Zeitungsartikel: 1922-04-06 Schrobenhausener Wochenblatt

Ein 6 facher Raubmord

Detailinformationen

Datum

06. April 1922

Ort

Schrobenhausen

Art des Dokumentes

Zeitungsartikel

Verfasser

unbekannt

Verfasst für

Schrobenhausener Wochenblatt

Inhalt

Ein 6 facher Raubmord
Ein Verbrechen, wie es selbst die düstersten Seiten der Geschichte des Bezirkes Schrobenhausen lange Zeit nicht mehr berichteten, ist Dienstags abends halb 6 Uhr aufgedeckt worden und hat begreiflicherweise überall die größte Bestürzung und Empörung hervorgerufen. Als der Landwirt Schlittenlocher (Anm.: Schlittenbauer) von Gröbern zufälliger Weise an dem versteckten und abgelegen im Walde liegen - machte ihn das Brüllen des Viehes stutzig, das Haus fand er verschlossen und die mit Hilfe von herbeigeholten Leuten vorgenommene Öffnung und Durchsuchung des Hauses ergab, daß die ganze Familie und eine weitere bisher noch unbekannte Person mit einem harten kantigen Gegenstand erschlagen dalagen. Es sind tot: die Austragseheleute Andreas und Zäzilia Gruber, beide in den siebziger Jahren stehend, ihre Tochter, die Kriegerswitwe Viktoria Gabriel, die Besitzerin des Anwesens, 35-40 Jahre alt, ferner ihre beiden Kinder , die 8-jährige Viktoria Gabriel und der 2 1/2-jährige Josef Gabriel. Vier Leichen wurden im Stadel vorgefunden, der kleine Josef lag tot im Kinderwagen, von einem durch das Wagendach geführten Schlag im Gesichte ebenso schrecklich entstellt, wie die übrigen Leichen. Die Leiche der fremden Person fand sich im Dachzimmer vor, vollständig angekleidet. Im Gegensatz zu den übrigen Leichen, die nur Nachtbekleidung trugen, neben ihr ein Rucksack voll alter Kleider. Bei ihr wurde eine Invalidenkarte vorgefunden, lautend auf den Namen Maria Baumgartner, geb. am 1.10 1902, ausgestellt am 27. März 1922 in Kühbach, ferner ein Arbeitsbuch, welches besagt, daß sie am 3. Februar 1922 bei einem Landwirt Huber in Pörnbach aus dem Dienst getreten ist.
Die Kästen waren erbrochen und anscheinend sämtliches Geld, sicherlich aber sämtliche Wertpapiere mitgenommen. Aus verschiedenen Gründen nimmt man an, daß die Mordtat in der Nacht von Freitag auf Samstag vollbracht wurde, weil seit der Zeit niemand von der Familie gesehen wurde u. die Samstagspost unberührt am Fenster stak. Gerade dieses weite Zurückliegen der Tat macht die Nachforschungen sehr schwierig und können auch noch keinerlei Angaben über mutmaßliche Täter - es waren jedenfalls mehrere Personen dran beteiligt - gemacht werden. Vielleicht bringen die Nachforschungen über die dritte, noch unbekannte Person Licht in das Dunkel, damit die Schreckenstat ihre gerechte Sühne findet. Die Gendarmerie und Gerichtskommission hat am späten Abend nach dem Bekanntwerden der Tat sofort Bestandsaufnahme vorgenommen und weitere Untersuchungen eingeleitet.

Irgend ein blutbedecktes Mordinstrument wurde bisher nicht vorgefunden. Verdächtig scheint auch, daß der Hofhund, der sonst regelmäßig nachts an der Kette hing, im Stalle eingesperrt sich vorfand. Heute Mittwoch ist ein Polizeihund aus München zur Verfolgung allenfallsiger Spuren eingetroffen.

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