Zeitungsartikel: 1922-04-07 Münchner Zeitung: Unterschied zwischen den Versionen

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In der schaurigen Bluttat meldet unser Mitarbeiter auf Grund eingehender Informationen am Tatort folgende Einzelheiten:<br>
In der schaurigen Bluttat meldet unser Mitarbeiter auf Grund eingehender Informationen am Tatort folgende Einzelheiten:<br>
'''''Der Einödhof und seine Bewohner'''''<br>
'''''Der Einödhof und seine Bewohner'''''<br>
[[Hinterkaifeck|Hinterkaifeck]] liegt südlich von Gröbern, [http://de.wikipedia.org/wiki/Waidhofen_%28Oberbayern%29 Gemeinde Wangen], eine halbe Stunde westlich von [http://de.wikipedia.org/wiki/Hohenwart Hohenwart] an der Paar. Die Einöde ist die Gröbern zunächst gelegene und erhebt sich 800 Meter südlich der kleinen Ortschaft. Das Anwesen ist auf drei Seiten von Wald umgeben und nur nach Norden gegen Gröbern offen. Zum Hof gehören etwa 50 Tagwerk Grund und etwa Wald. <br>Der Viehbestand zählte 2 Fahrochsen und 8 Stück Rindvieh. Der "hintere Kaifeck" war ein älteres Anwesen, Wohnhaus, Stall und Stadel, an den sich eine Remise lehnt, ineinander gebaut. Die [[Familie Gruber|Grubers]] bzw. die [[Personen: Gabriel Viktoria|Gabriel]] galten als vermögliche Leute, die sich während des Krieges und seit der Revolution ein hübsches Sümmchen beiseite gelegt hatten. Man erzählte sich auch, daß die Gruberischen, die als Sonderlinge bekannt waren, einen ansehnlichen [[Sachverhalte: Vor der Tat vorhandenes Geld|Bestand]] an Gold- und Silbergeld zu Hause liegen hätten. Zweifellos traf das Letztere zu, wie auch die 1880 Mark in Gold- und die 1700 RM in Silberstücken, die von der [[Ermittler: Gerichtskommission|Gerichtskommission]] bei der [[Ermittler: Anneser Johann|Haussuchung]] zu Tage gefördert wurden, beweisen. Die Leute hatten das Bauen vor, wie aus Äußerungen gegenüber einem [[Wissen: Goldmark#Bezug zu Hinterkaifeck|Bauunternehmer]] deutlich hervorging und wie das im Hofraum liegende Bauholz besagte. Die Frau Gabriel hatte auch den genannten Bauunternehmer geäußert, daß sie "in bar bezahlen werde".<br>
[[Hinterkaifeck|Hinterkaifeck]] liegt südlich von [[Orte: Gröbern|Gröbern]], [http://de.wikipedia.org/wiki/Waidhofen_%28Oberbayern%29 Gemeinde Wangen], eine halbe Stunde westlich von [http://de.wikipedia.org/wiki/Hohenwart Hohenwart] an der Paar. Die Einöde ist die Gröbern zunächst gelegene und erhebt sich 800 Meter südlich der kleinen Ortschaft. Das Anwesen ist auf drei Seiten von Wald umgeben und nur nach Norden gegen Gröbern offen. Zum Hof gehören etwa 50 Tagwerk Grund und etwa Wald. <br>Der Viehbestand zählte 2 Fahrochsen und 8 Stück Rindvieh. Der "hintere Kaifeck" war ein älteres Anwesen, Wohnhaus, Stall und Stadel, an den sich eine Remise lehnt, ineinander gebaut. Die [[Familie Gruber|Grubers]] bzw. die [[Personen: Gabriel Viktoria|Gabriel]] galten als vermögliche Leute, die sich während des Krieges und seit der Revolution ein hübsches Sümmchen beiseite gelegt hatten. Man erzählte sich auch, daß die Gruberischen, die als Sonderlinge bekannt waren, einen ansehnlichen [[Sachverhalte: Vor der Tat vorhandenes Geld|Bestand]] an Gold- und Silbergeld zu Hause liegen hätten. Zweifellos traf das Letztere zu, wie auch die 1880 Mark in Gold- und die 1700 RM in Silberstücken, die von der [[Ermittler: Gerichtskommission|Gerichtskommission]] bei der [[Ermittler: Anneser Johann|Haussuchung]] zu Tage gefördert wurden, beweisen. Die Leute hatten das Bauen vor, wie aus Äußerungen gegenüber einem [[Wissen: Goldmark#Bezug zu Hinterkaifeck|Bauunternehmer]] deutlich hervorging und wie das im Hofraum liegende Bauholz besagte. Die Frau Gabriel hatte auch den genannten Bauunternehmer geäußert, daß sie "in bar bezahlen werde".<br>
'''''Wie die Tat entdeckt wurde'''''<br>
'''''Wie die Tat entdeckt wurde'''''<br>
Auf die Tat wurde man dadurch gelenkt, dass der [[Personen: Schlittenbauer Lorenz|Ortsführer]] von Gröbern und noch<br> [[Personen: Die Auffindungszeugen|zwei Leuten]] beim "hinteren Kaifeck" Nachschau hielten, da sich die Gruberischen seit Donnerstag hatten nicht mehr sehen und vernehmen lassen. Am Samstag war die kleine [[Personen: Gabriel Cäzilia|Viktoria]] (Anm. Cäcilia) von der [[Sachverhalte: Die Schule in Waidhofen | Schule]] weggeblieben, am Sonntag waren die Leute nicht zur [[Sachverhalte: Die Kirche in Waidhofen| Kirche]] gekommen und seit Samstag hatte man keinen Kaminrauch mehr gesehen.<br> Der [[Personen: Mayer Josef|Postbote]], der am Samstag noch seinen Zustellgang machte, fand die Türe verschlossen, dachte aber an nichts besonderes und steckte die Post an das Fenster, wie er es schon des öfteren tat. Am Samstag Nachmittag war noch ein Mann aus Schrobenhausen am Haus vorbeigegangen, ohne an etwas zu denken; es konnte ihm auch nach außen nichts auffallen. Als der Ortsführer von Gröbern mit seinen Begleitern die von der Ostseite (Wald) her ins [[Der Hof Hinterkaifeck|Haus]] führende Türe verschlossen fand, öffnete er gewaltsam , ging durch den Hausgang in die Küche, durch diese zur angrenzenden Magdkammer, wo man die 43jährige Maria [[Personen: Baumgartner Maria| Baumgartner]], die am 31. März von ihrer Schwester aus Kühbach bei Aichach als neue Magd eingeführt worden war mit dem Gesicht auf dem Boden und mit einer Kopfwunde tot vorfand. Die drei Männer gingen weiter nach dem Stall, den sie in Ordnung fanden, dann durch die weitere Tür nach dem Stadel, in dem zwei Meter einwärts neben der Futtermaschine die vier Leichen - der beiden Gruber, der Frau Gabriel und der 8jährigen Viktoria - mit Heu überdeckt lagen. Als die Männer das Heu wegnahmen, fanden sie drei Leichen nebeneinander, jene der alten Frau über die drei anderen gelegt vor. Der alte Gruber war nur mit einer Unterhose bekleidet, die Frauen mit Unterrock und Strümpfen, die kleine Viktoria war barfuß. Von den Vier Leichen wies die der Frau Gruber die größte Endstellung auf. Ihr war die ganze linke Gesichtshälfte zerschlagen. Der kleinen Viktoria war dir rechte Kinnlade von unten her eingeschlagen. Die in anderen Berichten erwähnte Kreuzhacke, die in einem Futterbarren des Kuhstalles lag, dürfte nach Ansicht der Sachverständigen zur Tat nicht benützt worden sein, da die [[Sachverhalte: Die Verletzungen der Opfer|Wunden]] der Ermordeten von einem breiten, vorne etwas zugeschäften Instrument herrühren dürften. Das 2 1/2 Jahre alte Söhnchen [[Personen: Gruber Josef|Joseph]] lag im Parterrezimmer rechts des Hauseinganges in seinem Wägelchen mit eingeschlagener rechter Schläfe. Dir Tat muss vermutlich zwischen abends 8 und 9 Uhr geschehen sein, zumal die Magd vollbekleidet vor dem Bette lag.<br>
Auf die Tat wurde man dadurch gelenkt, dass der [[Personen: Schlittenbauer Lorenz|Ortsführer]] von Gröbern und noch<br> [[Personen: Die Auffindungszeugen|zwei Leuten]] beim "hinteren Kaifeck" Nachschau hielten, da sich die Gruberischen seit Donnerstag hatten nicht mehr sehen und vernehmen lassen. Am Samstag war die kleine [[Personen: Gabriel Cäzilia|Viktoria]] (Anm. Cäcilia) von der [[Sachverhalte: Die Schule in Waidhofen | Schule]] weggeblieben, am Sonntag waren die Leute nicht zur [[Sachverhalte: Die Kirche in Waidhofen| Kirche]] gekommen und seit Samstag hatte man keinen Kaminrauch mehr gesehen.<br> Der [[Personen: Mayer Josef|Postbote]], der am Samstag noch seinen Zustellgang machte, fand die Türe verschlossen, dachte aber an nichts besonderes und steckte die Post an das Fenster, wie er es schon des öfteren tat. Am Samstag Nachmittag war noch ein Mann aus Schrobenhausen am Haus vorbeigegangen, ohne an etwas zu denken; es konnte ihm auch nach außen nichts auffallen. Als der Ortsführer von Gröbern mit seinen Begleitern die von der Ostseite (Wald) her ins [[Der Hof Hinterkaifeck|Haus]] führende Türe verschlossen fand, öffnete er gewaltsam , ging durch den Hausgang in die Küche, durch diese zur angrenzenden Magdkammer, wo man die 43jährige Maria [[Personen: Baumgartner Maria| Baumgartner]], die am 31. März von ihrer Schwester aus Kühbach bei Aichach als neue Magd eingeführt worden war mit dem Gesicht auf dem Boden und mit einer Kopfwunde tot vorfand. Die drei Männer gingen weiter nach dem Stall, den sie in Ordnung fanden, dann durch die weitere Tür nach dem Stadel, in dem zwei Meter einwärts neben der Futtermaschine die vier Leichen - der beiden Gruber, der Frau Gabriel und der 8jährigen Viktoria - mit Heu überdeckt lagen. Als die Männer das Heu wegnahmen, fanden sie drei Leichen nebeneinander, jene der alten Frau über die drei anderen gelegt vor. Der alte Gruber war nur mit einer Unterhose bekleidet, die Frauen mit Unterrock und Strümpfen, die kleine Viktoria war barfuß. Von den Vier Leichen wies die der Frau Gruber die größte Endstellung auf. Ihr war die ganze linke Gesichtshälfte zerschlagen. Der kleinen Viktoria war dir rechte Kinnlade von unten her eingeschlagen. Die in anderen Berichten erwähnte Kreuzhacke, die in einem Futterbarren des Kuhstalles lag, dürfte nach Ansicht der Sachverständigen zur Tat nicht benützt worden sein, da die [[Sachverhalte: Die Verletzungen der Opfer|Wunden]] der Ermordeten von einem breiten, vorne etwas zugeschäften Instrument herrühren dürften. Das 2 1/2 Jahre alte Söhnchen [[Personen: Gruber Josef|Joseph]] lag im Parterrezimmer rechts des Hauseinganges in seinem Wägelchen mit eingeschlagener rechter Schläfe. Dir Tat muss vermutlich zwischen abends 8 und 9 Uhr geschehen sein, zumal die Magd vollbekleidet vor dem Bette lag.<br>
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