Dokumente: 1953 Ulrich Zusammenfassung zum Mordfall Hinterkaifeck: Unterschied zwischen den Versionen
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Zuletzt kommt die Frage nach [[Sonstiges: Tatmotive | dem Motiv]]. Weder Eifersucht noch Raublust hätten ein solches Verbrechen zustande gebracht. Der Mord war genauestens vorbereitet, von jemand, der genau Bescheid wusste im Haus, zu einer Zeit, als Regen oder Schnee bevorstand, der die Spuren beseitigen konnte, was dann auch eintraf. Das Wichtigste wurde bisher nicht erwähnt: Es fehlte weder Geld noch Geldeswert in dem Haus. Zwei Töpfe mit Gold und Silbermünzen waren in der Zeit der Inflation ein solcher Schatz, dass jeder Verbrecher diese Gelegenheit ergriffen hätte, es sei denn, er habe aus "ehrenhaften" Motiven gehandelt.<br> | Zuletzt kommt die Frage nach [[Sonstiges: Tatmotive | dem Motiv]]. Weder Eifersucht noch Raublust hätten ein solches Verbrechen zustande gebracht. Der Mord war genauestens vorbereitet, von jemand, der genau Bescheid wusste im Haus, zu einer Zeit, als Regen oder Schnee bevorstand, der die Spuren beseitigen konnte, was dann auch eintraf. Das Wichtigste wurde bisher nicht erwähnt: Es fehlte weder Geld noch Geldeswert in dem Haus. Zwei Töpfe mit Gold und Silbermünzen waren in der Zeit der Inflation ein solcher Schatz, dass jeder Verbrecher diese Gelegenheit ergriffen hätte, es sei denn, er habe aus "ehrenhaften" Motiven gehandelt.<br> | ||
Man kann nicht erwidern, die Mörder hätten vielleicht in Hast gehandelt und diese Töpfe übersehen, denn sie haben ja noch drei Tage nach dem Mord das Vieh gefüttert. Um die Menschen und ihre Güter hat man sich nicht gekümmert. Auch das spricht dafür, dass sich die Mörder nicht drei Tage im Haus aufgehalten haben, sondern dass das Vieh von jemand gefüttert wurde, der ein oder zweimal am Tage extra deswegen hinging. Wagen konnte das nur jemand, der in dieser Gegend absolut unverdächtig war, ein Nachbar.<br> | |||
Sechs Menschen einen nach dem andern abzuschlachten wie es hier geschah, ohne dass sich nicht das Gewissen regen würde, dass der Plan nicht Fehler bekommen würde, das ist nur möglich, wenn sich der Täter im Recht glaubt, dann also, wenn persönliche Rache im Spiel ist.<br> | Sechs Menschen einen nach dem andern abzuschlachten wie es hier geschah, ohne dass sich nicht das Gewissen regen würde, dass der Plan nicht Fehler bekommen würde, das ist nur möglich, wenn sich der Täter im Recht glaubt, dann also, wenn persönliche Rache im Spiel ist.<br> | ||
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Wir wissen von Schlittenbauer, dass er gedroht hat: " Ich zeige den Alten an. Jetzt kommt er mir wegen Blutschande dran. Dem brock ich es ein, dass er gleich drin bleibt." Trotzdem hat er nachher die Vaterschaft anerkannt und damit seine bereits vollzogene Anzeige selber ad absurdum geführt, sodass der alte Gruber freikam. Die tausend Mark, die Schlittenbauer dafür bekam, musste er damals an die Gerichtskasse zahlen. Er hatte daran keinen Verdienst. Warum also tat er es | Wir wissen von Schlittenbauer, dass er gedroht hat: "Ich zeige den Alten an. Jetzt kommt er mir wegen Blutschande dran. Dem brock ich es ein, dass er gleich drin bleibt." Trotzdem hat er nachher die Vaterschaft anerkannt und damit seine bereits vollzogene Anzeige selber ad absurdum geführt, sodass der alte Gruber freikam. Die tausend Mark, die Schlittenbauer dafür bekam, musste er damals an die Gerichtskasse zahlen. Er hatte daran keinen Verdienst. Warum also tat er es | ||
trotzdem? Er hatte sich wieder mal einseifen lassen. Man hatte ihm Viktoria versprochen, aber der alte Gruber hatte seine Tochter dann doch nicht hergeben wollen. Wenn wir in Lorenz Schlittenbauer den Rächer seiner Ehre und darüber hinaus den Rächer, der diese Sippschaft der Schande auslöschte, sehen | trotzdem? Er hatte sich wieder mal einseifen lassen. Man hatte ihm Viktoria versprochen, aber der alte Gruber hatte seine Tochter dann doch nicht hergeben wollen. Wenn wir in Lorenz Schlittenbauer den Rächer seiner Ehre und darüber hinaus den Rächer, der diese Sippschaft der Schande auslöschte, sehen | ||
wollen, dann haben wir ein stichhaltiges Motiv und einen Mörder, der fähig ist, dieses ganze Blut zu vergiessen. Ein Mann, der im Recht ist, wenn er einen anderen tötet, braucht diese Tat auch nicht zu beichten. Sie bedrückt ihn ja nicht.<br> | wollen, dann haben wir ein stichhaltiges Motiv und einen Mörder, der fähig ist, dieses ganze Blut zu vergiessen. Ein Mann, der im Recht ist, wenn er einen anderen tötet, braucht diese Tat auch nicht zu beichten. Sie bedrückt ihn ja nicht.<br> |
Version vom 21. Februar 2012, 21:22 Uhr
Detailinformationen
Datum
nicht bekannt
Ort
nicht bekannt, vermutl. Augsburg
Art des Dokumentes
Zusammenfassung des Journalisten Heinz Ulrich, die "Im Rahmen einer für die Staatsanwaltschaft Augsburg vorgenommenen Vernehmung beim Amtsgericht München" "- sehr wahrscheinlich im Juli 1953 -" "zur Verfügung gestellt" wurde. *
Verfasser
Heinz Ulrich, Journalist
Verfasst für
Eigene Recherchen
Verfügbar
Internet *, Staatsarchiv Augsburg, 1Js 244/52
Inhalt
"(...) Die so hoffnungsvoll aufgenommene Spur des Kaplans Anton Hauber erwies sich als Weg in die Irre. Aber dadurch dass
die Voraussetzungen für diese Spur wegfielen, war es uns möglich, eine andere, die wir im vergangenen Jahr liegen lassen mussten, weil sie sich nicht mit der Kaplan Haubers deckte, wieder aufzunehen. Wir hatten in Verdacht den nächsten Nachbarn der Hinterkaifecker, den Ortsführer von Gröbern, dem 500 Meter entfernten Weiler, Lorenz Schlittenbauer, als Täter, seinen Sohn Hans Schlittenbauer, der damals 15 Jahre alt war, als Mitwisser und in gewisser Weise auch als Mittäter. Dieser Verdacht hatte aber keine Stütze durch die Behauptungen der Frau Meier, geb. Gump, die angegeben hatte, die Mörder wohnten in Augsburg und sie wären noch niemals verhaftet gewesen.
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Offene Fragen/Bemerkungen
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