I.In der Nacht zum 1.4.1922 wurden die Bewohner der Einöde Hinterkaifeck ermordet. Bis heute sind die Täter nicht ermittelt.
Im März 33 unterhielt sich der led. Hilfsarbeiter Franz Erhard , geb. 10.9.00 in Graßlfing , BA. Fürstenfeldbruck im Münchner Polizeiarrest mit einem Gefangenen , der mit dem verh. Schriftsetzer Klemens Kastner, geb. 12.10.92 in Memmingen, personengleich sein dürfte. Die Unterhaltung bezog sich zweifellos auf den sechsfachen Mord in Hinterkaifeck.
Erhard war vom 11.11.20 — 18.9.22 in der GefAnstalt Sulzbach und K a s t n e r vom 11.8.20 — 11.7.24 im Zucht= hause Kaisheim zur Strafverbüßung untergebracht. Für das Verbrechen in Hinterkaifeck kommen sonach Erhard und Kastner nicht in Betracht. Die Beiden sind bekannte Einbrecher, von ihren Angaben ist nicht viel zu halten. Gleichwohl sind zu hören.
II. Mit einem Lichtbild des Kastners g.R. an das Polizeipräsidium Mannheim.
Ich ersuche den in der dortigen Landesgefangenenanstalt untergebrachten Heinrtich Bohner zu befragen, ob sich Erhard seinerzeit mit dem abgebildeten Kastner über den Mord in der Einöde unterhalten hat.
München, den 24. April 1934
Polizeidirektion I.A. gez. Fauß.
Mannheim, den 26.4.34
B e s c h l u ß.
Kripo zur Erledigung im Sinne vorseitigen Ersuchens.
Der Polizeipräsident Abtl. D/34.
IA. gez. Unterschrift.
Mannheim, den 7.5.34. Kriminalpolizei.
Der hier im Landesgefängnis in Strafhaft befindliche Heinrich Boner gab an:
„Die in dem Lichtbilde mir vorgezeigte Person ist personengleich mit dem, mit dem Erhard sich z. Zt.„ unterhalten hat. Eine Verwechslung meinerseits ist ausgeschlossen. Ich entsinne mich auch jetzt wieder an den Nanen Kastner, mit dem Erhard den anderen angesprochen hat.
.gez. Michler, Krim..sekr.
Ergebenst an. die Polizeidirektion München
zurückgesandt.
.Mannheim, den 7.5.34. Polizeipräsidium Leiter der Kriminalpolizei IV.