Dokumente: 1927-03-10 Zeugenaussagen zu Josef Bärtl
Detailinformationen
Zeugenaussagen
Datum
10. März 1927
Ort
Art des Dokumentes
Verfasser
Verfasst für
Quelle
Bayerisches Armeemuseum
Inhalt
Friedberg, 10. III. 27 Moser Karl, verheirateter Schreiner, geboren 25. 9. 1883
in Karlsruhe, bayerische Ehefrau Maria Moser, geborene
Latter, Eltern Ernst Moser und Barbara geborene
Korb, Privatierseheleute, Wohnung Herrsching
a. /A. 54 1/2 Moser gibt an:
Ich verbüße zur Zeit eine Gefängnisstrafe
von 5 Monaten wegen Betrugs. Strafende
29. April 27. Ich bin in Zelle 7, Block 4 inhaftiert,
meine Mitinsassen im Block sind Strobel Josef,
Gröner Johann und Helmer Josef. Ferner
xxx ein Gustav Gelle, ein Josef Kürtner und Kaestl Michael aus Günzburg.
Kaestl hat zu mir gesagt, daß Helmer von dem
Mord in Hinterkaifeck etwas wisse. Durch diesen
hier habe ich mit Helmer ein Gespräch ange-
fangen und auch von dem Mord in Hinter-
kaifeck erwähnt. Helmer erzählte, daß er den
Mörder von H. persönlich kenne und er mit diesem
beisammen gewesen sei. Der Mörder sei ein
Bertl Ehrenfaust, dessen Komplize Koller und
eine Frauensperson. Eines Tages sei er in
der Gegend von Mallersdorf mit seiner Ge-
liebten auf der Landstraße gegangen. In
einem Walde habe er einen Feuerschein
beobachtet und seien sie auf diesen zugegangen.
Bei diesem Feuer angekommen sah er neben diesem
einen Mann liegen. Ein weiterer habe sich
im Walde mit Holzsammeln zu schaffen
gemacht. Denjenigen Mann, der beim Feuer
lag, habe er gefragt wo er herkomme Bischof Josef, verheirateter Hilfsarbeiter, geboren 2. 3. 99 zu Lechhausen, Ehefrau, katholisch geb. wohnhaft Friedberg, Eckherstraße 1. Er gibt an: Ich bin wegen Diebstahl in Untersuchungs- haft seit 10. 1. 27. In meiner Zelle Nummero 8 befindet sich Josef Helmer, Moser Karl und Joh. Gröner. Helmer hat verschiedenemale über sein Wanderleben, das er mit seiner Ge- liebten führt, gesprochen. Eines Tages er- zählte er uns, daß er den Mörder von Hinter- kaifeck kenne und dieser Bertl Eisenfaust genannt: Eiserner Heini heißt. Zuerst sei er mit jenem Mörder in einem Walde zusammengetroffen. Dieser am Feuer machte einen ungemachten Eindruck auf ihn. Sein Komplize Koller hatte mit Holz suchen im Walde zu- schaffen gemacht. (Vom Lagerplatz von Eisenfaust) sei er in den Wald gegangen. Koller hatte sich aber zurückgezogen. Dann habe Eisenfaust wie er ursprünglich geheißen habe von seinem Mädel verlangt, daß sie mit ihm gehen solle. Als er sich von Eisenfaust getrennt habe, habe er bemerkt wie ihm Koller nach- geschlichen und einen Revolver auf ihn an- gelegt habe. Helmer hat ferner erzählt, daß Ehrenfaust und sein Komplize sowie sein Weib 13 Morde auf dem Gewissen haben. Er will die Gendarmerie in Mallersdorf von der Anwesenheit des E. verständigt und mit seiner Hilfe nach diesen gesucht haben. Eisenfaust habe große Hilfe von den Bauern in der Gegend von Mallersdorf. Nach seiner Erzählung wisse er genauen Bescheid über die Toten des Eisenfaust. Helmer Josef, ledig, Hilfsarbeiter, 12. 12. 97 Bernbeuren Bezirks Amt Schongau, b. St. Eltern Dyonis + und Kreszenz Helmer geb. Klotz oder Guggenmoos, Kempten, Bothman- straße Nr. 131 bei Kiegle. ich war zuletzt im November 26 im Kohlenkontor in Kempten als Hilfsarbeiter beschäftigt. Ich habe mich dann mit meinem Mädel, Maria Pfaffelhuber auf Wanderschaft begeben. Von Kempten gingen wir nach Aichach, Schrobenhausen, Rottenburg, Mallersdorf. Im Januar 27 traf ich mit meinem Mädel zwischen Minkhofen und Dingolfing in einem Walde mit einem unbekannten Mann zusam- men. Dieser hatte ein Feuer angemacht und lag neben diesem. Ich grüßte den Mann. Dieser gab mir aber keine Ant- wort und stellte sich als Ausländer. Ich bot ihm Tabak zum Rauchen an jener er aber ablehnte. Bei diesem war noch ein zweiter Mann, der sich im Walde aufhielt und ich ihn nicht sehen konnte. Wir hielten uns etwa 2 Stunden bei dem Manne auf, konnte jedoch von ihm über seine Heimat usw. nichts erfahren. Auf meiner Wanderschaft habe ich durch an- dere Wanderburschen und umherziehenden Händlern erfahren, daß der gesuchte Bertl Eisenfaust, genannt: Eiserner Heini den Mord in Hinterkaifeck verübt habe. Den bereits erwähnten Mann sah ich für Eisenfaust an. Zwei Tage nach diesem Zusammentreffen mit diesen wurden wir durch die Gendarmerie Mallersdorf kontrolliert. Bei dieser Gelegenheit habe ich den Gendarmen erzählt, daß ich vor einigen Tagen glaublich den Eisenfaust im Walde getroffen habe. Gendarmerie Wachtmeister Hasbeck von Mallersdorf hat uns ein Lichtbild des Eisenfaust gezeigt. In dem Lichtbilde erkannte ich Eisenfaust als denjenigen den ich im Walde ge- troffen habe. Sein Komplize soll Koller oder Kellner heißen. In Beglei- tung xxx sich ein Feuer xxx die Gendarmerie Station Mallers- Dorf xxx an die Stelle wo xxx zusammengetroffen xxx habe ich Eisen- faust xxx nicht mehr gesehen. Pfaffelhuber Maria, ledige Dienstmagd, geboren 21. 12. 96 Kempten b. xxx , Eltern Josef und Wilhelmine Pfaffelhuber geborene Geist, Schneidermeisterin in Kempten Hochfeld D37. Sie gibt an: Anfang Januar 27 begab ich mich mit Helmer mit dem ich seit 4 Jahren ein Verhältnis hege auf Wanderschaft. In der Nähe von Dingolfing trafen wir auf einen Wanderburschen in einem Walde zusammen. Während unseres Beisammenseins sprach der Fremde wenig. Nachdem sich Helmer von mir etwas entfernte, um auch den Komplizen des Fremden zu sehen, versuchte mich der Fremde in gebrochenem Deutsch von meinem Geliebten abspenstig zu machen Als ich mich hiezu nicht einverstanden erklärte, sprach er nicht mehr viel. Einige Tage darauf nächtigten wir in Grafentraubach. Dort wurden wir durch Gendarmen kontrolliert. Nachdem wir durch die Bauern und Korbflechter der dortigen Gegend erfahren hatten, daß sich in der Nähe ein gewisser Eiserner Heini, mit Namen Bertl Eisenfaust, von ihm wurde er- zählt, daß er schon viel verbrochen habe, darunter auch den Mord von Hinterkaifeck dies erzählten wir den Gendarmerie Beamten. Die alsdann mit Helmer eine Streife nach den fremden unternahmen, ihrer aber nicht habhaft werden konnten. Die Gendarm. Beamten haben uns auch eine Photographie in einem Kataster Blatt gezeigt die die fragliche Person darstellte. Helmer und ich wanderten alsdann weiter und wurden in Eurasburg festgenommen und in das Amts Gerichts Gefängnis Friedberg eingeliefert, wo wir wegen Landstreichens 6 Wochen Gefängnis verbüßten. |