Es gab unzählige Tatverdächtige und doch konnte/n der/die Mörder nie gefasst werden.
Genau deshalb werden viele unterschiedliche Tathergänge und Tatmotive diskutiert. Die folgende Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und kann gerne ergänzt werden.
Die nachfolgenden Gedanken sind das Resultat vieler Köpfe und vieler Diskussionen im Forum und sind weder vollständig noch an jeder Stelle objektiv. Vielmehr sollen sie zeigen, in welche Richtung gedacht werden könnte, um ein Motiv zu begründen.

Beziehungstat

Eine Beziehungstat ist dadurch definiert, dass Täter und Opfer sich kannten. Wie eng dieses Verhältnis dabei war, spielt erst mal keine Rolle.
Also zählt sowohl ein Mord an einem Ehepartner als Beziehungstat, aber eben auch der Angriff auf einen entfernt bekannten Menschen.
Im Fall Hinterkaifeck sind gleich auf mehreren Ebenen Motive denkbar, die möglicherweise den Hintergrund für den Sechsfachmord bieten.

Ungeklärte Vaterschaft zu Josef Gruber

Der kleine [[Personen: Gruber Josef | Josef] kam unehelich zur Welt. Um die Zeit, als er gezeugt wurde hatte seine Mutter Viktoria ein Verhältnis mit dem Nachbarn Lorenz Schlittenbauer, der einige Monate vorher Witwer geworden war. Lorenz Schlittenbauer hatte sich wohl ernsthafte Hoffnungen auf eine Heirat gemacht, die Viktoria immer wieder in Aussicht stellte und dann absagte, angeblich, weil ihr Vater das nicht wolle. Schon seit sie 16 Jahre alt war, wurde sie von ihrem Vater missbraucht. Dieser Inzest hatte 1915 nach einer Anzeige sogar zu einer Verurteilung geführt.
Nach dem Hin und Her keimte wohl auch in Lorenz Schlittenbauer der Verdacht, dass er gar nicht der Vater war. Vielleicht brauchte man einen offiziellen Vater, den man bei den Ämtern angeben konnte und vielleicht war der wirkliche Vater des Knaben sein eigener Opa.
Nach der Geburt von Josef gab es noch mehrere gegenseitige Anzeigen und Beschuldigungen; und es gab Unterhaltsforderungen an den Nachbarn. Man einigte sich schliesslich auf eine Einmalzahlung, die aber hinsichtlich der sich verstärkenden Inflation 1922 eventuell einer Neuberechnung bedurft hätte.
Jedenfalls könnten in diesem Szenario verletzter Stolz, enttäuschte Liebe und Ärger über die Niederlage vor Gericht ein Motiv für die Tat liefern. Und das nicht nur für den Lorenz Schlittenbauer, sondern auch für seine damalige Frau oder auch für seine Kinder.

Diese Varianten wurden polizeilich überprüft und konnten nie bewiesen werden.

Unsteter Lebenswandel der Familie Gruber/Gabriel

"Die Familie Gruber-Gabriel waren komische Leute" - so ähnlich lauten viele Beschreibungen. Die Familie hatte kaum je Besuch, ging schon mal ins Haus, wenn Jemand vorbeikam. Sie waren verschlossen und beschränkten den Kontakt zu anderen Menschen auf ein Minimum. Trotzdem gab es zahlreiche Kontakte, die für die Organisation des Alltags ausreichten und die sie v.a. zu einem gern gesehenen weil stets hilfsbereiten und fleissigen Bestandteil der Dorfgemeinschaft machten. Dass sie über Geldangelegenheiten schwiegen, verhältnismäßig geizig waren und gerne mal ein gutes Geschäft machten -manchmal auch zu überteuerten Preisen-, das mag damals ebenfalls nicht außergewöhnlich gewesen sein. Es fällt eben auf, dass diese Eigenarten besonders häufig herausgestrichen werden. Zusammen mit dem mindestens bis 1915 stattfindenden Inzest ergibt sich so ein Bild der Familie, das sie ausgrenzt und zum "Schandfleck" der Gemeinde macht.

Krumme Geschäfte

Hatten sie Jemanden übervorteilt? Fühlte sich Jemand übergangen?

Erpressung

Hatten Sie gar in maßloser Geldgier jemanden erpresst?
Oder wurden sie erpresst?

Rache des Dorfes

Oder war das Sündenregister in den Augen der Dorfgemeinschaft so weit angewachsen, dass es nicht mehr geduldet werden konnte?

Missglückter Scherz

Hatte eine Horde in einer Art Haberfeldtreiben der Familie einen Schrecken einjagen wollen und die Situation eskalierte?

Enttäuschte Liebe

Es gab mehrere Männer, die sich Hoffnungen auf die Viktoria gemacht haben. Darunter eben der Nachbar Schlittenbauer, einer der Bichler-Brüder, Andreas Schreier und wahrscheinlich noch weitere, von denen wir nicht wissen. Die Viktoria wurde von Zeitzeugen als bemerkenswert schöne blonde Frau beschrieben und sie stellte mit ihrem Besitz zweifells eine gute Partie dar. Aber immer machte ihr Vater einen Strich durch die Rechnung, zumindest nach außen sah es so aus, als wolle er seine Tochter nicht neu verheiraten. Ob Viktoria selbst heiraten wollte oder nicht, ist nicht bekannt.
War es also ein frustrierter oder verletzter Hochzeiter, der die Situation durch Mord beendete?

Eskalierende Begegnung im Stadel

Dem Bekleidungszustand zufolge waren nur Viktoria und ihre Mutter vollständig bekleidet. Die Situation der Auffindung der Leichen und deren Verletzungen legen nahe, dass die Tat im Stadel ihren Anfang nahm. Hatte es ein heimliches Treffen im Stadel gegeben und im Streit eskalierte die Situation?

Der rückkehrende vermisste Ehemann

Auf den im Ersten Weltkrieg schon 1914 getöteten Ehemann der Viktoria Karl Gabriel passen gleich mehrere Motive. Bei einer unerwarteten Rückkehr aus dem Krieg hätte er mit ansehen müssen, wie seine Frau mit einem anderen Mann ein Kind hatte. Und wenn der Verdacht noch im Raum gestanden wäre, dass dieses Kind ein Inzestkind ist, so hätte Karl wirklich wütend werden können. Immerhin hat sein Schwiegervater ihm schon in seiner kurzen Zeit auf dem Hof das Leben schwer gemacht.

Betrogene Verwandtschaft

Familie Gabriel

Karl Gabriel war insgesamt gerade mal ein halbes Jahr verheiratet, als er in den Krieg zog. Und nicht einmal in diesem halben Jahr war ihm eine glückliche Ehe beschieden. Gerüchten zufolge war die Ehe schon kurz nach der Heirat zerrüttet, Karl soll sogar zeitweilig wieder auf den elterlichen Hof nach Laag zurückgekehrt sein. Auch die Trauer über seinen Tod soll gerüchteweise nicht sonderlich groß gewesen sein. Nicht nur wurde sehr rasch der Erbschein und die Rente beantragt, es wurde auch ein Ausspruch der alten Frau Gruber überliefert, die auf die Todesnachricht nur erwiderte "Jetzt ist die Scheidung schon da".
Für die Familie Gabriel war die Heirat im Nachhinein ein Verlustgeschäft. Die Mitgift, mit der sich Karl in den Hof einkaufte, war weg. Der Sohn war dort unglücklich, er wurde nicht mit offenen Armen aufgenommen. Und überdies war er tot. Das Kind, das Viktoria zum Zeitpunkt seines Todes erwartete, konnte auch von ihrem Vater sein. Alle erhofften Verbesserungen durch die Hinzunahme der Ländereien von Hinterkaifeck waren nichtig. Stattdessen präsentierte sich Viktoria nach Karls Tod als stolze Bäuerin und gebar sogar ein uneheliches Kind.
Hatten die Brüder Gabriel genug von diesem zur Schau gestellten Leben? Hatten sie das Gefühl, dass der Lebensstil der Viktoria auch nach Karls Tod ihn verhöhnte?
Auch in diese Richtung wurde von der Polizei ermittelt. Ebenfalls ergebnislos.

Familie Gruber/Starringer

Viktoria hatte sich nachweislich mehrmals von ihrer Schwester Cäzilia Starringer Geld geliehen. Der Grund, den sie jeweils angab (Motorreparatur bzw. den Kauf eines neuen Dreschwagens), konnte nicht eindeutig nachgewiesen werden. In jedem Fall aber waren solche Leihen in Zeiten der starken Inflation ein gutes Geschäft, denn die heute geliehenen 1000 Mark waren in einigen Monaten mit Glück nur noch die Hälfte wert.
Fühlten sich die Schwester oder weitere Verwandte von der eigenen Familie betrogen und wollten sie zur Rede stellen?

Der ums Erbe betrogene Stiefbruder

Raubmord

Fremde Täter

Bekannte

Affekthandlung

Politische Hintergründe