Aussagen: 1931-03-30 Schlittenbauer Lorenz: Unterschied zwischen den Versionen

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Das elterliche Anwesen habe ich im Jahre 1899 übernommen und meine Eltern haben von diesem Zeitpunkt ab bei mir im Austrag gelebt, aber nicht immer, sie haben zwar von mir den Austrag gehabt, aber es hat nicht immer gut getan und da sind sie auch zeitweilig wo anders gewesen. Mein Vater hat nämlich sein ganzes Geld immer versoffen und da konnte ich ihm gar nicht genug geben und deshalb ist er fortgegangen. Mein Vater ist schon vor dem Kriege gestorben, den genauen Zeitpunkt weiß ich nicht mehr und meine Mutter im Jahre 1918.<br><br>
Das elterliche Anwesen habe ich im Jahre 1899 übernommen und meine Eltern haben von diesem Zeitpunkt ab bei mir im Austrag gelebt, aber nicht immer, sie haben zwar von mir den Austrag gehabt, aber es hat nicht immer gut getan und da sind sie auch zeitweilig wo anders gewesen. Mein Vater hat nämlich sein ganzes Geld immer versoffen und da konnte ich ihm gar nicht genug geben und deshalb ist er fortgegangen. Mein Vater ist schon vor dem Kriege gestorben, den genauen Zeitpunkt weiß ich nicht mehr und meine Mutter im Jahre 1918.<br><br>


Meine erste Ehe habe ich bei der Übernahme des elterlichen Anwesens im Jahre 1899 ge-schlossen. Meine damalige Frau hieß [[Personen: Schlittenbauer Viktoria | Viktoria Tyroller]] und stammte aus dem Weißkopfanwesen in Ried Gde. [[orte: Mühlried | Mühlried]] B.A. [[Orte: Schrobenhausen|Schrobenhausen]]. Sie ist im Oktober 1918 gestorben. Sie hinterlies mir einen Buben und 3 Mädchen.<br><br>
Meine erste Ehe habe ich bei der Übernahme des elterlichen Anwesens im Jahre 1899 geschlossen. Meine damalige Frau hieß [[Personen: Schlittenbauer Viktoria | Viktoria Tyroller]] und stammte aus dem Weißkopfanwesen in Ried Gde. [[orte: Mühlried | Mühlried]] B.A. [[Orte: Schrobenhausen|Schrobenhausen]]. Sie ist im Oktober 1918 gestorben. Sie hinterlies mir einen Buben und 3 Mädchen.<br><br>


In den ersten Jahren meiner Ehe lebten in meinem Hausstand noch 3 Geschwister von mir, die mir auch in der Landwirtschaft halfen. Außerdem lebten in meinem Hausstand die Eltern meiner ersten Frau, der Vater ist bereits im Jahre 1906 gestorben, die Mutter ist heute noch bei mir und ich muß immer noch für sie sorgen, obwohl sie vollständig mittellos ist und mich auch nichts angeht. Sie ist schon 84 Jahre alt.<br><br>
In den ersten Jahren meiner Ehe lebten in meinem Hausstand noch 3 Geschwister von mir, die mir auch in der Landwirtschaft halfen. Außerdem lebten in meinem Hausstand die Eltern meiner ersten Frau, der Vater ist bereits im Jahre 1906 gestorben, die Mutter ist heute noch bei mir und ich muß immer noch für sie sorgen, obwohl sie vollständig mittellos ist und mich auch nichts angeht. Sie ist schon 84 Jahre alt.<br><br>
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Im Jahre 1921 lernte ich meine zweite Frau kennen. Sie stammt von Diepoltshofen und hieß [[Personen: Schlittenbauer Anna | Anna Dick]]. Sie war zu diesem Zeitpunkt in Brunnen bei ihrer Schwester in Dienst. Ich habe sie nur 3 Wochen vor der Ehe näher gekannt. Vom sehen kannte ich sie schon früher, ich habe mich aber dann, als ich wieder mit ihr zusammen traf, rasch zur Heirat entschlossen, weil ich in meinem Haushalte eine Frau benötigte. Sie war auch gleich mit der Heirat einverstanden. Vor meiner Verehelichung mit ihr hatte sie mit dem Gütler Wenzeslaus Festl in Oberbernbach ein Verhältnis, dem 4 uneheliche Kinder entsprangen. Hiervon ist nur mehr ein Knabe am Leben gewesen, den sie mit in die Ehe gebracht hat. Derselbe hat [[Personen: Dick Josef | Josef Dick]] geheißen und hat jetzt meinen Namen bekommen; er lebt noch in meinem Haushalt. Meine Frau hat 8.000 Mk. In die Ehe mitgebracht, das war aber damals nicht mehr viel Geld, weil schon Inflation war, ich hätte mir dafür keine Kuh mehr kaufen können. Ich war um diese Zeit wirtschaftlich recht gut gestellt, weil ich immer gespart und das Geld zusammen gehalten habe.<br><br>
Im Jahre 1921 lernte ich meine zweite Frau kennen. Sie stammt von Diepoltshofen und hieß [[Personen: Schlittenbauer Anna | Anna Dick]]. Sie war zu diesem Zeitpunkt in Brunnen bei ihrer Schwester in Dienst. Ich habe sie nur 3 Wochen vor der Ehe näher gekannt. Vom sehen kannte ich sie schon früher, ich habe mich aber dann, als ich wieder mit ihr zusammen traf, rasch zur Heirat entschlossen, weil ich in meinem Haushalte eine Frau benötigte. Sie war auch gleich mit der Heirat einverstanden. Vor meiner Verehelichung mit ihr hatte sie mit dem Gütler Wenzeslaus Festl in Oberbernbach ein Verhältnis, dem 4 uneheliche Kinder entsprangen. Hiervon ist nur mehr ein Knabe am Leben gewesen, den sie mit in die Ehe gebracht hat. Derselbe hat [[Personen: Dick Josef | Josef Dick]] geheißen und hat jetzt meinen Namen bekommen; er lebt noch in meinem Haushalt. Meine Frau hat 8.000 Mk. In die Ehe mitgebracht, das war aber damals nicht mehr viel Geld, weil schon Inflation war, ich hätte mir dafür keine Kuh mehr kaufen können. Ich war um diese Zeit wirtschaftlich recht gut gestellt, weil ich immer gespart und das Geld zusammen gehalten habe.<br><br>


Wie ich das zweitemal geheiratet habe, im Jahre 1921, war das Anwesen schuldenfrei und zudem in den vorangegangenen Jahren nahezu vollständig neu gebaut worden. Zudem hatte ich damals für 14.000 Mk. Pfandbriefe. Im Jahre 1921 hat auch meine älteste Tochter Magda-lena geheiratet und ich habe ihr 20.000 Mk. Mitgegeben. Dieses Geld habe ich aus der Land-wirtschaft erarbeitet. Es war damals schon nicht mehr so viel wert. Ich selbst habe damals kein Geld gebraucht und habe deshalb die 8.000 Mk., die meine Frau als Heiratsgut mitbrach-te, auf meine 4 Kinder verteilt.<br><br>
Wie ich das zweitemal geheiratet habe, im Jahre 1921, war das Anwesen schuldenfrei und zudem in den vorangegangenen Jahren nahezu vollständig neu gebaut worden. Zudem hatte ich damals für 14.000 Mk. Pfandbriefe. Im Jahre 1921 hat auch meine älteste Tochter Magda-lena geheiratet und ich habe ihr 20.000 Mk. Mitgegeben. Dieses Geld habe ich aus der Landwirtschaft erarbeitet. Es war damals schon nicht mehr so viel wert. Ich selbst habe damals kein Geld gebraucht und habe deshalb die 8.000 Mk., die meine Frau als Heiratsgut mitbrachte, auf meine 4 Kinder verteilt.<br><br>


Die [[Familie Gruber | Familie Gruber]] von Hinterkaifeck kannte ich seit meiner Geburt. Das [[Der Hof Hinterkaifeck | Anwesen in Hinterkaifeck]] gehörte ursprünglich dem Josef Ostermeier und nach dessen Tode heiratete dessen Witwe [[Personen: Gruber Cäzilia | Cäzilie Ostermeier]] den [[Personen: Gruber Andreas | Andreas Gruber]]. Aus der ersten Ehe der Frau Gruber mit Josef Ostermeier waren 2 Kinder da und zwar 1 Knabe und 1 Mädchen. Der Sohn ist im Kriege gefallen und die Tochter ist heute noch verheiratet in der Nähe von Scheyern. Die Eheleute Gruber hatten mehrere Kinder, von denen aber nur 1 Tochter, die [[Personen: Gabriel Viktoria | Viktoria]] am Leben geblieben ist. Die Kinder sind wohl alle gestorben, weil sie keine Pflege hatten und auch nicht genügend ernährt wurden. Ich selbst und auch mein Vater hatten öfters erlebt, daß die kleinen Kinder tagelang im Keller bleiben mußten und wenn man vorbeiging, hörte man die Kinder im Keller weinen. Ich sag’s ganz offen, die Leute waren nicht gut, da hat der Herrgott schon die rechte Hand am rechten Platz gehabt.<br><br>
Die [[Familie Gruber | Familie Gruber]] von Hinterkaifeck kannte ich seit meiner Geburt. Das [[Der Hof Hinterkaifeck | Anwesen in Hinterkaifeck]] gehörte ursprünglich dem [[ Personen: Ostermeier Josef | Josef Ostermeier ]] und nach dessen Tode heiratete dessen Witwe [[Personen: Gruber Cäzilia | Cäzilie Ostermeier]] den [[Personen: Gruber Andreas | Andreas Gruber]]. Aus der ersten Ehe der Frau Gruber mit Josef Ostermeier waren 2 Kinder da und zwar 1 Knabe und 1 Mädchen. Der Sohn ist im Kriege gefallen und die Tochter ist heute noch verheiratet in der Nähe von Scheyern. Die Eheleute Gruber hatten mehrere Kinder, von denen aber nur 1 Tochter, die [[Personen: Gabriel Viktoria | Viktoria]] am Leben geblieben ist. Die Kinder sind wohl alle gestorben, weil sie keine Pflege hatten und auch nicht genügend ernährt wurden. Ich selbst und auch mein Vater hatten öfters erlebt, daß die kleinen Kinder tagelang im Keller bleiben mußten und wenn man vorbeiging, hörte man die Kinder im Keller weinen. Ich sag’s ganz offen, die Leute waren nicht gut, da hat der Herrgott schon die rechte Hand am rechten Platz gehabt.<br><br>


Die Viktoria Gruber, die später den [[Personen: Gabriel Karl | Karl Gabriel]] geheiratet hat, war 13 Jahre jünger als ich. Ich habe  sie natürlich auch schon seit ihrer Kinderzeit gekannt, aber in nähere Beziehung bin ich erst mit ihr getreten, wie sie bereits Witwe war. Etwa im Jahre 1913 hat sie den Bauernsohn Gabriel geheiratet. Er wurde von den alten Grubers schlecht behandelt. Der alte Gruber hatte das Heft in der Hand und ließ es sich auch nicht nehmen, nachdem er übergeben hatte. Gabriel hat selbst mir gegenüber öfters geklagt, daß es ihm schlecht gehe und daß die alten so geizig seien, daß es nicht einmal mittags etwas zum Essen gäbe.<br><br>
Die Viktoria Gruber, die später den [[Personen: Gabriel Karl | Karl Gabriel]] geheiratet hat, war 13 Jahre jünger als ich. Ich habe  sie natürlich auch schon seit ihrer Kinderzeit gekannt, aber in nähere Beziehung bin ich erst mit ihr getreten, wie sie bereits Witwe war. Etwa im Jahre 1913 hat sie den Bauernsohn Gabriel geheiratet. Er wurde von den alten Grubers schlecht behandelt. Der alte Gruber hatte das Heft in der Hand und ließ es sich auch nicht nehmen, nachdem er übergeben hatte. Gabriel hat selbst mir gegenüber öfters geklagt, daß es ihm schlecht gehe und daß die alten so geizig seien, daß es nicht einmal mittags etwas zum Essen gäbe.<br><br>
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