Der sechsfache Raubmord
In der schaurigen Bluttat meldet unser Mitarbeiter auf Grund eingehender Informationen am Tatort folgende Einzelheiten:
Der Einödhof und seine Bewohner
Hinterkaifeck liegt südlich von Gröbern, Wangen, eine halbe Stunde westlich von Hohenwart an der Paar. Die Einöde ist die Gröbern zunächst gelegene und erhebt sich 800 Meter südlich der kleinen Ortschaft. Das Anwesen ist auf drei Seiten von Wald umgeben und nur nach Norden gegen Gröbern offen. Zum Hof gehören etwa 50 Tagwerk Grund und Wald. Der Viehbestand zählte 2 Fahrochsen und 8 Stück Rindvieh. Der "hintere Kaifeck" war ein älteres Anwesen, Wohnhaus, Stall und Stadel, an den sich eine Remise lehnt, ineinander gebaut. Die Grubers bzw. die Gabriel galten als vermögliche Leute, die sich während des Krieges und seit der Revolution ein hübsches Sümmchen beiseite gelegt hatten. Man erzählte sich auch, daß die Gruberischen, die als Sonderlinge bekannt waren, einen ansehnlichen Bestand an Gold- und Silbergeld zu Hause liegen hätten. Zweifellos traf das Letztere zu, wie auch die 1880 Mark in Gold- und die 1700 RM in Silberstücken, die von der Gerichtskommission bei der Haussuchung zu Tage gefördert wurden, beweisen. Die Leute hatten das Bauen vor, wie aus Äußerungen gegenüber einem Bauunternehmer deutlich hervorging und wie das im Hofraum liegende Bauholz besagte. Die Frau Gabriel hatte auch den genannten Bauunternehmer geäußert, daß sie "in bar bezahlen werde".
Wie die Tat entdeckt wurde
Auf die Tat wurde man dadurch gelenkt, dass der Ortsführer von Gröbern und noch zwei Leuten beim "hinteren Kaifeck" Nachschau hielten, da sich die Gruberischen seit Donnerstag hatten nicht mehr sehen und vernehmen lassen. Am Samstag war die kleine Viktoria (Anm. Cäcilia) von der Schule weggeblieben, am Sonntag waren die Leute nicht zur Kirche gekommen und seit Samstag hatte man keinen Kaminrauch mehr gesehen. Der Postbote, der am Samstag noch seinen Zustellgang machte, fand die Türe verschlossen, dachte aber an nichts besonderes und steckte die Post an das Fenster, wie er es schon des öfteren tat. Am Samstag Nachmittag war noch ein Mann aus Schrobenhausen am Haus vorbeigegangen, ohne an etwas zu denken; es konnte ihm auch nach außen nichts auffallen. Als der Ortsführer von Gröbern mit seinen Begleitern die von der Ostseite (Wald) her ins Haus führende Türe verschlossen fand, öffnete er gewaltsam , ging durch den Hausgang in die Küche, durch diese zur angrenzenden Magdkammer, wo man die 43jährige Maria Baumgartner, die am 31. März von ihrer Schwester aus Kühbach bei Aichach als neue Magd eingeführt worden war mit dem Gesicht auf dem Boden und mit einer Kopfwunde tot vorfand. Die drei Männer gingen weiter nach dem Stall, den sie in Ordnung fanden, dann durch die weitere Tür nach dem Stadel, in dem zwei Meter einwärts neben der Futtermaschine die vier Leichen - der beiden Gruber, der Frau Gabriel und der 8jährigen Viktoria - mit Heu überdeckt lagen. Als die Männer das Heu wegnahmen, fanden sie drei Leichen nebeneinander, jene der alten Frau über die drei anderen gelegt vor. Der alte Gruber war nur mit einer Unterhose bekleidet, die Frauen mit Unterrock und Strümpfen, die kleine Viktoria war barfuß. Von den Vier Leichen wies die der Frau Gruber die größte Entstellung auf. Ihr war die ganze linke Gesichtshälfte zerschlagen. Der kleinen Viktoria war die rechte Kinnlade von unten her eingeschlagen. Die in anderen Berichten erwähnte Kreuzhacke, die in einem Futterbarren des Kuhstalles lag, dürfte nach Ansicht der Sachverständigen zur Tat nicht benützt worden sein, da die Wunden der Ermordeten von einem breiten, vorne etwas zugeschärften Instrument herrühren dürften. Das 2 1/2 Jahre alte Söhnchen Joseph lag im Parterrezimmer rechts des Hauseinganges in seinem Wägelchen mit eingeschlagener rechter Schläfe. Die Tat muss vermutlich zwischen abends 8 und 9 Uhr geschehen sein, zumal die Magd vollbekleidet vor dem Bette lag.
Die Suche nach den Tätern
Als erstes erschien die sofort verständigte Gendarmerie Hohenwart am Tatort, später traf auch jene von Schrobenhausen ein und am Mittwoch morgens um 1Uhr kamen die Herren von München mit zwei Polizeihunden. Die auf die Spur angesetzten Tiere konnten aber nichts ausrichten, da seit Samstag reichlich Regen und Schnee gefallen war und die Mörder sehr vorsichtig zu Werke gegangen waren, so daß sie keinerlei Spuren und verdächtige Anzeichen hinterließen. Entgegen anderen Mitteilungen wurde lediglich ein Schrank durchwühlt vorgefunden, die Schandbuben scheinen darin die gesuchte Beute gefunden und dann nach Vornahme der nötigen Vertuschungsmaßnahmen und Absperrung sämtlicher Türen von innen durch die am Stall befindliche Schnapptüre das Ferne gesucht zu haben.
Die Beute
Wie erwähnt fand die Gerichtskommision an Bargeld 1880 Mark in Gold und 1700 Mark in Silberstücken vor, als nach dem heutigen Papiergeldstande eine sehr respektable Summe. Das den Tätern eine ansehnliche Bargeldsumme in die Hände gefallen sein muß, kann daraus geschlossen werden, daß sie sich nicht bemühten das versteckte Hartgeld hervorzusuchen. Im übrigen sollen die Grubers bzw. Frau Gabriel bei einer Augsburger Bank ein Depot gehabt haben.
Wann ist das Verbrechen geschehen?
Daß die schauerliche Untat in der Nacht von Freitag auf Samstag erfolgt sein muß, geht aus den oben angeführten Indizien deutlich hervor. Im übrigen waren die Leichen gut erhalten. Unter den Momenten, die zur Entdeckung der Verbrechen geführt haben sollen, wird auch die Tatsache genannt, daß man auf das Brüllen des Viehes aufmerksam geworden sei. Schließlich behauptete ein Mann der am Donnertag , den 30. März, beim "hinteren Kaifeck" vorbeiging, daß der alte Gruber die Gegend um das Haus abgesucht und auf Befragen erklärt habe, er suche eine Spur , da in der vergangenen Nacht zwei Burschen bei ihm einzubrechen versucht hatten. Die sechs Leichen blieben bis Donnerstag Mittag im Anwesen liegen und wurden dann vom Neuburger Landgerichtsarzt seziert. Die Beisetzung der Leichen wird in Waidhofen bei Hohenwart erfolgen.
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