Aussagen: 1952-03-31 Ritzl August: Unterschied zwischen den Versionen

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== Quelle ==
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Staatsarchiv Augsburg
Staatsarchiv Augsburg
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31. März 1952
31. März 1952
=== Ort ===  
=== Ort ===  
Augsburg
[[Orte: Augsburg|Augsburg]]
 
=== Zugegen ===  
=== Zugegen ===  
[[Personen: Ritzl August | August Ritzl]]<br>
[[Personen: Ritzl August | August Ritzl]]<br>
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Aufgesucht, mit dem Gegenstand der Vernehmung vertraut gemacht und zur Wahrheitsangabe ermahnt, gibt der Herr Geistl. Rat August Ritzl folgendes an:<br>
Aufgesucht, mit dem Gegenstand der Vernehmung vertraut gemacht und zur Wahrheitsangabe ermahnt, gibt der Herr Geistl. Rat August Ritzl folgendes an:<br>
<div align="center"><u>Zur Person:</u></div>
<div align="center"><u>Zur Person:</u></div>
Ritzl, Vorname August, Geistliche Rat, geb 9.10.1880 in München wohnhaft in Augsburg, Friesenstr. 9,
Ritzl, Vorname August, Geistliche Rat, geb 9.10.1880 in [[Orte: München|München]] wohnhaft in Augsburg, Friesenstr. 9,
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<div align="center"><u>Zur Sache:</u></div><br><br>
<div align="center"><u>Zur Sache:</u></div><br><br>
Vom Jahre 1910 bis 1926 war ich als Pfarrer in der Pfarrgemeinde Hohenried, Lkr. Schrobenhausen, tätig. An den Mord in der [[Der_Hof_Hinterkaifeck#Hinterkaifeck - eine Einöde?  | Einöde]] [[Hinterkaifeck | Hinterkaifeck]] kann ich mich noch gut erinnern. Das [[Der Hof Hinterkaifeck | Anwesen Hinterkaifeck]] war mir gut bekannt. Es lag etwa eine Gehstunde von Hohenried entfernt.<br>
Vom Jahre 1910 bis 1926 war ich als Pfarrer in der Pfarrgemeinde Hohenried, Lkr. Schrobenhausen, tätig. An den Mord in der [[Sonstiges: Der_Hof_Hinterkaifeck#Hinterkaifeck - eine Einöde?  | Einöde]] [[Hinterkaifeck | Hinterkaifeck]] kann ich mich noch gut erinnern. Das [[Sonstiges: Der Hof Hinterkaifeck | Anwesen Hinterkaifeck]] war mir gut bekannt. Es lag etwa eine Gehstunde von Hohenried entfernt.<br>
Seinerzeit hatte ich die Gewohnheit, daß ich jeden Donnerstag von Hohenried nach Schrobenhausen ging. Dabei kam ich jeweils am Anwesen Hinterkaifeck vorbei. Die Bewohner von Hinterkaifeck waren etwas sonderbare Leute. Sie zeigten sich etwas leutscheu. Der alte Gruber war mir aber dennoch bekannt. Ich habe uch hin und wieder mit ihm gesprochen, wenn ich ihn im Vorbeigehen traf.<br><br>
Seinerzeit hatte ich die Gewohnheit, daß ich jeden Donnerstag von Hohenried nach Schrobenhausen ging. Dabei kam ich jeweils am Anwesen Hinterkaifeck vorbei. Die Bewohner von Hinterkaifeck waren etwas sonderbare Leute. Sie zeigten sich etwas leutscheu. Der alte Gruber war mir aber dennoch bekannt. Ich habe uch hin und wieder mit ihm gesprochen, wenn ich ihn im Vorbeigehen traf.<br><br>
Wenige Tage vor der Tat - ich glaube es war der letzte Donnerstag vor dem Mordgeschehen - sagte ir der alte Gruber, daß im Schnee eine Spur zu seinem Stadel führe; aber nicht mehr zurück. Ob es sich dabei um eine oder um zwei Spuren gehandelt hat, kann ich heute nicht mehr sagen.<br>
Wenige Tage vor der Tat - ich glaube es war der letzte Donnerstag vor dem Mordgeschehen - sagte mir der alte Gruber, daß im Schnee eine Spur zu seinem Stadel führe; aber nicht mehr zurück. Ob es sich dabei um eine oder um zwei Spuren gehandelt hat, kann ich heute nicht mehr sagen.<br>
Nach Bekanntwerden der Tat begab ich mich sofort nach Hinterkaifeck. An welchem Tag dies war, kann ich heute nicht mehr sagen. Die Toten, die im Kopf scheußlich zugerichtet waren, sah ich im Stadel noch liegen.<br>
Nach Bekanntwerden der Tat begab ich mich sofort nach Hinterkaifeck. An welchem Tag dies war, kann ich heute nicht mehr sagen. Die Toten, die im Kopf scheußlich zugerichtet waren, sah ich im Stadel noch liegen.<br>
Über die damals der Tat verdächtigen Personen, kann ich keine Angaben machen.<br>
Über die damals der Tat verdächtigen Personen, kann ich keine Angaben machen.<br>
In den Jahren 1940/41, zu dieser Zeit war ich schon Stadtpfarrer von St. Pankratius in Lechhausen, wurde ich zu einer Kranken in die Derchingerstr. 120 N gerufen. Der Name der Kranken ist mir aber heute nicht mehr bekannt. Außerhalb der Beichte sagte mir die Kranke, daß sie die Mörder von Hinterkaifeck wisse. Ohne mein Zutun sagte sie, daß die Mörder von Hinterkaifeck die [[Personen: Gebrüder Gump | Gebrüder Gump]] seien. Ob sie sagte, daß die Mörder ihre Brüder sind, kann ich heute nicht mehr sagen. Ich glaube mich aber noch erinnern zu können, daß sie sagte, einer heiße mit Vornamen "Peter". Wie sie von der Tat der Gebrüder Kenntnis erhielt, weiß ich ebenfalls nicht. Als mir die Kranke dieses Geheimnis anvertraute sollen die Gebrüder Gump im Krieg gewesen sein. Ich glaube mich aber mit Sicherheit erinnern zu können, daß sie sagte, die Gump sind in [[Orte: Karlskron|Karlskron]], Lkr. [[Orte: Neuburg a. D.|Neuburg/Donau]] beheimatet.<br><br>
In den Jahren 1940/41, zu dieser Zeit war ich schon Stadtpfarrer von St. Pankratius in Lechhausen, wurde ich zu einer Kranken in die Derchingerstr. 120 N gerufen. Der Name der Kranken ist mir aber heute nicht mehr bekannt. Außerhalb der Beichte sagte mir die Kranke, daß sie die Mörder von Hinterkaifeck wisse. Ohne mein Zutun sagte sie, daß die Mörder von Hinterkaifeck die [[Personen: Gebrüder Gump | Gebrüder Gump]] seien. Ob sie sagte, daß die Mörder ihre Brüder sind, kann ich heute nicht mehr sagen. Ich glaube mich aber noch erinnern zu können, daß sie sagte, einer heiße mit Vornamen "Peter". Wie sie von der Tat der Gebrüder Kenntnis erhielt, weiß ich ebenfalls nicht. Als mir die Kranke dieses Geheimnis anvertraute sollen die Gebrüder Gump im Krieg gewesen sein. Ich glaube mich aber mit Sicherheit erinnern zu können, daß sie sagte, die Gump sind in [[Orte: Karlskron|Karlskron]], Lkr. [[Orte: Neuburg a. d. Donau|Neuburg/Donau]] beheimatet.<br><br>
Die Frau machte bei ihren Äußerungen einen durchaus geistig normalen Eindruck. Ich schenkte den Angaben der Kranken vollkommen Vertrauen.<br>
Die Frau machte bei ihren Äußerungen einen durchaus geistig normalen Eindruck. Ich schenkte den Angaben der Kranken vollkommen Vertrauen.<br>
Bei der Äußerung machte die Kranke auf mich den Eindruck, daß sie als Sterbende, damit mußte sie aufgrund ihrer Krankheit jederzeit rechnen, ihr Gewissen in Ordnung bringen wollte. Sie wollte nicht als Mitwisserin der grauenhaften Tat in die Ewigkeit eingehen.<br><br>
Bei der Äußerung machte die Kranke auf mich den Eindruck, daß sie als Sterbende, damit mußte sie aufgrund ihrer Krankheit jederzeit rechnen, ihr Gewissen in Ordnung bringen wollte. Sie wollte nicht als Mitwisserin der grauenhaften Tat in die Ewigkeit eingehen.<br><br>
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