Aussagen: 1951-12-17 Schrittenlocher Josef: Unterschied zwischen den Versionen

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== Quelle ==
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Staatsarchiv Augsburg StAnwA 1 Js 244/52
Staatsarchiv [[Orte: Augsburg|Augsburg]] StAnwA 1 Js 244/52
 
== Detailinformationen ==
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== Inhalt ==
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Weiters erscheint in seiner Wohnung aufgesucht der verh. Bauer [[Personen: Schrittenlocher Josef | Josef Schrittenlocher]], geb. 30.9.1896 in [[Orte: Gröbern | Gröbern]] Ldkrs. Schrobenhausen, dort Haus Nr. 24 wohnhaft und gibt mit dem Gegenstand der Vernehmung bekannt gemacht und zur Wahrheitsangabe ermahnt folgendes an:  
Weiters erscheint in seiner Wohnung aufgesucht der verh. Bauer [[Personen: Schrittenlocher Josef | Josef Schrittenlocher]], geb. 30.9.1896 in [[Orte: Gröbern | Gröbern]] Ldkrs. [[Orte: Schrobenhausen|Schrobenhausen]], dort Haus Nr. 24 wohnhaft und gibt mit dem Gegenstand der Vernehmung bekannt gemacht und zur Wahrheitsangabe ermahnt folgendes an:  


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"Anfangs April 1922 war ich in der Oberpfalz beim Gänse kaufen. Als ich gegen 4 Uhr nachmittags nach Hause gekommen bin, hat man in Gröbern erzählt, dass die [[Familie Gruber | Hinterkaifecker]] erschlagen worden seien. Ich bin hierauf sofort nach [[Hinterkaifeck | Hinterkaifeck]]gegangen. Ich kann mich heute nicht mehr entsinnen, wer noch bei mir gewesen ist. Als wir nach Hinterkaifeck  kamen, waren schon einige Leute anwesend. Wie ich mich noch entsinne habe ich unter den Leuten den Bauern [[Personen: Schlittenbauer Lorenz | Schlittenbauer Lorenz]] und den Bauer [[Personen: Sigl Jakob | Jakob Siegl]] gesehen. Wir waren zuerst im Hofe gestanden und haben in das Innere [[Der Hof Hinterkaifeck | des Anwesens]] geschaut. Zuerst getrauten wir uns nicht in das Anwesen zu gehen. Durch welche Tür wir dann später das Anwesen betraten, kann ich heute nicht mehr sagen. Wir alle waren sehr erschrocken. In der Futterkammer unmittelbar an der Stalltüre fanden wir den erschlagenen [[Personen: Gruber Andreas | Gruber]], [[Personen: Gruber Cäzilia | seine Frau]], [[Personen: Gabriel Viktoria | seine Tochter]] und [[Personen: Gabriel Cäzilia | die kleine Cäcilie]]. An Einzelheiten kann ich mich nicht mehr erinnern und kann daher auch nicht sagen, ob die Leichen schon zugedeckt waren. <br><br>
"Anfangs April 1922 war ich in der Oberpfalz beim Gänse kaufen. Als ich gegen 4 Uhr nachmittags nach Hause gekommen bin, hat man in Gröbern erzählt, dass die [[Familie Gruber | Hinterkaifecker]] erschlagen worden seien. Ich bin hierauf sofort nach [[Hinterkaifeck | Hinterkaifeck]] gegangen. Ich kann mich heute nicht mehr entsinnen, wer noch bei mir gewesen ist. Als wir nach Hinterkaifeck  kamen, waren schon einige Leute anwesend. Wie ich mich noch entsinne habe ich unter den Leuten den Bauern [[Personen: Schlittenbauer Lorenz | Schlittenbauer Lorenz]] und den Bauer [[Personen: Sigl Jakob | Jakob Siegl]] gesehen. Wir waren zuerst im Hofe gestanden und haben in das Innere [[Sonstiges: Der Hof Hinterkaifeck | des Anwesens]] geschaut. Zuerst getrauten wir uns nicht in das Anwesen zu gehen. Durch welche Tür wir dann später das Anwesen betraten, kann ich heute nicht mehr sagen. Wir alle waren sehr erschrocken. In der Futterkammer unmittelbar an der Stalltüre fanden wir den erschlagenen [[Personen: Gruber Andreas | Gruber]], [[Personen: Gruber Cäzilia | seine Frau]], [[Personen: Gabriel Viktoria | seine Tochter]] und [[Personen: Gabriel Cäzilia | die kleine Cäcilie]]. An Einzelheiten kann ich mich nicht mehr erinnern und kann daher auch nicht sagen, ob die Leichen schon zugedeckt waren. <br><br>
   
   
Als wir durch den Stall gegangen sind, ist mir nichts Außergewöhnliches aufgefallen. Der [[Sachverhalte: Der Spitz | Hund]] der Hinterkaifecker glaube ich war im Hause. Wie ich noch weiß, hat dieser ebenfalls einen Schlag abbekommen und war am Kopfe verletzt. Ob [[Sachverhalte: Wurde zwischenzeitlich das Vieh versorgt? | das Vieh ausgemolken war oder gefüttert wurde]], weiß ich heute nicht mehr. Auf diese Einzelheiten haben wir damals in unserer ersten Aufregung nicht geachtet. Durch die Küche sind wir dann in das Schlafzimmer der Gabriel gekommen. Dort habe ich vor den Betten einen Kinderwagen gesehen. Ich kann mich hier noch sehr gut entsinnen, dass das Dach des Kinderwagens eingeschlagen war. Als ich in den Kinderwagen schaute, sah ich, dass durch einen heftigen Schlag auf den Kopf [[Personen: Gruber Josef | des Kindes]] dieses getötet wurde. Splitter des Kopfes und Gehirnteile konnte man an der Decke des Daches des Kinderwagens wahrnehmen. Der Täter hat meiner Anschauung nach den Schlag nicht mit der Schneide der Haue sondern mit der Breitseite geführt. Im ersten Augenblick haben wir gar nicht nach [[Personen: Baumgartner Maria | der Magd]] geschaut. Ich weiß daher heute nicht mehr wie die Leiche derselben gefunden wurde. Wir haben hierauf nachdem wir alles angeschaut hatten das Anwesen Hinterkaifeck verlassen und setzten uns in die im Hofe stehende Hütte. In dieser Hütte befanden sich im oberen Teil Bretter und auf dem Boden befand sich Ackergerät, wie Eggen und Pflüge.  
Als wir durch den Stall gegangen sind, ist mir nichts Außergewöhnliches aufgefallen. Der [[Sachverhalte: Der Spitz | Hund]] der Hinterkaifecker glaube ich war im Hause. Wie ich noch weiß, hat dieser ebenfalls einen Schlag abbekommen und war am Kopfe verletzt. Ob [[Sachverhalte: Wurde zwischenzeitlich das Vieh versorgt? | das Vieh ausgemolken war oder gefüttert wurde]], weiß ich heute nicht mehr. Auf diese Einzelheiten haben wir damals in unserer ersten Aufregung nicht geachtet. Durch die Küche sind wir dann in das Schlafzimmer der Gabriel gekommen. Dort habe ich vor den Betten einen Kinderwagen gesehen. Ich kann mich hier noch sehr gut entsinnen, dass das Dach des Kinderwagens eingeschlagen war. Als ich in den Kinderwagen schaute, sah ich, dass durch einen heftigen Schlag auf den Kopf [[Personen: Gruber Josef | des Kindes]] dieses getötet wurde. Splitter des Kopfes und Gehirnteile konnte man an der Decke des Daches des Kinderwagens wahrnehmen. Der Täter hat meiner Anschauung nach den Schlag nicht mit der Schneide der Haue sondern mit der Breitseite geführt. Im ersten Augenblick haben wir gar nicht nach [[Personen: Baumgartner Maria | der Magd]] geschaut. Ich weiß daher heute nicht mehr wie die Leiche derselben gefunden wurde. Wir haben hierauf nachdem wir alles angeschaut hatten das Anwesen Hinterkaifeck verlassen und setzten uns in die im Hofe stehende Hütte. In dieser Hütte befanden sich im oberen Teil Bretter und auf dem Boden befand sich Ackergerät, wie Eggen und Pflüge.  
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Ich habe sehr oft bei Gruber gearbeitet, aber in die Küche bin ich nie gekommen. In der Stube bei Gruber haben wir immer gegessen. Welche Möbel in der Stube standen, kann ich heute nicht mehr genau angeben. Ob ein Wandkästchen vorhanden war, weiß ich auch nicht. <br><br>
Ich habe sehr oft bei Gruber gearbeitet, aber in die Küche bin ich nie gekommen. In der Stube bei Gruber haben wir immer gegessen. Welche Möbel in der Stube standen, kann ich heute nicht mehr genau angeben. Ob ein Wandkästchen vorhanden war, weiß ich auch nicht. <br><br>
   
   
Wie ich noch weiß, ist man von der Tenne aus in den Dachboden gelangt. Ich selbst bin zwar dort noch nie hingekommen, obzwar ich sehr oft dort gearbeitet habe. Ich könnte mich aber nicht entsinnen, ob in der Scheune ein [[Sachverhalte: Heuseil | Heuseil]] gehangen hat. Schließlich ist mir auch nicht in Erinnerung, ob sich in der Nähe der Futterkammer ein Steigbaum befand, mittels dessen man auf den Boden gelangen konnte. <br><br>
Wie ich noch weiß, ist man von der Tenne aus in den Dachboden gelangt. Ich selbst bin zwar dort noch nie hingekommen, obzwar ich sehr oft dort gearbeitet habe. Ich könnte mich aber nicht entsinnen, ob in der Scheune ein [[Sachverhalte: Das Heuseil | Heuseil]] gehangen hat. Schließlich ist mir auch nicht in Erinnerung, ob sich in der Nähe der Futterkammer ein Steigbaum befand, mittels dessen man auf den Boden gelangen konnte. <br><br>
   
   
Das Gebäude Hinterkaifeck war in einem guten baulichen Zustand. Lediglich die Scheune bzw. Wiederkehr war älterer Art. Wie ich schon erwähnte, bin ich nie auf den Heuboden gekommen. Deshalb kann ich auch nicht sagen, dass dort sich ein Loch oder eine Liegestelle befunden hat. Dortmals als man die Leichen gefunden hat, habe ich mich nicht lange im Hause aufgehalten, sondern bin gleich wieder hinausgegangen. Wie ich schon erwähnt habe, waren alle sehr erschrocken. Speisereste habe ich keine gesehen. <br><br>
Das Gebäude Hinterkaifeck war in einem guten baulichen Zustand. Lediglich die Scheune bzw. Wiederkehr war älterer Art. Wie ich schon erwähnte, bin ich nie auf den Heuboden gekommen. Deshalb kann ich auch nicht sagen, dass dort sich ein Loch oder eine Liegestelle befunden hat. Dortmals als man die Leichen gefunden hat, habe ich mich nicht lange im Hause aufgehalten, sondern bin gleich wieder hinausgegangen. Wie ich schon erwähnt habe, waren alle sehr erschrocken. Speisereste habe ich keine gesehen. <br><br>
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