Dokumente: 1953 Ulrich Zusammenfassung zum Mordfall Hinterkaifeck: Unterschied zwischen den Versionen

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nicht bekannt, vermutl. Augsburg
nicht bekannt, vermutl. Augsburg
=== Art des Dokumentes ===
=== Art des Dokumentes ===
Zusammenfassung des Journalisten [[Personen: Ulrich Heiz | Heinz Ulrich]], die ''"Im Rahmen einer für die Staatsanwaltschaft Augsburg vorgenommenen Vernehmung beim Amtsgericht München" "- sehr wahrscheinlich im Juli 1953 -" "zur Verfügung gestellt"'' wurde. *
Zusammenfassung des Journalisten [[Personen: Ulrich Heinz | Heinz Ulrich]], die ''"Im Rahmen einer für die Staatsanwaltschaft Augsburg vorgenommenen Vernehmung beim Amtsgericht München" "- sehr wahrscheinlich im Juli 1953 -" "zur Verfügung gestellt"'' wurde. *
 
=== Verfasser ===
=== Verfasser ===
Heinz Ulrich, Journalist
Heinz Ulrich, Journalist
=== Verfasst für ===
=== Verfasst für ===
Eigene Recherchen
Eigene Recherchen
=== Verfügbar ===
=== Quelle ===
Internet *,  Staatsarchiv Augsburg, 1Js 244/52
Internet *,  Staatsarchiv Augsburg, 1 Js 244/51
 
== Inhalt ==
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Im Mordhaus ging Schlittenbauer zuerst in das Zimmer, wo [[Personen: Gruber Josef | der kleine Josef]] lag, für den er vor drei Jahren die Vaterschaft anerkannt hatte und sagte: "Mein armer Bub ist auch hin." Darauf zündete er zwei Kerzen an, die er mitgebracht hatte und stellte sie neben den [[Sachverhalte: Kinderwagen | Kinderwagen]], in dem der Kleine mit zertrümmertem Schädel lag. Wichtig hierbei ist, dass Schlittenbauer überhaupt nicht der Vater des Kindes
Im Mordhaus ging Schlittenbauer zuerst in das Zimmer, wo [[Personen: Gruber Josef | der kleine Josef]] lag, für den er vor drei Jahren die Vaterschaft anerkannt hatte und sagte: "Mein armer Bub ist auch hin." Darauf zündete er zwei Kerzen an, die er mitgebracht hatte und stellte sie neben den [[Sachverhalte: Stubenwagen | Kinderwagen]], in dem der Kleine mit zertrümmertem Schädel lag. Wichtig hierbei ist, dass Schlittenbauer überhaupt nicht der Vater des Kindes
war. Der alte Gruber hatte [[Sachverhalte: Der Inzest | es in einem langdauernden blutschänderischen Verhältnis mit seiner Tochter]] gezeugt. Schlittenbauer hatte die Vaterschaft lediglich für 1000 Mark Vergütung anerkannt. An die [[Personen: Gabriel Viktoria | Viktoria Gabriel]] kam kein anderer ran. Der
war. Der alte Gruber hatte [[Sachverhalte: Der Inzest | es in einem langdauernden blutschänderischen Verhältnis mit seiner Tochter]] gezeugt. Schlittenbauer hatte die Vaterschaft lediglich für 1000 Mark Vergütung anerkannt. An die [[Personen: Gabriel Viktoria | Viktoria Gabriel]] kam kein anderer ran. Der
alte Gruber paßte auf wie ein [Anm.: durchgestrichen ist "Schiesshund"] Othello.<br><br>
alte Gruber paßte auf wie ein [Anm.: durchgestrichen ist "Schiesshund"] Othello.<br><br>
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Zuletzt kommt die Frage nach [[Sonstiges: Tatmotive | dem Motiv]]. Weder Eifersucht noch Raublust hätten ein solches Verbrechen zustande gebracht. Der Mord war genauestens vorbereitet, von jemand, der genau Bescheid wusste im Haus, zu einer Zeit, als Regen oder Schnee bevorstand, der die Spuren beseitigen konnte, was dann auch eintraf. Das Wichtigste wurde bisher nicht erwähnt: Es fehlte weder Geld noch Geldeswert in dem Haus. Zwei Töpfe mit Gold und Silbermünzen waren in der Zeit der Inflation ein solcher Schatz, dass jeder Verbrecher diese Gelegenheit ergriffen hätte, es sei denn, er habe aus "ehrenhaften" Motiven gehandelt.<br>
Zuletzt kommt die Frage nach [[Sonstiges: Tatmotive | dem Motiv]]. Weder Eifersucht noch Raublust hätten ein solches Verbrechen zustande gebracht. Der Mord war genauestens vorbereitet, von jemand, der genau Bescheid wusste im Haus, zu einer Zeit, als Regen oder Schnee bevorstand, der die Spuren beseitigen konnte, was dann auch eintraf. Das Wichtigste wurde bisher nicht erwähnt: Es fehlte weder Geld noch Geldeswert in dem Haus. Zwei Töpfe mit Gold und Silbermünzen waren in der Zeit der Inflation ein solcher Schatz, dass jeder Verbrecher diese Gelegenheit ergriffen hätte, es sei denn, er habe aus "ehrenhaften" Motiven gehandelt.<br>
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Man kann nicht erwidern, die Mörder hätten vielleicht in Hast gehandelt und diese Töpfe übersehen, denn sie haben ja noch drei Tage nach dem Mord das Vieh gefüttert. Um die Menschen und ihre Güter hat man sich nicht gekümmert. Auch das spricht dafür, dass sich die Mörder nicht drei Tage im Haus aufgehalten haben, sondern dass das Vieh von jemand gefüttert wurde, der ein oder zweimal am Tage extra deswegen hinging. Wagen konnte das nur jemand, der in dieser Gegend absolut unverdächtig war, ein Nachbar.<br>
<br>Man kann nicht erwidern, die Mörder hätten vielleicht in Hast gehandelt und diese Töpfe übersehen, denn sie haben ja noch drei Tage nach dem Mord das Vieh gefüttert. Um die Menschen und ihre Güter hat man sich nicht gekümmert. Auch das spricht dafür, dass sich die Mörder nicht drei Tage im Haus aufgehalten haben, sondern dass das Vieh von jemand gefüttert wurde, der ein oder zweimal am Tage extra deswegen hinging. Wagen konnte das nur jemand, der in dieser Gegend absolut unverdächtig war, ein Nachbar.<br>
Sechs Menschen einen nach dem andern abzuschlachten wie es hier geschah, ohne dass sich nicht das Gewissen regen würde, dass der Plan nicht Fehler bekommen würde, das ist nur möglich, wenn sich der Täter im Recht glaubt, dann also, wenn persönliche Rache im Spiel ist.<br>
Sechs Menschen einen nach dem andern abzuschlachten wie es hier geschah, ohne dass sich nicht das Gewissen regen würde, dass der Plan nicht Fehler bekommen würde, das ist nur möglich, wenn sich der Täter im Recht glaubt, dann also, wenn persönliche Rache im Spiel ist.<br>
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Wir wissen von Schlittenbauer, dass er gedroht hat: " Ich zeige den Alten an. Jetzt kommt er mir wegen Blutschande dran. Dem brock ich es ein, dass er gleich drin bleibt." Trotzdem hat er nachher die Vaterschaft anerkannt und damit seine bereits vollzogene Anzeige selber ad absurdum geführt, sodass der alte Gruber freikam. Die tausend Mark, die Schlittenbauer dafür bekam, musste er damals an die Gerichtskasse zahlen. Er hatte daran keinen Verdienst. Warum also tat er es
Wir wissen von Schlittenbauer, dass er gedroht hat: "Ich zeige den Alten an. Jetzt kommt er mir wegen Blutschande dran. Dem brock ich es ein, dass er gleich drin bleibt." Trotzdem hat er nachher die Vaterschaft anerkannt und damit seine bereits vollzogene Anzeige selber ad absurdum geführt, sodass der alte Gruber freikam. Die tausend Mark, die Schlittenbauer dafür bekam, musste er damals an die Gerichtskasse zahlen. Er hatte daran keinen Verdienst. Warum also tat er es
trotzdem? Er hatte sich wieder mal einseifen lassen. Man hatte ihm Viktoria versprochen, aber der alte Gruber hatte seine Tochter dann doch nicht hergeben wollen. Wenn wir in Lorenz Schlittenbauer den Rächer seiner Ehre und darüber hinaus den Rächer, der diese Sippschaft der Schande auslöschte, sehen
trotzdem? Er hatte sich wieder mal einseifen lassen. Man hatte ihm Viktoria versprochen, aber der alte Gruber hatte seine Tochter dann doch nicht hergeben wollen. Wenn wir in Lorenz Schlittenbauer den Rächer seiner Ehre und darüber hinaus den Rächer, der diese Sippschaft der Schande auslöschte, sehen
wollen, dann haben wir ein stichhaltiges Motiv und einen Mörder, der fähig ist, dieses ganze Blut zu vergiessen. Ein Mann, der im Recht ist, wenn er einen anderen tötet, braucht diese Tat auch nicht zu beichten. Sie bedrückt ihn ja nicht.<br>
wollen, dann haben wir ein stichhaltiges Motiv und einen Mörder, der fähig ist, dieses ganze Blut zu vergiessen. Ein Mann, der im Recht ist, wenn er einen anderen tötet, braucht diese Tat auch nicht zu beichten. Sie bedrückt ihn ja nicht.<br>
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== Offene Fragen/Bemerkungen ==
== Offene Fragen/Bemerkungen ==
&#42; Dieser Bericht wurde auf [http://www.allmystery.de/themen/km31345-1646 Allmystery] veröffentlicht<br>
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Der Bericht ist nicht vollständig.
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