Die Brüder Anton und Adolf Gump waren Verdächtige im Mordfall Hinterkaifeck.

Adolf Gump

Von 1922 bis 1952 war zunächst nur Adolf Gump verdächtigt worden. Während des Nazi-Regimes ruhten die Ermittlungen im Mordfall Hinterkaifeck und Adolf Gump verstarb im Jahre 1944. Als man die Ermittlungen im Mordfall 1951 wieder aufgenommen hatte und im Zuge dessen auch auf die Gebrüder Gump aufmerksam wurde, war Adolf Gump nicht mehr am Leben.

Hintergründe

Der Journalist und Buchautor Peter Leuschner hat ihn seinem Buch "Der Mordfall Hinterkaifeck", 97ziger Auflage, geschildert, wie es zu den Verdächtigungen kam:
Ca. zwei Wochen nach den Morden schrieb der ermittelnde Kriminaloberkommissar Georg Reingruber Adolf Gump zur Fahndung aus.
Reingrubers Kollegen aus dem 22. Bezirk in München hatten, im Zusammenhang mit dem Mordfall Gareis, nach vier Selbstschutzleuten gesucht. Bei der Schlacht um den Anaberg (St. Annaberg) 1921 sollen die vier Personen in Schlesien neun Bauern ermordet haben. Unter dem Aktenzeichen 4.J.1925/21 wurde vom Landgericht Oppeln ein Strafverfahren eingeleitet und sie wurden per Haftbefehl gesucht.
Zusammen mit drei anderen Männern, Wilhelm Dreßel aus Augsburg, Wilhelm Musweiler alias Weiland aus Homburg und ein früherer Kriminalinspektor N. Friedrich alias Fischer aus Bernburg in Sachsen Anhalt bildeten sie ein “Rollkommando für Spezialaufgaben” innerhalb des Freikorps Bund Oberland, das verschiedene Fememorde in Bayern ausgeführt haben soll. So soll der Mord an dem USPD Politiker Gareis auf das Konto des Rollkommandos gehen.

Dieser Werdegang veranlasste Georg Reingruber, Adolf Gump im April 1922 zur Fahndung auszuschreiben, was jedoch ohne Erfolg blieb.

Der Pfarrer Anton Hauber erzählt elf Jugendlichen in einer Gruppenstunde vom Mordfall Hinterkaifeck. Er würde die Mörder kennen, aber aufgrund des Beichtgeheimnisses schweigen. Er schilderte den Fall wie folgt: Am 20.10.1941 verstarb eine Frau, die er wenige Tage vor ihrem Tod besuchte hatte. Sie erzählte ihm, dass zwei ihre Brüder die Mörder von Hinterkaifeck seien. Er möge nach ihrem Tod die Polizei hierüber in Kenntnis setzten. Hauber notierte sich die Namen auf einem Zettel.
In einem Gespräch zwischen Pfarrer Hauber und dem Stadtpfarrer August Ritzl erfuhr Hauber, dass die Verstorbene ihren Verdacht auch ihm mitgeteilt hatte. Keiner der Geistlichen ging zur Polizei, sie beriefen sich auf das Beichtgeheimnis.

Rudolf Storz war, nach den Angaben Leuschners, einer der Gruppenstundeteilnehmer und muss dann zu einem späteren Zeitpunkt einen Leserbrief in einer Zeitung veröffentlicht haben, der von den Anschuldigungen einer Frau auf dem Sterbebett handelte. Sie soll gesagt haben, dass ihre Brüder die Mörder von Hinterkaifeck seien. Die Polizeichefdienststelle Schwaben horchten auf und meldeten dies dem zuständigen Staatsanwalt Dr. Popp, der wiederum Storz vorladen liess. Laut Leuschner wurde Storz am 11.01.1952 vom Amtsgerichtsrat Dr. Besold befragt, er konnte nur von der Geschichte berichten, Namen kenne er keine. Dies deckt sich mit dem Bericht von Staatsanwalt Popp.
Leuschner berichtet weiter, dass die Chefdienststelle Schwaben den Pfarrer Hauber zu einem Gespräch eingeladen hatte. Am 24.03.1952 meldet sich Hauber bei der Chefdienststelle Schwaben und erläutert den beiden Beamten Josef Prähofer und dessen Kollege Nussbaum die o.g. erneut, nennt aber keine Namen. Er hätte die Namen auf einen Zettel geschrieben und diesen verloren. Nachdem er "Eckdaten" zu der verstorbenen Frau genannt hatte, baten ihn die Beamten, nochmal nach dem Zettel zu suchen. Ev. hat er ihn gar nicht verloren, sondern nur verlegt.
Durch konkrete Angaben zu der Sterbenden, suchte die Polizei eine weibliche Person, zu der die Beschreibungen passten und wurden fündig. Es scheint sich um eine Frau Kreszenz Maier, geb. Gump zu handeln. Mit dem Namen in Gepäck suchen sie die Beamten Priester August Ritzl auf, der im Krankenhaus lag und sehr schwach war. Sie hatten die Hoffnung, dass Ritzl etwas von Hauber erfahren haben könnte. Ritzl erzählt, dass er die Geschichte von Erzählungen Haubers her kenne und sie auch von der Verstorbenen persönlich erfahren habe. Die Beamten nennen den Namen Gump und Ritzl nickte.
Popp wollte sich doppelt absichern und so schrieb Prähofer am 02.04.1952 einen Brief an Hauber und fragte, ob er den Zettel mit den Namen gefunden hätte. Hauber antwortet ca. zwei Wochen später brieflich und meldet, dass er den Zettel wieder gefunden hätte. Bericht und Fotos von ihm waren in einer Zeitung erschienen und nun hätte er keine Ruhe mehr. Prähofer fuht nach Weißenhorn zu Pfarrer Hauber und dieser legt dem Beamten einen Zettel vor, auf dem "Anton und Adolf Gump" stand.
Staatsanwalt Popp stufte Adolf und Anton Gump als dringend tatverdächtig ein. So ist es dem Bericht des Staatsanwaltes zu entnehmen.

Anton Gump

Anton Gump, der Bruder des Adolf Gump, wurde erst seit 1952 verdächtigt. Popp war der Meinung, dass er ein Mittäter war.

Hintergründe

Adolf Gump starb am 29.02.1944 in einem Lazartett bei Würzburg. Nur Anton Gump war 1952 noch am Leben. Unter einem Vorwand nahm man Anton Gump mit ins Polizeipräsidium um ihn dort zu verhören. Er gab an, dass er nichts wisse. Er bestritt je in Schrobenhausen gewesen zu sein oder zu wissen wo Waidhofen liegt. Dr. Popp bekam vom Haftrichter einen Haftbefehl und nahm Anton Gump in Untersuchungshaft. In seiner Wohnung fand eine gerichtlich genehmigte Durchsuchung statt, die Popp in dem erwähnten Bericht benantragt hatte. Zwei Tage später bat Anton Gump um ein Gespräch mit den Kriminalbeamten und dem Staatsanwalt. Er berichtete, dass er im Herbst 1922 bei seinem Bruder gewesen sei und er hätte mit ihm und seiner Freundin auf einem Hof übernachtet, auf dem die Beiden gearbeitet hatten. Am nächsten Tag wäre er wieder nach Hause gefahren. Während des Besuchs hatte ihm sein Bruder von Hinterkaifeck erzählt, weil es nicht weit entfernt von dem Hof lag, auf dem die Geschwister übernachtet hatten. Er habe mit dem Finger in die Himmelsrichtung gezeigt, in der Hinterkaifeck lag. Wie der Ort hiess wusste Anton Gump nicht mehr. Man hielt Gump in dem Verhör weiter vor, er habe in den letzten beiden Tagen in U-Haft seinem Zellengenossen gesagt: "Und alles nur wegen dem Kind"... Anton reagierte entrüstet und entschied sich nun zu schweigen. Da Popp keine Handbabe gegen Gump hatte, musste er ihn aus der Untersuchungshaft entassen.
Im Zuge der Ermittlungen hat man die Geschwister von Adolf und Anton Gump, Anna Heimer, geb. Gump und Florentine Liebl, geb. Gump, befragt. Die Aussage der Anna Heimer enthielt keine Gründe, die den Tatverdacht hätten erhärten können. Auch die Aussage der Schwester Florentine brachte die Polizei nicht weiter.

Doch die Ehefrau von Anton, Franziska Gump, berichtete von einem Vorfall, über den sie von Florentine Liebl und ihrem Mann in Kenntnis gesetzt worden sei. Sie schilderte, dass die gemeinsame Schwester Kreszentia Maier in einem Streitgespräch gesagt hätte, Anton und Adolf Gump seien die Mörder von Hinterkaifeck. Florentine Liebl zitierte danach ihren Bruder zu ihrer Wohnung nach Augsburg und erläuterte ihm, was die gemeinsame Schwester gesagt hätte. Anton Gump berichtet seiner Frau von dem Gespräch mit Florentine. Franziska Gump fand die Beschuldigung ungeheuerlich und bat ihren Mann, sofort zur Polizei zu gehen und eine Anzeige wegen Verleumdung gegen Kreszentia Maier zu machen. Auch sein Bruder Adolf musste darüber informiert werden. Anton Gump schwieg, er ging nicht zur Polizei und seinen Bruder verständigte er ebenfalls nicht. Kreszentia Maier verstarb 1941 und auch Adolf Gump erlag 1944 seine Verletzungen, die angeblich von einem Fahrradunfall stammten. Er habe das Thema nie mehr erwähnt.

Der Arbeitgeber von Anton Gump, die deutschen Werke Ingolstadt, besaßen keine Unterlagen mehr, die Auskünfte zu der Anwesen- oder Abwesenheit des Personals am 31.03. und 01.04.1922 dokumentierten. Man konnte Anton Gump damit nicht nachweisen, dass er nicht auf der Arbeit war. Einen Anwesenheitsbeweis hätten ihn aber auch entlasten können.
Recherchen einer Userin haben ergeben, dass zu der Zeit in Bayern großflächige Arbeiterstreiks durchgeführt wurden. Rund 105.000 Arbeiter hatten Landesweit die Arbeit niedergelegt.

Die damalige Lebensgefährtin von Adolf Gump, Magdalena Schindler, haben die Kriminalbeamten Josef Prähofer, Halbedel und Staatsanwalt Dr. Popp eingehend vernommen. Im Anschluß hat man sie verhaftet und in Untersuchungshaft genommen. Auch ihre Wohnung wurde durchsucht.

Letztendlich trat die Verjährungsfrist ein und die Erhebungen wurden gestoppt. Dr. Popp war der Meinung, dass die Verjährungsfrist ausgesetzt wurde, als die Brüder Anton und Jakob Gabriel 1937 verhaftet wurden. Das hatte allerdings keine Auswirkungen auf die Ermittlungen gegen die Brüder Gump. Die Verjährungsfrist wird nicht von den letzten Ermittlungen im Mordfall unterbrochen, sondern von den letzten Ermittlungen eine bestimmte Person betreffend. So wäre die Verjährung für die Brüder Gabriel noch nicht eingetreten, da sie 1937 unterbrochen wurde. Für die Brüder Gump war sie es, da man nach dem Fahndungsersuchen Reingrubers aus dem Jahre 1922 keine weiteren Unternehmungen gegen Adolf Gump veranlasst hatte.
Man konnte den Tatverdächtigen nichts nachweisen.

Staatsanwalt Dr. A. Popp hatte den Verdacht, dass der ermordete Josef Gruber das Kind von Adolf Gump gewesen sein könnte. Andreas Gruber hätte Adolf Gump als einen Rivalen betrachtet. Als das Kind dann unterwegs gewesen ist, sei aus der Rivalität offener Hass geworden. Am Tag der Geburt soll Gruber zu seinem Nachbar gesagt haben, dass ihm jeder andere lieber gewesen wäre, als der Körbelzäuner. Adolf Gump war Korbmacher (Körbelzäuner) und in der Gegend unterwegs, wie man aus dem Verhör der Magdalena Schindler weiss.
Als der Nachbar dann aussagen sollte, konnte er sich an nichts mehr erinnern.
Während den Ermittlungen erschien am 05.05.1952 ein Bericht in der Weltbildzeitung über den "schweigenden Pfarrer". Die Journalisten Heinz Ulrich und Gerhard Cronefeld interviewten den Pfarrer, konnten ihm aber keine Namen entlocken.

Pro

  • Die Anschuldigungen von Seiten der gemeinsamen Schwester, Kreszenz Maier, sind schwer. Lügt ein Mensch kurz vor seinem Tod?
  • Wenn die Anschuldigungen aus Oppeln stimmen, könnte Adolf Gump in der Lage gewesen sein, eine solche Tat zu begehen.
  • Das Verhalten des Anton Gump ist merkwürdig. Es stellt sich die Frage, warum er erst in Untersuchungshaft von dem Besuch beim Bruder berichtet hatte.
  • Die Aussage "und alles nur wegen dem Kind..." würde den Verdacht Popp´s, wonach Josef der Sohn von Adolf Gump gewesen sein könnte, unterstreichen.

Kontra

  • Es gibt keine Hinweise, dass die Brüder je auf Hinterkaifeck waren und/oder mit den Morden in Verbindung stehen.
  • Die Journalisten des Weltbildverlages besuchten Anton Gump und seine Frau Franzika in ihrer Wohnung in Ingolstadt ein weiteres Mal.
    Am 06.05.1953 erschien dieser Bericht "Sie nennen mich Mörder ohne den Schatten eines Beweises!"
  • Andreas Popp war am Ende auch nicht sehr glücklich, mit dem was er da angezettelt hat. Der Spiegel berichtete am 14.01.1953 darüber.
  • Die Ermittlungen wurden am 01.02.1954, gegen die Brüder Gump endgültig eingestellt.