Sonstiges: Das Marterl
Ein Marterl ist laut Wikipedia ein Kleinaltar, der errichtet wird/wurde, um Menschen die Gelegenheit zu geben, inne zu halten und zu beten.

(©Neue Augsburger Zeitung)

(©Weltbild Illustrierte)

(Quelle unbekannt)
(©BR)

(©Paartalgraf)
(©scte)
(©scte)

(©Paartalgraf)

Inschrift
(©Paartalgraf)

bisherige Standorte des Marterls
(©hinterkaifeck.net)
Was ist ein Marterl?
Der Bildstock von Hinterkaifeck
Die Gestaltung
Das einfache Marterl war zum
Schutz vor Witterung mit Dachziegeln versehen. Unter einer Nische für eine Kerze ist eine Gedenktafel angebracht mit der folgenden Inschrift:
Andreas Gruber geb. 1857
Cezilia Gruber geb. 1849
Viktoria Gabriel geb. 1887 geb. Gruber deren Kinder
Cezilia geb. 1915
Josef geb. 1919
Maria Baumgartner Dienstmagd geb. 1877
Anfänglich war zusätzlich noch ein Kniebänkchen am Marterl aufgestellt, das Marterl selbst war von einem kleinen Drahtzaun umgeben und bepflanzt.
Viel Bewegung in fast 100 Jahren Geschichte
Der Bildstock von Hinterkaifeck wurde zum Gedenken an die schreckliche Tat und an die Opfer von Hinterkaifeck errichtet. Die Errichtung fand nach dem vollständigen Abriss des Hofes 1923 statt, aber noch vor Herbst 1926. Das Marterl befand sich damals genau an der Hofstelle, ca. 15 Meter vom Wegrand entfernt. Da die Ackerflächen von Hinterkaifeck nach und nach wieder der kompletten landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt wurden, stand das Marterl schon bald im Wege und wurde am ersten Standort einige Male beschädigt.
Daraufhin versetzte man es vermutlich zu Beginn der 60er Jahre direkt an den Wegesrand, immer noch jedoch in Höhe der ehemaligen Hofstelle. Jahrelang war es der Witterung schutzlos ausgesetzt und in 1977 schon stark mit Patina überzogen, wie auch das Titelbild von Peter Leuschners erstem Hinterkaifeck-Buch zeigt. Aufgrund des daraufhin wieder einsetzenden Hinterkaifeck-Interesses wurde das Marterl notdürftig und „auf die Schnelle“ renoviert. Da der Standort nach wie vor für landwirtschaftliche Maschinen ein „Hindernis“ darstellte, versetzte man das Marterl im Januar 1984 direkt an die Wetterfichte, die zugleich auch das spitze Ende der Hinterkaifecker Felder (Parzellen) markierte. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch die Inschrifttafel renoviert und eine kleine Einfriedung um das Marterl angelegt. Bis zu den Filmaufnahmen von K. Hieber im Jahr 1991 wurde am Marterl auch nichts mehr groß verändert. In den folgenden Jahren erneuerte man mehrfach die Einfriedung, zeitweise war das Marterl von einem Efeubogen überspannt und einem Zaun umgeben. Die Einfriedung mit Dekorationssteinen wie sie auch heute noch vorhanden ist, wurde zwischen 1998 und 2000 vorgenommen. Ebenso wurde das Marterl erneut renoviert und auch mit Dachziegeln ausgestattet.
Im August 2003 wurde das Hinterkaifecker-Marterl durch einen Traktor versehentlich zerstört. An eine Reparatur war nicht mehr zu denken. Aus diesem Grunde wurde ein neuer Gedenkstein aus Beton sowie eine neue Inschrifttafel, jeweils originalgetreu nachgebildet, dort gesetzt.
Dank fleissiger und uneigennütziger Helfer vor Ort konnte das Marterl im Herbst 2011 restauriert werden.
Eine weitere Komplettbearbeitung erfuhr das Marterl im Jahr 2020. Danke dafür an alle, die sich vor Ort darum kümmerten.
Seit ungefähr 25. August 2022 fehlt das Marterl vollständig, es ist nur noch Erde zu sehen. Die Gemeinde Waidhofen hat ausdrücklich nicht geplant, das Marterl an anderer Stelle noch einmal aufzubauen.
Ein Ersatz für das abgerissene Marterl wurde 2025 errichtet, nur wenige Meter vom letzten Standort entfernt.
Frühere Inschrift-Tafel
Die Tafel wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt angebracht. Es gab in der Vergangenheit gleich mehrere Versionen:
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Abtragung im August 2022
Das Marterl steht nicht mehr.
In einem Bezahlartikel des Donaukurier wird auf zu viel touristischen Verkehr am Marterl hingewiesen und auf beständige Unruhe. Der Gemeinderat von Waidhofen hat sich gegen einen Wiederaufbau an anderer Stelle entschieden.
Im Windschatten dieser Entscheidung wurde zeitnah auch die Informationstafel zum Fall von der Gemeinde entfernt.
Ein kleiner Ersatz von November 2022 bis Januar 2023
Neue Gedenkstelle ab 31. März 2025
Nachdem das alte Marterl nicht nur vom Grundstücksbesitzer entfernt, sondern auch die zugehörige Infotafel von der Gemeinde entfernt worden war, gab es 2,5 Jahre lang vor Ort nichts, was an den Sechsfachmord erinnerte. Umso schöner, dass es pünktlich zum 103. Gedenktag ein neues Mahnmal gibt, das an die sechs Opfer erinnert.
Aufstellung und Einweihung
Seit 31. März 2025 ist bei der Wetterfichte wieder eine Gedenkstelle zu finden. Sie wurde am 05. April 2025 von Pfarrer Roy Augustine geweiht im Rahmen einer gediegenen Einweihungsfeier des Gartenbauvereins Waidhofen .
Standort
Die neue Gedenkstelle liegt nur wenige Meter vom letzten Standort entfernt. Direkt in der Nähe der Wetterfichte kam zusätzlich noch eine Sitzgelegenheit hinzu.
Initiatoren und Motivation
Im Auftrag des Gartenbauvereins Waidhofen fertigte der Kühbacher Steinmetz Kress ein aus 5 Stelen bestehendes Mahnmal, das an die Opfer von Hinterkaifeck erinnern soll. Das vorige Marterl war vom Gartenbauverein in Auftrag gegeben und liebevoll gepflegt worden. Zu Ehren der Opfer wollte man nicht dauerhaft auf eine Gedenkstelle verzichten und suchte nach einer Lösung, die Bestand haben soll.
Aufbau und Bedeutung
Das 3D-Kunstwerk zeigt auf 4 Steinstelen Beschriftungen, die aus allen Richtungen dem Betrachter Anregungen und Informationen geben. So repräsentieren die drei grauen, äußeren Steine nicht nur die Opfer (das Ehepaar Gruber, Viktoria Gabriel und ihre 2 Kinder sowie die Magd Maria Baumgartner). Der mittlere Stein verbindet sie alle.
Der Steinmetz René Kress sagt dazu im Donaukurier:
Und die gesamte Installation bekommt zusätzliche Intensität.
Der große Stein steht für Victoria Gabriel und ihre beiden Kinder,
der mittlere für ihre Eltern, Cäzilie und Andreas Gruber,
der kleine für die Dienstmagd, Maria Baumgartner, die zur falschen Zeit am falschen Ort war.
Quelle: Donaukurier
Die einzelnen Stelen und ihre Beschriftung
Element | Ansicht (Seite) | Beschriftung |
---|---|---|
Größte Stele (grau) | Seite 1 | Gottloser Mörderhand fiel am 31.3.1922 Familie Gabriel Gruber zum Opfer |
Seite 2 | Hinterkaifeck | |
Seite 3 | Victoria Gabriel 6.2.1887 geb. Gruber deren Kinder Cäcilie 9.1.1915 Josef 7.9.1919 | |
Mittelgroße Stele (grau) | Seite 1 | Cäzilie Gruber 27.11.1849 Andreas Gruber 9.11.1858 |
Kleinste Stele (grau) | Seite 1 | Maria Baumgartner Dienstmagd 1.10.1877 |
Weisse Stele, Zentrum | Seite 1 | Leid Tod Angst |
Bildergalerie
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Draufschau auf die neue Gedenkstelle in Richtung Wetterfichte
@winsider -
Ansicht in Richtung Südwesten (Schrobenhausen)
@Holzfuchs -
Einzelstein Maria Baumgartner
@Holzfuchs -
Einzelstein Viktoria Gabriel mit ihren beiden Kindern
@Holzfuchs
Persönliche Anmerkung
Ein großes Dankeschön an den Gartenbauverein Waidhofen und auch an Herrn Kress für Ihr Engagement und ein wenig auch für Ihren Mut, entgegen der Gemeinderatsentscheidung das Gedenken an die 6 Opfer von Hinterkaifeck aufrecht zu erhalten.