Zeitungsartikel: 1935-02-05 Münchner Abendblatt

Pfleger aus der Haft entlassen

Detailinformationen

Datum

05. Februar 1935

Ort

München

Art des Dokumentes

Zeitungsartikel

Verfasser

unbekannt

Verfasst für

Münchner Abendzeitung

Inhalt

Pfleger aus der Haft entlassen
Wird der Hinterkaifecker Mord jemals aufgeklärt?
Auf Grund eines Beschlusses der großen Strafkammer des Landgerichts Augsburgs wurde der Haftbeschwerde des vor kurzem festgenommenen Gemeindehirten Pfleger von [[Orte: Deimhausen|Deimhausen] stattgegeben. Pfleger wurde wieder auf freien Fuß gesetzt.

Die Schwierigkeiten einer Beweisführung gegen den von seiner Tochter des sechsfachen Raubmordes von Hinterkaifeck beschuldigten Pfleger war angesichts der vielen inzwischen verstrichenen Jahre vorauszusehen. Immerhin kommt die gerichtliche Verfügung etwas überraschend, da man allgemein von einer weiteren Ausdehnung der Untersuchung hören konnte. Es hat ganz den Anschein, als ob das fürchterliche Verbrechen niemals mehr eine Sühne finden könnte. Es ist anzunehmen, daß zwei Gründe die Haftentlassung veranlaßt haben: Unzureichende Beweise, da außer der Tochter keine weiteren Belastungszeugen von besonderer Bedeutung beigebracht werden konnten, ferner die zweifelhafte Rolle, die die Tochter als Angeberin in der Sache spielt. Wie jetzt bekannt wird, ist Pfleger schon wegen Blutschande, begangen an der gleichen Tochter, die ihn jetzt angezeigt hat, bestraft. Es besteht die Möglichkeit, daß das Mädchen sich jetzt bei ihrem Vater dafür revanchiert hat, daß er ihr einstmals Gewalt antat. Es ist ferner bekannt geworden, daß Maria Pfleger sich in kurzer Zeit verheiraten will, und man hält es nicht für ausgeschlossen, daß sie sich aus ihrer Anklage gegen den Vater finanziellen Gewinn in Form einer behördlichen Belohnung für Namhaftmachung des Täters erhoffte.

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