Dokumente: 1935-02-01 Verfahrenseinstellung Pfleger
Verfahrenseinstellung zugunsten Josef Pflegers
Detailinformationen
Datum
01.02.1935
Ort
Art des Dokumentes
Schreiben, Umlaufverfahren
Verfasser
mehrere
Verfasst für
Staatsanwaltschaft beim Landgerichts Augsburg
Quelle
Staatsarchiv München, PolDir 8091b
Inhalt
Nr.26. Hohenwart, den 1. Februar 1935
Gend. Station Hohenwart, B.A. Schrobenhausen An die
Im Nachgange zu dieser am 26.1.35 an das Amtsgericht Schrobenhausen, erstatteten Anzeige, gleichen Nr. und Betreffs, berichte ich, daß Dr. Aub in Hohenwart, die Zeugin Maria Pfleger im Jahre 1934 wegen Geistesgestörtheit behandelt hat. Dr. Aub erklärte, die Pfleger sei eine hysterische Person. Er sei jederzeit bereit, wenn er vom Berufsgeheimnis entbunden werde, vor Gericht ein Sachverständigengutachten abzugeben. Dr. Aub stellt sich auf den Standpunkt, daß die Pfleger event. auch andere Personen irgend einer strafbaren Handlung bezüchtigen könne.
Dr. Aub erklärte auch, daß die Pfleger jun. Heute noch denselben Blick habe, wie damals, als sie bei ihm in ärztlicher Behandlung gestanden sei. Es dürfte sonach nicht ausgeschlossen sein, daß die Pfleger und ihre Tochter die Sache abgemacht haben. Leute welche den Pfleger kennen, sind allgemein der Anschauung, daß Pfleger als Täter nicht in Frage kommt.
Die Pfleger gab dann an, es liege da ein Irrtum vor, wenn sie das angegeben habe. Vom Mord in Kaifeck wurde gesprochen, als sie von der Klinik aus München gekommen sei. Wenn sie zuvor anders angegeben habe, dann dürfte sie mich falsch verstanden haben.
Dst. 315 I. Das Hauptbuch der Chirurg. Klinik in München enthält unter Nr. 1347/22 den Vermerk, daß die Hüterehefrau Maria Pfleger am 18.4.1922 in der Klinik, Saal 105, aufgenommen und am 8.7.22 wieder entlassen wurde.
Am 8. Februar 1935
Der mutmaßliche Mörder von Hinterkaifeck Josef Pfleger von Deimhausen wurde von der Gendarmeriestation Hohenwart fest-genommen. Ein Bild von Pfleger ist bei der Polizeidirektion Augsburg nicht vorhanden.
Gr. 1 Nr. 148 Mit dem Ersuchen um Erledigung. Augsburg, am 8. Februar 1935
Empf.: 10.2.35 Nr. 205
Der Dorfhirte Pfleger in Deimhausen, B.A. Schrobenhausen, besitzt angeblich kein Lichtbild. Pfleger ist 1,55 m groß, untersetzt, faltenreiches Gesicht, runden Kopf, hat graumelierte Haare – struppig – geschnittenen Schnurrbart, hat einen Verbrechertyp. Vor einigen Tagen hat Pfleger wieder, als er ein hiesiges Gasthaus betreten hat, gesagt: „Jetzt ist der Kaifecker Mörder da.“ Hohenwart, den 14.2.35
gez. Eichmeier, H.W.
G 105 1. Vormerkung: Die Bekundungen der Maria Pfleger sind mit großer Vorsicht aufzunehmen, gleichwohl bleibt ein gewisser Verdacht, daß der Beschuldigte bei dem Mord in Hinterkaifeck irgend eine Rolle spielte, bestehen. Was in dieser Beziehung jedoch bisher festgestellt werden konnte, reicht für sich allein zur Erhebung der Anklage nicht aus. Die Erhebungen lassen sich jedoch z.Zt. mangels weiterer Anhaltspunkte nicht mehr fortführen. Da das Ergebnis der bisherigen Ermittlungen auf Stellung eines Antrages auf Voruntersuchung nicht ausreicht, erscheint es zweckmäßig, das Verfahren zunächst vorläufig einzustellen.
3. W.V. 1.7.35
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