Theorien: Fritz Negendank: Unterschied zwischen den Versionen

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Wer war Fritz Negendank?
[[Kategorie:Theorien]]


Laut der [[Dokumente: 1932-05-09 Sammlung Informationen zu Negendank | Aussage]] des Fremdenlegionärs Marin Singer vom 12.03.1929, sassen mehrere Fremdenlegionäre während eines Einsatzes 1927 in Marokko an einem Abend in einem Zelt zusammen und Singer berichtete den Kameraden von dem Mordfall Hinterkaifeck. Er war 1922 bei der Reichswehr in Augsburg stationiert und zog sein Wissen aus Berichten der Augsburger Zeitung.  
== Wer war Fritz Negendank und in welchem Zusammenhang stand er mit dem Mordfall Hinterkaifeck? ==
Dabei fiel ihm auf, dass sein Kamerad, [[Personen: Negendank Fritz | Fritz Negendank]], der in Verbrecherkreisen "Zirkusfritz" genannt worden sein soll, ganz blass wurde und nach eigenen Angaben "wie ein gestochener Bock" drein schaute.
Fritz Negendank war als Fremdenlegionär beim 3. Fremden-Regiment, 11. Kompanie, in Fez. <br>
Seine Beobachtungen berichtet Singer später einem anderen Legionär, [[Personen: Hoppe Alfred | Alfred Hoppe]]. Bei der [[Dokumente: 1932-05-09 Sammlung Informationen zu Negendank |Vernehmung]] von Hoppe, am 10.03.1931, durch [[Ermittler: Reidmayr Martin | Martin Riedmayr]] gab er an, dass Negendank viel über Hinterkaifeck geredet hatte und den Ort immer Hinterkaifeckerhof nannte. Hoppe sagte, dass Negendank wegen Straftaten in Hamburg und München gesucht worden wäre. Er soll aus einer Fürsorgeanstalt geflohen sein und wäre dann lange mit einem Wanderzirkus unterwegs gewesen.
Der Legionärskamerad [[Personen: Hoppe Alfred | Alfred Hoppe]] wurde am 10.03.1931 im [[Hinterkaifeck | Mordfall Hinterkaifeck]] durch [[Ermittler: Riedmayr Martin | Martin Riedmayr]] polizeilich [[Dokumente: 1932-05-09 Sammlung Informationen zu Negendank | vernommen]]. Er teilte der Polizei mit, dass er 1927 zusammen mit ebenjenem Negendank in Marokko gekämpft hatte und dass Negendank viel über Hinterkaifeck wüsste. Dieser redete z.B. vom "Hinterkaifeckerhof", wenn er über die Morde sprach.<br>
Auffällig schien den Legionären weiter, dass Negendank sich nie hatte fotografieren lassen und er bei Fluchtplänen sagte, dass er nicht zurück kann, da sie irgendwann drauf kommen würden. Hoppe wusste den (angeblich) richtigen Namen von Negendank noch, Fritz Link (Annahme Linke), und er kannte den Herkunftsort, Chemnitz.<br>
Laut Hoppe soll Negendank ein falscher Name gewesen sein, den richtigen gab Hoppe mit Fritz Link an. Link sollte ursprünglich aus Chemnitz kommen. Hoppe sagte weiter, dass Negendank aus einer Fürsorgeanstalt in Hamburg geflohen sei und steckbrieflich in München und Hamburg wegen mehrerer Verbrechen gesucht werde. <br>
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So gelang es die Eltern von Otto Linke, Otto und Anna Linke, aus Chemnitz ausfindig zu machen und sie vorzuladen. Die Eltern bricheten, dass ihr Sohn in Chemnitz eine Lehre zum Schlosser gemacht hatte und dass er mit 17 Jahren von Zuhause abgehauen sei. Er meldete sich danach aus Hamburg und teilte den Eltern mit, dass er zur Marine wolle. Kurze Zeit später kam Linke wieder nach Hause und setzte seine Lehre fort. Danach hätte er ein paar Monate in München gelebt, sei aber erneut nach Hause gekommen um dann 1923 wieder zu verschwinden. 1924 erhielten die Eltern eine Karte aus Algerien, er war der Fremdenlegion beigetreten und bat darum, dass man ihn zukünfitg unter dem Namen Paul Negendank schreiben solle.
Neben der Aussage von Hoppe wurde noch ein weiterer Fremdenleginär, [[Personen: Singer Martin | Martin Singer]], am 12.03.1929 [[Dokumente: 1932-05-09 Sammlung Informationen zu Negendank | vernommen]]. Auch jener war 1927 in Marokko bei dem Einsatz dabei. Er teilte der Polizei mit, dass Fritz Negendank nach eigenen Angaben in Münchner Verbrecherkreisen "Zirkusfritz" genannt wurde, da er eine zeitlang mit einem Wanderzirkus unterwegs gewesen war.  
Die Eltern waren darüber bestürtzt, dass sich der einzigste Sohn nun Negendank nannte und liessen dies über die französische Gesandtschaft in Dresen rückgängig machen. Linke alias Paul Negendank wurde mit seinem richtigen Namen, Otto Linke, aus der Legion entlassen.
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Die Eltern überliessen der Polizei ein Foto, welches ihr Sohn ihnen geschickt hatte. Legionskammerad Hoppe identifizierte auf dem Bild den Fritz Negendank, der 1927 auffällig viel über Hinterkaifeck wusste.
Um sich während den Einsätzen die Angst vor den gegnerischen Angriffen zu nehmen, hätten die Legionäre abends zusammengesessen und sich unterhalten. Als Singer den Kameraden bei einer solchen Gelegenheit von den Morden in Hinterkaifeck berichtete soll Negendank "wie ein gestochener Bock" geschaut haben. Singer war damals bei der [[Wissen: Reichswehr | Reichswehr]] in Augsburg stationiert und kannte die Details aus Berichten der Augsburger Zeitung.<br>
Otto Linke, der nun in Frankreich, Thionville, lebte, schrieb in einem Brief, dass er 1927 nicht in Marokko war, sondern in Syrien und dass er weder einen Singer, einen Hoppe oder einen Fritz Negendank kennen würde. Die Polizei liess nicht locker und besuchte die Eltern von Linke immer dann, wenn er bei den Eltern zu Besuch war. Darauf hin erschien Linke, in Begleitung seines Vaters, auf dem Präsidium und beschwerte sich über die ständige Befragung. Auch hier gab er an, weder Singer und Hoppe noch einen Fritz Negendank zu kennen. Er hätte sich bei der Legion Paul Negendank genannt.<br>
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Am 03.03.1932 legte man in der Landjägerstation in Munderkingen das Bild von Linke / Paul Negendank dem Zeugen Singer vor, der ebenfalls sicher war, dass es sich um den Fritz Negendank, mit dem er 1927 in Marokko war, handelt. Er wäre jederzeit bereit dies unter Eid auszusagen.<br>
Den Legionären war zudem aufgefallen, dass Negendank sich nicht fotographieren liess und Fluchtpläne ablehnte mit der Begründung, er könne nicht zurück, irgendwann würden sie auf ihn kommen.<br>
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Aufgrund der Aussagen wurde in Chemnitz ein Elternpaar ausfindig gemacht, [[Personen: Linke Otto sen.| Otto]] und [[Personen: Linke Anna | Anna Linke]], deren einziger Sohn bei der Fremdenlegion war. Dieser Sohn hiess aber [[Personen: Linke Otto | Otto Linke]]. Die Eltern berichteten, dass Otto seinen Namen geändert hatte und als [[Personen: Negendank Paul | Paul Negendank]] zur Fremdenlegion gegangen sei. Er schrieb den Eltern 1924 eine Karte aus Algerien und bat darum, dass die Eltern ihm unter dem Namen Paul Negendank schreiben sollten. Sie hätten dies aber bei der französischen Gesandtschaft in Dresden rückgängig machen lassen, weil Otto der einzige Sohn war und sie bestürzt waren, dass er den Namen nicht mehr tragen wollte. Dies gelang erst 1929 und Otto wurde nach seiner Dienstzeit als Otto Linke bei der Legion entlassen. Er lebte dann in Thionville, Frankreich. <br>
Bei einer kurzen Erläuterung zum Lebenslauf ihres Sohnes erwähnten sie, dass Otto in Chemnitz eine Lehre zum Schlosser angefangen hatte, aber dann ohne ein Wort von zuhause weg gegangen wäre. Er schrieb dann etwas später einen Brief aus Hamburg und teilte ihnen mit, dass er zur Marine wolle. Er kam aber kurz darauf wieder nach Hause und setzte seine Lehre fort. Nach der Lehre hatte er dann einige Monate in München gelebt, bevor er der Fremdenlegion beigetreten sei. Seit dem lebe er in Frankreich.<br>
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Die Niederschriften über die Vernehmungen aller ehemaligen Fremdenlegionäre befinden sich in einem Sonderakt der Zentralpolizeistelle München.<br>
Otto Linke hatte den Eltern ein Foto von sich geschickt, welches die Eltern der Polizei zur Verfügung stellten. Am 03. März 1932 hat man Singer, der nun als Handwerkergeselle auf Wanderschaft arbeitete, in Munderkingen im Oberamt Ehingen bei der Landjägerstation die Fotographie gezeigt. Er erkannte auf dem Bild den Legionärskameraden Negendank.<br>
Die Zusammenfassung der Aussagen von Singer, Hoppe und den Eltern des Otto Linke, wurde von Riedmayr und [[Ermittler: Fauss | Fauss]] zusammengefasst.
Auch Hoppe erkannte Fritz Negendank auf dem Bild.<br>
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Während eines Besuches bei den Eltern versuchte die Polizei immer wieder, ihn zuhause anzutreffen, was nie gelang. Er selbst kam später in Begleitung des Vaters zur Polizei und beschwerte sich über die andauernden Befragungen. Otto Linke bestritt aber, je einen Singer, Hoppe oder Fritz Negendank gekannt zu haben. Er sei 1927 auch nicht in Marokko, sondern in Syrien gewesen. Weiter hätte er sich Paul Negendank genannt, nie Fritz Negendank.<br>
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Aufgrund des Namens und den Schilderungen der Eltern, die sich mit den Aussagen von Singer und Hoppe deckten, ging man davon aus, dass Otto Linke dieser Fritz Negendank, bzw. Fritz Link war.<br>
 
== Kontra ==
Otto Linke hatte für den 31.03.1922 ein Alibi.<br>
Die Beamten, bei denen er aussagte, hatten keinen Zweifel an seiner Aussage.
 
== Offene Fragen/Bemerkungen ==
 
== Quellen/Herkunft ==
Die Niederschriften über die Vernehmungen aller ehemaligen Fremdenlegionäre befinden sich in einem Sonderakt der Zentralpolizeistelle München. Die [[Dokumente: 1932-05-09 Sammlung Informationen zu Negendank |Zusammenfassung]] zu Fritz Negendank wurde von Riedmayr und [[Ermittler: Fauss August | Fauss]] erstellt.<br>
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[[Bücher: 2007 Leuschner | Buch ]] "Der Mordfall Hinterkaifeck", 1997ziger Auflage, Seite 190 von [[Personen: Leuschner Peter | Peter Leuschner]]

Aktuelle Version vom 28. Juli 2019, 15:30 Uhr


Wer war Fritz Negendank und in welchem Zusammenhang stand er mit dem Mordfall Hinterkaifeck?

Fritz Negendank war als Fremdenlegionär beim 3. Fremden-Regiment, 11. Kompanie, in Fez.
Der Legionärskamerad Alfred Hoppe wurde am 10.03.1931 im Mordfall Hinterkaifeck durch Martin Riedmayr polizeilich vernommen. Er teilte der Polizei mit, dass er 1927 zusammen mit ebenjenem Negendank in Marokko gekämpft hatte und dass Negendank viel über Hinterkaifeck wüsste. Dieser redete z.B. vom "Hinterkaifeckerhof", wenn er über die Morde sprach.
Laut Hoppe soll Negendank ein falscher Name gewesen sein, den richtigen gab Hoppe mit Fritz Link an. Link sollte ursprünglich aus Chemnitz kommen. Hoppe sagte weiter, dass Negendank aus einer Fürsorgeanstalt in Hamburg geflohen sei und steckbrieflich in München und Hamburg wegen mehrerer Verbrechen gesucht werde.

Neben der Aussage von Hoppe wurde noch ein weiterer Fremdenleginär, Martin Singer, am 12.03.1929 vernommen. Auch jener war 1927 in Marokko bei dem Einsatz dabei. Er teilte der Polizei mit, dass Fritz Negendank nach eigenen Angaben in Münchner Verbrecherkreisen "Zirkusfritz" genannt wurde, da er eine zeitlang mit einem Wanderzirkus unterwegs gewesen war.

Um sich während den Einsätzen die Angst vor den gegnerischen Angriffen zu nehmen, hätten die Legionäre abends zusammengesessen und sich unterhalten. Als Singer den Kameraden bei einer solchen Gelegenheit von den Morden in Hinterkaifeck berichtete soll Negendank "wie ein gestochener Bock" geschaut haben. Singer war damals bei der Reichswehr in Augsburg stationiert und kannte die Details aus Berichten der Augsburger Zeitung.

Den Legionären war zudem aufgefallen, dass Negendank sich nicht fotographieren liess und Fluchtpläne ablehnte mit der Begründung, er könne nicht zurück, irgendwann würden sie auf ihn kommen.



Aufgrund der Aussagen wurde in Chemnitz ein Elternpaar ausfindig gemacht, Otto und Anna Linke, deren einziger Sohn bei der Fremdenlegion war. Dieser Sohn hiess aber Otto Linke. Die Eltern berichteten, dass Otto seinen Namen geändert hatte und als Paul Negendank zur Fremdenlegion gegangen sei. Er schrieb den Eltern 1924 eine Karte aus Algerien und bat darum, dass die Eltern ihm unter dem Namen Paul Negendank schreiben sollten. Sie hätten dies aber bei der französischen Gesandtschaft in Dresden rückgängig machen lassen, weil Otto der einzige Sohn war und sie bestürzt waren, dass er den Namen nicht mehr tragen wollte. Dies gelang erst 1929 und Otto wurde nach seiner Dienstzeit als Otto Linke bei der Legion entlassen. Er lebte dann in Thionville, Frankreich.
Bei einer kurzen Erläuterung zum Lebenslauf ihres Sohnes erwähnten sie, dass Otto in Chemnitz eine Lehre zum Schlosser angefangen hatte, aber dann ohne ein Wort von zuhause weg gegangen wäre. Er schrieb dann etwas später einen Brief aus Hamburg und teilte ihnen mit, dass er zur Marine wolle. Er kam aber kurz darauf wieder nach Hause und setzte seine Lehre fort. Nach der Lehre hatte er dann einige Monate in München gelebt, bevor er der Fremdenlegion beigetreten sei. Seit dem lebe er in Frankreich.

Otto Linke hatte den Eltern ein Foto von sich geschickt, welches die Eltern der Polizei zur Verfügung stellten. Am 03. März 1932 hat man Singer, der nun als Handwerkergeselle auf Wanderschaft arbeitete, in Munderkingen im Oberamt Ehingen bei der Landjägerstation die Fotographie gezeigt. Er erkannte auf dem Bild den Legionärskameraden Negendank.
Auch Hoppe erkannte Fritz Negendank auf dem Bild.

Während eines Besuches bei den Eltern versuchte die Polizei immer wieder, ihn zuhause anzutreffen, was nie gelang. Er selbst kam später in Begleitung des Vaters zur Polizei und beschwerte sich über die andauernden Befragungen. Otto Linke bestritt aber, je einen Singer, Hoppe oder Fritz Negendank gekannt zu haben. Er sei 1927 auch nicht in Marokko, sondern in Syrien gewesen. Weiter hätte er sich Paul Negendank genannt, nie Fritz Negendank.

Aufgrund des Namens und den Schilderungen der Eltern, die sich mit den Aussagen von Singer und Hoppe deckten, ging man davon aus, dass Otto Linke dieser Fritz Negendank, bzw. Fritz Link war.

Kontra

Otto Linke hatte für den 31.03.1922 ein Alibi.
Die Beamten, bei denen er aussagte, hatten keinen Zweifel an seiner Aussage.

Offene Fragen/Bemerkungen

Quellen/Herkunft

Die Niederschriften über die Vernehmungen aller ehemaligen Fremdenlegionäre befinden sich in einem Sonderakt der Zentralpolizeistelle München. Die Zusammenfassung zu Fritz Negendank wurde von Riedmayr und Fauss erstellt.

Buch "Der Mordfall Hinterkaifeck", 1997ziger Auflage, Seite 190 von Peter Leuschner