In der Nacht zum 1. April 1922 wurde im Einödhof Hinterkaifeck ein schreckliches Verbrechen verübt. Eine ganze Familie, das Austragsbauernehepaar Gruber, deren Tochter, die Bäuerin, ihre zwei Kinder und die Magd fielen Mörderhänden zum Opfer. Im Laufe der langwierigen Erhebungen richtetet sich der dringende Verdacht der Täterschaft gegen den Bäckergehilfen Josef Bertl, der seit der Mordtat verschwunden war. Alle Fahndungen nach Bertl waren bisher ergebnislos. Nun geht uns aus Passau folgende Meldung zu:
Wie aus Esternberg (Oberösterr.) mitgeteilt wird, konnte der von den bayerischen Behörden seit Monaten steckbrieflich verfolgte sechsfache Raubmörder von Kaifeck, Josef Bertl, in einem Bauernhause in der Nähre des Ortes Kopfing verhaftet werden. Seit einigen Tagen prangten an den bayerischen Grenzzollämtern Plakate, die die Photographie und die Personalbeschreibung des Verfolgten enthielten, da man vermutete, daß Bertl die Grenze überschreiten würde. Er soll auch tatsächlich vor drei Tagen auf der Straße Byrawang-Esternberg gesehen worden sein. Als er nun in einem Bauernhause bei Kopfing um Essen vorsprach, wurde Bertl von der Bäuerin erkannt. Der Bauer verständigte sofort die Gendarmerie, der es gelang, den verwegenen Burschen festzunehmen und ihm dem Gerichte zu überstellen. Bertl leistete bei seiner Verhaftung wenig Widerstand.
Auf unsere Erkundigung wird uns mitgeteilt, daß bei der Polizeidirektion München noch keine Nachricht von der Verhaftung Berls eingelangt ist. Richtig ist, daß die Polizeidirektion vor einiger Zeit die Mitteilung erhielt, Bertl halte sich an der bayerischen Grenze bei Passau auf. Die Polizeidirektion hat deshalb in der Gegend eine große Anzahl von Plakaten mit dem Steckbrief anschlagen lassen.