Aktencheck: Zum Tod von Karl Gabriel
IM AUFBAU
Was?
Karl Gabriel ist am 12.12.1914, gefallen bei der Schlacht im Arras, nahe Neuville / Frankreich. Dies bezeugen zwei Kameraden Josef Bichler und Nikolaus Haas, die ihn seit Schulzeiten gekannt haben, sowie sein Vorgesetzter Josef Brunner.
Josef Brunner | An den Karl Gabriel kann ich mich noch ganz gut erinnern. Er war Ersatzreservist, wird wahrscheinlich erst Anfangs Dezember ins Feld gekommen sein u. am 12.12.1914 kam er in meinen Zug. Vormittags gegen 10 Uhr gingen wir in Stellung u. um 12 Uhr ist er schon gefallen, ihn hat eine Mine getötet. Seinen Tod habe ich dem Feldwebel gemeldet u. deshalb ist mir der Name noch im Gedächtnis. Er befand sich sohin bloß 2 Stunden in meinem Zug. |
Nikolaus Haas | Als wir nach einigen Tagen aus der Stellung kamen, ging ich wieder zu Gabriel. Von Seiten der Kameraden habe ich erfahren, dass er gefallen ist. Sie erzählten, dass er durch eine Gewehrgranate getötet wurde. Er soll auf Horchposten gesessen haben. Wir ließen uns die Leiche zeigen. Das Gesicht war nicht gerade entstellt. Ich weiß sicher, dass es Karl Gabriel gewesen ist. |
Josef Bichler | Als wir einige Tage später abgelöst wurden, haben mir Kameraden von Gabriel erzählt, dass er am Abend des 13. Dezember, kaum dass die Kompanie in Stellung gegangen war, gefallen ist. Von wem ich dies erfuhr, weiß ich nicht mehr. Sie sagten nur, dass Karl durch einen Minenschuß sofort getötet worden ist. Gabriel muss außerhalb des Schützengrabens auf Beobachterposten gewesen sein. Es dürfte der 16. oder 17. Dezember gewesen sein, als ich von seinem Tod hörte. Am 25. Dezember ging ich am frühen Nachmittag zur 6. Kompanie hinüber, um mir Näheres über den Tod meines Schulfreundes erzählen zu lassen. |
Bestätigt wird der Tod durch die Kriegsstammrolle „gefallen am 12.12.1914“ bei Neuville“. Und sein Tod wird dem zuständigen Standesamt in der Heimat (Hohenwart) gemeldet. Dennoch gab es immer wieder Gerüchte um vermeintliche Sichtungen.
Hausfelder Begegnung
Lorenz Hausfelder wurde 1951 als damals 80-Jähriger zum Mordfall Hinterkaifeck vernommen. Im Rahmen der polizeilichen Vernehmung hat er angegeben, dass er 1917 einen ihm nicht bekannten Soldaten anlässlich eines Heimaturlaubs auf dem Bahnhof in Pfaffenhofen getroffen habe. Dieser habe sich als Gabriel von Hinterkaifeck vorgestellt. Er habe ihm gegenüber erwähnt, dass es ihm zu Hause nicht gefallen habe. Eine weitere Begegnung habe es nicht gegeben.
Therese Großböhme hat im April 1999 dem Donau-Kurier mitgeteilt, dass ein Lorenz Hausfelder ihr mitgeteilt habe, dass dieser 1918 und 1926 eine Begegnung mit Karl Gabriel in Pfaffenhofen gehabt habe. 1918 habe Gabriel ihm ein fremdes Soldbuch gezeigt und 1926 habe Gabriel erklärt, der Mörder von Hinterkaifeck zu sein. Sie habe dieses Geheimnis seit 60 Jahren mit sich herumgetragen und wolle dieses nun veröffentlichen. Der Bericht erschien am 15.04.1999 im Donaukurier.
Eser Begegnung
Matthäus Eser will Karl Gabriel 1945 begegnet sein.
Nach dem Krieg sei er am 24.5.1945 als Mitglied der 71.Inf.Div. von Russen während des Rückzugs gefangen genommen worden und dann habe ihn ein russischer Kommissar, der sich als Mörder von Hinterkaifeck bezeichnet habe, entlassen, als er ihm erzählt habe, dass er aus Waidhofen kommt und Hinterkaifeck kennt, so dass er nach Hause zurückkehren konnte. Während einer Vernehmung durch Staatsanwalt Popp Ende November 1951 erklärte Eser, dass er alles, was er über Hinterkaifeck erzählt habe, erfunden habe.
Ermittlungen
Tatsächlich wurden direkt nach der Tat, noch im April 1922 seitens der Ermittler Nachforschungen zu einer möglichen Desertation eingeleitet-dies weniger aus Gründen eines konkreten Verdachts als vielmehr der stagnierenden Ermittlungen-, die vom Zentralnachweise=Amt für Kriegsverluste und Kriegsgräber negativ beantwortet wurde.
Ers. Res. Karl Gabriel der 6. Komp. bayr. Res. Inf. Regt. 13, liegt in der Schützengrabenstellung seiner ehemaligen Kompanie beerdigt. Diese vorliegende Meldung trägt die Unterschrift des damaligen Regts. Kommandeurs, deren Richtigkeit kaum anzuzweifeln sein wird.
Außerdem wurden alle weiteren Kameraden von Karl Gabriel ermittelt, die gleichzeitig mit ihm zur 6. Kompanie des Reserve Infant. Regt. 13 gekommen sind und mit ihm im Feld standen.
Sobald man den Aufenthaltsort eines ehemaligen Kollegen ermittelte, wurde der nachfolgende Blanko-Vordruck an die zuständige Gemeinde und/oder Gendarmerie Station geschickt, worin diese zu weiteren Erhebungen gebeten wurden.
Betreff: Der Raubmord in Hinterkaifeck. .............................................................................................................................................................. An d……. Stadtrat – Gendarmerie – …………. ……………………… Mit dem Ersuchen 4. ob er seinerzeit irgendwelche Wahrnehmungen gemacht hat, die möglicherweise mit dem Raubmord in Hinterkaifeck in Zusammenhang gebracht werden können, oder eventuell auf die Person des Täters schließen lassen. Sollte es sich hier um eine bereits erheblich vorbestrafte, nicht in gutem Rufe stehende Person, oder um eine Person handeln, der man infolge seiner zur Zeit der Tat ungünstigen Vermögensverhältnisse eine solche Tat oder die Teilnahme an einer solchen Tat zutrauen kann, so wäre deren Aufenthalt in der kritischen Zeit und deren Verkehr mit zweifelhaften Personen einwandfrei festzustellen. Als Zeitpunkt für den Alibibeweis käme der 31.März und der 1.April 1922 in Frage. I. A. und handschriftl. Unterschrift
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Von den insgesamt 20 gelisteten und gesuchten Männern sind einige der handschriftlichen Überlieferungen ihrer Aussagen erhalten.
Besonders nennenswert ist hier die Angabe des Kameraden Sebastian Huber, der zusammen mit Karl Gabriel auf Posten war als dieser fiel. Auch der im Zuge dieser Recherchen ermittelte Alois Reitmeier erinnerte sich an Karl Gabriel und das er nur wenige Tage nachdem er bei der Kompanie war fiel.
gesetzliche Bestimmungen
Es gab natürlich auch in der Heer- und Wehrordnung und den Armee-Verordnungsblättern Bestimmungen, was das Procedere bei Todesfällen betraf.
I. Sterbefälle. d) Ist ein Heeresangehöriger gerichtlich für tot erklärt worden (siehe III.) und wird nachträglich der Tod durch Auffindung der Leiche beim Umbetten oder durch protokollarische Vernehmung oder auf eine andere einwandsfreie Weise festgestellt, so reicht die Truppe trotz des gerichtlichen Urteils, das ja nur die Vermutung des Todes ausspricht, die vorgeschriebene Sterbefallanzeige ein. |
Sonstiges
- Karl Gabriel kann über die Verlustlisten gefunden werden
- Karl Gabriel ist namentlich auf der Gedenktafel des dt. Soldatenfriedhofs in Saint-Laurent-Blangy gelistet. Der User @Dew konnte dort Vorort Fotos machen.
Quellen
Hauptmann Schmidt Die Kriegsstammrolle und ihre Führung (1918) S.30-32 ]