Theorien: Gump Adolf und Anton: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Journalist und Buchautor [[Personen: Leuschner Peter | Peter Leuschner]] hat ihn seinem Buch [[Bücher: 2007 Leuschner | "Der Mordfall Hinterkaifeck"]], 97ziger Auflage, geschildert, wie es zu den Verdächtigungen kam:<br>
Der Journalist und Buchautor [[Personen: Leuschner Peter | Peter Leuschner]] hat ihn seinem Buch [[Bücher: 2007 Leuschner | "Der Mordfall Hinterkaifeck"]], 97ziger Auflage, geschildert, wie es zu den Verdächtigungen kam:<br>
Ca. zwei Wochen nach den Morden schrieb der ermittelnde Kriminaloberkommissar [[Ermittler: Reingruber Georg | Georg Reingruber]] Adolf Gump zur Fahndung aus.<br>
Ca. zwei Wochen nach den Morden schrieb der ermittelnde Kriminaloberkommissar [[Ermittler: Reingruber Georg | Georg Reingruber]] Adolf Gump zur Fahndung aus.<br>
Reingrubers Kollegen aus dem 22. Bezirk in München hatten, im Zusammenhang mit dem Mordfall Gareis, nach vier Selbstschutzleuten gesucht. Bei der Schlacht um den Anaberg (St. Annaberg) 1921 sollen die vier Personen in Schlesien neun Bauern ermordet haben. Unter dem Aktenzeichen 4.J.1925/21 wurde vom Landgericht Oppeln ein Strafverfahren eingeleitet und sie wurden per Haftbefehl gesucht.<br>
Reingrubers Kollegen aus dem 22. Bezirk in [[Orte: München|München]] hatten, im Zusammenhang mit dem Mordfall Gareis, nach vier Selbstschutzleuten gesucht. Bei der Schlacht um den Anaberg (St. Annaberg) 1921 sollen die vier Personen in Schlesien neun Bauern ermordet haben. Unter dem Aktenzeichen 4.J.1425/21 wurde vom Landgericht Oppeln ein Strafverfahren eingeleitet und sie wurden per Haftbefehl gesucht.<br>
Zusammen mit drei anderen Männern, [[Personen: Dreßel Wilhelm | Wilhelm Dreßel]] aus [[Orte: Augsburg|Augsburg]], [[Personen: Musweiler Wilhelm | Wilhelm Musweiler]] alias Weiland aus Homburg und ein früherer Kriminalinspektor [[Personen: Friedrich N. | N. Friedrich]] alias Fischer aus Bernburg in Sachsen Anhalt bildeten sie ein “Rollkommando für Spezialaufgaben” innerhalb des Freikorps Bund Oberland, das verschiedene Fememorde in Bayern ausgeführt haben soll. So soll der Mord an dem USPD Politiker Gareis auf das Konto des Rollkommandos gehen.<br>
Zusammen mit drei anderen Männern, [[Personen: Dreßel Wilhelm | Wilhelm Dreßel]] aus [[Orte: Augsburg|Augsburg]], [[Personen: Musweiler Wilhelm | Wilhelm Musweiler]] alias Weiland aus Homburg und ein früherer Kriminalinspektor [[Personen: Friedrich N. | N. Friedrich]] alias Fischer aus Bernburg in Sachsen Anhalt bildeten sie ein “Rollkommando für Spezialaufgaben” innerhalb des Freikorps Bund Oberland, das verschiedene Fememorde in Bayern ausgeführt haben soll. So soll der Mord an dem USPD Politiker Gareis auf das Konto des Rollkommandos gehen.<br>
Schon 1925 zeigt [[Bücher: 1922 Gumbel | Gumbel in seinem Buch "Vier Jahre politischer Mord"]] die Zusammenhänge der beiden "Zentren der Bewegung: Oberschlesien und München" auf und beleuchtet einzelne politische Morde. In diesem Zusammenhang erwähnt er  einen "''„Josef Bump“'', Kriminalwachtmeister aus Carlskron". Da es diesen Nachnamen in Karlskron nicht gab und es bewiesen ist, dass Gump Mitglied eben jenes Freikorps Oberlands gewesen ist, besteht die Möglichkeit, dass es sich bei diesem Bump tatsächlich um den Adolf Gump handelt. Es könnte zum Einen ein Tarnnamen sein oder aber ein schlichter Schreib-/Übertragungsfehler.
Schon 1925 zeigt [[Bücher: 1922 Gumbel | Gumbel in seinem Buch "Vier Jahre politischer Mord"]] die Zusammenhänge der beiden "Zentren der Bewegung: Oberschlesien und München" auf und beleuchtet einzelne politische Morde. In diesem Zusammenhang erwähnt er  einen "''„Josef Bump“'', Kriminalwachtmeister aus Carlskron". Da es diesen Nachnamen in Karlskron nicht gab und es bewiesen ist, dass Gump Mitglied eben jenes Freikorps Oberlands gewesen ist, besteht die Möglichkeit, dass es sich bei diesem Bump tatsächlich um den Adolf Gump handelt. Es könnte zum Einen ein Tarnnamen sein oder aber ein schlichter Schreib-/Übertragungsfehler.
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=== Hintergründe ===
=== Hintergründe ===
Adolf Gump starb am 29.02.1944 in einem Lazartett bei Würzburg. Nur Anton Gump war 1952 noch am Leben. Unter einem Vorwand nahm man Anton Gump mit ins Polizeipräsidium um ihn dort zu [[Aussagen:1952-05-02 Gump Anton | verhören]].
Adolf Gump starb am 29.02.1944 in einem Lazarett bei Würzburg. Nur Anton Gump war 1952 noch am Leben. Unter einem Vorwand nahm man Anton Gump mit ins Polizeipräsidium um ihn dort zu [[Aussagen: 1952-05-10 Gump Anton | verhören]].
Er gab an, dass er nichts wisse. Er bestritt je in [[Orte: Schrobenhausen|Schrobenhausen]] gewesen zu sein oder zu wissen wo [[Orte: Waidhofen|Waidhofen]] liegt. Dr. Popp bekam vom Haftrichter einen Haftbefehl und nahm Anton Gump in Untersuchungshaft. In seiner Wohnung fand eine gerichtlich genehmigte Durchsuchung statt, die Popp in dem erwähnten Bericht benantragt hatte. Zwei Tage später bat Anton Gump um ein Gespräch mit den Kriminalbeamten und dem Staatsanwalt. Er berichtete, dass er im Herbst 1922 bei seinem Bruder gewesen sei und er hätte mit ihm und seiner Freundin auf einem Hof übernachtet, auf dem die Beiden gearbeitet hatten. Am nächsten Tag wäre er wieder nach Hause gefahren. Während des Besuchs hatte ihm sein Bruder von Hinterkaifeck erzählt, weil es nicht weit entfernt von dem Hof lag, auf dem die Geschwister übernachtet hatten. Er habe mit dem Finger in die Himmelsrichtung gezeigt, in der Hinterkaifeck lag. Wie der Ort hiess wusste Anton Gump nicht mehr.
Er gab an, dass er nichts wisse. Er bestritt je in [[Orte: Schrobenhausen|Schrobenhausen]] gewesen zu sein oder zu wissen wo [[Orte: Waidhofen|Waidhofen]] liegt. Dr. Popp bekam vom Haftrichter einen Haftbefehl und nahm Anton Gump in Untersuchungshaft. In seiner Wohnung fand eine gerichtlich genehmigte Durchsuchung statt, die Popp in dem erwähnten Bericht beantragt hatte. Zwei Tage später bat Anton Gump um ein Gespräch mit den Kriminalbeamten und dem Staatsanwalt. Er berichtete, dass er im Herbst 1922 bei seinem Bruder gewesen sei und er hätte mit ihm und seiner Freundin auf einem Hof übernachtet, auf dem die Beiden gearbeitet hatten. Am nächsten Tag wäre er wieder nach Hause gefahren. Während des Besuchs hatte ihm sein Bruder von Hinterkaifeck erzählt, weil es nicht weit entfernt von dem Hof lag, auf dem die Geschwister übernachtet hatten. Er habe mit dem Finger in die Himmelsrichtung gezeigt, in der Hinterkaifeck lag. Wie der Ort hiess wusste Anton Gump nicht mehr.
Man hielt Gump in dem Verhör weiter vor, er habe in den letzten beiden Tagen in U-Haft seinem Zellengenossen gesagt: "Und alles nur wegen dem Kind"... Anton reagierte entrüstet und entschied sich nun zu schweigen. Da Popp keine Handbabe gegen Gump hatte, musste er ihn aus der Untersuchungshaft entassen. <br>
Man hielt Gump in dem Verhör weiter vor, er habe in den letzten beiden Tagen in U-Haft seinem Zellengenossen gesagt: "Und alles nur wegen dem Kind"... Anton reagierte entrüstet und entschied sich nun zu schweigen. Da Popp keine Handbabe gegen Gump hatte, musste er ihn aus der Untersuchungshaft entlassen. <br>
Im Zuge der Ermittlungen hat man die Geschwister von Adolf und Anton Gump, [[Personen: Heimer Anna | Anna Heimer]], geb. Gump und [[Personen: Liebl Florentine | Florentine Liebl]], geb. Gump, befragt. Die [[Aussagen: 1952-05-08 Heimer Anna | Aussage]] der Anna Heimer enthielt keine Gründe, die den Tatverdacht hätten erhärten können. Auch die [[Aussagen: 1952-05-08 Liebl Florentine | Aussage]] der Schwester Florentine brachte die Polizei nicht weiter.
Im Zuge der Ermittlungen hat man die Geschwister von Adolf und Anton Gump, [[Personen: Heimer Anna | Anna Heimer]], geb. Gump und [[Personen: Liebl Florentine | Florentine Liebl]], geb. Gump, befragt. Die [[Aussagen: 1952-05-08 Heimer Anna | Aussage]] der Anna Heimer enthielt keine Gründe, die den Tatverdacht hätten erhärten können. Auch die [[Aussagen: 1952-05-08 Liebl Florentine | Aussage]] der Schwester Florentine brachte die Polizei nicht weiter.


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Recherchen einer Userin haben ergeben, dass zu der Zeit in Bayern großflächige Arbeiterstreiks durchgeführt wurden. Rund 105.000 Arbeiter hatten Landesweit die Arbeit niedergelegt.<br>
Recherchen einer Userin haben ergeben, dass zu der Zeit in Bayern großflächige Arbeiterstreiks durchgeführt wurden. Rund 105.000 Arbeiter hatten Landesweit die Arbeit niedergelegt.<br>
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Die damalige Lebensgefährtin von Adolf Gump, [[Personen: Schindler Magdalena | Magdalena Schindler]], haben die Kriminalbeamten Josef Prähofer, [[Ermittler: Halbedel ungekannt | Halbedel]] und Staatsanwalt Dr. Popp eingehend [[Aussagen: 1952-05-06 Schindler Magdalena | vernommen]]. Im Anschluß hat man sie [[Dokumente: 1952-05-03 Haftbefehl Schindler Magdalena | verhaftet]] und in Untersuchungshaft genommen. Auch ihre Wohnung wurde [[Dokumente: 1952-05-03 Durchsuchungsbefehl Schindler Magdalena | durchsucht]].<br>
Die damalige Lebensgefährtin von Adolf Gump, [[Personen: Schindler Magdalena | Magdalena Schindler]], haben die Kriminalbeamten Josef Prähofer, [[Ermittler: Halbedel | Halbedel]] und Staatsanwalt Dr. Popp eingehend [[Aussagen: 1952-05-06 Schindler Magdalena | vernommen]]. Im Anschluß hat man sie [[Dokumente: 1952-05-03 Haftbefehl Schindler Magdalena | verhaftet]] und in Untersuchungshaft genommen. Auch ihre Wohnung wurde [[Dokumente: 1952-05-03 Durchsuchungsbefehl Schindler Magdalena | durchsucht]].<br>
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Letztendlich trat die Verjährungsfrist ein und die Erhebungen wurden gestoppt. Dr. Popp war der Meinung, dass die Verjährungsfrist ausgesetzt wurde, als die Brüder [[Personen: Gabriel Anton | Anton]] und [[Personen: Gabriel Jakob | Jakob]] Gabriel 1937 verhaftet wurden. Das hatte allerdings keine Auswirkungen auf die Ermittlungen gegen die Brüder Gump. Die Verjährungsfrist wird nicht von den letzten Ermittlungen im Mordfall unterbrochen, sondern von den letzten Ermittlungen eine bestimmte Person betreffend. So wäre die Verjährung für die Brüder Gabriel noch nicht eingetreten, da sie 1937 unterbrochen wurde. Für die Brüder Gump war sie es, da man nach dem Fahndungsersuchen Reingrubers aus dem Jahre 1922 keine weiteren Unternehmungen gegen Adolf Gump veranlasst hatte.<br>
Letztendlich trat die [[Wissen: Verjährung | Verjährungsfrist]] ein und die Erhebungen wurden gestoppt. Dr. Popp war der Meinung, dass die Verjährungsfrist ausgesetzt wurde, als die Brüder [[Personen: Gabriel Anton | Anton]] und [[Personen: Gabriel Jakob | Jakob]] Gabriel 1937 verhaftet wurden. Das hatte allerdings keine Auswirkungen auf die Ermittlungen gegen die Brüder Gump. Die Verjährungsfrist wird nicht von den letzten Ermittlungen im Mordfall unterbrochen, sondern von den letzten Ermittlungen eine bestimmte Person betreffend. So wäre die Verjährung für die Brüder Gabriel noch nicht eingetreten, da sie 1937 unterbrochen wurde. Für die Brüder Gump war sie es, da man nach dem Fahndungsersuchen Reingrubers aus dem Jahre 1922 keine weiteren Unternehmungen gegen Adolf Gump veranlasst hatte.<br>
Man konnte den Tatverdächtigen nichts nachweisen.<br>
Man konnte den Tatverdächtigen nichts nachweisen.<br>
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Als der Nachbar dann aussagen sollte, konnte er sich an nichts mehr erinnern.<br>
Als der Nachbar dann aussagen sollte, konnte er sich an nichts mehr erinnern.<br>
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Während den Ermittlungen erschien am 05.05.1952 ein Bericht in der [[Zeitungsartikel: 1952-05-05 Weltbild | Weltbildzeitung]] über den "schweigenden Pfarrer". Die Journalisten [[Personen: Ulrich Heinz | Heinz Ulrich]] und [[Personen: Gronefeld Gerhard | Gerhard Cronefeld]] interviewten den Pfarrer, konnten ihm aber keine Namen entlocken.
Während den Ermittlungen erschien am 05.05.1952 ein Bericht in der [[Zeitungsartikel: 1953-05-06 Weltbild| Weltbildzeitung]] über den "schweigenden Pfarrer". Die Journalisten [[Personen: Ulrich Heinz | Heinz Ulrich]] und [[Personen: Gronefeld Gerhard | Gerhard Cronefeld]] interviewten den Pfarrer, konnten ihm aber keine Namen entlocken.


== Pro ==
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== Kontra ==
== Kontra ==
* Es gibt keine Hinweise, dass die Brüder je auf Hinterkaifeck waren und/oder mit den Morden in Verbindung stehen.
* Es gibt keine Hinweise, dass die Brüder je auf Hinterkaifeck waren und/oder mit den Morden in Verbindung stehen.
* Die Journalisten des Weltbildverlages besuchten Anton Gump und seine Frau Franzika in ihrer Wohnung in Ingolstadt ein weiteres Mal.<br> Am 06.05.1953 erschien dieser Bericht [[Zeitungsartikel: 1953-06-05 Weltbild|"Sie nennen mich Mörder ohne den Schatten eines Beweises!"]]<br>
* Die Journalisten des Weltbildverlages besuchten Anton Gump und seine Frau Franzika in ihrer Wohnung in Ingolstadt ein weiteres Mal.<br> Am 06.05.1953 erschien dieser Bericht [[Zeitungsartikel: 1953-05-06 Weltbild|"Sie nennen mich Mörder ohne den Schatten eines Beweises!"]]<br>
* Andreas Popp war am Ende auch nicht sehr glücklich, mit dem was er da angezettelt hat. Der Spiegel berichtete am [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-25655605.html 14.01.1953] darüber.
* Andreas Popp war am Ende auch nicht sehr glücklich, mit dem was er da angezettelt hat. Der Spiegel berichtete am [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-25655605.html 14.01.1953] darüber.
* Die Ermittlungen wurden am 01.02.1954, gegen die Brüder Gump endgültig eingestellt.
* Die Ermittlungen wurden am 01.02.1954, gegen die Brüder Gump endgültig eingestellt.
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