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München, den 10. Oktober 24
Betreff:
Raubmord in Hinterkaifeck.
Der Strafgefangene
Karl Rheinbay,
geb. 19. IX. 1882 in Frankfurt a. M. , erklärt nach geeigneter Befragung und zur Wahrheitsangabe ermahnt , wie folgt:
Ende September 24 befand ich mich vorübergehend im Polizeigefängnis und kam da in der Zelle mit einem Josef Kaltenecker zusammen. Wie es gewöhnlich geschieht, haben wir mitsammen gesprochen und befragt, warum wir in Haft seien. An einem Abend, als ich den Kaltenecker befragte, warum er sich in Haft befinde, sagte er zu mir, dass er wegen Raub und Diebstahl eingesperrt sei. Er erzählte auch die Taten , die er mit seinen Kollegen , Verwandte u. Verschwägerte ,ausgeführt hat.
Ich habe da mein Erstaunen ausgedrückt, wie es denn kommt, dass, wenn man mit Verwandten etwas macht, dies aufkommt, meines Erachtens soll da nichts aufkommen, weil man annimmt, es werde doch nichts ausgesagt. Darauf erwiderte Kaltenecker: „ja wenn alles aufkommen und an das Tageslicht kommen würde, da käme man ja gar nicht mehr heraus“. Ich sagte auf diese Bemerkung hin : „Da müsst ihr schon allerhand auf dem Gewissen haben“. Nun sagte Kaltenecker, dass er auch im Verdacht stehe, den Hinterkaifeckmord verübt zu haben.
Ich sagte dann: „Du, wie ist denn das eigentlich gewesen? Und darauf sagte er: Die Tat sei von zwei Burschen ausgeführt worden. Sie sind glaublich vom Stadel, oder vom Dache aus in die Wohnung gekommen und haben zuerst den Bauern und dann die übrigen Personen und auch das Kind in der Wiege erschlagen. Im Ganzen seien sechs Personen ermordet worden. Von den Bauern war bekannt, dass er viel Gold- u. Silbergeld habe.“ Wo die Leute erschlagen wurden, irr Stall, im Stadel oder in der Stube oder im Gänge, hat er nicht gesagt, und ich habe auch, nicht 'gefragt. Er sagte auch nicht reit welchem Werkzeug die Tat angeführt worden ist . Insbesondere hat er nichts erwähnt von einem Beil, Hacke. Er hat auch nichts gesagt, das im Stalle durch Loslassen von Vieh eine Unruhe hervorgerufen wurde.
Kaltenecker sagte auch, dass er nur eine und einehalbe Stunde
von Tatort entfernt zu Hause sei. Ich meinte dann, wenn er von der Tat so viel wisse, so müsse er doch auch wissen , wer die Tat ausgeführt habe. Kaltenecker erzählte weiter, dass er den Bauern gekannt habe, dass er dort schon gewesen sei und auch viele Bauern. in der Umgebung von Hinterkaifeck kenne.
Ich habe nun zu Kaltenecker gesagt, dass, wenn der Verdacht der Täterschaft auf ihn falle, an der Sache immer etwas dran sein müsse und nun sagte er:
„Ja, der Michl (seinen Bruder meinend ) hat ein paar Lage nach den Mord das Gerücht verbreitet, dass die Tat v an zwei Bauerssöhnen verübt worden sei, die beiden Söhne seien mit den Ermordeten verwandt und die nächsten Erben gewesen; durch dieses Gespräch lies Gerücht habe der Michl bezweckt, dass die beiden .Bauernsöhne verhaftet worden sind.“
Auf diese Vorbringen hin habe ich zu Kaltenecker gesagt: „Vielleicht bist Du auch dabei gewesen, umsonst fallt der Verdacht nicht so leicht auf jemanden, noch dazu, wenn ihr gleich mit solcher Gewalt vorgeht und mit Gewehren ausgerüstet waret."
Kaltenecker hat darauf keine Antwort gegeben, sondern nur gelacht. Weiter konnte ich mit der Kaltenecker nicht mehr sprechen, weil der dritte Mann , der in unserer Zelle war, aufgewacht ist. Auch später hatte ich keine Gelegenheit mehr mit dem Kaltenecker über diesen Mord zu sprechen , ich bin am anderen Tage nach Stadelheim überstellt worden. Nach meinen Dafürhalten hat Kaltenecker r:it seinen Bruder Michl den Raubmord in Hinterkaifeck begangen. Ich bin mit Kaltenecker auch heute wieder beisammen im Polizeiarrest, bin aber auch bis jetzt nicht auf diese Sache zu sprechen gekommen.
Von diesem Wissen mache ich freiwillig Gebrauch. Ich bin nicht veranlasst worden in dieser Sache den Kaltenecker auszuforschen. Wenn ich noh Gelegenheit habe Kaltenecker zu reden, so werde ich auf die Sache zurückgreifen.
Kaltenecker hat sich nicht ausgedrückt, dass er oder Bruder Michael den Raubmord in Hinterkaifeck verübt hat.
Nach Vorlesen unterschrieben
gez. Karl Rheinbay, gez- Reingruber
Am 11. Oktober 24.
I. Rheinbay erklärt, dass er in der vergangenen Nacht keine Gelegenheit hatte mit dem in seiner Zelle verwahrten Kaltenecker über den Raubmord in Hinterkaifeck zu sprechen.
II. Der von Rheinbay genannte Häftling, der bei dem Gespräche über den Raubmord in der Zelle aufgewacht ist, ist personengleich mit dem Kellner Max Graf geb. 1891 zu München zurzeit wegen Münzverbrechens im Gefängnis an der Corneliusstrasse in Untersuchungshaft.
III. Zum 12. Kriminalbezirk:
Zur Befragung des Graf, ob das zwischen Rheinbay und Kaltenecker in der Arrestzelle in der Zeit vom 26. mit 29.IX.24 nachts über den Mord in Hinterkaifeck geführte Gespräch von ihm gehört wurde, wenn ja, eingehende Einvernahme des Graf über sein Wissen.
Abt. I.
gez. Tenner, gez. Reingruber
12. Krim. Bez. München, den 15. Oktober 24
Der aus Untersuchungshaft vorgeführte Kellner
Max Graf
Gibt auf Einvernahme an:
Ich war mit Kaltenecker ungefähr 10 bis 12 Nächte in einer Zelle beisammen, wobei sich dieser unter anderem äußerte, sein Bruder habe einen Bekannten oder Freund, der ihm erzählte, er könne schon reden betreffs des Hinterkaifecker Mordes.
Wer der Freund oder Bekannte ist , darüber sprach sich Kaltenecker [Anm.: Satzende fehlt].Ich machte dem Kaltenecker Vorhalt, warum er sich nicht einem Beamten gegenüber hinsichtlich dieser Sache aussprechen wolle. Er sagte aber gar nichts darauf und brach das Gespräch ab, inwieweit Kaltenecker von dem betreffenden Morde Kenntnis hat, entzieht sich meiner Kenntnis.
Rheinbay war nur einige Nächte in unserer Zelle und fing gleich bei seiner Ankunft von dem Maisacher Mord bezügl. des Gend. Wachtm. ein Gespräch an. Dabei macht er die Äußerung, dass Feichtmeier ihm (Rheinbay) gegenüber so schuftig war, und ihn bei der Verhandlung besonders gedrückt habe.
Wenn er reden wollte, dann ging es Feucht-
meier an den Kragen und machte mit der Hand eine schlagähnliche Bewegung gegen den Hals, womit er das Köpfen meinte. Im Laden des Rheinbay soll Meier einmal gesagt haben, dass er und sein Vater und noch eine dritte Person nichts sagen würden, auch wenn sie nach so oft eingezogen würden. Meier , Vorname weiss ich nicht, war nämlich auch mit Rheinbay im Strafverfahren verwickelt.
Ich äusserte zu Rheinbay gegenüber: „Du erzählst gerade so, als wenn du dabei gewesen wärest bei dem Maisacher Mord. Auch sprach Rheinbay davon, dass der Vater des Meier wieder entlassen werden musste, weil ihm nichts nachzuweisen war.
Mir gegenüber äusserte er sich nicht mehr in der offenen Weise, wie zuerst und es schien mir fast, als ob es ihn schon gereut hätte, so viel gesagt zu haben. Rheinbay hatte doch zuerst geschimpft auf Feuchtmeier, dass er ihn mehr belastet habe, als notwendig war und doch will er der Behörde gegenüber nicht mit der Wahrheit heraus und hält immer noch zurück mit seinem Wissen. Bei dem Morde in Maisach ist (Rheinbay) nach der Erzählung des Rheinbay einer der Beteiligten von Bahnhof in Maisach dem Gendarmen entgegen gefahren und hat dann auf diesem geschossen. Weitere Einzelheiten betreffs dieser Sache kann ich nicht angeben. Die bereits erwähnte dritte Person, die im Laden des Rheinbay anwesend war, muss er doch kennen, weil er einen Hund. ( Ertelterier) mit Stammbaum versehen von diesem kaufte. Die ganze Mitteilung macht Rheinbay mir in einer Zelle der Polizeidirektion und kann ich jederzeit beeidigen.
L. U.
gez. Max Graf
Es handelt sich nach der Aktenlage um den Friseur Bernhard Mair, geb. 3. I. 94 in ?, dessen Vater Josef Kluftinger, der Hundezüchter ist, wohnhaft Krämerstrasse 12 d/0.
gez. Bausch, Kr. S.
In die Abteil. I. zurück
gez. Leibenzeder
I
II. In Abschrift in die Abteil. Ia auswärts
Nachdem der Mord an den Gend. Wachtmeister in Maisach von dort behandelt worden
Abteil. I am 16.X.24
III. W. V. Abteil. I fraglich
Unterschriften: Graf von Soden und Reingruber
Abschrift
eines Briefes von dem im Gefängnis in Donauwörth sich befindl.
Michael Kaltenecker
An seine Angehörigen.
Betreff: Raubmord in Hinterkaifeck.
Donauwörth, den 20. IX.24
Liebe Eltern u. Geschwister!
Ich mache Euch kurz bekann, dass ich mich in Donauwörth befinde. Seit so gut und besucht mich einmal und bringt mir Unterhose, Socken, einen anderen Anzug, dann könnt ihr diesen mit nach Hause nehmen. Kamm , Seife Spiegel , Zahnbürste mit Zahnbasta, zu essen und was zu lesen. Aber interessant. Hoffendlich ist noch alles gesund, war auch bei mir der Fall ist , aber es könnte besser gehen. Bin ich verurteilt, dann habt ihr auf lange Zeit Ruhe von mir. Ich glaub, dass ich zufrieden sein kann und zweifte, meiner Gesundheit, ob wir uns wiedersehen in der Heimat. Ich muss mein Kreuz selbst tragen uns dasEnde meiner Strafe wird esschon beweisen ob ich zu grunde gehe oder nicht, aber immer frischen Mut. Darum liebe Eltern habt auch keine Sorge, für mich ist schon mein Haus gebaut, denn jetzt herrscht so überall Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit, vielleicht hat sich der Staat bis dorthin schon bemüht, für uns um Arbeit zu besorgen. Ich schliesse mein Schreiben und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen.
Michael
Nochmals die besten Grüsse an alle Geschwistern und Verwandten, Bekannten , Konstant, Dina, Karl, Max, Bepi.
Nach einem langen Nichtmehrsehen, werden wir uns wiedersehen
Alles ist vergänglich , sogar lebenslänglich
Zur Beglaubigung
gez. Schmidt, Sekr.
Herrn Krim. Kommisär Baiersdorfer
In die Abt. I – Herrn Ob. I. Reingruber
Am 15.X.24
Abt. Ia ausw. gez. Neuss.
München, den 18.X.24.
Betreff:
Raubmord in Hinterkaifeck
Der aus dem Polizeigefängnis vorgeführte verh. Metallarb.
Josef Kaltenecker,
geb. 26.II.95 in Grillheim, zu den Angaben des Rheinbay vom 19. ds. und zu den in Abschrift vorliegenden Brief des Michael Kaltenecker vom 20. IX. 24 einvernommen, erklärt:
Es ist richtig, dass ich Ende September 24. Im Polizeigefängis in der Zelle 25 mit einem gewissen Rheinbay und noch einem Mann beisammen war. In der Zelle ist verschiedenes gesprochen worden. Was aber alles gesprochen worden ist, weiss
ich heute nicht mehr. Ich bin seit 14 Tagen in Einzelhaft und infolgedessen bin ich ganz gedächtnisschwach geworden. Ich kann fast gar nicht mehr recht denken.
Ich kann mich erinnern, dass in unserer Zelle auch ein gewisser Braun war, der wegen eines in Weilheim begangenen Mordes festgenommen wurde.
Einmal kam Rheinbay von einer Vernehmung zurück und sagte, dass er sich habe ausweisen müssen, wo er sah glaublich im Jahre 22 zu einer gewissen Zeit habe aufgehalten. Soviel ich mich erinnere, hat er was von einem Mord bei Maisach gesprochen.
Da ich auch schon einmal, vielmehr zweimal, bei der Polizeidirektion über meinem Aufenthalt Ende März 22 einvernommen worden bin und wie man mir sagte, diese Vernehmung wegen des Mordes in Hinterkaifeck erfolgt sei, habe ich erwidert, dass auch ich mich habe ausweisen müssen, wo ich mich Ende März 22 aufgehalten habe.
Bei dieser Gelegenheit habe ich von dem Raubmord erzählt, was ich durch Zeitungen und durch Erzählungen hievon erfahren habe. Ich habe gesagt, dass sechs Personen ermordet wurden. Ferner habe ich erzählt, dass die Täter sich in das Haus oder in den Stadel eingeschlichen haben sollten und dort genächtigt haben, ferner, dass der Mord von zwei Personen ausgeführt worden sein soll, weil man zwei Fussspuren vor dem Anwesen gefunden habe. Ich habe auch gesagt, dass der Bauer Gold - u. Silbergeld gehabt haben soll.Alle diese meine Angaben beruhen aber auf Zeitungsmeldungen und
Gesprächen mit anderen Personen.
Glaublich im Monat Februar 24 war ich bei meinem Vater in Grillheim im Aufenthalte und beschäftigte mich mit Korbflechten.Es kam zu meinem Vater ein Bauer, der in der Nähe von Hinterkaifeck zu Hause ist. Dieser hat auch das Gespräch auf den Mord in
Hinterkaifeck gebracht und unter anderem auch erzählt, dass die Tat von Verwandten der ermordeten Familie ausgeführt worden sein soll.
In der Nähe des Tatortes seien zwei Bauernsöhne, die sich sehr verdächtig machten. Sie seien scheu, sondern sich ab und ziehen sich überall zurück. Man habe diesen Beiden schon ins Gesicht gesagt, dass sie die Tat ausgeführt haben. Ich glaube mich erinnern zu können, dass der Bauer gesagt hat, diese beiden Bauernsöhne sind schon einmal eingezogen gewesen, mussten aber wieder entlassen werden, weil man ihnen eben nichts nachweisen konnte. Wie die Bauer hieß der dies bei meinem Vater erzählt hat, weiss Ich nicht.
Auch dies von dem Bauern gemachten Angaben habe ich im Arrest erzählt.
Ich bin nur einmal nach Hohenwart gekommen und damals war ich 7 oder 8 Jahre alt. Seither kam ich nicht mehr in die dortige Gegend. Nach Waidhofen oder Kaifeck bin ich noch nie gekommen.
Meiner Schätzung nach braucht man von Grillheim nach Hohenwart zu Fuss zwei Stunden zum Gehen.
Es ist vollständig ausgeschlossen, dass ich gesagt habe, ich hätte den ermordeten Bauern gekannt. Ich bin niemals in die
Gegend von Waidhofen und Umgebung gekommen. Ebenso ist es unwahr, das' ich gesagt habe, dass ich viele Bauern bi der dortigen Gegend kenne. Ich kann höchstens gesagt haben, dass die Bauern von Brunnen, Kaltenherberge, Bobenhausen u. s. w bei meinem Vater das Flaschenbier holen. Mein Vater hat in Grillheim eine Flaschenbierniederlage. Als der vorerwähnte Bauer im Monat Februar bei meinem Vater das Flaschenbier holte, ist mein Bruder Michael in dem Wohnzimmer meiner Eltern anwesend gewesen. Dieser hat eigentlich mit dem Bauern gesprochen, ich habe nur so zugehört. Und da hat mein Bruder gesagt, dass er im vergangenen Jahre in Neuburg eingesperrt war. Im Gefängnis sei er mit einen Burschen , der in der Nähe von Hinterkaifeck zu Hause sein müsse beisammen gewesen. Mein Bruder Michael hat gesagt, dass der Bursche Getreide gestohlen haben soll, und dass dieser Bursche vielleicht von dem Morde etwas wissen könnte.
Unwahr ist, wenn mir vorgehalten wird, dass ich gesagt habe, mein Bruder Michael habe ein paar Tage nach dem Morde das Gerücht verbreitet, der Raubmord sei von den beiden Bauernsöhnen ausgeführt worden und diese beiden seien dann eingesperrt worden. Ich habe erzählt, was ich bei meinem Aufenthalte in Grillheim erfahren habe. Mein Bruder Michael kann über dieses Gespräch und darüber, wer der Bauer war, der im Monat Februar bei uns zu Hause das Flaschbier holte am besten Aufschluss geben. Er wird auch den Burschen benennen können, der im vorigen Jahre mit ihm in Neuburg a. D. eingesperrt war. Ich kann mich nicht erinnern, dass Rheinbay zu mir gesagt hat, oder vielmehr die Frage gestellt hat, ob ich selber bei dem Morde dabei gewesen sei. Wenn diese Frage wirklich gestellt worden ist, so wüsste ich nicht welche Antwort ich gegeben habe.
Wir haben uns über die Mordtaten verschiedentlich unterhalten und jeder hat seine Ansicht preis gegeben , wie er es anfangen würde, die Täter ausfindig zu machen. Jeder von uns hat ferner gesagt, dass wir eine solche Tat nicht verschweigen könnten, sondern dass jeder von uns gleich alles sagen wurde, wenn einer von uns eine solche Tat verübt habe. Ich erkläre , dass ich meine Taten alle ein gestanden habe.
Von dem Nord in Hinterkaifeck weiss ich nur, was ich bis jetzt angegeben habe. Ich selbst bin an dem Mord in keiner Weise beteiligt,
ich war zu der Zeit nicht in der dortigen Gegend, sondern habe mich in München, vielmehr bei der Familie Trinkgeld an der Ingolstädter Landstraße [Anm.: Satz hier zu Ende] Ich stehe nicht auch auszusagen, wenn ich wüsste, dass einer meiner Brüder an der Mordtat in Hinterkaifeck beteiligt gewesen wäre. Von meinen Brüdern war nur Simon Kaltenecker in München. Er hat bei Trinkgeld in der Ingolstädter Straße 109a gewohnt und in einer Schlosserei in Milbertshofen gearbeitet. Später ist er nach Kochel übergesiedelt, dort arbeitete er beim Walchseewerk. Mein Bruder Michael Kaltenecker ist ein Witzvogel, seine Auslassungen kann ich aber nicht verstehen. Ich bin auch nicht in der Lage Angaben zu machen , was ihn zu derartige Sprüche veranlasst hat. Mit dem Namen " Konstant" ist der Nachbar Konstant gemeint, Dina und Karl sind Angehörige des Nachbarn Konstant. Max ist nach meiner Meinung der Nachbar Max Gollwitzer und mit Bepi dessen Bruder Bebi Gollwitzer gemeint.
Nach Vorlesen , gen. u. unterschrieben
Vielleicht kann beirr Fabrikarbeiterverband festgestellt werden an welchen Tagen ich in der Zeit vom 23. März 22 mit 3. April 22 meine Streikkarte beim Abstempeln vorgezeigt habe.
Ich habe meine Streikkarte in der Schwabingerbrauerei abstempeln lassen'. Ausbezahlt wurde das Streikgeld im Fabrikarbeiterverband in der Pestalozzistrasse.
Ich erkläre im Anschlusse an vorstehende Niederschrift, dass ich in der Zeit vom 23. März bis 3. April 22 bei Trinkgeld die Gelegenheitsarbeiten ausgeführt habe und nicht zur Abstempeln der Streikkarte in die Schwabingerbrauerei gegangen bin.
Nach Vorlesen, gen. u. unterschrieben:
Unterschriften Josef Kaltenecker und Reingruber
I. Kaltenecker hat nachträglich noch den Wunsch ausgesprochen, es wolle doch beim Fabrikarbeiterverband in der Pestalozzistrasse die Nachfrage gestellt werden, ob er ‚in der Zeit vom 23. März bis 3. April 22 seine Streikkarte zum Abstempeln vorgezeigt habe, dadurch glaubt er, sein Alibi an besten nachweisen zu können. Es handelt sich um den Ende Februar 22 begonnenen Metallarbeiterstreik.
II. Zum 11. Kriminalbezirk
zur geeigneten Erhebung im Gewerkschaftshaus an der Pestalozzistr. im .Sinne des Ziffer I,
Abteil. I.
gez. Graf v. Soden
München, den 21. Oktober 24
Nach der beim Fabrikarbeiterverband aufliegenden Personalkarte des Kaltenecker hat dieser vom 7.III.22 bis 24.III.22 und vom 5.IV.22 bis 26.5.22 Streikunterstützung bezogen. Andere Papiere sind nicht mehr vorhanden. Diejenigen, aus welchen zu ersehen wäre, ob und wann eine Person beim Abstempeln gewesen ist, wurden einige Zeit nach dem beendeten Streik weggeworfen.
gez. Gg. Meyer, Krim. Komm.
I. Urschriften an die Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Neuburg a. D. abgegeben.
II. Zum Akt Kaltenecker vorgemerkt.
III. Zu den Akten: Raubmord in Hinterkaufeck, Wiedervorlage der Abtei. I.
Am 25. Oktober 24
i. A.
Unterschriften Graf v. Soden und Reingruber
Abschrift.
Nr. 931 Pörnbach, den 24. Oktober 24.
Gendarmeriestation Pörnbach.
An die
Polizeidirektion München.
Betreff:
6facher Raubmord in Hinterkaifeck.
Vom 31. März 22 auf 1. April 22 wurden auf dem Einödhof Gemeinde Wangen B. A. Schrobenhausen, sechs Personen erschlagen und beraubt.
Es wäre nicht ausgeschlossen, daß die Tat von. dem wegen Diebstahls und Raubes inhaftierten Gebrüdern Joesf, Simon und Michael Kaltenecker von Grillheim und von den Gebrüdern Konrad und Philipp Schnepf verübt worden sei. Wenn noch nicht geschehen, wollen die Erheburtgen, bezw.. Untersuchung auf die Vorgenannten ausgedehnt werden.
gez. Schmid Sich. Komm.
I, Soweit in München Erhebungen in Sachen Josef und Simon Kaltenecker wegen einer allenfallsigen Beteilung am Raubmord in Hinterkaifeck tunlich waren, sind diese gemacht und an Staatsanwaltschaft Neuburg a. D. abgegeben worden. Die Vernehmung der weiteren Personen ist hier nicht möglich.
II. Dem Herrn I. Staatsanwalt für den Landgerichtsbezirk
Neuburg a. D.
ergebenst übersendet.
München, den 27. Oktober 24
Polizeidirektion:
i.A.
gez. Graf v. Soden
zu den Akten, w. V. der Abt: I
i.A.
Unterschriften Graf v. Soden und Reingruber
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