Zeitungsartikel: 1953-05-06 Weltbild: Unterschied zwischen den Versionen

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Ein hinter dir Kirche geducktes Haus, grau, mit langen Reihen kleiner Fenster. Ein Scheunentor führt hinein. Wo wohnt Herr Gump? Eine Frau deutet zu einer schmalen eisernen Treppe hinüber. "Da oben!" Lüstern, neugierig schaut sie uns an. "Ich hab es in der Zeitung gelesen", sagt sie, "der Gump soll es sein, sagen die Leute..." Die eiserne Treppe wankt unter unserm Gewicht. Dann lesen wir an der Tür: Gump!
Ein hinter die Kirche geducktes Haus, grau, mit langen Reihen kleiner Fenster. Ein Scheunentor führt hinein. Wo wohnt Herr Gump? Eine Frau deutet zu einer schmalen eisernen Treppe hinüber. "Da oben!" Lüstern, neugierig schaut sie uns an. "Ich hab es in der Zeitung gelesen", sagt sie, "der Gump soll es sein, sagen die Leute..." Die eiserne Treppe wankt unter unserm Gewicht. Dann lesen wir an der Tür: Gump!


Wir sind aufgeregt. Wir besuchen ja in dieser bayerischen Kleinstadt einen Mörder. "Eine Bestie in Menschengestalt", hat ihn eine Zeitung genannt. Sechs Menschen sind damals, am 31. März 1922, erschlagen worden. Hinterkaifeck, das war ein Einödshof, fünfhundert Meter vom nächsten Dorf weg, zwischen Augsburg und Ingolstadt. Der Bauer Gruber hauste darin mit seiner Familie, seltsame, abweisende, etwas verrufene Leute. Die zwei Kinder auf dem Hof waren in Blutschande gezeugt. Aber Geld hatten die Leute, viel Geld, in Papier, Silber und Gold. Und davon fehlte nichts, gar nichts, als man den Mord entdeckte. Die Leichen des alten Bauern und seiner Frau, der Tochter Viktoria und der siebenjährigen Cäcilie lagen in der Scheune neben der Stalltür. Alle mit einer Hacke erschlagen. Dem kleinen Josef, dreijährig, war durch das Dach des Kinderwagens der Schädel zertrümmert worden, die Magd lag tot in ihrer Kammer.
Wir sind aufgeregt. Wir besuchen ja in dieser bayerischen Kleinstadt einen Mörder. "Eine Bestie in Menschengestalt", hat ihn eine Zeitung genannt. Sechs Menschen sind damals, am 31. März 1922, erschlagen worden. Hinterkaifeck, das war ein Einödshof, fünfhundert Meter vom nächsten Dorf weg, zwischen Augsburg und Ingolstadt. Der Bauer Gruber hauste darin mit seiner Familie, seltsame, abweisende, etwas verrufene Leute. Die zwei Kinder auf dem Hof waren in Blutschande gezeugt. Aber Geld hatten die Leute, viel Geld, in Papier, Silber und Gold. Und davon fehlte nichts, gar nichts, als man den Mord entdeckte. Die Leichen des alten Bauern und seiner Frau, der Tochter Viktoria und der siebenjährigen Cäcilie lagen in der Scheune neben der Stalltür. Alle mit einer Hacke erschlagen. Dem kleinen Josef, dreijährig, war durch das Dach des Kinderwagens der Schädel zertrümmert worden, die Magd lag tot in ihrer Kammer.
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