Zeitungsartikel: 1922-04-08 Bayerischer Kurier: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Täter waren im Haus verborgen, hatten die Tat vorbereitet und dadurch eingeleitet, daß sie ein Stück Vieh losließen und in den Nebenraum verbrachten, um dadurch die Bewohner herauszulocken. Auf das Brummen der beunruhigten Tiere kamen sie dann auch: die Frau des Hauses, [[Personen: Gabriel Viktoria|Viktoria Gabriel]], eine Kriegerwitwe, ihre Eltern [[Personen: Gruber Andreas|Andrea]] und [[Personen: Gruber Cäzilia|Cäzilie Gruber]] und der Witwe 8 1/2jährige Tochter Cäzilie. Eines nach dem anderen scheint an der Türe empfangen und mit einer [[Sachverhalte: Kreuzpickel|Hacke]], die sich bei der Futterkrippe fand, niedergeschlagen worden zu sein. Denn sie [[Sachverhalte: Die 5 Tatortbilder|lagen in wirrem Knäuel]] durcheinander, die [[Sachverhalte: Die Verletzungen der Opfer|Hirnschalen zertrümmert]] neben der Türe. Die neue Magd, scheinbar mit Auspacken ihrer Habseligkeiten beschäftigt, wurde in ihrer Kammer auf gleiche Weise niedergemacht. Der 2 1/2jährige [[Personen: Gruber Josef|Joseph]] lag in der Schlafkammer der Mutter im Kinderwagen, durch dessen zertrümmertes Dach das Mordinstrument auf das arme Würmlein niedersauste. Die Leichen bieten einen entsetzlichen Anblick und sind bis zur Unkenntlichkeit entstellt. [[Sachverhalte: Vor der Tat vorhandenes Geld|1800 Mark in Gold]], 150 Mark in Silber und 13 000 Mark in Pfandbriefen wurden noch vorgefunden. Die Kästen waren nicht durchwühlt; möglicher Weise haben sich die Täter mit dem jedenfalls nicht in geringer Menge vorhandenen [[Sachverhalte: Nach der Tat vorhandenes Geld|Papiergeld]] begnügt. [[Ermittler: Gerichtskommission|Staatsanwalt]] und [[Ermittler: Kriminalbeamte München vom 05.04.1922|Kommission]] walteten ruhig und eifrig ihres traurigen Amtes. Neugierige und Teilnehmende kamen am Mittwoch von allen Seiten; auch einige recht verdächtige Individuen hatten sich eingefunden. Wenn man denkt, daß oft Verbrecher an den Ort ihrer Tat zurückkehren oder Beobachter senden, muß es eigentlich wundernehmen, daß sie nicht verhaftet oder wenigstens ihre Personalien festgestellt wurden. Der als wachsam gerühmte Haushund, ein [[Sachverhalte: Der Spitz|mittelgroßer Spitz]], umkreiste bei Entdeckung des Verbrechens winselnd das Haus in einer Entfernung von etwa 50 Schritten - er wurde angehängt und lag nun ganz eingeschüchtert an seiner Kette, als trauerte er um seine Herren. Wie es scheint, hat auch er einen Hieb über das rechte Auge bekommen.Die ermordete Familie hat sich von jeher gern von den Mitmenschen [[Familie Gruber|abgesondert]]. Die Fütterung der Tiere geschah auch sonst unregelmäßig, so daß das Brüllen der Tiere, selbst wenn es gehört worden wäre, nicht auffallen konnte.  
Die Täter waren im Haus verborgen, hatten die Tat vorbereitet und dadurch eingeleitet, daß sie ein Stück Vieh losließen und in den Nebenraum verbrachten, um dadurch die Bewohner herauszulocken. Auf das Brummen der beunruhigten Tiere kamen sie dann auch: die Frau des Hauses, [[Personen: Gabriel Viktoria|Viktoria Gabriel]], eine Kriegerwitwe, ihre Eltern [[Personen: Gruber Andreas|Andrea]] und [[Personen: Gruber Cäzilia|Cäzilie Gruber]] und der Witwe 8 1/2jährige Tochter Cäzilie. Eines nach dem anderen scheint an der Türe empfangen und mit einer [[Sachverhalte: Kreuzpickel|Hacke]], die sich bei der Futterkrippe fand, niedergeschlagen worden zu sein. Denn sie [[Sachverhalte: Die 5 Tatortbilder|lagen in wirrem Knäuel]] durcheinander, die [[Sachverhalte: Die Verletzungen der Opfer|Hirnschalen zertrümmert]] neben der Türe. Die neue Magd, scheinbar mit Auspacken ihrer Habseligkeiten beschäftigt, wurde in ihrer Kammer auf gleiche Weise niedergemacht. Der 2 1/2jährige [[Personen: Gruber Josef|Joseph]] lag in der Schlafkammer der Mutter im Kinderwagen, durch dessen zertrümmertes Dach das Mordinstrument auf das arme Würmlein niedersauste. Die Leichen bieten einen entsetzlichen Anblick und sind bis zur Unkenntlichkeit entstellt. [[Sachverhalte: Vor der Tat vorhandenes Geld|1800 Mark in Gold]], 150 Mark in Silber und 13 000 Mark in Pfandbriefen wurden noch vorgefunden. Die Kästen waren nicht durchwühlt; möglicher Weise haben sich die Täter mit dem jedenfalls nicht in geringer Menge vorhandenen [[Sachverhalte: Nach der Tat vorhandenes Geld|Papiergeld]] begnügt. [[Ermittler: Gerichtskommission|Staatsanwalt]] und [[Ermittler: Kriminalbeamte München vom 05.04.1922|Kommission]] walteten ruhig und eifrig ihres traurigen Amtes. Neugierige und Teilnehmende kamen am Mittwoch von allen Seiten; auch einige recht verdächtige Individuen hatten sich eingefunden. Wenn man denkt, daß oft Verbrecher an den Ort ihrer Tat zurückkehren oder Beobachter senden, muß es eigentlich wundernehmen, daß sie nicht verhaftet oder wenigstens ihre Personalien festgestellt wurden. Der als wachsam gerühmte Haushund, ein [[Sachverhalte: Der Spitz|mittelgroßer Spitz]], umkreiste bei Entdeckung des Verbrechens winselnd das Haus in einer Entfernung von etwa 50 Schritten - er wurde angehängt und lag nun ganz eingeschüchtert an seiner Kette, als trauerte er um seine Herren. Wie es scheint, hat auch er einen Hieb über das rechte Auge bekommen.Die ermordete Familie hat sich von jeher gern von den Mitmenschen [[Familie Gruber|abgesondert]]. Die Fütterung der Tiere geschah auch sonst unregelmäßig, so daß das Brüllen der Tiere, selbst wenn es gehört worden wäre, nicht auffallen konnte.  


Die ganze Gegend ist entsetzt und bis ins Innerste erregt, um so mehr, als dieser Tage auch ein Einödsbesitzer, Herr [[Zeitungsartikel: 1922-04-06 Münchner Zeitung|Stadler]] und in [[Orte: Zuchering|Zuchering]] ein Gütler aus dem Hause gelockt und übel zugerichtet wurden. Ersterer rettete sein Leben dadurch, daß er sein Geld - 2000 Mark - hergab, von letzterem konnten die Täter verscheucht werden. So mehren sich die Verbrechen in unheimlicher Weise und zwar im gleichen Maße, wie man bestrebt ist, Religion, Gewissen, Gottesglauben zu zerstören. Heißt es da nicht geflissentlich Bestien in Menschengestalt großziehen durch fortschreitende Entchristlichung der Schule? Zu spät werden die Augen aufgehen. Aus der Geschichte lernt man nicht, sonst müsste das Wort des einstigen Preußenkönigs an seine Minister und Räte in die Ohren klingen: "Schafft mir wieder Religion ins Land, ich kann nicht mehr regieren!"
Die ganze Gegend ist entsetzt und bis ins Innerste erregt, um so mehr, als dieser Tage auch ein Einödsbesitzer, Herr [[Zeitungsartikel: 1922-04-08 Münchner Zeitung|Stadler]] und in [[Orte: Zuchering|Zuchering]] ein Gütler aus dem Hause gelockt und übel zugerichtet wurden. Ersterer rettete sein Leben dadurch, daß er sein Geld - 2000 Mark - hergab, von letzterem konnten die Täter verscheucht werden. So mehren sich die Verbrechen in unheimlicher Weise und zwar im gleichen Maße, wie man bestrebt ist, Religion, Gewissen, Gottesglauben zu zerstören. Heißt es da nicht geflissentlich Bestien in Menschengestalt großziehen durch fortschreitende Entchristlichung der Schule? Zu spät werden die Augen aufgehen. Aus der Geschichte lernt man nicht, sonst müsste das Wort des einstigen Preußenkönigs an seine Minister und Räte in die Ohren klingen: "Schafft mir wieder Religion ins Land, ich kann nicht mehr regieren!"


Das Ministerium des Innern hat für die Ergreifung oder die sichere Ermöglichung der Ergreifung der Täter eine [[Sachverhalte: Die Belohnung|Belohnung]] von 100 000 Mark ausgesetzt.
Das Ministerium des Innern hat für die Ergreifung oder die sichere Ermöglichung der Ergreifung der Täter eine [[Sachverhalte: Die Belohnung|Belohnung]] von 100 000 Mark ausgesetzt.
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