Zeitungsartikel: 1922-04-06 Rosenheimer Anzeiger

Detailinformationen

Datum

06. April 1922

Ort

Rosenheim

Art des Dokumentes

Zeitungsartikel

Verfasst für

Rosenheimer Anzeiger

Inhalt

Ein sechsfacher Raumbord. Ueber die Bluttat bei Schrobenhausen wird noch berichtet: Vermutlich in der Nacht vom Freitag auf Samstag wurde in Hinterkaifeck, Gemeinde Wangen, ein sechsfacher Raubmord verübt. Die Besitzerin eines Bauernanwesens, die Wwe. Viktoria Gabriel, die Austragseheleute Andreas und Zäzilia Gruber, die in den 70er Jahren standen, das achtjährige Töchterchen Viktoria und der 2 1/2 Jahre alte Sohn Josef der Witwe Viktoria Gabriel und eine fremde Frauensperson wurden erschlagen. Die Tat wurde leider erst gestern entdeckt. Die Leute sollen vermögend gewesen sein. Geld wurde bis jetzt nicht vorgefunden, dagegen eine Reihe von Schmucksachen. Ebenso ist das Vieh vollzählig vorhanden. Wahrscheinlich wurde nur Bargeld geraubt. Vier Personen, drei Erwachsene und ein Kind, wurden im Stadel mit eingeschlagenen Schädeln, die fremde Frau in der Kammer und ein Kind im Zimmer aufgefunden. Von den Tätern fehlt noch jede Spur. Zu der fürchterlichen Bluttat wird noch weiter gemeldet: Es ist noch nicht bekannt, was alles geraubt wurde. Es waren nur wenige Behältnisse durchwühlt. Bekannte der Familie vermuten, daß ein größerer Barbetrag an Papiergeld - man nennt die Summe von 100 000 Mark - geraubt worden sei. Von Beamten des Münchener Erkennungsdienstes, die unter Leitung des Oberinspektors Rheingruber aus München eingetroffen sind, wurden am Dienstag noch Wertpapiere verschiedener Sorten , sowie ein Betrag von Gold- und Silbergeld aufgefunden. Da man auch Depotscheine auf Banken in Schrobenhausen fand, erscheint es zweifelhaft, ob die den Tätern in die Hände gefallene Summe die obengenannte Höhe erreicht. Die Dienstmagd Marie Baumgartner ist erst am Tage der Tat bei der Witwe in den Dienst getreten. Der oder die Täter müssen wahre Bestien gewesen sein, da sie nicht einmal das in einem Wägelchen liegende 2 1/2 jährige Kind verschonten. Man hat von den Tätern bisher keine Spur. Hoffentlich gelingt es der Polizei, diese entsetzliche Tat bald aufzuklären.