Der sechsfache Mord im Einödhof
Die Tat eines Geisteskranken?
Die Staatsanwaltschaft Neuburg a.D. fahndet nach dem 1897 in Geisenfeld, B.A. Pfaffenhofen, geborenen Bäcker Josef Bärtl, der als Mörder der Bewohner des Einödhofs Hinterkaifeck bei Wangen oder als Mittäter in Betracht kommen soll. Bärtl, der seinereit aus der Heil- und Pflegeanstalt Günzburg entsprungen ist, ist untersetzt, hat rotes Gesicht, dunkelblondes Haar, kurz geschnittenen Schnurrbart, spricht oberbayerische Mundart und trug zeitweise Militäranzug und schwarze Gamaschen. Für die Ergreifung des Mörders ist, wie gemeldet, eine Belohnung von 100 000 M zugesichert.
Wie uns dazu noch mitgeteilt wird, ist der Verdacht vor allem dadurch auf Bärtl gefallen, daß man sich sagt, ein derart scheußliches Verbrechen können nur ein Geisteskranker verüben. Bärtl ist als gewalttätiger Mensch bekannt. Er ist früher mit Genossen bei Bayern herumgezogen und hat den Leuten Papergeld zum Abstempeln herausgeschwindelt. Wenn er festgenommen wurde, verweigerte er die Nachrungsaufnahme und verfiel der Haftpsychose, so daß zweimal seine Einlieferung in die Heil- und Pflegeanstalt notwendig wurde. Die Flucht aus der Anstalt erfolgte bereits vor längerer Zeit. Die Nachforschungen nach seinem Aufenthalt waren bisher erfolglos.
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