Berichte: 1922-04-06 Reingruber Georg: Unterschied zwischen den Versionen

Zeile 23: Zeile 23:
vom 06.04.1922
vom 06.04.1922


Die Ehegatten G r u b e r und Frau G a b r i el galten als vermögende Leute. Sie lebten sparsam, zurück gezogen und pflegten wenig Umgang. Über ihre Verhältnisse haben sie sich auch Verwandten gegenüber nicht ausgesprochen. Es war in der Umgebung bekannt, dass die Familie Bargeld, auch Hartgeld und Pfandbriefe besitzen. Es ist anzunehmen,  dass der oder die Täter von diesen Umständen Kenntnis hatten.
Die Ehegatten Gruber und Frau Gabriel galten als vermögende Leute. Sie lebten sparsam, zurück gezogen und pflegten wenig Umgang. Über ihre Verhältnisse haben sie sich auch Verwandten gegenüber nicht ausgesprochen. Es war in der Umgebung bekannt, dass die Familie Bargeld, auch Hartgeld und Pfandbriefe besitzen. Es ist anzunehmen,  dass der oder die Täter von diesen Umständen Kenntnis hatten.


Die Tat selbst ist zweifellos am Freitag abends, vielleicht von 8-11 Uhr verübt worden.
Die Tat selbst ist zweifellos am Freitag abends, vielleicht von 8-11 Uhr verübt worden.
Zeile 29: Zeile 29:
Dies dürfte daraus zu schließen sein, dass Andreas Gruber nur mit Unterhose und Hemd und die Zäzilie Gabriel nur mit dem Hemdchen bekleidet war. Beide dürften vorher schon im Bett gelegen oder doch Anstalten zum Schlafengehen getroffen haben.
Dies dürfte daraus zu schließen sein, dass Andreas Gruber nur mit Unterhose und Hemd und die Zäzilie Gabriel nur mit dem Hemdchen bekleidet war. Beide dürften vorher schon im Bett gelegen oder doch Anstalten zum Schlafengehen getroffen haben.


Wie die vernommenen Zeugen Schlittenbauer, Pöll und Siegel angaben, war bei ihrer Ankunft im Stalle ein Rind losgekettet gewesen. Vielleicht ist durch diese im Stalle entstandene Unruhe eines von den Ermordeten und vielleicht die Viktoria Gabriel in den Stall gegangen, dort niedergeschlagen und in die Tenne geworfen worden. Die weiteren Personen dürften infolge längeren Ausbleibens der Ersteren nach und nach zur Nachschau in den Stall nachgefolgt sein. G r u b e r oder die kleine G a b r i e l dürften die letzten gewesen sein, da die G a b r i e l in der Tenne am nächsten an der Stalltüre lag. Die Dienstmagd Maria B a u m g a r t n e r  dürfte in ihrer Kammer überrascht worden sein. Warum der oder die Mörder auch noch den 2 jährigen Knaben töteten, lässt sich nicht recht erklären. Bei diesem Kinde dürfte keine Gefahr zu befürchten gewesen sein. Es müsste denn sein, dass der Mörder eine dem Kinde namentliche Person war oder aber das Kind hat Lärm gemacht. Möglicherweise ist das Kind aus verwandtschaftlichem Interesse, (Erbschaft) weggeräumt worden.
Wie die vernommenen Zeugen Schlittenbauer, [[Personen: Pöll Michael | Pöll]]
und Siegel angaben, war bei ihrer Ankunft im Stalle ein Rind losgekettet gewesen. Vielleicht ist durch diese im Stalle entstandene Unruhe eines von den Ermordeten und vielleicht die Viktoria Gabriel in den Stall gegangen, dort niedergeschlagen und in die Tenne geworfen worden. Die weiteren Personen dürften infolge längeren Ausbleibens der Ersteren nach und nach zur Nachschau in den Stall nachgefolgt sein. G r u b e r oder die kleine Gabriel dürften die letzten gewesen sein, da die gabriel in der Tenne am nächsten an der Stalltüre lag. Die Dienstmagd Maria Baumgartner dürfte in ihrer Kammer überrascht worden sein. Warum der oder die Mörder auch noch den 2 jährigen Knaben töteten, lässt sich nicht recht erklären. Bei diesem Kinde dürfte keine Gefahr zu befürchten gewesen sein. Es müsste denn sein, dass der Mörder eine dem Kinde namentliche Person war oder aber das Kind hat Lärm gemacht. Möglicherweise ist das Kind aus verwandtschaftlichem Interesse, (Erbschaft) weggeräumt worden.


Der Hühnerstall war noch geschlossen. Der Hund, welcher Nachts regelmäßig im Stalle untergebracht wurde, war auch am 4.4 nachmittages noch im Stalle. Dieser soll an einem Auge verletzt sein, er wird als ein sehr wachsamer Hund bezeichnet. Alle weiteren Beweise dafür, dass die Tat am Freitag den 31.3. abends oder nachts verübt worden ist, ist anzusehen, dass die Zäzili G a b r i el am Samstag den 1.4.22, die Schule in Waidhofen nicht mehr besucht hat. Der Lehrer Georg S ö l l w a n g e r in Waidhofen hat bestimmt erklärt, dass die genannte am 1.4. die Schule nicht mehr besucht hat. Ähnlich ist auch bestimmend die Aussage der beiden Cafereisenden Hans und Eduard Schirovsky. Diese waren am Samstag, 1.4. bei dem Anwesen, haben wiederholt an den Fenstern geklopft und schauten durch die Fenster in die Wohnung, konnten aber keine Person wahrnehmen.
Der Hühnerstall war noch geschlossen. Der Hund, welcher Nachts regelmäßig im Stalle untergebracht wurde, war auch am 4.4 nachmittages noch im Stalle. Dieser soll an einem Auge verletzt sein, er wird als ein sehr wachsamer Hund bezeichnet. Alle weiteren Beweise dafür, dass die Tat am Freitag den 31.3. abends oder nachts verübt worden ist, ist anzusehen, dass die Zäzili Gabriel am Samstag den 1.4.22, die Schule in Waidhofen nicht mehr besucht hat. Der Lehrer Georg Söllwanger in Waidhofen hat bestimmt erklärt, dass die genannte am 1.4. die Schule nicht mehr besucht hat. Ähnlich ist auch bestimmend die Aussage der beiden Cafereisenden Hans und Eduard Schirovsky. Diese waren am Samstag, 1.4. bei dem Anwesen, haben wiederholt an den Fenstern geklopft und schauten durch die Fenster in die Wohnung, konnten aber keine Person wahrnehmen.


Über die Person der oder die Täter besteht aber bisher keine greifbaren Anhaltspunkte.
Über die Person der oder die Täter besteht aber bisher keine greifbaren Anhaltspunkte.


Nicht unerwähnt zu lassen ist, dass der Ortsvorsteher Lorenz S c h l i t t e n b a u e r, der er mit uns an die Mordstätte kam, ein etwas aufgeregtes Benehmen zeigte. Er redet sehr viel und macht sich auch sonst wichtig, nahm sich um alles an und war auch mit den häuslichen Verhältnissen der Ermordeten gut vertraut. Er wusste am Besten bescheid. Er hat sich auch erboten 2 junge Schweine, die anscheinend durch Hunger und Durst stark gelitten hatten in Verwahr zu nehmen. Im Einverständnis des Bürgermeisters G r e g e r hat er diese Schweine in seiner Behausung untergebracht. Die Erregtheit des Schlittenbauers kann man sich vielleicht erklären dadurch, dass unter den Ermordeten sein eigenes Kind, der 2 ½ Jahre alte Josef G r u b e r  war. Schlittenbauer hatte, als er noch im Witwenstand war, mit der Witwe Viktoria Gabriel, deren Ehemann im Jahre 1915 oder 1916 im Felde gefallen ist, ein Verhältnis unterhalten, das nicht ohne Folgen blieb. Schlittenbauer hätte die Viktoria Gabriel auch geheiratet, allein der Vater Andreas Gruber war mit dieser Heirat nicht einverstanden. Er hat die Alimente für den Knaben in Gesamtheit im voraus beglichen und sich dann mit einer anderen Frauensperson verheiratet. Er gilt als gut situiert. Später habe er auch noch bei den Familien Gruber und Gabriel verkehrt, ist schon mit ihnen nicht verfremdet gewesen.
Nicht unerwähnt zu lassen ist, dass der Ortsvorsteher Lorenz S c h l i t t e n b a u e r, der er mit uns an die Mordstätte kam, ein etwas aufgeregtes Benehmen zeigte. Er redet sehr viel und macht sich auch sonst wichtig, nahm sich um alles an und war auch mit den häuslichen Verhältnissen der Ermordeten gut vertraut. Er wusste am Besten bescheid. Er hat sich auch erboten 2 junge Schweine, die anscheinend durch Hunger und Durst stark gelitten hatten in Verwahr zu nehmen. Im Einverständnis des Bürgermeisters [[Personen: Greger Georg | Greger]] hat er diese Schweine in seiner Behausung untergebracht. Die Erregtheit des Schlittenbauers kann man sich vielleicht erklären dadurch, dass unter den Ermordeten sein eigenes Kind, der 2 ½ Jahre alte Josef Gruber war. Schlittenbauer hatte, als er noch im Witwenstand war, mit der Witwe Viktoria Gabriel, deren Ehemann im Jahre 1915 oder 1916 im Felde gefallen ist, ein Verhältnis unterhalten, das nicht ohne Folgen blieb. Schlittenbauer hätte die Viktoria Gabriel auch geheiratet, allein der Vater Andreas Gruber war mit dieser Heirat nicht einverstanden. Er hat die Alimente für den Knaben in Gesamtheit im voraus beglichen und sich dann mit einer anderen Frauensperson verheiratet. Er gilt als gut situiert. Später habe er auch noch bei den Familien Gruber und Gabriel verkehrt, ist schon mit ihnen nicht verfremdet gewesen.


Das Motiv zu einer solch entsetzlichen Tat fehlt bei Schlittenbauer.
Das Motiv zu einer solch entsetzlichen Tat fehlt bei Schlittenbauer.
Zeile 58: Zeile 59:
</tt>
</tt>
|}
|}
== Fragen/Bemerkungen ==
== Fragen/Bemerkungen ==
* Bewertung
* Bewertung
3.819

Bearbeitungen