Zeitungsartikel: 1922-04-06 N. L. Zeitung: Unterschied zwischen den Versionen

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Südlich von Gröbern, Gemeinde Wangen bei Hohenwart an der Paar liegen die drei "Kaifecken", die Einöden: Hinter-, Unter- und Oberkaifeck. Etwa 800 Meter südlich der kleinen Ortschaft Gröbern ist der "hintere Kaifeck", ein Bauernanwesen mit etwa 50 Tagwerk Grunf. Darunter etwas Wald, zwei Fahrochsen und 8 Stück Vieh. Auf dem Anwesen wirtschaftete die etwa 35jährige Bauerswitwe Viktoria Gabriel mit ihren in den 70ger Jahren stehenden Eltern, Andreas und Zäzilie Gruber und einer Magd. Frau Gabriel war Kriegerswitwe, sie hatte zwei Kinder, die achtjährige Viktoria und den erst 2 1/2 Jahre alten Josef. Die Leute machten wenig von sich reden, die alten Grubers galten als Sonderlinge; früher "knickerig", vor dem Kriege auch nicht zu wohlhabend, hatten sie sich seit dem Kriege ein Vermögen zurückgelegt, das von den Nachbarn auf 100 000 Mark geschätzt wurde. Man erzählte sich auch, daß die alten Gruber ein anständiges Sümmchen Gold und Silber zu Hause verwahrt hätten. Der "hintere Kaifeck" war ein älterer Hof, Wohnhaus, Stall und Stadel ineinandergebaut, rund 25 Meter lang. Das Anwesen ist von drei Seiten mit Wald umgeben und ist, auf einer leichten Anhöhe liegend, nur nach Nurden gegen Gröbern zu offen: man sieht es von dieser Ortschaft aus. Wenn man von Schrobenhausen her den schwer zu findenden Fußweg läuft, durch einen langen Wald, erblickt man es nach 1 1/2 Stunden erst unmittelbar beim Heraustreten aus dem Wald. Man sieht dem Hofe nicht gerade Wohlhabenheit an. Daß die Leute vermöglich waren, sprach sich herum und nach den Bestellungen und denm im Hofraum aufgestappelten Bauholz zu schließen, hatten die Leute das Bauen vor. Einem Unternehmer gegenüber hatte Frau Gabriel geäußert, daß sie "bar bezahlen werde".<br>
Südlich von Gröbern, Gemeinde Wangen bei Hohenwart an der Paar liegen die drei "Kaifecken", die Einöden: Hinter-, Unter- und Oberkaifeck. Etwa 800 Meter südlich der kleinen Ortschaft Gröbern ist der "hintere Kaifeck", ein Bauernanwesen mit etwa 50 Tagwerk Grund. Darunter etwas Wald, zwei Fahrochsen und 8 Stück Vieh. Auf dem Anwesen wirtschaftete die etwa 35jährige Bauerswitwe Viktoria Gabriel mit ihren in den 70ger Jahren stehenden Eltern, Andreas und Zäzilie Gruber und einer Magd. Frau Gabriel war Kriegerswitwe, sie hatte zwei Kinder, die achtjährige Viktoria und den erst 2 1/2 Jahre alten Josef. Die Leute machten wenig von sich reden, die alten Grubers galten als Sonderlinge; früher "knickerig", vor dem Kriege auch nicht zu wohlhabend, hatten sie sich seit dem Kriege ein Vermögen zurückgelegt, das von den Nachbarn auf 100 000 Mark geschätzt wurde. Man erzählte sich auch, daß die alten Gruber ein anständiges Sümmchen Gold und Silber zu Hause verwahrt hätten. Der "hintere Kaifeck" war ein älterer Hof, Wohnhaus, Stall und Stadel ineinandergebaut, rund 25 Meter lang. Das Anwesen ist von drei Seiten mit Wald umgeben und ist, auf einer leichten Anhöhe liegend, nur nach Norden gegen Gröbern zu offen: man sieht es von dieser Ortschaft aus. Wenn man von Schrobenhausen her den schwer zu findenden Fußweg läuft, durch einen langen Wald, erblickt man es nach 1 1/2 Stunden erst unmittelbar beim Heraustreten aus dem Wald. Man sieht dem Hofe nicht gerade Wohlhabenheit an. Daß die Leute vermöglich waren, sprach sich herum und nach den Bestellungen und dem im Hofraum aufgestapelten Bauholz zu schließen, hatten die Leute das Bauen vor. Einem Unternehmer gegenüber hatte Frau Gabriel geäußert, daß sie "bar bezahlen werde".<br>
Im allgemeinen kümmerte man sich in Gröbern wenig um die Gruberischen, wie auch umgekehrt die "hinteren Kaifecken" ihre Einöde nicht allzu oft verließen. Nun fiel es am letzten Sonntag auf, daß die "Kaifecken" am Sonntag nicht zur Kirche gekommen waren, wie man es sonst von ihnen gewohnt war. Ebenso war am vergangenen Samstag die kleine Viktoria von der Schule weggeblieben und seit Donnerstag hatte man von keime der Inwohner irgend etwas gesehen oder gehört. Da machte sich am Dienstag abend gegen halb 6 Uhr der Ortsführer von Gröbern, das zur Gemeinde Wangen, eine keine halbe Stunde westlich von Hohenwart gehört, mit noch 2 Leuten auf den Weg, um Nachschau zu halten.
Im allgemeinen kümmerte man sich in Gröbern wenig um die Gruberischen, wie auch umgekehrt die "hinteren Kaifecken" ihre Einöde nicht allzu oft verließen. Nun fiel es am letzten Sonntag auf, daß die "Kaifecken" am Sonntag nicht zur Kirche gekommen waren, wie man es sonst von ihnen gewohnt war. Ebenso war am vergangenen Samstag die kleine Viktoria von der Schule weggeblieben und seit Donnerstag hatte man von keime der Inwohner irgend etwas gesehen oder gehört. Da machte sich am Dienstag abend gegen halb 6 Uhr der Ortsführer von Gröbern, das zur Gemeinde Wangen, eine keine halbe Stunde westlich von Hohenwart gehört, mit noch 2 Leuten auf den Weg, um Nachschau zu halten.
Man hatte sich auf erzählt, daß beim hinteren Kaifecken das Vieh brülle, als ob es seit ein paar Tagen nichts zu Fressen bekommen hätte; auch war es aufgefallen, daß seit Samstag kein Kaminrauch mehr gesehen wurde. Der Postbote hatte am Samstag bei seinem Gang das Haus verschlossen vorgefunden, dachte aber an nichts Schlimmes und steckte die Post, wie er es auch sonst tat, an das Fenster.
Man hatte sich auf erzählt, daß beim hinteren Kaifecken das Vieh brülle, als ob es seit ein paar Tagen nichts zu Fressen bekommen hätte; auch war es aufgefallen, daß seit Samstag kein Kaminrauch mehr gesehen wurde. Der Postbote hatte am Samstag bei seinem Gang das Haus verschlossen vorgefunden, dachte aber an nichts Schlimmes und steckte die Post, wie er es auch sonst tat, an das Fenster.
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