8.546
Bearbeitungen
Jaska (Diskussion | Beiträge) KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
Jaska (Diskussion | Beiträge) K (→Inhalt) |
||
Zeile 28: | Zeile 28: | ||
"Ich war der erste damals, der die furchtbare Untat entdeckte. Die Hinterkaifecker waren tagelang nicht mehr zu sehen. Meine Kinder hätten bei den Grubers eine Bestellung machen sollen. Sie sind öfters drüben gewesen, auch abends, konnten aber niemanden antreffen. Das erschien mir höchst verdächtig und zwar um so mehr, als ich wußte, daß schon kurze Zeit vorher Einbrecher in Hinterkaifeck am Werk waren.<br><br> | "Ich war der erste damals, der die furchtbare Untat entdeckte. Die Hinterkaifecker waren tagelang nicht mehr zu sehen. Meine Kinder hätten bei den Grubers eine Bestellung machen sollen. Sie sind öfters drüben gewesen, auch abends, konnten aber niemanden antreffen. Das erschien mir höchst verdächtig und zwar um so mehr, als ich wußte, daß schon kurze Zeit vorher Einbrecher in Hinterkaifeck am Werk waren.<br><br> | ||
Mit zwei Nachbarn bin ich dann hinter zum Gruber, um zu erfahren, was eigentlich los ist. Sie müssen nämlich wissen: Der Gruber war der Alte, der mit seiner fast um zehn Jahre älteren Frau bei seiner Tochter wohnte. Die Tochter schreibt sich Gabriel. Sie war verheiratet. Ihr Mann ist aber gleich zu Beginn des Krieges gefallen. Seitdem hat sie als Witwe geschaltet. Sie ist nicht ganz 35 Jahre alt geworden. Das Zusammenleben der Hinterkaifecker war nicht gerade harmonisch. Der Alte, der Vater der jungen Frau, war ein Wüßtling. Schon als 16jähriges Mädchen ist sie mit ihrem Vater vor Gericht gestanden wegen Blutschande, dem deswegen vom Schöffengericht Neuburg ein Jahr Gefängnis zudiktiert wurde. Es gab viel Streit im Haus, aber das Geld zusammenhalten, das haben sie alle verstanden. Das wußten jedenfalls auch die Täter."<br><br> | Mit zwei Nachbarn bin ich dann hinter zum Gruber, um zu erfahren, was eigentlich los ist. Sie müssen nämlich wissen: Der Gruber war der Alte, der mit seiner fast um zehn Jahre älteren Frau bei seiner Tochter wohnte. Die Tochter schreibt sich Gabriel. Sie war verheiratet. Ihr Mann ist aber gleich zu Beginn des Krieges gefallen. Seitdem hat sie als Witwe geschaltet. Sie ist nicht ganz 35 Jahre alt geworden. Das Zusammenleben der Hinterkaifecker war nicht gerade harmonisch. Der Alte, der Vater der jungen Frau, war ein Wüßtling. Schon als 16jähriges Mädchen ist sie mit ihrem Vater vor Gericht gestanden wegen Blutschande, dem deswegen vom Schöffengericht Neuburg ein Jahr Gefängnis zudiktiert wurde. Es gab viel Streit im Haus, aber das Geld zusammenhalten, das haben sie alle verstanden. Das wußten jedenfalls auch die Täter."<br><br> | ||
"Der sechsfache Mord von Hinterkaifeck hat ein Vorspiel," erzählt unser Begleiter weiter. "Einige Tage vor der schaurigen Tat schreibt mir der alte Gruber zu - ich war auf meinem Acker, gegenüber dem Anwesen, beschäftigt -: "Nachbar," sagt er, "heut' nacht haben uns die Einbrecher heimgesucht!" Ich wollte es nicht glauben, habe mich aber selbst überzeugt davon. Die Nacht über hatte es nämlich geschneit, und im Neuschnee konnte man die Fußspuren erkennen. | "Der sechsfache Mord von Hinterkaifeck hat ein Vorspiel," erzählt unser Begleiter weiter. "Einige Tage vor der schaurigen Tat schreibt mir der alte Gruber zu - ich war auf meinem Acker, gegenüber dem Anwesen, beschäftigt -: "Nachbar," sagt er, "heut' nacht haben uns die Einbrecher heimgesucht!" Ich wollte es nicht glauben, habe mich aber selbst überzeugt davon. Die Nacht über hatte es nämlich geschneit, und im Neuschnee konnte man die Fußspuren erkennen. Es müssen zwei fremde Mannspersonen in der Nacht im Hof gewesen sein.<br><br> | ||
Das war also einige Tage vorher. Wann die Mordtat verübt wurde steht nicht genau fest. Entdeckt wurde sie erst am Dienstag von uns. Sie hat sich aber schon einige Tage vorher ereignet. Das ältere Kind kam an Freitag schon nicht mehr zur Schule. Deswegen nimmt man an, daß die Massenschlächterei in der Nacht von Donnerstag auf Freitag stattgefunden hat. Diese Annahme wird wohl die richtige sein, dass das Vieh im Stall war schon so schwach vom langen Hungern, daß es kaum mehr schreien konnte."<br><br> | Das war also einige Tage vorher. Wann die Mordtat verübt wurde steht nicht genau fest. Entdeckt wurde sie erst am Dienstag von uns. Sie hat sich aber schon einige Tage vorher ereignet. Das ältere Kind kam an Freitag schon nicht mehr zur Schule. Deswegen nimmt man an, daß die Massenschlächterei in der Nacht von Donnerstag auf Freitag stattgefunden hat. Diese Annahme wird wohl die richtige sein, dass das Vieh im Stall war schon so schwach vom langen Hungern, daß es kaum mehr schreien konnte."<br><br> | ||
"Und niemand hat das Vieh schreien hören die Tage her?"<br><br> | "Und niemand hat das Vieh schreien hören die Tage her?"<br><br> |