Aussagen: 1951-12-17 Freundl Johann: Unterschied zwischen den Versionen

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An einem mir nicht mehr näher bekannten Tag im Frühjahr 1922 gegen 17.00 Uhr erhielt ich davon Kenntnis, dass man in Hinterkaifeck alle erschlagen habe. Wenn ich mich noch recht entsinne, war dies an einem Dienstag. Jedenfalls war es an dem Tag, als abends noch die Gerichtskommission aus Neuburg/Donau am Tatort eintraf. Von der Mordtat machte mir der Nachbar Stegmaier Mitteilung. Mit diesem begab ich mich sofort nach Hinterkaifeck. Wir liefen über die Wiesen und Äcker zum Anwesen. Bevor wir das Anwesen erreicht hatten, trafen wir mit den Landwirten [[Personen: Pöll Michael | Pöll Michael]] und [[Personen: Sigl Jakob | Jakob Sigl]] zusammen. Diese waren bereits am Tatort gewesen und befanden sich auf dem Heimweg. Sie sagten uns, dass alle erschlagen sind. Im Anwesen Hinterkaifeck befand sich bei unserem Eintreffen nur der Landwirt und Bauernführer Lorenz Schlittenbauer. Das Anwesen Hinterkaifeck betraten wir durch die Haustüre und ich weiß heute nicht mehr genau wo wir mit Schlittenbauer zusammengetroffen sind. Schlittenbauer zeigte uns anschließend die Toten im Stadel. Es handelte sich dabei um die Eheleute Gruber, der Viktoria Gabriel und des Kindes [[Personen: Gabriel Cäzilia | Cäcilie]]
An einem mir nicht mehr näher bekannten Tag im Frühjahr 1922 gegen 17.00 Uhr erhielt ich davon Kenntnis, dass man in Hinterkaifeck alle erschlagen habe. Wenn ich mich noch recht entsinne, war dies an einem Dienstag. Jedenfalls war es an dem Tag, als abends noch die Gerichtskommission aus Neuburg/Donau am Tatort eintraf. Von der Mordtat machte mir der Nachbar Stegmaier Mitteilung. Mit diesem begab ich mich sofort nach Hinterkaifeck. Wir liefen über die Wiesen und Äcker zum Anwesen. Bevor wir das Anwesen erreicht hatten, trafen wir mit den Landwirten [[Personen: Pöll Michael | Pöll Michael]] und [[Personen: Sigl Jakob | Jakob Sigl]] zusammen. Diese waren bereits am Tatort gewesen und befanden sich auf dem Heimweg. Sie sagten uns, dass alle erschlagen sind. Im Anwesen Hinterkaifeck befand sich bei unserem Eintreffen nur der Landwirt und Bauernführer Lorenz Schlittenbauer. Das Anwesen Hinterkaifeck betraten wir durch die Haustüre und ich weiß heute nicht mehr genau wo wir mit Schlittenbauer zusammengetroffen sind. Schlittenbauer zeigte uns anschließend die Toten im Stadel. Es handelte sich dabei um die Eheleute Gruber, der Viktoria Gabriel und des Kindes [[Personen: Gabriel Cäzilia | Cäcilie]]


Cäcilie. Die Leichen lagen auf einem Haufen beieinander. Über die Verletzungen der Leichen kann ich keine Angaben machen, weil ich nicht so genau hingeschaut habe. Sodann führte uns Schlittenbauer in die Magdkammer, wo die Dienstmagd Maria [[Personen: Baumgartner Maria | Baumgartner]] am Boden lag. Anschließend führte er uns in das Schlafzimmer und zeigte uns die Leiche des kleinen Buben. Dieser lag im Kinderwagen. Während wir die Räume durchgegangen sind, kamen immer mehr Leute auf den Hof und schließlich auch der Bürgermeister und die Gendarmerie von Hohenwart. Der Hund befand sich im Stall bei den Kühen. Das Vieh rührte sich nicht, weil es inzwischen von Schlittenbauer gefüttert worden war. Über den Leichen im Stadel lag eine alte Stalltüre und etwas Heu. Die Hühner waren im Kuhstall. Von der Flöz (Hausgang) aus gingen Treppen zum Dachboden hoch. Im Motorenhaus, welches im Stadel eingemauert war, stand ein Zuber eingesurtes Fleisch. Schlittenbauer forderte mich auf von dem Fleisch etwas wegzunehmen und zu essen. Wo im Anwesen Hinterkaifeck die Kartoffeln gestampft wurden, weiß ich nicht. Ich glaube nicht, dass man zur damaligen Zeit auf dem Hinterkaifecker Hof schon einen Kartoffeldämpfer hatte.  
Cäcilie. Die Leichen lagen auf einem Haufen beieinander. Über die Verletzungen der Leichen kann ich keine Angaben machen, weil ich nicht so genau hingeschaut habe. Sodann führte uns Schlittenbauer in die Magdkammer, wo die Dienstmagd [[Personen: Baumgartner Maria | Maria Baumgartner]] am Boden lag. Anschließend führte er uns in das Schlafzimmer und zeigte uns die Leiche des kleinen Buben. Dieser lag im Kinderwagen. Während wir die Räume durchgegangen sind, kamen immer mehr Leute auf den Hof und schließlich auch der Bürgermeister und die Gendarmerie von Hohenwart. Der Hund befand sich im Stall bei den Kühen. Das Vieh rührte sich nicht, weil es inzwischen von Schlittenbauer gefüttert worden war. Über den Leichen im Stadel lag eine alte Stalltüre und etwas Heu. Die Hühner waren im Kuhstall. Von der Flöz (Hausgang) aus gingen Treppen zum Dachboden hoch. Im Motorenhaus, welches im Stadel eingemauert war, stand ein Zuber eingesurtes Fleisch. Schlittenbauer forderte mich auf von dem Fleisch etwas wegzunehmen und zu essen. Wo im Anwesen Hinterkaifeck die Kartoffeln gestampft wurden, weiß ich nicht. Ich glaube nicht, dass man zur damaligen Zeit auf dem Hinterkaifecker Hof schon einen Kartoffeldämpfer hatte.  
   
   
In der Folgezeit wurde ich dann einige Male zur Bewachung des Anwesens Hinterkaifeck eingeteilt. Wir waren bei unseren Nachtwachen immer zu Dritt. Als wir seinerzeit von Schlittenbauer durch die Räume geführt wurden, zeigte er uns im Schlafzimmer eine leere Brieftasche. Diese lag auf dem Bett in der Mitte der Zudecke. Sie war geschlossen. Schränke öffnete Schlittenbauer in meinem Beisein nicht. Von einem Wandschränkchen ist mir nichts bekannt. Weiter habe ich noch nie etwas von einem herunterhängenden Heuseil und von Sassen im Heu gehört.  
In der Folgezeit wurde ich dann einige Male zur Bewachung des Anwesens Hinterkaifeck eingeteilt. Wir waren bei unseren Nachtwachen immer zu Dritt. Als wir seinerzeit von Schlittenbauer durch die Räume geführt wurden, zeigte er uns im Schlafzimmer eine leere Brieftasche. Diese lag auf dem Bett in der Mitte der Zudecke. Sie war geschlossen. Schränke öffnete Schlittenbauer in meinem Beisein nicht. Von einem Wandschränkchen ist mir nichts bekannt. Weiter habe ich noch nie etwas von einem herunterhängenden Heuseil und von Sassen im Heu gehört.  
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