Zeitungsartikel: 1927-05-24 Linzer Volksblatt

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Detailinformationen

Datum

24. Mai 1927

Ort

Art des Dokumentes

Zeitungsbericht

Verfasser

unbekannt

Verfasst für

Linzer Volksblatt

Verfügbar

https://anno.onb.ac.at/

Inhalt

Auf der Suche nach einem sechsfachen Raubmörder

Eine Falschmeldung über die Verhaftung Josef Pertls

Passauer und Münchener Blätter sowie der "Landesdienst München der Telegraphen Union" berichten über die Verhaftung des sechsfachen Raubmörders Josef Pertl durch die Gendarmerie Kopfing. Die "Münchener Neuesten Nachrichten"brachten folgende Meldung aus Passau. Wie aus Esternberg (Oberösterreich) mitgeteilt wird, konnte der von den bayerischen Behörden seit Monaten steckbrieflich verfolgte sechsfache Raubmörder von Kaifeck, Josef Pertl, in einem Bauernhause in der Nähe des Ortes Kopfing verhaftet werden. Seit einigen Tagen prangten an den bayerischen Grenzzollämtern Plakate, die die Photographie und die Personalbeschreibung des Verfolgten enthielten, da man vermutete, daß Pertl die Grenze überschreiten würde. Er soll auch tatsächlich vor drei Tagen auf der Straße Pyrawang-Esternberg gesehen worden sein. Als er nun in einem Bauernhause bei Kopfing um Essen vorsprach, wurde Pertl von der Bäuerin erkannt. Der Bauer verständigte sofort die Gendarmerie, der es gelang, den verwegenen Burschen festzunehmen und ihm dem Gerichte zu überstellen. Pertl leistete bei seiner Verhaftung wenig Widerstand. Eine Nachricht, daß der Raubmörder Pertl im Donau-Inn-Winkel mehrmals gesehen wurde, brachte auch unser Blatt vor einiger Zeit aus Schärding, Die Nachricht von der Verhaftung beruht jedoch, wie wir telephonisch aus Kopfing erfahren, nicht auf Tatsachen. Wohl wurde ich der letzten Zeit, und zwar am 9. Mai, von zwei Männern ein Bursche gesehen, der wie Pertl an der linken Hand einen grauen Handschuh, Sportkappe und einen Überzieher trug. Die Indentität dieses Burschen mit dem Gesuchten ist jedoch keineswegs erwiesen. Im Zusammenhang mit diesem Vorfall sind in den letzten Wochen zu wiederholten Malen Gerüchte aufgetaucht, die wissen wollten, daß Pertl in Engelhartszell, St. Roman oder Kopfing verhaftet worden sei. Auf einem solchen Gerücht dürfte auch die Passauer Meldung beruhen. Sie erregte deshalb großes Aufsehen, weil der Raubmord, den Pertl im Jahre 1922 im Einödhofe Hinterkaifeck bei Wangen beging, noch in Erinnerung ist. Pertl hatte in diesem einsamen Hof in der Nacht zum 1. April 1922 die ganze Familie, sechs Personen ermordet, darunter zwei siebzigjährige Leute, ein achtjähriges und ein zweieinhalbjähriges Kind. Alle Leichen war der Schädel eingeschlagen, das zweijährige Kind lag erschlagen im Kinderwagen. Den Ermordeten sollen 100 000 Mark in bar, Gold und Silber und Wertbriefe entwendet worden sein.


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