Die Lage nach dem 1. Weltkrieg in Bayern

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Die Verkehrung der Welt nimmt ihren Anfang, als die Brutalität aus dem Morast der Schützengräben ins Bewusstsein der Menschen in München sickert. Kriegsversehrte, mit anhaltenden körperlichen (Amputierte) oder seelischen Schädigungen (Kriegszitterer, PTBS) zierten von nun an das Straßenbild, und vielerorts saßen sie da und bettelten, da sie aufgrund ihres Zustands erwerbsunfähig waren.


Vorgeschichte

Nach dem Sturz der Monarchie im Deutschen Reich durch die Novemberrevolution, endete auch am 7. November 1918 mit der Absetzung Ludwig III. die Monarchie in Bayern. Kurt Eisner, der „Anführer“ der Novemberrevolution von 1918 in München proklamierte daraufhin den Freistaat Bayern. Vom 8. November 1918 bis zu seiner Ermordung am 21. Februar 1919 war er der erste Ministerpräsident des Freistaats Bayern.

"Die Dynastie Wittelsbach ist abgesetzt!  Bayern ist fortan ein Freistaat!“ 
– Kurt Eisner: Ausrufung der Republik am 8. November 1918



In Eisners Amtszeit als Ministerpräsident blieben umstürzende Veränderungen aus, da die Regierung, nur als ein Provisorium bis zur angesetzten Landtagswahl (12. Januar/ 2. Februar 1919) betrachtet wurde und zudem verschiedene Vorstellungen über die genauen Strukturen des kommenden Staates zu Konflikten führten. Ein wesentlicher Streitpunkt dabei war die Auseinandersetzung um die Frage der Einführung einer parlamentarischen Demokratie oder einer Räterepublik. Eisner selbst vertrat eine Zwischenposition.
Auf dem Weg zur Eröffnung des neu gewählten Landtags am 21. Februar 1919 wurde Eisner ermordet. Sein Sekretär Fechenbach hatte aufgrund der feindseligen Stimmung gegen Eisner und verschiedener in den vorausgegangenen Tagen bekanntgewordener Morddrohungen Eisner dringend geraten, den Weg durch den rückwärtigen Eingang des Hotels Bayerischer Hof zu wählen, was dieser mit der Bemerkung ausschlug: „Man kann einem Mordanschlag auf die Dauer nicht ausweichen, und man kann mich ja nur einmal totschießen.“ Auf dem Weg durch die Promenadestraße (heute Kardinal-Faulhaber-Straße) wurde Eisner von dem Studenten und zu dieser Zeit beurlaubten Leutnant Anton Graf von Arco auf Valley aus unmittelbarer Nähe mit zwei Pistolenschüssen in Rücken und Kopf erschossen.
Graf von Arco, der aufgrund seiner jüdischen Herkunft aus der völkisch-antisemitischen Thule-Gesellschaft ausgeschlossen worden war und durch die Tat seine „nationale Gesinnung“ beweisen wollte, nannte später unter anderem einen „Geheimnisverrat Eisners an die Alliierten“ als Motiv für sein Attentat.



Die noch junge Weimarer Republik stand unmittelbar nach Kriegsende vor enormen Herausforderungen:

Inflation

Schon während des Kriegs wird die Versorgungslage immer desaströser, das Geld immer weniger wert. Mit dem Ende des Krieges 1918 hatte die Mark bereits offiziell mehr als die Hälfte ihres Geldwertes und ihres Wechselkurses verloren. Aufgrund der massiven Ausweitungen der Geldmenge durch den Staat in den Anfangsjahren der Weimarer Republik aufgrund der hohen Reparationszahlungen zog die Inflation ab 1919 gewaltig an, und ging schließlich 1923 in eine Hyperinflation über.


paramilitärische Verbände, Freikorps und Nationalsozialismus

Neben den eingangs erwähnten Kriegsversehrten, kamen auch Soldaten zurück, die nach vier Jahren Krieg mit zunehmender Verrohung zu kämpfen hatten, und auch bedingt durch die neue Situation in der Heimat nur schwer oder gar nicht in ihr altes Leben zurückfanden. Viele dieser Soldaten konnten sich ein Leben ohne Armee nicht vorstellen und sehnten sich das alte Lebensumfeld herbei. Die am 7. April 1919 ausgerufene Münchner Räterepublik, sollte in Bayern eine sozialistische Räterepublik etablieren. Die Münchner Räterepublik hatte sich von Anfang an paramilitärischer Angriffe der von Bamberg aus mobilisierten Freikorpsverbände zu erwehren, die wenig später von regulären, durch die Reichsregierung in Marsch gesetzten Armee-Einheiten verstärkt wurden. Bis zum 2. Mai 1919 unterlag die Räterepublik schließlich deren militärischer Übermacht. Rund 2000 vermeintliche oder tatsächliche Anhänger der Räterepublik wurden in den nachfolgenden Wochen mit Haftstrafen sanktioniert, von Standgerichten zum Tode verurteilt oder unmittelbar ermordet. Bayern entwickelte sich nach der blutigen Niederschlagung der Räterepublik zur konservativ-nationalistischen „Ordnungszelle“ im Deutschland der Weimarer Republik, in der die „Brutstätten“ des Nationalsozialismus entstanden.


weitere Informationen

  1. Detailseite zu Freikorps
  2. Netzwerke mit Bezug zu Hinterkaifeck und Adolf Gump