Aussagen: 1922-05-04 Bichler Karl: Unterschied zwischen den Versionen

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Staatsarchiv Augsburg
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Polizeidirektion München <div align="right">Althegnenberg, den 4.Mai 1922</div>
Polizeidirektion [[Orte: München|München]] <div align="right">Althegnenberg, den 4.Mai 1922</div>


Fahndungsabteilung
Fahndungsabteilung
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Die Nacht vom 31.März auf 1.April 22 hielt ich mich in der Wirtschaft vom Bergmüller in Althegnenberg auf. Von einem von dem Schreinermeister Peter in Althegnenberg veranstaltetem Theaterstück, welches am 9. und 17.April zur Aufführung gelangte, fanden vorher wiederholt Proben statt, bei diesen ich auf Bestehen des Peter mitwirkte. Ob in der Nacht vom 31.März auf den 1.April eine Probe abgehalten wurde, bei der ich mitwirkte, weiß ich nicht. Ich bin aber fast täglich mit dem Baumeister Michael Huber vom Gute Lindahof nach der Arbeit etwa gegen 6 1/2 Uhr mit ihm nach Althegnenberg in die Wirtschaft zum Bergmüller gegangen. Diese meine Angaben kann sowohl Bergmüller, als auch die dortige Kellnerin “Tina“ bestätigen.<br><br>
Die Nacht vom 31.März auf 1.April 22 hielt ich mich in der Wirtschaft vom Bergmüller in Althegnenberg auf. Von einem von dem Schreinermeister Peter in Althegnenberg veranstaltetem Theaterstück, welches am 9. und 17.April zur Aufführung gelangte, fanden vorher wiederholt Proben statt, bei diesen ich auf Bestehen des Peter mitwirkte. Ob in der Nacht vom 31.März auf den 1.April eine Probe abgehalten wurde, bei der ich mitwirkte, weiß ich nicht. Ich bin aber fast täglich mit dem Baumeister Michael Huber vom Gute Lindahof nach der Arbeit etwa gegen 6 1/2 Uhr mit ihm nach Althegnenberg in die Wirtschaft zum Bergmüller gegangen. Diese meine Angaben kann sowohl Bergmüller, als auch die dortige Kellnerin “Tina“ bestätigen.<br><br>


Die [[Sachverhalte: Die 5 Tatortbilder|Ermordeten]] in Hinterkaifeck mit Ausnahme der [[Personen: Baumgartner Maria | Dienstmagd]] habe ich persönlich gekannt. Ich habe dort im Herbste 1919 bei der Kartoffelernte mitgeholfen. Die [[Der Hof Hinterkaifeck | häuslichen Verhältnisse]] waren mir in soweit bekannt, daß ich nur Bescheid wußte, über das Wohnzimmer, Küche und Stallung. Die übrigen Räumlichkeiten waren mir nicht näher bekannt. Es ist richtig, daß mir bekannt war, daß die Ermordeten vermögend waren und auch noch [[Sachverhalte: Vor der Tat vorhandenes Geld|Goldgeld]] hatten, was ich in der Wirtschaft und von anderen Personen erfahren habe.<br><br>
Die [[Sachverhalte: Die 5 Tatortbilder|Ermordeten]] in Hinterkaifeck mit Ausnahme der [[Personen: Baumgartner Maria | Dienstmagd]] habe ich persönlich gekannt. Ich habe dort im Herbste 1919 bei der Kartoffelernte mitgeholfen. Die [[Sonstiges: Der Hof Hinterkaifeck | häuslichen Verhältnisse]] waren mir in soweit bekannt, daß ich nur Bescheid wußte, über das Wohnzimmer, Küche und Stallung. Die übrigen Räumlichkeiten waren mir nicht näher bekannt. Es ist richtig, daß mir bekannt war, daß die Ermordeten vermögend waren und auch noch [[Sachverhalte: Vor der Tat vorhandenes Geld|Goldgeld]] hatten, was ich in der Wirtschaft und von anderen Personen erfahren habe.<br><br>


Vom Morde erfuhr ich aus der Zeitung. Vom Täter bzw. Mittäter oder Anstifter fehlt mir jeder Verdacht.<br>
Vom Morde erfuhr ich aus der Zeitung. Vom Täter bzw. Mittäter oder Anstifter fehlt mir jeder Verdacht.<br>
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Richtig ist es, daß ich mich für ein Mittel interessiert habe, durch dessen Anwendung man einen Hund lahmlegen könnte. <br>–Anl. 5- <br>Ich verkehrte wiederholt bei den Gütlern Reil und Riedl in Waidhofen und beide habe ich gefragt, ob sie das Mittel wüßten, wonach man einen Hund unwachsam machen könnte. Nicht zutreffend sei, daß ich mich bei dem Schäfer meines seinerzeitigen Dienstgebers Josef Greppmeier in Steinerskirchen nach einem solchen Mittel erkundigt hatte. Dagegen hat sich der Gemeindehirte von Epenhofen bei Schrobenhausen, glaublich mit Vorname “Martin“ mir gegenüber dahin geäußert, daß er jeden Hund lahmlegen könnte. Diesen hirten habe ich gebeten mir das Mittel zu verraten; er gab mir aber zu Antwort: “nicht für 1000 M“. Ich hatte bis heute ein derartiges Mittel noch nicht in Händen und ist mir auch ein solches nicht bekannt.<br><br>
Richtig ist es, daß ich mich für ein Mittel interessiert habe, durch dessen Anwendung man einen Hund lahmlegen könnte. <br>–Anl. 5- <br>Ich verkehrte wiederholt bei den Gütlern Reil und Riedl in Waidhofen und beide habe ich gefragt, ob sie das Mittel wüßten, wonach man einen Hund unwachsam machen könnte. Nicht zutreffend sei, daß ich mich bei dem Schäfer meines seinerzeitigen Dienstgebers Josef Greppmeier in Steinerskirchen nach einem solchen Mittel erkundigt hatte. Dagegen hat sich der Gemeindehirte von Epenhofen bei Schrobenhausen, glaublich mit Vorname “Martin“ mir gegenüber dahin geäußert, daß er jeden Hund lahmlegen könnte. Diesen hirten habe ich gebeten mir das Mittel zu verraten; er gab mir aber zu Antwort: “nicht für 1000 M“. Ich hatte bis heute ein derartiges Mittel noch nicht in Händen und ist mir auch ein solches nicht bekannt.<br><br>


Es ist mir nicht erklärlich, daß man gerade auf mich den Verdacht des Mordes bzw. der Anstiftung oder Beihilfe wirft, da es doch in Waidhofen noch genug Personen gibt, die den ganzen Winter nichts gearbeitet haben und fast täglich in der Wirtschaft zechten, ohne das sie vermögend sind oder Ökonomie treiben. So möchte ich nur auf die Person eines von Pfaffenhofen a.I. im Herbste v.J. nach Waidhofen übersiedelten led. Schuhmachers Josef Fleck oder ähnlich, der noch einen weitern Bruder dort hat, der Schneider ist, aufmerksam machen. Diese zwei verkehren außerdem viel mit dem Metzger Bichler Michael, der z. Zt., beim Unterbräu in Schrobenhausen beschäftigt und wohnhaft ist. Dieser hier erwähnte Schuster soll sich in Waidhofen einen Bauplatz um 4000 M gekauft, obwohl er in Wirklichkeit keine 1000 M Vermögen haben kann. Woher dieser das Geld zum bauen hat, ist mir unerklärlich. Dessen Bruder, der Schneider ist eine Person die ständig einen Revolver und einen Dolch bei sich trägt.<br><br>
Es ist mir nicht erklärlich, daß man gerade auf mich den Verdacht des Mordes bzw. der Anstiftung oder Beihilfe wirft, da es doch in Waidhofen noch genug Personen gibt, die den ganzen Winter nichts gearbeitet haben und fast täglich in der Wirtschaft zechten, ohne das sie vermögend sind oder Ökonomie treiben. So möchte ich nur auf die Person eines von [[Orte: Pfaffenhofen|Pfaffenhofen a.I.]] im Herbste v.J. nach Waidhofen übersiedelten led. Schuhmachers Josef Fleck oder ähnlich, der noch einen weitern Bruder dort hat, der Schneider ist, aufmerksam machen. Diese zwei verkehren außerdem viel mit dem Metzger Bichler Michael, der z. Zt., beim Unterbräu in Schrobenhausen beschäftigt und wohnhaft ist. Dieser hier erwähnte Schuster soll sich in Waidhofen einen Bauplatz um 4000 M gekauft, obwohl er in Wirklichkeit keine 1000 M Vermögen haben kann. Woher dieser das Geld zum bauen hat, ist mir unerklärlich. Dessen Bruder, der Schneider ist eine Person die ständig einen Revolver und einen Dolch bei sich trägt.<br><br>


[[Personen: Bichler Anton | Bichler]] ist nach meiner Anschauung ein Lump. Er hat seinem Vater Getreide gestohlen und dann verkauft. Diesen hier genannten traue ich diese Tat zu und bitte ich, das gegen diese die Erhebung eingeleitet werden möchte.<br><br>
[[Personen: Bichler Michael| Bichler]] ist nach meiner Anschauung ein Lump. Er hat seinem Vater Getreide gestohlen und dann verkauft. Diesen hier genannten traue ich diese Tat zu und bitte ich, das gegen diese die Erhebung eingeleitet werden möchte.<br><br>


Ich bestreite ganz entschieden, daß ich den Mord verübt, oder mich in irgend einer weise daran beteiligt hätte oder daß ich jemanden dazu angestiftet hätte. Es ist auch niemand an mich herangetreten, der sich über die Verhältnisse in Hinterkaifeck erkundigt hätte.<br><br>
Ich bestreite ganz entschieden, daß ich den Mord verübt, oder mich in irgend einer weise daran beteiligt hätte oder daß ich jemanden dazu angestiftet hätte. Es ist auch niemand an mich herangetreten, der sich über die Verhältnisse in Hinterkaifeck erkundigt hätte.<br><br>
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