Sachverhalte: Reuthaue

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Die Tatwaffe im Mordfall Hinterkaifeck - eine Reuthaue

Zunächst war im Mordfall Hinterkaifeck unklar, womit die Tat begangen wurde. Eine Kreuzhacke wurde gleich nach der Auffindung der Leichen im Futterbarren des Stalls gefunden und der Polizei als Tatwaffe präsentiert.
Fast ein ganzes Jahr blieb die Reuthaue unentdeckt auf dem Dachboden über dem Wohntrakt. Erst, als der Hof 1923 abgerissen wurde, wurde sie gefunden und polizeilich untersucht.
Das Besondere an der später aufgefundenen Reuthaue war eine überstehende Schraube, die als Folge unfachmännischer Reparatur der Haue, diese unverkennbar machte. So war es dem ehemaligen Knecht Georg Siegl möglich, genau dieses Werkzeug als das zu erkennen, bei dessen Reparatur er anwesend war (siehe seine Aussage vom 19. Mai 1925).
Sowohl die Reuthaue als auch das Taschenmesser wurden nach Angaben des Staatsanwaltes Renner innerhalb weniger Monate nach Auffindung auf der Polizeistation Schrobenhausen öffentlich ausgestellt.

Welche Verletzungen können dieser Tatwaffe zugeordnet werden?

Die Vielzahl der unterschiedlichen Verletzungen der Opfer sind sehr unterschiedlich. Waren also mehrere Tatwaffen im Spiel?
Finden Sie eine Liste der Verletzungen und eine mögliche Zuordnung zu den in Frage kommenden Waffen auf unserer Spezialseite zum Thema.

Was ist eine Reuthaue und wozu wird sie verwendet?

Eine Reuthaue ist ein Hackwerkzeug, das zur Rodung kleinerer Bäumchen und Sträucher dient. Da die Familie Gruber/Gabriel auch Wald zu ihrem Besitz zählte, dürften derartige Werkzeuge auf dem Hof üblich gewesen sein.

Aktenfundstücke

siehe Spezialseite zum Thema.

Weitere Bezeichnungen/Beschreibungen

Bezeichnungen

Stockhaue, Rodehaue, Haue, Reute, Reuthacke, Reuthaue, Rode, Radehacke

Beschreibungen

Reute

Die Reute, plur. die -n, ein Werkzeug zum reuten oder ausreuten. So wird die Reuthaue oder Reuthacke, eine starke, lange, eiserne Haue, die Baumwurzeln damit aus der Erde zu reuten, in vielen Gegenden auch die Reute genannt; im Lat. Rutrum, im Wallis. Rhaw. Besonders ist die Reute in der Landwirthschaft, ein langer Stecken mit einem Breiten, scharfen Eisen an dem einen Ende, die Erde damit im Pflügen von der Pflugschar abzustoßen. (Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1094-1095)

Reuthaue

Die Reuthaue, plur. die -n, S. Reute und Radehaue. (Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1095.)

Haue

Die Haue, plur. die -n, ein Werkzeug zum Hauen, doch nur in engerm Verstande, ein Werkzeug in die Erde zu hauen, oder die Erde damit aufzuhauen; welches auch wohl ein Kraft, ingleichen eine Hacke genannt wird. S. Hacke, ingleichen Reuthaue, Gäthaue, Mörtelhaue, Weinhaue, Keilhaue u.s.f. Berge, so man mit Hauen pflegt umzuhacken, Es. 7, 25. Im Bergbaue ist die Haue ein hölzerner Hammer, womit die Eisensteine gepocht werden. S. Hauen. Nur in der Bedeutung eine Art, in welcher es 1 Sam. 13, 20, 21 vorzukommen scheinet, ist es im Hochdeutschen ungewöhnlich. In der Monseeischen Glosse schon Houve.(Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1003-1004)

Haue, 1. Geräte zum Lösen von Boden (vgl. Einspitze, Keilhaue, Keilhauenarbeit, Pickel), als Gerinnhaue auch von Zimmerleuten benutzt; 2. in der Müllerei hat die Mühlspindel eines Mahlganges einerseits den Ober oder Läuferstein zu stützen (Lexikon der gesamten Technik)

Radehaue

Die Radehaue, plur. die -n, in einigen Gegenden, eine Haue oder Hacke zum Raden, d.i. Reuten oder Ausrotten, daher sie im Hochdeutschen richtiger Reuthaue heißt; ein Karst, Radehacke. S. Radhaue, welche noch davon verschieden ist. (Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 912.)

Sonstiges

Die Reuthaue wird auch in versch. Gemeindewappen verwendet, so auch in dem der Gemeinde Weidhausen bei Coburg (siehe Abbildung rechts).

Beschreibung: "Durch einen silbernen Wellenbalken geteilt von Blau und Rot; oben ein offener goldener Flug, unten schräg gekreuzt eine silberne Fällaxt und eine silberne Reuthaue." [1]

Historie

Datum Sachverhalt Quelle
07.04.1922 in einer Telefonnotiz ist erwähnt, daß der Gerichtsarzt die Verletzungen einem stumpfen Gegenstand und nicht der Vorort aufgefundenen Kreuzhaue zuordnet. Fernspruch zur Leichenöffnung
Mitte Februar 1923 Beim Abbruch des Anwesens wird die Reuthaue von Josef Gabriel unter dem Fehlboden gefunden. Meldung über den Fund der Reuthaue vom 23.02.1923
Ende Februar die Reuthaue wurde zu Untersuchungszwecken (Fingerabdrücke) nach München geschickt, die Gendarmerie in Schrobenhausen wurde angeordnet eine Skizze der Reuthaue anzuordnen Schriftverkehr zur Meldung über den Fund vom 23.02.1923 ff
01.03.1923 die Polizeidienstelle München -Abteilung 1b- teilte mit, dass die Untersuchung abgeschlossen ist, Fingerabdrücke waren auf der Reuthaue nicht festzustellen, und das auf der Haue befindliche Blut sei mit absoluter Sicherheit Menschenblut. Schriftverkehr zur Meldung über den Fund vom 23.02.1923 ff
01.03.1923 unterm gleichen Darum schreibt die Polizei in München, dass die Reuthaue zusammen mit dem Gutachten der Untersuchung zurück an das Amtsgericht Schrobenhausen geschickt wurde. Schriftverkehr zur Meldung über den Fund vom 23.02.1923 ff
04.07.1923 in den Münchner neueste Nachrichten und der Freie Presse für Ingolstadt u. den Donaugau wird zur Besichtigung der Reuthaue aufgefordert Münchner NN

Freie Presse ING

Februar 23-
Oktober 23

in dieser Zeit muss auch ein Abgleich der Verletzungsmuster an den entnommenen Schädelcalotten der Opfer mit der Reuthaue stattgefunden haben, denn der 1. Staatsanwalt Renner schreibt in seinem Bericht vom 20.10.1923, dass „das Mordwerkzeug gefunden wurde“, und die bei der Reuthaue etwa 1 cm über die Schraubenmutter hervotstehende Schraube für das signifikante Verletzungsmuster der bleistiftgroßel Löcher in den Calotten verantwortlich sei.

Bericht Renner vom 20.10.1923
vermutlich ab März 1923 Suche nach dem Eigentümer der Reuthaue durch umfangreiche Erhebungen, die unter anderem die Ausstellung der Reuthaue auf der Gendarmeriestation und den Aufruif der Bevölkerung zur Besichtigung beinhalteten. Bericht Renner vom 20.10.1923
05.07.1923 der ehemaligen Dienstknecht Georg Siegl wurde vom Amtsgericht Schrobenhausen eidlich über den Eigentümer der Haue einvernommen Einvernahme in der Aktennotiz zu Hofner
25.02.1924 Einer anonymen Aussage zufolge kann entnommen werden, daß die Reuthaue zu diesem Zeitpunkt immer noch in Schrobenhausen besichtigt werden konnte. Aussage von unbekannt vom 25.02.1924
unbekannt die ehem. Magd Kreszenz Rieger erwähnt in ihrer Aussage von 1952, dass ihr die Reuthaue seinerzeit von einem Kriminalbeamten gezeigt wurde, und sie diese als nicht als Eigentum der Opfer erkannte. Aussage Kreszenz Rieger vom 09.07.1952

Weitere Quellen

Weitere Informationsquellen

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