Aussagen: 1931-03-30 Schlittenbauer Lorenz: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Viktoria Gruber, die später den [[Personen: Gabriel Karl | Karl Gabriel]] geheiratet hat, war 13 Jahre jünger als ich. Ich habe  sie natürlich auch schon seit ihrer Kinderzeit gekannt, aber in nähere Beziehung bin ich erst mit ihr getreten, wie sie bereits Witwe war. Etwa im Jahre 1913 hat sie den Bauernsohn Gabriel geheiratet. Er wurde von den alten Grubers schlecht behandelt. Der alte Gruber hatte das Heft in der Hand und ließ es sich auch nicht nehmen, nachdem er übergeben hatte. Gabriel hat selbst mir gegenüber öfters geklagt, daß es ihm schlecht gehe und daß die alten so geizig seien, daß es nicht einmal mittags etwas zum Essen gäbe.<br><br>
Die Viktoria Gruber, die später den [[Personen: Gabriel Karl | Karl Gabriel]] geheiratet hat, war 13 Jahre jünger als ich. Ich habe  sie natürlich auch schon seit ihrer Kinderzeit gekannt, aber in nähere Beziehung bin ich erst mit ihr getreten, wie sie bereits Witwe war. Etwa im Jahre 1913 hat sie den Bauernsohn Gabriel geheiratet. Er wurde von den alten Grubers schlecht behandelt. Der alte Gruber hatte das Heft in der Hand und ließ es sich auch nicht nehmen, nachdem er übergeben hatte. Gabriel hat selbst mir gegenüber öfters geklagt, daß es ihm schlecht gehe und daß die alten so geizig seien, daß es nicht einmal mittags etwas zum Essen gäbe.<br><br>


Man hat auch davon gesprochen, daß die Ehe wieder geschieden werden sollte. Dazu ist es aber nicht mehr gekommen, weil der Krieg ausgebrochen und Karl Gabriel dann bald gefallen ist. Ich weiß noch, daß die alte Frau Gruber, als die Todesanzeige vom Mann der Tochter kam, gesagt hat, jetzt ist die Entscheidung schon da. Es war ja auch allgemein bekannt, daß der alte Gruber mit seiner Tochter im [[Sachverhalte: Der Inzest | Geschlechtsverkehr]] stand. Die alte Gruberin hat es ja zwar nicht erzählt, aber ihre Tochter, die Viktoria Gabriel. Diese war damals ca. 16 Jahre alt. Sie hat meiner ersten Frau erzählt, daß sie sich vor ihrem Vater nicht mehr halten könne, weil er immer Geschlechtsverkehr haben wolle. Nachdem der Karl Gabriel gefallen war, ist dann auch, wenn ich mich recht erinnere, ein Strafverfahren eingeleitet worden und der alte Gruber und seine Tochter wurden wegen Blutschande verurteilt.<br><br>
Man hat auch davon gesprochen, daß die Ehe wieder geschieden werden sollte. Dazu ist es aber nicht mehr gekommen, weil der Krieg ausgebrochen und Karl Gabriel dann bald gefallen ist. Ich weiß noch, daß die alte Frau Gruber, als die Todesanzeige vom Mann der Tochter kam, gesagt hat, jetzt ist die Ehescheidung schon da. Es war ja auch allgemein bekannt, daß der alte Gruber mit seiner Tochter im [[Sachverhalte: Der Inzest | Geschlechtsverkehr]] stand. Die alte Gruberin hat es ja zwar nicht erzählt, aber ihre Tochter, die Viktoria Gabriel. Diese war damals ca. 16 Jahre alt. Sie hat meiner ersten Frau erzählt, daß sie sich vor ihrem Vater nicht mehr halten könne, weil er immer Geschlechtsverkehr haben wolle. Nachdem der Karl Gabriel gefallen war, ist dann auch, wenn ich mich recht erinnere, ein Strafverfahren eingeleitet worden und der alte Gruber und seine Tochter wurden wegen Blutschande verurteilt.<br><br>


Die Viktoria Gabriel war überhaupt für den Geschlechtsverkehr leicht zu haben. Schon bald nach dem Tode ihres Mannes habe ich einmal mit ihr einen Schrank transportiert. Wir fuhren mitsammen mit meinem Fuhrwerk und da hat sie sich mir direkt angeboten. Sie sagte: „Du könntest mich jetzt leicht anpacken“. Ich ging aber damals darauf nicht ein, denn ich war damals noch verheiratet.<br><br>
Die Viktoria Gabriel war überhaupt für den Geschlechtsverkehr leicht zu haben. Schon bald nach dem Tode ihres Mannes habe ich einmal mit ihr einen Schrank transportiert. Wir fuhren mitsammen mit meinem Fuhrwerk und da hat sie sich mir direkt angeboten. Sie sagte: „Du könntest mich jetzt leicht anpacken“. Ich ging aber damals darauf nicht ein, denn ich war damals noch verheiratet.<br><br>
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Weil er aber dann so grob war und außerdem Geld verlangte, erklärte ich, ich mache den Vater nicht und ich zeigte ihn dann auch wegen Blutschande an. Das Verfahren wurde eingeleitet und inzwischen kam dann auch das Kind zur Welt. Am dritten Tage nach der Geburt kam dann die Viktoria Gabriel zu mir, bot mir an, sie zahle das ganze Geld, was die Vaterschaft ausmacht, wenn ich die Vaterschaft übernehme. Da sie auch dazu setzte, daß wir trotzdem noch heiraten könnten, war ich schließlich damit einverstanden. Sie brachte mir dann auch gleich 2.000 Mk., damit ich dann bei der Vormundschaft die Abfindung bezahlen konnte.<br><br>
Weil er aber dann so grob war und außerdem Geld verlangte, erklärte ich, ich mache den Vater nicht und ich zeigte ihn dann auch wegen Blutschande an. Das Verfahren wurde eingeleitet und inzwischen kam dann auch das Kind zur Welt. Am dritten Tage nach der Geburt kam dann die Viktoria Gabriel zu mir, bot mir an, sie zahle das ganze Geld, was die Vaterschaft ausmacht, wenn ich die Vaterschaft übernehme. Da sie auch dazu setzte, daß wir trotzdem noch heiraten könnten, war ich schließlich damit einverstanden. Sie brachte mir dann auch gleich 2.000 Mk., damit ich dann bei der Vormundschaft die Abfindung bezahlen konnte.<br><br>
'''Frage:''' Haben Sie niemals mehr Geld bekommen als 2000 Mk.?<br>
'''Frage:''' Haben Sie niemals mehr Geld bekommen als 2000 Mk.?<br>
 
'''Antwort:''' Nein, nur 2000 Mk. Und sie sagte damals noch, wenn es nicht lange, so zahle sie noch drauf.<br><br>
'''Antwort:''' Nein, nur 2000 Mk. Und sie sagte damals noch, wenn es nicht lange, so zahle sie noch drauf.<br>
 
'''Frage:''' Haben Sie auch später nicht mehr Geld bekommen?<br>
'''Frage:''' Haben Sie auch später nicht mehr Geld bekommen?<br>
 
'''Antwort:''' Nein, niemals, ich habe nur 2000 Mk. Bekommen, die Abfindung, die ich bezahlen hatte, hat 1800 Mk. Ausgemacht und die restlichen 200 Mk. Habe ich dann nach einigen Monaten der Gabriel wieder zurückgegeben, weil ich kein Geld haben wollte.<br><br>
'''Antwort:''' Nein, niemals, ich habe nur 2000 Mk. Bekommen, die Abfindung, die ich bezahlen hatte, hat 1800 Mk. Ausgemacht und die restlichen 200 Mk. Habe ich dann nach einigen Monaten der Gabriel wieder zurückgegeben, weil ich kein Geld haben wollte.<br>
 
'''Frage:''' Sie haben früher angegeben, daß Sie 5000 Mk. Von Gruber bekommen haben?<br>
'''Frage:''' Sie haben früher angegeben, daß Sie 5000 Mk. Von Gruber bekommen haben?<br>
 
'''Antwort:''' Halt, Halt, jetzt fällts mir ein, ich habe 2000 Mk. In Bargeld bekommen und außer-dem 3000 Mk. Bayerische Hypotheken- und Wechselbankpfandbriefe, damit ich Geld habe, wenn Auslagen kämen. Diese 3 Pfandbriefe habe ich der Gabriel auch nach einigen Monaten wieder retour gegeben.<br><br>
'''Antwort:''' Halt, Halt, jetzt fällts mir ein, ich habe 2000 Mk. In Bargeld bekommen und außer-dem 3000 Mk. Bayerische Hypotheken- und Wechselbankpfandbriefe, damit ich Geld habe, wenn Auslagen kämen. Diese 3 Pfandbriefe habe ich der Gabriel auch nach einigen Monaten wieder retour gegeben.<br>
 
'''Frage:''' Sind diese Pfandbriefe von ihnen zurückgefordert worden?<br>
'''Frage:''' Sind diese Pfandbriefe von ihnen zurückgefordert worden?<br>
 
'''Antwort:''' Nein, freiwillig. Ich habe diese Pfandbriefe nicht gewollt.<br><br>
'''Antwort:''' Nein, freiwillig. Ich habe diese Pfandbriefe nicht gewollt.<br>
 
'''Frage:''' Sie haben seinerzeit bei der ersten Einvernahme wegen der Blutschande dem Gruber wieder geholfen. Wie verhielt sich das?<br>
'''Frage:''' Sie haben seinerzeit bei der ersten Einvernahme wegen der Blutschande dem Gruber wieder geholfen. Wie verhielt sich das?<br>
 
'''Antwort:''' Da will ich Ihnen schon die Wahrheit sagen: Da ist damals wie der alte Gruber eingesperrt war, einige Wochen nach der Geburt des Kindes, die Viktoria Gabriel zu mir gekommen und hat furchtbar geweint und mich gebeten, ich solle doch dem Vater wieder heraus helfen und deshalb hab ich mich auch erweichen lassen und habe meine Angaben widerrufen.<br><br>
'''Antwort:''' Da will ich Ihnen schon die Wahrheit sagen: Da ist damals wie der alte Gruber eingesperrt war, einige Wochen nach der Geburt des Kindes, die Viktoria Gabriel zu mir gekommen und hat furchtbar geweint und mich gebeten, ich solle doch dem Vater wieder heraus helfen und deshalb hab ich mich auch erweichen lassen und habe meine Angaben wiederrufen.<br>
 
'''Frage:''' Haben Sie damals das Geld von Grubers noch im Besitz gehabt?<br>
'''Frage:''' Haben Sie damals das Geld von Grubers noch im Besitz gehabt?<br>
 
'''Antwort:''' Ich weiß nicht, es ist schon möglich.  
'''Antwort:''' Ich weiß nicht, es ist schon möglich.<br>
Bei der richterlichen Einvernahme habe ich dann, wie ich vereidigt werden sollte, wieder richtige Angaben gemacht und erklärt, daß mein Widerruf falsch war.<br>
Bei der richterlichen Einvernahme habe ich dann, wie ich vereidigt werden sollte, wieder richtige Angaben gemacht und erklärt, daß mein Widerruf falsch war.<br>
Ich habe also für die Vaterschaftsanerkennung keinen Pfennig aus eigener Tasche bezahlt und die Viktoria Gabriel hat mir damals sogar eine Bestätigung gegeben, in der sie die Erklärung abgab, daß ich für die Vaterschaftsanerkennung keinen Pfennig zu zahlen hätte. Diesen Zettel habe ich noch aufgehoben bis er im Jahre 1926 beim Brand meines Hauses mit verbrannt ist. Ich habe aber auch für die Vaterschaftsanerkennung nichts erhalten und auch niemals etwas gefordert.<br><br>
Ich habe also für die Vaterschaftsanerkennung keinen Pfennig aus eigener Tasche bezahlt und die Viktoria Gabriel hat mir damals sogar eine Bestätigung gegeben, in der sie die Erklärung abgab, daß ich für die Vaterschaftsanerkennung keinen Pfennig zu zahlen hätte. Diesen Zettel habe ich noch aufgehoben bis er im Jahre 1926 beim Brand meines Hauses mit verbrannt ist. Ich habe aber auch für die Vaterschaftsanerkennung nichts erhalten und auch niemals etwas gefordert.<br><br>
'''Frage:''' Die Viktoria Gabriel hat seinerzeit verschiedenen Leuten gegenüber geklagt, daß Schlittenbauer fortgesetzt Geld erpresse?<br>
'''Frage:''' Die Viktoria Gabriel hat seinerzeit verschiedenen Leuten gegenüber geklagt, daß Schlittenbauer fortgesetzt Geld erpresse?<br>
 
'''Antwort:''' Das kann kein Mensch sagen, diese Zeugen sollen aufstehen. Ich erkläre nochmals, daß ich niemals einen Pfennig gefordert habe.<br><br>
'''Antwort:''' Das kann kein Mensch sagen, diese Zeugen sollen aufstehen. Ich erkläre nochmals, daß ich niemals einen Pfennig gefordert habe.<br>
 
'''Frage:''' Wo haben Sie sich denn da zu den jeweiligen Aussprachen mit der Gabriel getroffen?<br>
'''Frage:''' Wo haben Sie sich denn da zu den jeweiligen Aussprachen mit der Gabriel getroffen?<br>
 
'''Antwort:''' Bei mir. Sie kam immer zu mir herunter. Das erstemal kam sie bei der Nacht, damit sie niemand sehen konnte, die Weiterenmale beim Tag.<br><br>
'''Antwort:''' Bei mir. Sie kam immer zu mir herunter. Das erstemal kam sie bei der Nacht, damit sie niemand sehen konnte, die Weiterenmale beim Tag.<br>
 
'''Frage:''' Sind Sie nochmals in das Anwesen in Hinterkaifeck gekommen?<br>
'''Frage:''' Sind Sie nochmals in das Anwesen in Hinterkaifeck gekommen?<br>
 
'''Antwort:''' Nein, das letzte mal war ich droben, wie mir der Alte mit der Sense nachgelaufen ist. Einmal war ich auch noch droben, wie wir die Dampfmaschine hinaufgebracht haben.<br><br>
'''Antwort:''' Nein, das letzte mal war ich droben, wie mir der Alte mit der Sense nachgelaufen ist. Einmal war ich auch noch droben, wie wir die Dampfmaschine hinaufgebracht haben.<br>
 
'''Frage:''' Nach dem Mord haben Sie sich sofort erkundigt, ob sie ihre Abfindungssumme wieder herausbekommen, die sie für das Kind bezahlt haben. Wie kommen Sie dazu, nachdem Sie doch nichts aus eigenem bezahlt hatten?<br>
'''Frage:''' Nach dem Mord haben Sie sich sofort erkundigt, ob sie ihre Abfindungssumme wieder herausbekommen, die sie für das Kind bezahlt haben. Wie kommen Sie dazu, nachdem Sie doch nichts aus eigenem bezahlt hatten?<br>
 
'''Antwort:''' Ich glaube das nicht, denn ich habe ja niemals etwas bezahlt und kann demnach auch nichts fordern. Ich kann mich jedenfalls gar nicht erinnern und kann mir gar nicht denken, wie ich dazu gekommen bin. <br><br>
'''Antwort:''' Ich glaube das nicht, denn ich habe ja niemals etwas bezahlt und kann demnach auch nichts fordern. Ich kann mich jedenfalls gar nicht erinnern und kann mir gar nicht denken, wie ich dazu gekommen bin. <br>
 
'''Frage:''' Haben Sie nun eigentlich selbst das Empfinden, daß sie der Vater des Kindes der Viktoria Gabriel sind?<br>
'''Frage:''' Haben Sie nun eigentlich selbst das Empfinden, daß sie der Vater des Kindes der Viktoria Gabriel sind?<br>
 
'''Antwort''': Das weiß ich nicht, das kann ich nicht sagen.<br><br>
Antwort: Das weiß ich nicht, das kann ich nicht sagen.<br>
 
'''Frage:''' Wie hat denn der kleine geheißen? <br>
'''Frage:''' Wie hat denn der kleine geheißen? <br>
 
'''Antwort:''' Josef<br><br>
'''Antwort:''' Josef<br>
 
'''Frage:''' Sie haben später immer nur von ihrem Hanserl gesprochen?<br>
'''Frage:''' Sie haben später immer nur von ihrem Hanserl gesprochen?<br>
 
'''Antwort:''' Das glaube ich nicht, ich habe immer "Mein Buberl“ gesagt.<br><br>
'''Antwort:''' Das glaube ich nicht, ich habe immer "Mein Buberl“ gesagt.<br>
 
'''Frage:''' Haben Sie das Kind öfters besucht?<br>
'''Frage:''' Haben Sie das Kind öfters besucht?<br>
 
'''Antwort:''' Besucht nicht, aber zuweilen getroffen. Ich habe mit dem Kind zuweilen gesprochen, wenn ich in den Äckern gearbeitet habe und das Kind zu mir herlief. Auch mit dem alten Gruber habe ich später wieder gesprochen. Wir sind wieder gut geworden, als sie das Geld wieder gehabt haben.<br><br>
'''Antwort:''' Besucht nicht, aber zuweilen getroffen. Ich habe mit dem Kind zuweilen gesprochen, wenn ich in den Äckern gearbeitet habe und das Kind zu mir herlief. Auch mit dem alten Gruber habe ich später wieder gesprochen. Wir sind wieder gut geworden, als sie das Geld wieder gehabt haben.<br>
 
'''Frage:''' Sie haben also doch solange im Streit gelebt, bis das Geld wieder zurückgegeben war?<br>
'''Frage:''' Sie haben also doch solange im Streit gelebt, bis das Geld wieder zurückgegeben war?<br>
 
'''Antwort:''' Wir waren höchstens 8 Tage im Streit und sind sehr rasch wieder gut miteinander geworden.<br><br>
'''Antwort:''' Wir waren höchstens 8 Tage im Streit und sind sehr rasch wieder gut miteinander geworden.<br>
 
'''Frage:''' Die Leute haben aber behauptet, daß die alte Frau Gruber und die Viktoria Gabriel nie mehr mit Schlittenbauer gut geworden sind?<br>
'''Frage:''' Die Leute haben aber behauptet, daß die alte Frau Gruber und die Viktoria Gabriel nie mehr mit Schlittenbauer gut geworden sind?<br>
 
'''Antwort:''' Ich kann weiteres nicht sagen, ich habe keine Feindschaft geführt.<br><br>
'''Antwort:''' Ich kann weiteres nicht sagen, ich habe keine Feindschaft geführt.<br>
 
'''Frage:''' Herr Schlittenbauer, sind Sie vernünftig und sagen sie die Wahrheit, sie haben sich doch wegen der Vaterschaftssache furchtbar geärgert?<br>
'''Frage:''' Herr Schlittenbauer, sind Sie vernünftig und sagen sie die Wahrheit, sie haben sich doch wegen der Vaterschaftssache furchtbar geärgert?<br>
'''Antwort:''' Freilich hab ich mich grün und blau geärgert über die Vaterschaftssache, mein Bub hat mir Vorwürfe gemacht...<br>
'''Antwort:''' Freilich hab ich mich grün und blau geärgert über die Vaterschaftssache, mein Bub hat mir Vorwürfe gemacht...<br>
(Schlittenbauer besinnt sich; dann erklärt er:)
(Schlittenbauer besinnt sich; dann erklärt er:)
Es ist nicht richtig, dass ich mich geärgert habe, ich hab mich mein Lebtag noch nicht geärgert, dass ich auf jemand einen Hass gehabt hätte. Die ganze Gemeinde bezeichnet mich als guten Mann.<br>
Es ist nicht richtig, dass ich mich geärgert habe, ich hab mich mein Lebtag noch nicht geärgert, dass ich auf jemand einen Hass gehabt hätte. Die ganze Gemeinde bezeichnet mich als guten Mann.<br><br>
 
'''Frage:''' Erzählen sie uns einmal wie der Mord aufgedeckt wurde!<br><br>
'''Frage:''' Erzählen sie uns einmal wie der Mord aufgedeckt wurde!<br>
Schlittenbauer erzählt nun Einzelheiten über die seinerzeitige Auffindung der Leichen u.s.w.. Seine Angaben decken sich vollkommen mit seinen seinerzeitigen Angaben, weshalb von der nochmaligen Niederschrift abgesehen wurde.<br><br>
 
Schlittenbauer erzählt nun Einzelheiten über die seinerzeitige Auffindung der Leichen u.s.w.. Seine Angaben decken sich vollkommen mit seinen seinerzeitigen Angaben, weshalb von der nochmaligen Niederschrift abgesehen wurde.<br>
 
'''Frage:''' Haben Sie sich denn nicht gefürchtet, als Sie allein vom Stall in das Innere des Hauses vorgedrungen sind?<br>
'''Frage:''' Haben Sie sich denn nicht gefürchtet, als Sie allein vom Stall in das Innere des Hauses vorgedrungen sind?<br>
 
'''Antwort:''' Ich war so aufgeregt, daß ich gar nichts mehr gedacht habe, denn ich nahm an, daß mein Bub ja am Verhungern sein müsse. Wenn es auch nicht sicher mein eigenes Kind gewesen wäre, so hatte ich doch Mitleid mit dem Kind und wollte sofort nach demselben sehen. In der Aufregung, in der ich mich befand, hätte ich’s mit jedem aufgenommen, der mir in den Weg getreten wäre.<br><br>
'''Antwort:''' Ich war so aufgeregt, daß ich gar nichts mehr gedacht habe, denn ich nahm an, daß mein Bub ja am Verhungern sein müsse. Wenn es auch nicht sicher mein eigenes Kind gewe-sen wäre, so hatte ich doch Mitleid mit dem Kind und wollte sofort nach demselben sehen. In der Aufregung, in der ich mich befand, hätte ich’s mit jedem aufgenommen, der mir in den Weg getreten wäre.<br>
 
'''Frage''': Sie haben erklärt, sie hätten die vordere Haustür dann von innen geöffnet und zwar mit dem Schlüssel, der innen gesteckt habe. Wie erklären sie sich das, nachdem der alte Gruber erzählt hatte, daß ihm der Hausschlüssel weggekommen sei und daß er nun nur noch mit dem Riegel absperren könne?<br>
'''Frage''': Sie haben erklärt, sie hätten die vordere Haustür dann von innen geöffnet und zwar mit dem Schlüssel, der innen gesteckt habe. Wie erklären sie sich das, nachdem der alte Gruber erzählt hatte, daß ihm der Hausschlüssel weggekommen sei und daß er nun nur noch mit dem Riegel absperren könne?<br>
 
'''Antwort''': Das ist mir selbst ein Rätsel, denn ich weiß bestimmt, daß nur ein Schlüssel da war.<br><br>
'''Antwort''': Das ist mir selbst ein Rätsel, denn ich weiß bestimmt, daß nur ein Schlüssel da war.<br>
'''Frage:''' Wie stellen Sie sich denn vor, wie die Täter aus dem Hause heraus gekommen sind, wenn der Schlüssel innen gesteckt hat?<br>
 
'''Antwort''': Im Wagenhaus ist [[Sachverhalte: Das Heuseil | ein Seil]] von oben heruntergehängt und ich glaube, daß die Mörder oben im Heuboden bis zur Wagenremise gegangen sind, man konnte nämlich oben durchgehen, und sich dann an diesem Seil heruntergelassen haben.<br><br>
'''Frage:''' Wie stellen Sie sich denn vor, wie die Täter aus dem Hause heraus gekommen sind, wenn der Schlüssel innen gesteckt hat?
Antwort: Im Wagenhaus ist [[Sachverhalte: Das Heuseil | ein Seil]] von oben heruntergehängt und ich glaube, daß die Mörder oben im Heuboden bis zur Wagenremise gegangen sind, man konnte nämlich oben durchgehen, und sich dann an diesem Seil heruntergelassen haben.<br>
 
'''Frage:''' Ist Ihnen an den Leichen der alten Frau Gruber und der Viktoria Gabriel etwas aufgefallen, haben Sie Würgespuren gesehen?<br>
'''Frage:''' Ist Ihnen an den Leichen der alten Frau Gruber und der Viktoria Gabriel etwas aufgefallen, haben Sie Würgespuren gesehen?<br>
 
'''Antwort:''' Nein, so genau habe ich sie nicht gesehen.<br><br>
'''Antwort:''' Nein, so genau habe ich sie nicht gesehen.<br>
 
'''Frage:''' Sie haben angegeben, daß Sie ein oder zwei Tage vor dem Mord zusammen mit dem alten Gruber im Neuschnee die Fußspuren von zwei Menschen gesehen haben, die in die Futterkammer beim Motorhaus geführt haben, aber nicht mehr heraus. Ein anderer Zeuge hat angegeben, der Vater Gruber habe ihm erzählt, daß er schon mehrmals bei seinem Anwesen die Fußtritte einer Mannsperson gesehen habe?<br>
'''Frage:''' Sie haben angegeben, daß Sie ein oder zwei Tage vor dem Mord zusammen mit dem alten Gruber im Neuschnee die Fußspuren von zwei Menschen gesehen haben, die in die Futterkammer beim Motorhaus geführt haben, aber nicht mehr heraus. Ein anderer Zeuge hat angegeben, der Vater Gruber habe ihm erzählt, daß er schon mehrmals bei seinem Anwesen die Fußtritte einer Mannsperson gesehen habe?<br>
 
'''Antwort:''' Davon weiß ich nichts, ich habe jedenfalls die Fußspuren von zwei Personen gesehen.<br><br>
'''Antwort:''' Davon weiß ich nichts, ich habe jedenfalls die Fußspuren von zwei Personen gesehen.<br>
 
'''Frage:''' Sie haben später mit [[Personen: Sigl Jakob | Siegl]] mehrere Prozesse geführt, wie war denn die Sache?<br>
'''Frage:''' Sie haben später mit [[Personen: Sigl Jakob | Siegl]] mehrere Prozesse geführt, wie war denn die Sache?<br>
 
'''Antwort''': Siegl hat mich als Kaifecker Mörder bezeichnet und ich habe ihn wegen Beleidigung verklagt, worauf er zu einer Geldstrafe von 40 Mk. verurteilt wurde. Er hat damals auch meinen Sohn Johann Schlittenbauer zu beeinflussen versucht, daß derselbe gegen mich aussagen soll. Ich habe darauf dem Siegl vorgeworfen, daß er meinen Sohn zum Meineid angestiftet habe. Dafür wurde ich dann dreimal gestraft. Ich hätte es ihm ja beweisen können, daß er wirklich meinen Sohn angestiftet hat, aber er hat mir dann wieder leid getan und da habe ich lieber die Strafe auf mich genommen.  
Antwort: Siegl hat mich als Kaifecker Mörder bezeichnet und ich habe ihn wegen Beleidigung verklagt, worauf er zu einer Geldstrafe von 40 Mk. verurteilt wurde. Er hat damals auch meinen Sohn Johann Schlittenbauer zu beeinflussen versucht, daß derselbe gegen mich aussagen soll. Ich habe darauf dem Siegl vorgeworfen, daß er meinen Sohn zum Meineid angestiftet habe. Dafür wurde ich dann dreimal gestraft. Ich hätte es ihm ja beweisen können, daß er wirklich meinen Sohn angestiftet hat, aber er hat mir dann wieder leid getan und da habe ich lieber die Strafe auf mich genommen.<br>
 
Der Gemeindeschreiber [[Personen: Dersch Xaver | Dersch]] hat mich auch öffentlich in den Wirtschaften als Hinterkaifecker Mörder bezeichnet, aber verklagt habe ich ihn nicht, denn was habe ich davon, doch nur Kosten und ich habe mir wieder gedacht, man muß das Unrecht geduldig leiden.
Der Gemeindeschreiber [[Personen: Dersch Xaver | Dersch]] hat mich auch öffentlich in den Wirtschaften als Hinterkaifecker Mörder bezeichnet, aber verklagt habe ich ihn nicht, denn was habe ich davon, doch nur Kosten und ich habe mir wieder gedacht, man muß das Unrecht geduldig leiden.
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'''Frage:''' Sie haben ja dem Dersch sogar Geräuchertes gebracht und ihn ersucht, er solle doch die Behauptungen nicht mehr aussprechen?<br>
---- A U S S A G E - N I C H T -  K O M P L E T T ----
'''Antwort''': Das ist erlogen. Ich habe mich damals furchtbar gekränkt, dass er mich so verleumdet hat, noch dazu vor allen Leuten in der Wirtschaft, aber nachgelaufen bin ich ihm nicht.
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'''Frage''': Es ist auch erzählt worden, dass Sie zur Tatzeit nachts nicht zu Hause waren, sondern angeblich im Heu geschlafen haben?
'''Frage:''' Es ist auch erzählt worden, daß sie zur Tatzeit nachts nicht zu Hause waren, sondern angeblich im Heu geschlafen haben?<br>
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'''Antwort''': Wie nur die Leute so etwas sagen mögen, davon mag ich gar nichts hören. Es ist ja nicht wahr, ich bin bei meiner Frau gewesen.
'''Antwort:''' Wie nur die Leute so etwas sagen mögen, davon mag ich gar nichts hören. Es ist ja nicht wahr, ich bin bei meiner Frau gewesen.
 
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'''Frage''': Sie sind noch gesehen worden, wie das Haus in Hinterkaifeck schon lange abgebrochen war, dass Sie im Schutt gegraben haben oder vielmehr gesucht haben.
 
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... weil damals der Dersch mich gerade als Hinterkaifecker Mörder ausgeschrieen hatte.
'''Antwort''': Jawohl das ist richtig, ich habe mein Schneidrad gesucht, das ich dem alten Gruber geliehen hatte.<br><br>
 
'''Frage''': Der Lehrer [[Personen: Yblagger Hans | Yblagger]] hat Sie auch einmal an der Stelle getroffen, wo das Haus gestanden ist und [[Aussagen: 1931-02-19 Yblagger Hans | damals haben Sie ihm erzählt]], dass die Täter angeblich ein Loch gegraben haben?<br>
'''Antwort''': Jawohl das ist richtig. Das war auch der Fall. Ich habe nämlich an dem Tag, nachdem die Kommission da war im Stadelviertel in der Nähe des Auffindungsplatzes der Leichen eine Stelle gefunden, wo etwa ein schaufelstichtiefes Loch gegraben war. Die Aufgrabung war ganz frisch und mit Stroh zugedeckt. Ich glaube auch heute noch, dass die Täter damals die Leichen vergraben wollten, der Boden war aber wohl zu fest.<br><br>
'''Frage''': In der Wirtschaft sollen Sie sich ja selbst einmal als Täter bezeichnet haben?<br>
'''Antwort''': Ja aber nur im Spaß. Ich habe mir einmal in der Wirtschaft die Hosen zerrissen und bin dann zur Nachbarin gegangen und habe sie flicken lassen. Darauf hab ich gesagt, so jetzt hast Du dem Hinterkaifecker Mörder die Hosen geflickt. Das habe ich deshalb gesagt, weil damals der Dersch mich gerade als Hinterkaifecker Mörder ausgeschrien hatte. <br><br>
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Weitere Angaben kann ich nicht mehr machen. Ich habe jetzt gesagt, was ich weiß.
Weitere Angaben kann ich nicht mehr machen. Ich habe jetzt gesagt, was ich weiß.
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