Dokumente: 1926-11-06 Zusammenstellung des Staatsanwaltes Pielmayer: Unterschied zwischen den Versionen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
(11 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 16: Zeile 16:
verübt am 31.03. auf 01.04.1922.
verübt am 31.03. auf 01.04.1922.


=== Verfügbar ===
=== Quelle ===
Staatsarchiv [[Orte: München|München]] / Pol.Dir. 8091b
Staatsarchiv [[Orte: München|München]], PolDir 8091b


== Inhalt ==
== Inhalt ==
Zeile 61: Zeile 61:
Laut Erbschein des Amtsgerichts Schrobenhausen vom
Laut Erbschein des Amtsgerichts Schrobenhausen vom
7.Juni 22 wurde Viktoria Gabriel auf Grund Gesetzes beerbt von<br>
7.Juni 22 wurde Viktoria Gabriel auf Grund Gesetzes beerbt von<br>
1.&nbsp;&nbsp;&nbsp;Zäzilia Starringer, Gütlersfrau in Gerenzhausen zu Hälfte<br>
1.&nbsp;&nbsp;&nbsp;[[Personen: Starringer Cäzilia |Zäzilia Starringer]], Gütlersfrau in Gerenzhausen zu Hälfte<br>
2.&nbsp;&nbsp;&nbsp;Anna Gruber, Dienstmagd in Greinstetten<br>
2.&nbsp;&nbsp;&nbsp;[[Personen: Gruber Anna |Anna Gruber]], Dienstmagd in Greinstetten<br>
3.&nbsp;&nbsp;&nbsp;Josef Gruber, Taglöhner in [[Orte: Pfaffenhofen|Pfaffenhofen]]<br>
3.&nbsp;&nbsp;&nbsp;[[Personen: Gruber Joseph |Josef Gruber]], Taglöhner in [[Orte: Pfaffenhofen|Pfaffenhofen]]<br>
4.&nbsp;&nbsp;&nbsp;Bernhard Gruber, Gütler in Strobenried zu je einem Zehntel<br>
4.&nbsp;&nbsp;&nbsp;[[Personen: Gruber Bernhard |Bernhard Gruber]], Gütler in Strobenried zu je einem Zehntel<br>
5.&nbsp;&nbsp;&nbsp;Josef Starringer, Gütlerssohn in Schachach<br>
5.&nbsp;&nbsp;&nbsp;[[Personen: Starringer Josef |Josef Starringer]], Gütlerssohn in Schachach<br>
6.&nbsp;&nbsp;&nbsp;Maria Starringer, Dienstmagd in Lichthausen zu je einem Zwanzigstel<br>
6.&nbsp;&nbsp;&nbsp;[[Personen: Starringer Maria |Maria Starringer]], Dienstmagd in Lichthausen zu je einem Zwanzigstel<br>
7.&nbsp;&nbsp;&nbsp;Therese Gruber, Gütlerstochter in Grünstetten<br>
7.&nbsp;&nbsp;&nbsp;[[Personen: Gruber Therese |Therese Gruber]], Gütlerstochter in Grünstetten<br>
8.&nbsp;&nbsp;&nbsp;Marie Wagner, geb. Gruber, Sattlersfrau in Grüntegerbach<br>
8.&nbsp;&nbsp;&nbsp;[[Personen: Wagner Marie |Marie Wagner]], geb. Gruber, Sattlersfrau in Grüntegerbach<br>
9.&nbsp;&nbsp;&nbsp;Leonhard Gruber, Gütlerssohn in Grünstetten<br>
9.&nbsp;&nbsp;&nbsp;[[Personen: Gruber Leonhard |Leonhard Gruber]], Gütlerssohn in Grünstetten<br>
10.&nbsp;&nbsp;Peter Gruber, Gütlerssohn in Grünstetten<br>
10.&nbsp;&nbsp;[[Personen: Gruber Peter |Peter Gruber]], Gütlerssohn in Grünstetten<br>
11.&nbsp;&nbsp;Michael Gruber, Gütlerssohn in Grünstetten zu je einem Fünfzigstel.<br>
11.&nbsp;&nbsp;[[Personen: Gruber Michael |Michael Gruber]], Gütlerssohn in Grünstetten zu je einem Fünfzigstel.<br>
[[Personen: Gabriel Karl sen. | Gabriel Karl]], Gütler von [[Orte: Laag | Laag]], der Vater des verstorbenen bezw. gefallenen Karl Gabriel, des Ehemanns der Viktoria Gabriel, wollte durch Anfechtung des Erbscheins erreichen, dass das Kind Zäzilie Gabriel als nach dem Tod der Mutter verstorben erachtet werde und somit auch ihm als Großvater ein Erbrecht am Nachlass zustehe.<br><br>
[[Personen: Gabriel Karl sen. | Gabriel Karl]], Gütler von [[Orte: Laag | Laag]], der Vater des verstorbenen bezw. gefallenen Karl Gabriel, des Ehemanns der Viktoria Gabriel, wollte durch Anfechtung des Erbscheins erreichen, dass das Kind Zäzilie Gabriel als nach dem Tod der Mutter verstorben erachtet werde und somit auch ihm als Großvater ein Erbrecht am Nachlass zustehe.<br><br>


Zeile 185: Zeile 185:
Vermögensverzeichnis<br>
Vermögensverzeichnis<br>
aufgenommen vom Justizrat Notar [[Personen: Stinglwagner Albert | Albert Stinglwagner]] in Schrobenhausen  
aufgenommen vom Justizrat Notar [[Personen: Stinglwagner Albert | Albert Stinglwagner]] in Schrobenhausen  
xxx
xxx<br><br>
In der Wohnstube:<br>
In der Wohnstube:<br>
einen Regulator, einen Spiegel, einen Glaskasten mit Krügen und Gläsern, zwei Tische, zwei Stühle, vierzehn Bildern eine Schüsselrahme mit Schüsseln und Teller,
einen Regulator, einen Spiegel, einen Glaskasten mit Krügen und Gläsern, zwei Tische, zwei Stühle, vierzehn Bildern eine Schüsselrahme mit Schüsseln und Teller,
Zeile 199: Zeile 199:
<br><br>
<br><br>
Im Keller:<br>
Im Keller:<br>
ungefähr zweihundertfünfzig Zentner Kartoffel und ungefähr 10 t Futterrüben,
ungefähr zweihundertfünfzig Zentner Kartoffel und ungefähr 10 Zt Futterrüben,
<br><br>
<br><br>
Im Stalle:<br>
Im Stalle:<br>
Zeile 246: Zeile 246:
Ueber sämtlichen unteren Räumlichkeiten zog sich ein durch keine Zwischenmauer unterbrochener Boden hin.
Ueber sämtlichen unteren Räumlichkeiten zog sich ein durch keine Zwischenmauer unterbrochener Boden hin.
<br><br>
<br><br>
Nach den Erhebungen hat der Austrägler Andreas Gruber am 30.März 1922, ein Donnerstag, vormittags noch mit dem in der Nähe ackernden Landwirt Lorenz Schlittenbauer von Gröbern und später mit Landwirt [[Personen: Stegmaier Kaspar | Kaspar Stegmeier]] von Gröbern gesprochen und ihnen mitgeteilt, dass bei ihm in der Nacht nach den in dem leichten [[Wissen: Das Wetter und die Lichtverhältnisse rund um die Tat | über Nacht gefallenen Schnee]] ersichtlichen Spuren [[Sachverhalte: Vorkommnisse vor der Tat | ein Einbruch versucht worden sein soll]], wobei die Diebe in die Motorhütte eingedrungen sein sollen, da sich in dieser noch Schneespuren fanden. Da aber die Motorhütte nur einen Zugang von aussen und keinen Zugang zu den übrigen Räumen des Anwesens hat, konnten die Diebe von da aus nicht in das Anwesen gelangen und sollen ihr Heil dann an der ausseren Futterkammertüre, das ist an der äusseren Türe zu dem Raum, der an die Motorhütte und den Stadel stösst, versucht haben! Auch soll Gruber nach den Angaben dieser Zeugen angegeben haben, dass ihm ein Hausschlüssel abgehe.<br><br>
Nach den Erhebungen hat der Austrägler Andreas Gruber am 30.März 1922, ein Donnerstag, vormittags noch mit dem in der Nähe ackernden Landwirt Lorenz Schlittenbauer von Gröbern und später mit Landwirt [[Personen: Stegmeier Kaspar | Kaspar Stegmeier]] von Gröbern gesprochen und ihnen mitgeteilt, dass bei ihm in der Nacht nach den in dem leichten [[Wissen: Das Wetter und die Lichtverhältnisse rund um die Tat | über Nacht gefallenen Schnee]] ersichtlichen Spuren [[Sachverhalte: Vorkommnisse vor der Tat | ein Einbruch versucht worden sein soll]], wobei die Diebe in die Motorhütte eingedrungen sein sollen, da sich in dieser noch Schneespuren fanden. Da aber die Motorhütte nur einen Zugang von aussen und keinen Zugang zu den übrigen Räumen des Anwesens hat, konnten die Diebe von da aus nicht in das Anwesen gelangen und sollen ihr Heil dann an der ausseren Futterkammertüre, das ist an der äusseren Türe zu dem Raum, der an die Motorhütte und den Stadel stösst, versucht haben! Auch soll Gruber nach den Angaben dieser Zeugen angegeben haben, dass ihm ein Hausschlüssel abgehe.<br><br>


In den folgenden Tagen gingen verschiedene Personen am Anwesen vorbei und bemerkten wohl eine auffallende Ruhe auf dem Anwesen; es wurde aber von niemand Anlass genommen, sich im Anwesen umzusehen, da die Anwesensbewohner überhaupt sehr zurückgezogen lebten und mit niemanden eigentlich einen Verkehr hatten. Insbesonders galt der alte Gruber als geizig und menschenscheu.<br><br>
In den folgenden Tagen gingen verschiedene Personen am Anwesen vorbei und bemerkten wohl eine auffallende Ruhe auf dem Anwesen; es wurde aber von niemand Anlass genommen, sich im Anwesen umzusehen, da die Anwesensbewohner überhaupt sehr zurückgezogen lebten und mit niemanden eigentlich einen Verkehr hatten. Insbesonders galt der alte Gruber als geizig und menschenscheu.<br><br>
Zeile 295: Zeile 295:
Fest steht, dass in dem Anwesen geraubt worden ist; einheimische ortskundige Täter, etwa gar Verwandte der Ermordeten, würden vermutlich im Anwesen besser Bescheid gewusst, die Geldverstecke vermutlich gekannt haben und kaum soviel Bargeld zurückgelassen haben. Dem steht nicht entgegen, dass das Mordwerkzeug versteckt wurde; es waren ja auch die Leichen in der Scheune neben dem Stall mit einer Holztüre und dann durch darübergebreitetes Heu versteckt. Es besteht sogar die Möglichkeit, dass die Täter sich noch nach der Tat einige Zeit im Anwesen aufgehalten und das Vieh gefüttert haben, damit es nicht vorzeitig durch übermäßiges Brüllen verrate, dass niemand Lebender mehr im Anwesen sei. Will der Zeuge Plöckl doch sogar gesehen haben, dass am 1. April 1922 abends, also zu einer Zeit, zu welcher die Tat schon verübt sein musste, der Backofen geraucht hat.<br><br>
Fest steht, dass in dem Anwesen geraubt worden ist; einheimische ortskundige Täter, etwa gar Verwandte der Ermordeten, würden vermutlich im Anwesen besser Bescheid gewusst, die Geldverstecke vermutlich gekannt haben und kaum soviel Bargeld zurückgelassen haben. Dem steht nicht entgegen, dass das Mordwerkzeug versteckt wurde; es waren ja auch die Leichen in der Scheune neben dem Stall mit einer Holztüre und dann durch darübergebreitetes Heu versteckt. Es besteht sogar die Möglichkeit, dass die Täter sich noch nach der Tat einige Zeit im Anwesen aufgehalten und das Vieh gefüttert haben, damit es nicht vorzeitig durch übermäßiges Brüllen verrate, dass niemand Lebender mehr im Anwesen sei. Will der Zeuge Plöckl doch sogar gesehen haben, dass am 1. April 1922 abends, also zu einer Zeit, zu welcher die Tat schon verübt sein musste, der Backofen geraucht hat.<br><br>


3. Noch im Jahre 1922 tauchte der Verdacht auf, dass der ledige [[Personen: Bärtl Josef | Bäcker Bärtl]] von Geisenfeld, der am 4. Juli aus der Heil- und Pflegeanstalt Günzburg, in welcher er zur Beobachtung seines Geisteszustandes untergebracht war, entsprungen ist, die Tat in Gemeinschaft mit dem vielgesuchten Räuber Alfons Gustav Philippi oder Philippe ausgeführt haben könnte.<br><br>
3. Noch im Jahre 1922 tauchte der Verdacht auf, dass der ledige [[Personen: Bärtl Josef | Bäcker Bärtl]] von Geisenfeld, der am 4. Juli aus der Heil- und Pflegeanstalt Günzburg, in welcher er zur Beobachtung seines Geisteszustandes untergebracht war, entsprungen ist, die Tat in Gemeinschaft mit dem vielgesuchten Räuber [[Personen:  Philippi Alfons Gustav|Alfons Gustav Philippi]] oder Philippe ausgeführt haben könnte.<br><br>


Bezüglich des Philippi wurde durch die Erhebungen festgestellt, dass er als Täter nicht in Betracht kommen könne. Nach Mitteilung der Heil- und Pflegeanstalt Waldheim in Sachsen war Philippe in der Zeit vom 20. Februar 1922 bis 15. April 1922 ununterbrochen in der Dresdener, später in der Waldheimer Heil- und Pflegeanstalt.<br><br>
Bezüglich des Philippi wurde durch die Erhebungen festgestellt, dass er als Täter nicht in Betracht kommen könne. Nach Mitteilung der Heil- und Pflegeanstalt Waldheim in Sachsen war Philippe in der Zeit vom 20. Februar 1922 bis 15. April 1922 ununterbrochen in der Dresdener, später in der Waldheimer Heil- und Pflegeanstalt.<br><br>
Zeile 301: Zeile 301:
Bezüglich des Bärtl wurde behauptet, dass er ausgewandert sei; nach neueren Erhebungen ist dies nicht richtig, vielmehr soll sich Bärtl in Südbayern und zwar meist in der Landshuter Gegend herumtreiben. Trotz vielfacher Bemühungen (Ausschreibungen mit Bild, Veranstaltung von Streifen, Belohnungsaussetzung) konnte er noch nicht dingfest gemacht werden.<br><br>
Bezüglich des Bärtl wurde behauptet, dass er ausgewandert sei; nach neueren Erhebungen ist dies nicht richtig, vielmehr soll sich Bärtl in Südbayern und zwar meist in der Landshuter Gegend herumtreiben. Trotz vielfacher Bemühungen (Ausschreibungen mit Bild, Veranstaltung von Streifen, Belohnungsaussetzung) konnte er noch nicht dingfest gemacht werden.<br><br>


Der Händler Georg Seidl von Achdorf, eine vielfach vorbestrafte Persönlichkeit, ein pathologischer Lügner, lenke den Verdacht auf die Händler Georg und Franz Fuchsbaumer von Landshut. Die Erhebungen ergaben die völlige Grundlosigkeit dieser Beschuldigung und führten dazu, dass Seidl wegen falscher Anschuldigung zur Gefängnisstrafe von 3 Monaten verurteilt wurde, die er z. Zt. in der Strafanstalt Laufen verbüßt; Strafende 26.11.26.<br><br>
Der Händler [[Personen: Seidl Georg|Georg Seidl]] von Achdorf, eine vielfach vorbestrafte Persönlichkeit, ein pathologischer Lügner, lenke den Verdacht auf die Händler [[Personen: Fuchsbaumer Georg| Georg]] und [[Personen: Fuchsbaumer Franz| Franz Fuchsbaumer]] von Landshut. Die Erhebungen ergaben die völlige Grundlosigkeit dieser Beschuldigung und führten dazu, dass Seidl wegen falscher Anschuldigung zur Gefängnisstrafe von 3 Monaten verurteilt wurde, die er z. Zt. in der Strafanstalt Laufen verbüßt; Strafende 26.11.26.<br><br>


Seidl, der während seiner zeitweisen Inhaftierung im Landgerichtsgefängnis Regensburg dem dortigen Krim.Sekretär Kliegl verschiedene Angaben bezüglich angeblicher Mordtaten gemacht hat, die sich zum Teil als richtig, zum größten Teil als erfunden erwiesen, lenkte den Verdacht später auf den Händler Leonard Altstätter, Landshut und den Josef Bärtl. Im Laufe der verschiedenen Vernehmungen beschuldigte er auch noch einen gewissen Jaroslav Kellner, einen Freund und Wandergenossen des Bärtl; ebenso einen gewissen Reith und Beuschl, allerdings ohne sie eigentlich anzuzeigen. Bezüglich des Reith und Beuschl konnte einwandfrei festgestellt werden, dass sie als Täter nicht in Betracht kommen.<br><br>
Seidl, der während seiner zeitweisen Inhaftierung im Landgerichtsgefängnis Regensburg dem dortigen Krim.Sekretär Kliegl verschiedene Angaben bezüglich angeblicher Mordtaten gemacht hat, die sich zum Teil als richtig, zum größten Teil als erfunden erwiesen, lenkte den Verdacht später auf den Händler[[Personen:  Altstätter Leonard| Leonard Altstätter]], Landshut und den Josef Bärtl. Im Laufe der verschiedenen Vernehmungen beschuldigte er auch noch einen gewissen [[Personen: Kellner Jaroslav| Jaroslav Kellner]], einen Freund und Wandergenossen des Bärtl; ebenso einen gewissen [[Personen:  Reith unbekannt|Reith]] und [[Personen: Beuschl unbekannt|Beuschl]], allerdings ohne sie eigentlich anzuzeigen. Bezüglich des Reith und Beuschl konnte einwandfrei festgestellt werden, dass sie als Täter nicht in Betracht kommen.<br><br>


Dringender ist der Verdacht gegen Josef Bärtl, zumal dieser Verdacht schon ohne Zutun des Seidl bestanden hatte. Auch dem Jaroslav Kellner, der ein herumziehender Dieb und Betrüger ist, könnte die Tat, oder die Teilnahme an dieser unbedenklich zugetraut werden, ebenso dem Händler Leonard Altstetter.<br><br>
Dringender ist der Verdacht gegen Josef Bärtl, zumal dieser Verdacht schon ohne Zutun des Seidl bestanden hatte. Auch dem Jaroslav Kellner, der ein herumziehender Dieb und Betrüger ist, könnte die Tat, oder die Teilnahme an dieser unbedenklich zugetraut werden, ebenso dem Händler Leonard Altstetter.<br><br>
Zeile 323: Zeile 323:
Seidl wurde seinerzeit mit Rücksicht auf seine ungeheuerlichen Mordanzeigen auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft Landshut auf seinen Geisteszustand untersucht und für zurechnungsfähig erklärt. Nun haben seine Angaben aber noch vor kurzem eine gewisse Bestätigung durch Mitteilung von anderer Seite erfahren.<br><br>
Seidl wurde seinerzeit mit Rücksicht auf seine ungeheuerlichen Mordanzeigen auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft Landshut auf seinen Geisteszustand untersucht und für zurechnungsfähig erklärt. Nun haben seine Angaben aber noch vor kurzem eine gewisse Bestätigung durch Mitteilung von anderer Seite erfahren.<br><br>


Der wegen Diebstahls im Zuchthaus befindliche Schlosser Anton Kloiber aus Sausmühle, BA Wolfstein, ist im Jahre 1922 mit einer Walburga Bengl, einem 20 jährigen Dienstmädchen als seiner Geliebten herumgezogen, wobei er seinen Unterhalt durch Diebstähle, insbesondere Fahrraddiebstähle bestritt. Im Jahre 1926 wurden beide aufgegriffen und Kloiber zu mehrjähriger Zuchthausstrafe verurteilt. Als dieser erfuhr, dass seine Geliebte bald darauf einen anderen geheiratet hatte, verfolgte er sie durch allerlei Anzeigen wegen angeblicher Kindstötung und dergleichen. Dies veranlasste schließlich die Walburga Bengl, nun verehelichte Heindl Arbeitersfrau in Regensburg, verschiedene Diebereien des Kloiber zur Anzeige zu bringen, wobei sie auch sich selbst belastete und sich wegen Hehlerei Gefängnisstrafen im Gesamtbetrag von 11 Monaten zuzog, die sie bis 13. Oktober 1926 verbüßt hat. Kloiber wurde wegen der Diebereien, welche die Heindl angezeigt hat, zu weiterer mehrjähriger Zuchthausstrafe verurteilt. Die Angaben der Heindl hatten sich im Wesentlichen überall bestätigt.<br><br>
Der wegen Diebstahls im Zuchthaus befindliche Schlosser [[Personen: Kloiber Anton|Anton Kloiber]] aus Sausmühle, BA Wolfstein, ist im Jahre 1922 mit einer Walburga Bengl, einem 20 jährigen Dienstmädchen als seiner Geliebten herumgezogen, wobei er seinen Unterhalt durch Diebstähle, insbesondere Fahrraddiebstähle bestritt. Im Jahre 1926 wurden beide aufgegriffen und Kloiber zu mehrjähriger Zuchthausstrafe verurteilt. Als dieser erfuhr, dass seine Geliebte bald darauf einen anderen geheiratet hatte, verfolgte er sie durch allerlei Anzeigen wegen angeblicher Kindstötung und dergleichen. Dies veranlasste schließlich die Walburga Bengl, nun verehelichte Heindl Arbeitersfrau in Regensburg, verschiedene Diebereien des Kloiber zur Anzeige zu bringen, wobei sie auch sich selbst belastete und sich wegen Hehlerei Gefängnisstrafen im Gesamtbetrag von 11 Monaten zuzog, die sie bis 13. Oktober 1926 verbüßt hat. Kloiber wurde wegen der Diebereien, welche die Heindl angezeigt hat, zu weiterer mehrjähriger Zuchthausstrafe verurteilt. Die Angaben der Heindl hatten sich im Wesentlichen überall bestätigt.<br><br>


Walburga Heindl erschien am 27. Oktober 1927 in Begleitung des [[Ermittler: Kliegl | Krim.Skr. Kliegl]] von Regensburg bei der Staatsanwaltschaft Neuburg und wurde vom I. Staatsanwalt eingehend vernommen. Sie gab u.a. an, dass gegen Ende März 1922 Kloiber und Bärtl, sowie Altstetter in Regensburg in einer Wirtschaft beisammen waren, woselbst ein Diebstahl oder Raub ausgemacht worden sei. Kloiber sei dann bald einige Tage abwesend gewesen und erst anfangs April 1922 wieder zurückgekommen. In der Folgezeit habe Kloiber über ziemlich viel Silbergeld, auch über verschiedene Schmuckgegenstände verfügt, einige Sachen habe er ihr geschenkt, einen Teil und insbesondere das Silbergeld habe sie in seinem Auftrag verkaufen müssen. Sie habe zwar damals sich wohl gedacht, dass diese Schmuckstücke und das Silbergeld von Diebstählen herrühre, aber noch keine Kenntnis davon gehabt, wo diese Beute erlangt worden sei. Im Juni 1922 seien sie in Zwistigkeiten geraten und habe sie sich von Kloiber trennen wollen; sie habe sich auch geweigert weitere derartige Sachen zu verkaufen; allein Kloiber habe sie nicht von sich gehen lassen und ihr gedroht, das er sie auch mit hineinbringe; denn die Sachen, die sie da verkauft habe seien in Hinterkaifeck geraubt worden. Die Trennung von Kloiber sei ihr erst nach ihrer beidseitigen Verhaftung anfangs 1923 gelungen. Kloiber habe ihr in der Zwischenzeit auch wiederholt nahegelegt nichts mehr gegen ihn auszusagen, namentlich von Hinterkaifeck zu schweigen.<br><br>
Walburga Heindl erschien am 27. Oktober 1927 in Begleitung des [[Ermittler: Kliegl | Krim.Skr. Kliegl]] von Regensburg bei der Staatsanwaltschaft Neuburg und wurde vom I. Staatsanwalt eingehend vernommen. Sie gab u.a. an, dass gegen Ende März 1922 Kloiber und Bärtl, sowie Altstetter in Regensburg in einer Wirtschaft beisammen waren, woselbst ein Diebstahl oder Raub ausgemacht worden sei. Kloiber sei dann bald einige Tage abwesend gewesen und erst anfangs April 1922 wieder zurückgekommen. In der Folgezeit habe Kloiber über ziemlich viel Silbergeld, auch über verschiedene Schmuckgegenstände verfügt, einige Sachen habe er ihr geschenkt, einen Teil und insbesondere das Silbergeld habe sie in seinem Auftrag verkaufen müssen. Sie habe zwar damals sich wohl gedacht, dass diese Schmuckstücke und das Silbergeld von Diebstählen herrühre, aber noch keine Kenntnis davon gehabt, wo diese Beute erlangt worden sei. Im Juni 1922 seien sie in Zwistigkeiten geraten und habe sie sich von Kloiber trennen wollen; sie habe sich auch geweigert weitere derartige Sachen zu verkaufen; allein Kloiber habe sie nicht von sich gehen lassen und ihr gedroht, das er sie auch mit hineinbringe; denn die Sachen, die sie da verkauft habe seien in Hinterkaifeck geraubt worden. Die Trennung von Kloiber sei ihr erst nach ihrer beidseitigen Verhaftung anfangs 1923 gelungen. Kloiber habe ihr in der Zwischenzeit auch wiederholt nahegelegt nichts mehr gegen ihn auszusagen, namentlich von Hinterkaifeck zu schweigen.<br><br>
Zeile 331: Zeile 331:
4. Erhebungen bewegen sich auch noch in einer anderen Richtung.<br>
4. Erhebungen bewegen sich auch noch in einer anderen Richtung.<br>


Vor wenigen Wochen wurde durch die Verrat der Geliebten eines gewissen Paul Blunder aus Neuschwätzingen (Donaumoos) bekannt, dass ein Raubüberfall der am 4. April 1922, also am Tag der Entdeckung des Kaifecker Mordes, in der Gegend von Pobenhausen unter ähnlichen Umständen wie der Kaifecker Mord verübt wurde, von Paul Blunder, Ludwig Blunder und einem gewissen Bork verübt worden sein soll. Der Verdacht fiel schon im Jahre 1922 auf die beiden Blunder; doch wurden sie nicht weiter verfolgt, da sie durch den Bork den Alibibeweis für die Zeit der Mordtat erbrachten. Bork und dessen Sohn haben nunmehr gestanden, dass die beiden Blunder damals nachts zu ihnen gekommen sind und verlangt haben, dass sie der Gendarmerie gegenüber bei Erhebungen angeben mussten, sie – die Blunder – seien abends um 8 Uhr herum längere Zeit bei ihnen – Bork – gewesen. Bork hat der Gendarmerie gegenüber anderntags diese Auskunft gegeben. Die Erhebungen zu diesem Raubmord sind noch nicht abgeschlossen. Dieser Fall legt nun die Annahme nahe, dass die beiden Blunder vielleicht auch dem Raubmord in Hinterkaifeck nicht fern stehen und dies umso mehr, als die Mitteilerin [[Ermittler: Horndasch | Horntasch]] auf Eid angegeben hat, dass ihr Paul Blunder eine eingehende Darstellung des Mordes gegeben, und ihr, als sie im Jahre 1925 an dem Platz vorübergingen, an dem das Hinterkaifecker Anwesen gestanden hat, das frühere Anwesen genau beschrieben habe, allerdings ohne anzudeuten, dass er etwa selbst beteiligt gewesen sei.<br><br>
Vor wenigen Wochen wurde durch die Verrat der Geliebten eines gewissen Paul Blunder aus Neuschwätzingen (Donaumoos) bekannt, dass ein Raubüberfall der am 4. April 1922, also am Tag der Entdeckung des Kaifecker Mordes, in der Gegend von Pobenhausen unter ähnlichen Umständen wie der Kaifecker Mord verübt wurde, von Paul Blunder, Ludwig Blunder und einem gewissen Bork verübt worden sein soll. Der Verdacht fiel schon im Jahre 1922 auf die beiden Blunder; doch wurden sie nicht weiter verfolgt, da sie durch den Bork den Alibibeweis für die Zeit der Mordtat erbrachten. Bork und dessen Sohn haben nunmehr gestanden, dass die beiden Blunder damals nachts zu ihnen gekommen sind und verlangt haben, dass sie der Gendarmerie gegenüber bei Erhebungen angeben mussten, sie – die Blunder – seien abends um 8 Uhr herum längere Zeit bei ihnen – Bork – gewesen. Bork hat der Gendarmerie gegenüber anderntags diese Auskunft gegeben. Die Erhebungen zu diesem Raubmord sind noch nicht abgeschlossen. Dieser Fall legt nun die Annahme nahe, dass die beiden Blunder vielleicht auch dem Raubmord in Hinterkaifeck nicht fern stehen und dies umso mehr, als die Mitteilerin [[Personen: Horntasch weiblich unbekannt | Horntasch]] auf Eid angegeben hat, dass ihr Paul Blunder eine eingehende Darstellung des Mordes gegeben, und ihr, als sie im Jahre 1925 an dem Platz vorübergingen, an dem das Hinterkaifecker Anwesen gestanden hat, das frühere Anwesen genau beschrieben habe, allerdings ohne anzudeuten, dass er etwa selbst beteiligt gewesen sei.<br><br>


5. Es laufen von Zeit zu Zeit Anzeigen zum Teil anonym gegen irgendwelche Persönlichkeiten als des Mordes verdächtig ein, namentlich aus Gefangenenanstalten. Auch diesen Anzeigen werden, obwohl von vorneherein wenig Aussicht auf Erfolg versprechend, jeweils geprüft, damit nichts versäumt wird.<br><br>
5. Es laufen von Zeit zu Zeit Anzeigen zum Teil anonym gegen irgendwelche Persönlichkeiten als des Mordes verdächtig ein, namentlich aus Gefangenenanstalten. Auch diesen Anzeigen werden, obwohl von vorneherein wenig Aussicht auf Erfolg versprechend, jeweils geprüft, damit nichts versäumt wird.<br><br>
Editoren
2.918

Bearbeitungen

Navigationsmenü