Stadtrat Ingolstadt Ingolstadt, den 26. Mai 1952
Polizeiamt
Krim.-Unt-Abtlg.
Vernehmungsniederschrift:
In ihrer Wohnung aufgesucht und zur Wahrheit ermahnt, gibt Frau Franziska G u m p, geb. 2.4.1888 in Kösching, Lk. Ingolstadt, wohnhaft in Ingolstadt, Griesmühlstraße 5, an:
Zur Sache:
"Mein Ehemann hatte 5 Schwestern von denen eine mit Vornamen Zenta, verheiratete Meier heißt, u. im Jahre 1939 oder 1940 in Augsburg verstorben ist. Sie wurde in Augsburg beerdigt. Mein
Ehemann und ich haben an der Beerdigung nicht teilgenommen. Wie ich erfahren habe, muß auch ihr Ehemann verstorben sein und zwar während des Krieges. Der Ehemann hieß mit dem Vornamen
Adolf. Wie ich erfahren habe, muß auch ihr Ehemann verstorben sein und zwar während des Krieges. Der Ehemann hieß mit dem Vornamen Adolf. Wo die Eheleute Meier in Augsburg gewohnt haben,
weiß ich nicht mehr. Mein Schwiegervater Anton Gump ist einige Zeit vor der Zenta Meter verstorben. Es muß dies 1938 gewesen sein. Die Zenta Meier lebte mit ihren übrigen Geschwistern in
Unfrieden. Es ist wiederholt vorgekommen, daß sie vom Grabe Ihres Vaters Kränze und Blumen entfernt hat, die von den Hinterbliebenen des Gump sen. niedergelegt waren. Durch die Erzählung der
Florentina Liebl, geborene Gump, die von meinem Ehemann eine Schwester ist und in Augsburg Schließerstraße 22/1, wohnt, weiß ich, daß die Florentina mit der Zenta, am Grabe ihres Vaters,eine
Auseinandersetzung hatte. Im Verlaufe des Streites soll die Zenta zur Florentina gesagt haben, daß sie eine Vater-Hure sei. Als ihr hierauf die Florentina mit einer Anzeige wegen Beleidigung drohte,
hat ihr Zenta daß sie eine Vater-Hure sei. Als ihr hierauf die Florentina mit einer Anzeige wegen Beleidigung drohte, hat ihr Zenta erwidert, daß sie dann den Anton und den Adolf - es handelt sich um
die Brüder der Zenta - anzeigt, weil die beiden in Hinterkaifeck beteiligt waren. Mir persönlich hat die Florentina Liebl die Sache erst nachträglich erzählt. Die erste Mitteilung hierüber machte sie
meinem Ehemann.Sie hat geschrieben, er soll zu ihr nach Augsburg kommen, weil sie ihm etwas wichtiges mitzuteilen hätte. Mein Ehemann ist dann zur Florentina nach Augsburg gefahren. Nach
seiner Rückkehr teilte er mir mit, was ihm die Florentina über den bereits erwähnten Vorgang am Friedhof in Augsburg gesagt hat. Mir persönlich hat die Florentina den besagten Auftritt bzw. den
Vorwurf gegen meinen Ehemann später selbst erzählt. Ob damals die Zenta noch am Leben war, kann ich bestimmt nicht sagen. Nach seiner Rückkehr meines Mannes von dem Besuch der
Florentina zeigte er sich verärgert. Als ich ihm sagte, daß er sich dies nicht gefallen lassen soll und die Zenta angezeigt gehört, sagte er zu mir, daß die Zenta doch spinnt. Ich drang auch in meinen
Ehemann, daß er seinen Bruder Adolf, von dem von der Zenta gemachten Vorwurf verständigen soll. Sein Bruder Adolf wohnte damals in Kranzberg bei Freising der als Wehrmachtsangehöriger bei
einem Verkehrsunfall tödlich verunglücke. Wie mir bekannt ist, hat mein Mann seinen Bruder Adolv deshalb nicht verständigt, weil er den Vorwurf der Zenta nicht so tragisch nahm und sie als
"spinnert" d.h. als hysterisch betrachtete. Da meine Ehe kinderlos ist, habe ich wiederholt Kinder in Pflege gehabt oder tagsüber beaufsichtigt. Es handelte sich in der Regel um Kinder von ledigen
Mädchen. Lange Zeit hatte ich die Kinder nie bei mir, weil manche der Kindsmütter heirateten. Vom Städt. Jugendamt wurden mir die Kinder nicht zugewiesen.
Es wird im Jahre 1920 gewesen sein, als tch zum 1. Male ein Kind tagsüber in Pflege hatte. Es hieß mit Vornamen Fannerl, war ca. 1 Jahr alt. Den Namen der Kindsmutter weiß ich nicht mehr. Es kann
sein, daß ich das Kind ein Jahr in Pflege hatte. Die Kindsmutter hat sich verheiratet und mir deshalb das Kind wieder genommen. Glaublich ein Jahr späteries dürfte 1922 gewesen sein, nahm ich
anläßlich einer Kinderverschickung die Anni Erhard aus München, die damals ca. 10 oder 12 Jahre alt war auf einige Wochen auf. Ihre Münchner Adresse weiß ich heute nicht mehr. Glaublich
ein Jahr darauf nahm ich aus einer Wienerkinderverschickung ein Mädchen auf. Das Kind war ca. 12 Jahre alt und hieß mit Namen Paula Huber. Dieses Kind war ca. 8
Wochen bei uns. Das Kind Leni Breitner nahm ich glaublich im Jahre 1924 oder
1925 auf. Es war damals ca. ein Jahr alt. Nach meiner Erinnerung war das Kind 3
Jahre alt, als es mir die Kindsmutter wegen ihrer Verheiratung weggenommen hat. Ich
stelle richtig, dass ich vor der Leni Breitner einige Zeit die ;Erna Bühlmeierauf einige
Monate in Pflege hatte. Bei der Kindsmutter handelt es sich um die Schwester meines
Mannes mit dem Vornamen Eva, verheiratete Bühlmeier, deren Ehe geschieden
wurde. Nach längerer Pause nahm ich Ende der zwanziger Jahre die Mathild
Huber, die 14 Jahre alt war, auf. Diese war nur tagsüber bei mir. Nach der Huber
habe ich die Leni Mayr,die 15 Jahre alt war, aufgenommen. Diese war 5 Jahre bei
uns. Ab und zu arbeitete sie als Hausangestellte, kam aber immer wieder zu uns
zurück, wenn sie ohne Stellung war. Mayr dürfte von 1934 bis 1939 bei uns gewesen
sein. Während dieses Zeitraumes war auch ihre Schwester Anni Mayr bei uns.
Weitere Kinder hatte ich nicht mehr in Obhut oder Pflege, weil ich während des
letzten Krieges arbeitsverpflichtet wurde. Zum Schlusse meiner Vernehmung
möchte ich ausdrücklich bemerken, daß den genauen Wortlaut des von der Zenta
Meier im Friedhof Augsburg gebrauchten Äußerungen bezüglich Hinterkaifeck,
meine Schwägerin Florentina Liebl angeben kann."
Geschlossen: s. g. u. u.
HacknerFranziska Gump
Krim.Hauptw.
der Vernehmung beigewohnt
Steudl
Krim.Oberkomm.br>
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