Erinnerungen v. Alois Schlittenbauer - Dokument 2

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DIE ERSTEN VERNEHMUNGEN VOM 05.04.1922


Lorenz Schlittenbauer, Bauer und Ortsführer in Gröbern:

Am Samstag den 01.04.1922 um die Mittagszeit kamen in mein Anwesen in Gröbern zwei Kaffeehändler bei denen meine Frau Kaffee bestellte. Die Kaffeehändler haben sich meiner Familie gegenüber geäußert, dass in dem Anwesen von Gabriel niemand angetroffen werden konnte. Am Dienstag den 04.04.1922, etwa um 2 Uhr herum kam in mein Anwesen der Monteur Hofner und sagte zu meiner Tochter Viktoria und Maria: Man möge der Familie Gabriel mitteilen, dass er den Motor jetzt hergerichtet habe. Er habe dabei erzählt, dass er in dem Anwesen niemand angetroffen habe und alles abgesperrt sei. Dies alles erfuhr ich bei der Vesperzeit. Gleichzeitig wurde mir auch gesagt, dass ein Kaffeehändler da gewesen sei der sich ebenfalls geäußert hat, dass im Anwesen Gabriel niemand zusehen sei. Mir ist die Sache verdächtig vorgekommen und habe mir gedacht, da muss nachgesehen werden. Ich habe dann meinen 2 Söhnen, Johann 16 Jahre und Josef 9 Jahre alt, beauftragt nach Hinterkaifeck zu gehen um nachzusehen und zu sagen, dass der Motor hergerichtet sei. Kurz darauf kamen sie wieder zurück und gaben an, dass sie niemand angetroffen haben. Sie sagten: Dass sie etwas winseln hörten und das Vieh im Stall schreie. Ich habe darauf hin meine beiden Nachbarn Michael Pöll und Jakob Sigl veranlasst mit mir nach Hinterkaifeck zu gehen. Es war dies am Dienstag den 04.04.1922 um 17 Uhr herum. Wir fanden sämtliche Türen und Tore verschlossen vor, mit Ausnahme des Maschinenhauses. Vom Maschinenhaus aus führt ein Scheunentor in die Tenne.

Dieses Tor war verschlossen, und zwar von innen aus in der Weise, dass in der Innenseite des Tores eine Stange von Tor zu Balken fest angebracht war. Ich habe angeordnet das Tor aufzureißen, was uns auch gelungen ist. In der Mitte der Tenne stand eine Häckselmaschine mit Handantrieb. Die von der Tenne aus links in die Stallung führende Türe war offen und schaute ein junges Rind. Ich ging voran zu der Stalltüre, vor dieser war Heu gelagert und stolperte gegen die Tür. Mein Stolpern beachtete ich nicht. Dagegen rief der hinter mir gehende Pöll, da ist ja ein Fuß. Ich erwiderte darauf, das wäre ja noch schöner. Ich ging zurück und griff nach dem Fuß und erkannte dabei Andreas Gruber. Ich schaute den Platz näher an und bemerkte dabei, dass noch mehr Personen auf dem Boden liegen. Ich sagte zu den anderen Begleiter, ob die alle schon tot sind und zog 2 davon nämlich den Gruber und die Cäcilie aus dem Heu hervor. Letztere legte ich 1 1/2m weiter neben der Futterschneidemaschine hin. Ich hatte dabei geglaubt, dass mein 2 1/2 jähriger Sohn Josef auch dabei sein könnte und er noch zu retten wäre. Nach dem ich gesehen habe, dass sie kein Lebenszeichen gegeben haben lies ich die anderen Personen liegen und ging durch den Stallgang in die Wohnung um mich nach meinem Sohn umzusehen. Im Stallgang musste ich dem Rind ausweichen und stieg deshalb über den Futterbarren. Dort sah ich einen Kreuzpickel im Barren an der Wand lehnend. Ich ging dann in die Küche von dort aus in die Schlafkammer. Dort fand ich meinen Sohn mit zerschmettertem Kopf im Kinderwagen liegen. Ich habe dann die in den Hofraum führende Türe geöffnet und meine Begleiter die mir von der Tenne aus nicht mehr gefolgt sind herein gelassen. Ich habe mich dann in das von der Küche aus gelegene Stübchen begeben. Dort lag das Bett auf dem Boden. Ich hob das Bett empor und sah eine weibliche Leiche liegen die mir unbekannt war. Neben der Frau war ein bepackter Rucksack Ich glaubte es war eine Hamsterin. Wir gingen nun alle drei aus dem Haus. Während Pöll und Sigl nach Hause gingen, blieb ich in der Nähe des Hauses Gabriel zurück. Gleichzeitig gab ich meinen anwesenden Sohn Johann den Auftrag mit dem Rad zum Bürgermeister nach Wangen zu fahren und diesem von den Morde in Kenntnis zu setzen. Unterdessen kamen mehrere Bewohner aus der Ortschaft Gröbern zum Anwesen Gabriel. Den Bauernsohn Alois Schweiger von Gröbern gab ich den Auftrag, nach Waidhofen zu gehen und dort veranlassen, dass die Polizei von Schrobenhausen telefonisch von den Vorkommnissen in Kenntnis gesetzt werden. Dies war abends um 6Uhr.
Mittlerweile sammelten sich mehrere Personen aus der Umgebung.
Zutritt in die Wohnräumen und des ganzen Hauses habe ich niemanden gestattet.
Nach Ankunft der Gendarmerie von Hohenwart und Bürgermeister von Wangen habe ich mich um nichts mehr gekümmert und habe das Vieh gefüttert.
Bemerken möchte ich noch, dass mir Gruber am Donnerstag 30.März gegen 11Uhr auf dem Felde zugerufen hat, dass er vergangener Nacht von Einbrecher heimgesucht worden sei. Er habe die Spuren im Neuschnee bemerkt und verfolgt, er habe aber dabei keine Spur die vom Haus weg geführt hätte, gefunden.
Dagegen hat er bemerkt dass an der Türe des Maschinenhauses der Verschluss aufgerissen sei, es wurde aber nichts gestohlen. Ferner sagte Gruber, dass an der Türe zur Futterkammer Eindrücke von Brechwerkzeug ersichtlich seien.
So viel mir bekannt war, war die Familie Gabriel gut situiert. Ich rechne dass sie etwa 100 000. M. Bargeld hatte. Auch Hartgeld dürfte noch in ihrem Besitz gewesen sein. Ferner haben sie auch Pfandbriefe von verschiedenen Banken im Besitz. Den Hinterlegungsort des Geldes und der Wertpapiere ist mir nicht bekannt. Einen Verdacht auf eine bestimmte Person, die als Täter in Frage kommen könnte, kann ich nicht aussprechen. Das die Familie Feinde hatte kann ich ebenfalls nicht sagen. Die Leute waren sparsam und fleißig. Ich kann nicht angeben ob die Familie spezielle Freunde und Bekannte hatte oder öfter Besuche erhielt. Ich kann nicht angeben, ob etwas über die Verhältnisse der Verlebten bekannt war. Sie lebten zurückgezogen und verschlossen. Ich kann nicht angeben, dass die Familie in letzter Zeit größere Einnahmen hatte.

Wie mir mein Sohn Josef Dick (er wurde später umgeschrieben auf Schlittenbauer) sagte, ist die Cäzilia Gabriel seid Samstag den 01.04. nicht in der Schule in Waidhofen gewesen. Ich meine, dass der Mord in der Nacht zum 01.04.1922 verübt worden ist. Ich schließe dies daraus, weil der Andreas Gruber nur mit Unterhose und Hemd und die Cäzilia Gabriel nur mit Hemd war. Ferner die 3 Frauen vollständig angekleidet waren. Ich habe das Heu, dass auf den Leichen gebreitet war, liegen gelassen.

Erschienen Michael Pöll, verheirateter Gütler, 57 Jahre alt von Gröbern und erklärt zur Sache: Am Dienstag den 04.04.1922, Nachmittag gegen 5 Uhr kam der Bauer Lorenz Schlittenbauer zu mir in meine Behausung, dass bei Gabriel sich nichts mehr rühre. Er ersuchte mich dann mit ihm zum Gabriel zu gehen. Auch Jakob Sigl schloss sich mit uns an. Dabei merkte ich, dass mir schon am 03.04.1922 im Hause von Gabriel die außerordentliche Stille aufgefallen ist, insbesondere hat sich der dortige Hund nicht mehr gerührt. An den beiden genannten Tagen war ich auf dem Felde in der Nähe von Gabriels beschäftigt.
Im Hause Gabriel angekommen, fanden wir alle Türen verschlossen vor, nur das zum Maschinenhaus führende Tor war unversperrt.
Vom Maschinenhaus aus, sprengten wir dann das Scheunentor auf und gingen wir alle 3 in die Scheune hinein. Durch die geöffnete Stalltür schaute ein losgelassenes Rind heraus. Schlittenbauer ging voraus und zwar auf die Stalltüre zu. Ich sah ihn dabei etwas stolpern. Ich folgte ihm unmittelbar und suchte mit meinen Füßen am Boden, weil es schon finster war. Ich stoße dabei an etwas an und sagte zu den Begleitern: Da liegt schon was. Schlittenbauer ging dann etwas zurück und hob glaublich zuerst ein Brett auf und griff dann an einen frei sichtbaren Fuß. Er zog diesen weiter hervor und erkannten wir in der Person den Andreas Gruber. Wir haben dann noch weitere 3 Personen unter dem Heu liegen sehen. Das Mädchen lag an der Wand neben der Stalltüre. Er nahm es und legte es etwas rückwärts gegen die Häckselmaschine in der Scheune. Ich und Sigl gingen dann sofort aus der Scheune heraus. Schlittenbauer ging dann aber durch den Stallgang in die Wohnräume und hat uns dann die an der Ostseite des Hauses gelegene Tür geöffnet. Wir gingen dann noch ins Haus beziehungsweise ins Schlafzimmer und fanden dort den 2 1/2 jährigen Knaben im Kinderwagen erschlagen vor. Wir gingen dann in die Küche, von da aus in das anstoßende Stübchen, dort sah ich ein Bett am Boden liegen und unter demselben 2 Schuhe herausschauen und eine weibliche Leiche.
Der Hund der Familie Gabriel war im Stall eingesperrt. Es ist ein guter wachsamer Hund. Es ist mir auch nicht bekannt, das der Hund, außer bestimmte Personen nicht gemeldet hätte.
Es ist mir nicht bekannt, dass die Familie Gabriel mit irgend einer Person speziell vertraut gewesen wäre. Die Familie Gabriel galten allgemein als fleißige, sparsame Leute und sehr zurückgezogen lebten. In eine Wirtschaft kamen sie nie.
Es ist mir auch nicht bekannt, dass sie in letzter Zeit größere Einnahmen gehabt hätten. Ob sie irgendwelche Personen hatten, welche feindlich ihnen gesinnt waren, ist mir ebenfalls unbekannt. Allgemein im Orte ist bekannt, dass Gruber mit seiner Tochter Viktoria in geschlechtlicher Beziehung stand.
Soviel ich weiß, hatte Schlittenbauer beabsichtigt gehabt, die Viktoria Gabriel zu heiraten, noch dazu er der Vater des außerehelichen Knaben war. Die Ehe wurde durch den alten Gruber, dem Vater der Viktoria Gabriel verhindert.
Dass sie sich in letzter Zeit, also der Schlittenbauer und der alte Gruber feindlich gesinnt waren ist mir nicht bekannt.
Es ist mir auch bekannt, dass die Familie Gabriel vermögend war, wie viel sie hatten kann ich nicht sagen. Einen Verdacht gegen eine bestimmte Person, kann ich nicht angeben und vermag auch in dieser Richtung keinerlei Angaben machen.


Es erscheint der verheiratete Gütler Jakob Sigi 30 Jahre, wohnhaft in Gröbern, Hs. 27 und erklärt zur Sache wie folgt:

Am Dienstag den 04.04.1922 nachmittags gegen 5 Uhr kam in mein Haus der Schlittenbauer und sagte zu mir, beim Gabriel müsse etwas los sein, entweder haben sie sich aufgehängt oder es ist etwas anderes los. Ferner erwähnte er noch, dass der Monteur, der den Motor bei Gabriel herrichtete auch niemand antreffen und hören konnte. Auf Grund dessen erlaubte sich nun Schlittenbauer, mit ihm und den Pöll mit in das Haus zu Gabriel zu gehen. Gegen 5 Uhr nachmittags kamen wir dann am Haus an, fanden alle Türen, mit Ausnahme der zum Maschinenhaus führende, verschlossen vor.
Wir begaben uns dann in das Maschinenhaus und sprengten dort gewaltsam das Scheunentor auf. Beim Eintritt in die Scheune bemerkte Schlittenbauer als Erster durch die geöffnete Stalltüre ein losgelassenes Rind. Schlittenbauer ging voraus, ich folgte ihm und Pöll wiederum hinter mir.
Schlittenbauer stieg über ein Brett zur Stalltür. Ich folgte ihm unmittelbar nach und stieß mit einem Fuß an etwas an. Ich glaubte es war ein Fuß von einem am Boden liegenden Kalbe. Daraufhin erklärte Pöll, "da habts ihn schon, das ist der Gruber". Auf dies hin ging der Schlittenbauer wieder zurück, packte den Fuß an und zog ihn hervor. Schlittenbauer nahm das Brett, welches über die am Boden liegenden Leichen gebreitet und mit Heu zugedeckt waren weg und sahen das die Leichen am Boden waren.
Schlittenbauer sagte dann: Wo wird denn mein Buberl sein.
Ich und Pöll verließen die Scheune hierauf, während Schlittenbauer sich durch den Stall in das innere des Hauses begab. Er öffnete uns dann die östliche Eingangstüre zum Hause. Hierauf begaben wir uns in das Schlafzimmer, wo wir die Wahrnehmung machten, dass auch der 2 1/2 jährige Josef Gabriel in seinem Kinderwagen erschlagen gelegen war. Vom Schlafzimmer aus gingen wir dann in die Diele, da lag am Boden eine weibliche Leiche. Schlittenbauer sagte sofort: Das ist eine Fremde.

Ich und der Pöll entfernten uns nun aus dem Hause, während Schlittenbauer so viel ich weiß zurück blieb und das Vieh fütterte. Später kamen dann mehrere Leute der ganzen Gegend an das Haus von Gabriel. Ich kümmerte mich um nichts Weiteres mehr.

Soviel ich weiß, wollte Schlittenbauer die Viktoria Gabriel heiraten, und zwar zu der Zeit, als er der Vater des Außerehelichen wurde. Die Ehe verhinderte wie mir Schlittenbauer selbst einmal erzählte, der alte Gruber Andreas, dieser soll sich geäußert haben: Wenn die Heirat zwischen seiner Tochter und dem Schlittenbauer zustande kommt, dann verlasse er das Haus. Die letzte Zeit war Gruber mit Schlittenbauer nicht mehr in Feindschaft. Ob Schlittenbauer das Haus Gabriel in der letzten Zeit besuchte kann, ich nicht sagen.

Die ganze Familie Gabriel waren sehr sparsame Leute und arbeitsam. Ich glaube auch, dass sie ziemlich vermögend waren. Ob Goldgeld zur Zeit oder Pfandbriefe im Besitz der Familie Gabriel waren, weiß ich nicht. Bemerken möchte ich, dass im Hause des Gabriel ein sehr wachsamer Hund war, diesen sperrten sie aber jeden Abend in den Stall ein. Das auch am 04.04.1922 beim Eindringen ins Scheunentor durch uns noch der Fall war. Einen bestimmten Verdacht auf den Täter kann ich nicht machen, doch hörte ich von einem gewissen Schrätzenstaller Josef zirka 25 Jahre alt, in Gröbern wohnhaft, Gabriel auf Lichtmess, dass ist der 02.Februar, einen Knecht in Dienst genommen habe. Wie lange er bedienstet war kann ich nicht sagen, ich selber habe diesen überhaupt nicht gesehen. Der Knecht solle zum Schrätzenstaller einmal gesagt haben: wenn ich sage wo ich her bin, dann lacht ihr mich aus. Sonst vermag ich zur Sache nichts angeben.


Der erste Augenscheinberichts - Protokoll. Aufgenommen am 04. April 1922 in Hinterkaifeck, von Neuburg an der Donau.
Gegenwärtig: Oberamtsrichter Wiesner und Gerichtsassistent Schäfer.
Nebenbezeichnete Gerichtskommission vom Amtsgericht Schrobenhausen begab sich auf Mitteilung der Gendarmeriestation Hohenwart in das obige Anwesen, wo sie am 04.April nachts Gendarmerie Beamte von Hohenwart und Schrobenhausen sowie Bürgermeister Gregor von Wangen einfanden.
Zum Termin am 05.April 1922 hat sich auch Herr Staatsanwalt Hensold aus Neuburg eingefunden. Das Ergebnis des Augenscheins war folgendes.
Die Gerichtskommission fand am 04.April nachts gegen 10 Uhr das Haus noch verschlossen vor. Man konnte in das Haus nur durch die westliche Türe des Maschinenhäuschens gelangen. Bei der Ankunft der Kommission war die Türe von innen nicht verschlossen. Durch das Maschinenhäuschen gelangte die Kommission durch ein Türchen in den Stadel. Unmittelbar hinter diesem Türchen lagen 4 Leichen wo eine Türe vom Stadel in den Stall führt. Unmittelbar unter der Schwelle dieser Türe lag die Leiche der Cäzilie Gruber und etwas quer zu dieser Leiche die Viktoria Gabriel. Diese beiden Leichen befanden noch in ihrer natürlichen Lage. Man konnte sofort erkennen, dass sie noch so da lagen wie sie zusammengesunken waren. Unmittelbar daneben und zwar mit dem Kopf zur Stallwand lag die Leiche des Andreas Gruber und die 7 jährige Cäzilia Gabriel. Diese beiden Leichen lagen auf den Rücken und zwar in vollständig gerader ausgestreckter Lage, so dass man sofort erkennen konnte, dass sie erst später in der Lage gebracht worden waren. Der Bürgermeister Georg Greger, der die Gerichtskommission durch das Haus führte, teilte dann auf Befragen mit, dass Schlittenbauer von Gröbern, der mit anderen Personen zuerst das Haus betreten hatte die Leiche des alten Gruber und der Cäzilia Gabriel an den Platz gebracht habe, wo die Gerichtskommission sie vorfand. Ursprünglich sei die Leiche des alten Gruber quer über den Leichen der Cäzilia Gruber und der Viktoria Gabriel gelegen und zwar auf dem Bauch mit dem Kopf nach Westen und zwischen diesen drei übereinander liegenden Leichen und der westlichen Stadelwand, sei die Leiche der 7 jährigen Cäzilia Gabriel gelegen. Diese Leichen wiesen Spuren auf, die darauf hinzeigten, dass sie durch Schläge auf den Kopf umgebracht worden waren. Die Leiche der 7 jährigen Cäzilie zeigte unten am Kinn eine quer laufende breit klaffende Wunde.
Bei der Ankunft der Gerichtskommission waren die Leichen noch zum Teil mit Heu bedeckt. Nach einer Mitteilung des Bürgermeisters Greger waren die Leichen, als sie von Schlittenbauer aufgefunden wurden, etwa 1/2m hoch mit Heu zugedeckt und oben darüber war noch eine alte Türe gelegt. Von der Stelle aus, wo die Leichen lagen, gelangt man über zwei Stufen in den Stall. Für das Gericht hatte es den Anschein als seien die vier Personen, deren Leichen im Stadel gefunden worden waren, an eben der Stelle, wo sie gefunden worden sind, niedergeschlagen worden. Die Täter sind wahrscheinlich auf dem selben Wege durch das Maschinenhäuschen in den Stadel gelangt. Auf irgend einer Weise ist es ihnen gelungen, eine Person nach der anderen durch den Stall bis zu der Türe, die in den Stadel führt zu locken und dort niederzuschlagen. Selbst wenn die Person die gerade im Stadel niedergeschlagen wurde, schrie, so konnte das in der Mägdekammer und im Schlafzimmer und Wohnzimmer nicht gehört werden. Es wurden mehrere Hörproben vorgenommen. Vom Schreien war entweder in der in der Mägdekammer noch im Wohnzimmer irgend etwas zu hören. Die Türe und der Gang die vom Stall zum Stadel führt ist so schmal, dass nur eine Person durchgehen konnte. Durch den Futtergang im Stall sind die Täter wahrscheinlich weiter in das Haus eingedrungen, gelangten durch den Vorplatz in den Kellervorraum in die Küche und von da in die Mägdekammer, wo die Leiche der Maria Baumgartner war. Ihr ist ebenfalls durch kreuzweise geführte Hiebe der Schädel eingeschlagen worden. Die Leiche der Frau Baumgartner war vollständig angekleidet. Ihr noch gar nicht ausgepackter Rucksack lag auf einer Bank unter dem südlichen Fenster. Auf einem Kochherd lag ein Papiersäckchen, das etwa ein halbes Pfund Bleischrot enthält. Das Säckchen ist ein Lohnbeute der die Aufschrift trägt: Scheppach Rupert, Gewerk. D2 Nr.54 Lohn für den 02. mit 08.02.1920.

Im Schlafzimmer lag in einem Kinderwagen die Leiche des 2 1/2 jährigen Josef Gruber. Diesem war durch einen wuchtigen Schlag die ganze rechte Schläfenseite eingeschlagen. Der Schlag hatte zuerst das aufgespannte Dach des Kinderwagens getroffen. Der Schlag war mit solch sinnloser Wucht geführt, dass Blut und Gehirnteile über die Kopfseite an Wagen und Bett klebten.
Durchwühlt war eigentlich in der Wohnung nichts. Mit Ausnahme vom Schlafzimmer, wo der oder die Täter einige Zeit herumgesucht haben müssen. Denn in einem Bette lagen vom Oberbett verdeckt mehrere Schlussnoten und sonstige beschriebene Papiere, ein Notizbuch, eine gelehrte Brieftasche und eine Damenuhr. Ob den Tätern Geld und Wertsachen in die Hände gefallen sind, lässt sich zur Zeit noch nicht feststellen. Es scheint aber, dass ihm das in der Brieftasche vorhanden gewesene Papiergeld in die Hände gefallen ist. Die Gerichtskommission hat Gold und Silbergeld, einen 5.- Markschein und Scheidemünzen sowie verschiedene Pfandbriefe, Kostbarkeiten und Sparbücher gefunden. Sämtliche Werte wurden bei der Hinterlegungsstelle des Amtsgerichts Schrobenhausen hinterlegt.
In dem Maschinenhäuschen und zwar in seiner nördlichen Hälfte befindet sich ein kleiner Dachboden, der etwa über Schulterhöhe über dem Fußboden ist und der durch eine kleine angelehnte Leiter erreicht werden kann. Auf diesem Boden liegt verstreut ein Haufen Stroh und in diesem Stroh fanden sich Eindrücke, wie wenn dort eine oder mehrere Personen längere Zeit gelegen hätten. Neben der Räucherkammer die sich auf dem Dachboden oberhalb der Küche befindet, hingen etwa l0 bis 12 Stücke Rauchfleisch, von einem dieser Stücke war die Hälfte weggeschnitten.
Wenn die 4 Personen deren Leichen im Stadel gefunden worden sind, innerhalb des Hauses an einer anderen Stelle niedergeschlagen und erst dann in den Stadel geschleppt worden wären, so hätten sich Blutspuren finden müssen die von der Stelle wo die Personen niedergeschlagen worden wären, zu der Stelle wo die Leichen waren geführt hätten. Auch der Hund, ein gelber Spitz, der nach jedem Fremden der ihm zu berühren sucht schnappt, der Richter hat sich selbst davon überzeugt, muss einen Schlag auf dem Kopf bekommen haben, denn sein rechtes Auge ist getrübt. Dieser Hund wurde jeden Abend in den Stall gesperrt, und er war noch im Stall drinnen, als Schlittenbauer mit noch zwei anderen Einwohner von Gröbern als Erster nach der Tat das Anwesen betrat.
Die Tat ist wahrscheinlich in der Zeit vom 31.März auf den 01.April 1922 also Freitag auf Samstag begangen worden, und zwar vermutlich in später Abendzeit am 31.März, kurz bevor die Einwohner des Hofes zur Ruhe gehen wollten, denn die 7 jährige Cäcilie Gabriel war nur noch mit einem Hemd bekleidet, sie war also wahrscheinlich schon zu Bett gegangen gewesen. Der alte Andreas Gruber war nur mit einer Unterhose und einem Hemd bekleidet. Die Leiche der alten Gruberin war vollständig bekleidet, an dem einen Fuße trug sie noch einen Pantoffel. Die Viktoria Gabriel war ebenfalls vollständig angekleidet, trug aber an den Füßen nur Strümpfe und die Leiche der Maria Baumgartner lag so vor dem Bett, dass man annehmen kann, sie sei in dem Augenblick von hinten niedergeschlagen worden als sie gerade im Begriffe war, dass Bett aufzudecken. Die Baumgartner war noch vollständig bekleidet, auch mit Schnürschuhen.
Am Abreißkalender war noch der Zettel für den 01. April.
An einem Fenster der Wohnung steckte noch die Post, die der Postbote dorthin am 01.April gesteckt hatte. Durch den Oberwachtmeister Blank ist ermittelt worden, dass die 7 jährige Cäzilia Gabriel am Samstagvormittag nicht mehr in die Schule gekommen ist. Aus all diesen Tatsachen muss geschlossen werden, dass die Tat zu der vorhin angegebenen Zeit geschehen ist. Hierzu kommt noch, dass feststeht, dass die Maria Baumgartner am 31.März 1922 Nachmittag um 5 Uhr in das Gruberanwesen gekommen ist, um dort ihren Dienst anzutreten. Die Gerichtskommission hatte die Haustüren und die Fenster verschlossen vorgefunden. Die Täter müssen also nach der Tat das Anwesen auf den selben Weg, auf dem sie eingedrungen waren, nämlich durch den Stadel und das Maschinenhäuschen wieder verlassen haben. Deswegen haben sie wohl auch sie 4 im Stadel liegenden Leichen mit Heu und einer Tür zugedeckt, damit sie auf ihrem Rückweg ungehindert über die Leichen wegschreiten konnten, vielleicht auch, damit sie bei ihrem Rückzug ihre blutbefleckten kreuzweise übereinander liegenden Opfer nicht noch einmal ansehen mussten.
Als die Kommission am 04.04. nachts den Stall betrat, war das Vieh noch sehr unruhig und brüllte durcheinander. Bei der nochmaligen Besichtigung am 05.04. ergab sich, dass auf dem Dach auf zwei verschiedenen Stelle einmal auf dem Scheunendach und das andere mal auf dem Hausdach je ein Dachziegel zurück gezogen worden war, so dass man von da aus den Hof übersehen konnte, besonders leicht war dies von der Stelle des Scheunendaches aus möglich. Diese Dachziegel waren erst vor ganz kurzer Zeit zurückgezogen worden, das konnte man an der Färbung des weiter unten liegenden Ziegels deutlich erkennen. Soweit nämlich der zurück gezogenen Ziegel den weiteren untenliegenden Ziegel bedeckt gehabt hatte, war der weiter unter liegende Ziegel noch vollständig neu, schön hellrot und nicht verwittert, während im übrigen die Ziegel die Farbe, wie sie eben Jahre hindurch dem Wetter und den Rauch ausgesetztes Ziegeldach zeigten.
Am 04.04. nachts fand die Gerichtskommission am Ende des Futterbarrens im Stall eine schwere Kreuzhacke mit einem etwa meterlangen Stiel, diese Hacke war in den Futterbarren selbst hineingelehnt, so dass sie vom Vieh beleckt werden konnte und auch tatsächlich beleckt worden ist, wie der Richter selbst gesehen hat. Es machte den Eindruck, als ob an dem Eisenteil dieser Hacke noch einige Blutspuren zusehen wären, ebenso zeigten sich an dem Teil des Stieles wo er aus den Eisenteilen herausführt einige rotbraune Flecken, wie von angetrocknetem Blut.
Im Stadel nahe beim nördlichem Scheunentor hing vom Dachboden herunter bis zum Fußboden, ein etwa fingerdickes Seil, dass oben so fest angeknüpft war, dass sich eine erwachsene männliche Person an ihm herunterlassen konnte.
Der Hof ist ringsherum mit einem Drahtgitter eingezäunt, er ist aber trotzdem von außen her frei zugänglich, weil an der Stelle, wo der Backofen steht, in dem Drahtgitter einige Meter breite Lücke ist.
Der Hof wo die Tat begangen worden ist, gehört zur Ortschaft Gröbern Gemeinde Wangen und wird im Volksmund Einödhof Hinterkaifeck genannt. Er liegt von der Ortschaft Gröbern ,dieser gegenüber etwas erhöht, etwa 500m entfernt und zwar an einem nach Schrobenhausen führenden Weg. Der Hof wird von drei Seiten her vom Wald umschlossen und zwar so, dass sich der Wald im Durchschnitt etwa 4 bis 600m entfernt hält. Der Hof steht für sich ganz allein.

Die Gerichtskommission gez. Wiesner, gez. Schäfer.