzungen der Leichen kann ich keine Angaben machen, weil ich nicht so genau hingeschaut habe. Sodann führte uns Schlittenbauer in die Magdkammer, wo die Dienstmagd Maria [[Personen: Baumgartner Maria | Baumgartner]] am Boden lag. Anschließend führte er uns in das Schlafzimmer und zeigte uns die Leiche des kleinen Buben. Dieser lag im Kinderwagen. Während wir die Räume durchgegangen sind, kamen immer mehr Leute auf den Hof und schließlich auch der Bürgermeister und die Gendarmerie von Hohenwart. Der Hund befand sich im Stall bei den Kühen. Das Vieh rührte sich nicht, weil es inzwischen von Schlittenbauer gefüttert worden war. Über den Leichen im Stadel lag eine alte Stalltüre und etwas Heu. Die Hühner waren im Kuhstall. Von der Flöz (Hausgang) aus gingen Treppen zum Dachboden hoch. Im Motorenhaus, welches im Stadel eingemauert war, stand ein Zuber eingesurtes Fleisch. Schlittenbauer forderte mich auf von dem Fleisch etwas wegzunehmen und zu essen. Wo im Anwesen Hinterkaifeck die Kartoffeln gestampft wurden, weiß ich nicht. Ich glaube nicht, dass man zur damaligen Zeit auf dem Hinterkaifecker Hof schon einen Kartoffeldämpfer hatte. | ||
In der Folgezeit wurde ich dann einige Male zur Bewachung des Anwesens Hinterkaifeck eingeteilt. Wir waren bei unseren Nachtwachen immer zu Dritt. Als wir seinerzeit von Schlittenbauer durch die Räume geführt wurden, zeigte er uns im Schlafzimmer eine leere Brieftasche. Diese lag auf dem Bett in der Mitte der Zudecke. Sie war geschlossen. Schränke öffnete Schlittenbauer in meinem Beisein nicht. Von einem Wandschränkchen ist mir nichts bekannt. Weiter habe ich noch nie etwas von einem herunterhängenden Heuseil und von Sassen im Heu gehört. | In der Folgezeit wurde ich dann einige Male zur Bewachung des Anwesens Hinterkaifeck eingeteilt. Wir waren bei unseren Nachtwachen immer zu Dritt. Als wir seinerzeit von Schlittenbauer durch die Räume geführt wurden, zeigte er uns im Schlafzimmer eine leere Brieftasche. Diese lag auf dem Bett in der Mitte der Zudecke. Sie war geschlossen. Schränke öffnete Schlittenbauer in meinem Beisein nicht. Von einem Wandschränkchen ist mir nichts bekannt. Weiter habe ich noch nie etwas von einem herunterhängenden Heuseil und von Sassen im Heu gehört. |