Aussagen: 1952-04-22 Happ Andreas

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Quelle

Staatsarchiv Augsburg

Detailinformationen

Datum

22. April 1952

Ort

Kranzberg

Zugegen

Happ Andreas

Inhalt

z.Zt. Kranzberg, den 22.4.1952

Landpolizei Bayern
Chefdienststelle Schwaben
-Kriminalstelle-

Vernehmungsniederschrift


Der verh. Bürgermeister der Gemeinde Kranzberg Andreas Happ, 62 Jahre alt, wohnhaft in Kranzberg, LK. Freising, gab auf Befragen an wie folgt:

"Adolf Gump ist mir schon aus meiner Militärzeit im Jahre 1909-1911 bekannt. Er und ich genügten zur gleichen zeit unserer Militärdienstpflicht. Ich kann mich noch gut erinnern, daß wir des öfteren zusammen hier auf Urlaub waren. Der Vater des Adolf Gump, Anton Gump, wohnte zur damaligen Zeit schon im Anwesen Enghofer, jetzt Stadlmeir, Hs. Br. 49 in Kranzberg. Ich kann jedoch nicht mit Sicherheit angeben, ob Anton Gump bezw. Adolf Gump seinerzeit in der Gemeinde Kranzberg schon polizeilich gemeldet waren. Unterlagen hierüber sind nicht vorhanden. Der alte Gump war ja schon länger hier und ging immer als Korbmacher auf Reisen. An eine Tochter kann ich mich auch entsinnen. Sie war ungefähr so alt wie Adolf, vielleicht einige Jahre jünger. Diese kam nur hin und wieder zu Besuch und war in einer Stadt -Freising, Landshut oder München- in Arbeit.

Adolf Gump war im I. Weltkrieg eingerückt. Ich habe ihn in Frankreich einige Male getroffen. Mir ist auch bekannt, daß Adolf Gump nach Kriegsende nach Kranzberg zurückkam. Im Jahre 1919 meldete sich Adolf Gump zum Freikorps Epp. Damals hat ein Hauptmann im Ort Kranzberg die jungen Leute zum Beitritt aufgerufen. Gump Adolf und der Sohn des Lehrers Kappelmaier, Josef Kappelmaier, haben sich gemeldet. Etwa 6 Wochen nach diesem Aufruf kam Kappelmaier wieder heim. Gump dagegen blieb beim Militär und trat schließlich zum 100000 Mann-Heer ein. ich kann mich noch erinnern, daß Adolf Gump während der schlechten Zeit (1920/21/22) hin und wieder in diese Gegend als Soldat zum Hamstern gekommen ist. Er kam meistens mit einem Pferdegespann (Bagagewagen) und hatte einen Fahrer dabei.
Gump war Sergeant. Weiter kann ich mich auch daran erinnern, daß Adolf Gump des öfteren davon erzählte, daß er bei den Freiheitskämpfen in Oberschlesien beteiligt war. Josef Kappelmaier war zu dieser Zeit nicht mehr dabei. Gump schilderte hin und wieder, und zwar insbesonders in angeheiterten Stunden, was er in Oberschlesien für ein Draufgänger war. Daß er auch Baumern umgelegt hat, davon hat er meines Wissens nichts gesagt.
Ein Bruder des Adolg Gump soll in der Umgebung von Kranzberg wohnhaft sein. Dieser kam hin und weder nach Kranzberg und besuchte seinen Vater. Dieser Gump ist meiner Schätzung nach etwas älter als Adolf. Er war etwas kleiner. Nach den Erzählungen des alten Gump soll dieser Sohn ein Lagerarbeiter sein. Wo dieser aber beschäftigt ist, kann ich nicht sagen. Mir ist auch der Vorname dieses Gump nicht bekannt.
Adolf Gump war, wie ich bereits angegeben habe, beim 100000 Mann-Heer. Er war glaublich in München oder Freising kaserniert. Im Herbst 1922 oder anfangs 1923 ist Gump ausgeschieden. Ob er bei seinem Ausscheiden eine Abfindung bekommen hat, weiß ich nicht. Zu diesem Zeitpunkt war Gump Adolf noch nicht verheiratet. Nach seinem Ausscheiden kam Adolf Gump für kurze Zeit nach Kranzberg. Alsbald verzog er nach Schönbichl und übte dort das Korbmachergewerbe aus. Zusammen mit seinem Vater zogen sie durchs Land. In den Jahren 1926/27 lernte Adolf Gump eine Frau, welche 6-7 Kinder hatte, kennen. Mit dieser lebte er glaublich in Tünzhausen in wilder Ehe- Wie lange die beiden zusammen waren, weiß ich nicht. Ich glaube, es dauerte nicht lange. Es besteht die Möglichkeit, daß Gump diese Frau geheiratet hat. In diesem Zusammenhang verweise ich auf die Abschriften der Heiratsurkunden. Demnach heiratete Gump das erstemal im Jahre 1929 die Korbflechterswitwe Gertrud König, geb. Finsterer, geb. 11.10.1899 zu Herrsching. Diese Ehe wurde am 7.3.1934 durch rechtskräftiges Urteil des LG- München II geschieden. Zum zweitenmal heiratete Gump im Jahre 1935 die ledige Dienstmagd Salome Bilgeri, geb. 7.5.1904 in Schweinebach, BA. Lindau.
Adolf Gump war im allgemeinen ein arbeitsamer Mensch. Hin und wieder hat er sich jedoch dem Trunke hingegeben. Es war so, daß er das, was er verdiente, wieder "verklopft" hat. Ich muß Gump als einen Sprüchemacher bezeichnen. Eigentumsdelikte hat er meines Wissens nicht begangen. Dagegen soll er wegen Raufereien und Körperverletzungen vorbestraft sein. Ich selbst habe nicht gesehen, wenn Gump rauflustig war. An und für sich war er harmlos, aber wenn er gereizt wurde, war er nicht der beste. Eine Mordtat würde ich ihm jedoch nicht zutrauen. Im II. Weltkrieg rückte Adolf Gump im Jahre 1942 freiwillig zum Militär ein. Er wurde als Gefangenenaufseher in der Gegend von Würzburg verwendet. Sein letzter Dienstgrad war glaublich Feldwebel. Gegen Ende des Krieges ist Gump Adolf in einem Lazarett gestorben.
Seine Frau, Salome Gump, ist mir ebenfalls bekannt. Sie macht einen guten Eindruck, ist arbeitswillig und ging während des Krieges ständig zu Bauern zum Arbeiten. Wo diese heute lebt, kann ich nicht sagen."

Preähofer     Nußbaum
(OKomm.d.LP.)

Verbindung zum Mordfall Hinterkaifeck

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